Ein gewaltiges Kuddelmuddel.
Erstmal: tendenziell trennen Affärenfrauen sich eher von ihrem Partner als Affärenmänner von ihrer Partnerin. Frauen sind da meist konsequenter, was den Affärenmann dann plötzlich und vollkommen unerwartet (nicht) unter Druck setzt?
Sollte Deine Affäre sich trennen und weiterhin in der Hoffnung bleiben, dass es mit Euch doch noch eine exklusive Beziehung wird, ist eine riesige Enttäuschung vorprogrammiert. Vielleicht auch Wut und Hass und eine Offenlegung der Affäre ihrerseits gegenüber Deiner Frau. Ja, das kannst Du Dir nicht vorstellen. Das muss auch nicht passieren, aber möglich ist es auf jeden Fall. Man sollte nie das Handlungspotential von verletzten Menschen unterschätzen.
Du wirst beide Frauen enttäuschen. Du tust es ja schon. Beende Deine Affäre lieber jetzt. Das ist dann so frühzeitig wie jetzt noch möglich und kann wenigstens noch unter einigermaßen anständigem Verhalten durchgehen.
Was Deine Frau angeht: Du beschreibst sehr eindrucksvoll, wie Du die Situation zuhause siehst. Mir drängt sich da sofort der Gedanke auf, dass deine Fürsorge und Dein Verantwortungsgefühl (bzw. das, was Du als solches beschreibst) auch zu relativer Entmündigung geführt haben können.
Wie sieht es mit Wertschätzung aus? Hat Deine Frau etwas, worauf sie selber stolz sein kann (oft ist es das im Beruf Erreichte oder soziales Engagement)? Ist sie ausgelastet und glücklich mit dem Hausfrauendasein oder kennt sie es vielleicht gar nicht mehr anders? Hatte sie und hat sie noch Ambitionen und Ziele, Träume und Wünsche? Woraus soll sie ihren Selbstwert und ihr Selbstbewusstsein ziehen, wenn sie einerseits keine Wertschätzung von außen erfährt und andererseits in der Familie auch noch ein anderer den Ton angibt? Worin besteht ihr Gestaltungsspielraum für ihr Leben?
Noch dazu, wenn sich auch noch die offenbar etwas dominante Mutter einmischt, der das gut situierte Leben ihrer Tochter (im goldenen Käfig?) nicht gut genug ist. Da kann ich den Ansatz Deiner Mutter, dass sie Dir eine bessere Ehe gewünscht hätte, schon eher verstehen. Ganz grundsätzlich allerdings finde ich, dass beide sich aus der Gestaltung Eures Lebens herauszuhalten haben und da bedarf es dann vielleicht wirklich mal einer klaren Ansage Deinerseits, statt einer Diskussion darüber, ob die Erziehung beim Kind nur rechts oder links herum laufen soll. Btw.: ich wäre angesichts der Performance meiner Eltern gern ein Trennungskind gewesen. Es war mir schon sehr früh klar, dass das für uns alle damals besser gewesen wäre. Ich litt darunter, dass meine Eltern zusammen geblieben sind. Deinem Trauma als Scheidungskind steht also etwas Vergleichbares gegenüber, so dass ich das nicht als richtungsweisend für die Frage einer Trennung betrachten würde, sondern eher das Wohlergehen aller. Warum sollte es Deinem Kind bei einer Trennung schlechter gehen. Ich erlebe häufig, dass Trennungskinder sehr viel mehr quality time mit den getrennten Eltern haben, als es vorher jemals der Fall gewesen ist.
Ich glaube tatsächlich, dass Deiner Frau aus vielerlei Gründen die Gelegenheit, sich zu sortieren und ggf. auch behandeln zu lassen, gut tun würde. Vermutlich sind auch Impulse von außen von unabhängigen Personen sehr notwendig. Vielleicht ist ein Klinikaufenthalt tatsächlich das Richtige. Am Ende jedoch kann alles stehen, von dem Willen, gemeinsam mit Dir an Eurer Ehe zu arbeiten, über den Wunsch, diese zu beenden.
Wenn es also für Dich weder aus vollem Herzen die Ehefrau noch die Affärenfrau ist, ist davon auszugehen, dass Du erstmal aufräumen solltest in Deinen Beziehungen, bevor Du die Verbindlichkeit einer Beziehung mit einer Frau eingehst.
Du fühlst Dich überfordert. Ja, verstehe ich. Das wird aber bestimmt nicht besser durch den zusätzlichen emotionalen Druck, der zwangsläufig über die Affäre entsteht. Ist Dir klar, warum Du selber Dich weiter in die Schaiße reitetst, statt sie weg zu räumen?
Wie wäre es mit einer Mediation, einem Coaching oder ähnlichem für Dich selbst? Wie wäre es, wenn Du Dir die Möglichkeit gibst, Dein Chaos mittels professioneller Hilfe aufzuräumen?
03.04.2020 10:38 •
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