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Wie wichtig sind Euch platonische Freundschaften?

LeTigre
Hallo!

Interessantes Thema, was mich auch gerade etwas betrifft und auch in der Vergangenheit oft eine Rolle gespielt hat.

Zitat von Blanca:
Wie schaut es bei Euch aus, sind enge Freundschaften für Euch überhaupt noch ein Wert, oder meint Ihr sie nicht zu brauchen?


Jain...

Prinzipiell sind sie für mich schon von Wert und ich denke 1-2 Freunde braucht fast jeder, aber ich habe im Laufe meines Lebens gelernt, dass es manchmal besser ist Freundschaften zu überdenken und ab einem gewissen Punkt auch ohne weiterzumachen. zB wenn man merkt, dass die Freundschaft einem nichts Positives mehr gibt. Da bin ich mittlerweile recht radikal geworden. Ich bin bereit viel in einer Freundschaft zu geben, aber dafür erwarte ich dann auch Loyalität, Wertschätzung und eine Balance zwischen Geben und Nehmen.

Zitat von Blanca:
Habt Ihr enge Freunde und seid Ihr wirklich füreinander da, wenn Not am Mann ist?


Im Bereich der Möglichkeiten: absolut.

Zitat von Blanca:
Wie wirken sich neue Lebenspartnerschaften auf Eure bestehenden (platonischen) Freundschaften aus?


Auf meine gar nicht. Freundschaften sind mir genauso wichtig, wie meine Beziehung und dementsprechend pflege ich beides. Da ich weder meine Freunde, noch meinen Freund täglich sehe bzw sehen muss, kommt sich da auch niemand in die Quere.

Zitat von Blanca:
Nehmen Eure Alt-FreundInnen Einfluss auf diese Beziehungen und wenn ja, welchen?


Was heißt Einfluss? Ganz typisch halt: Man redet über Probleme usw gerne mit einer Freundin und ich hole mir auch gerne Fremdmeinungen ein, um mir ein besseres Bild machen zu können.

Zitat von Blanca:
Habt Ihr schon mal mit einem engen Freund (m/w) gebrochen - oder umgekehrt?
Wie ging es Euch emotional damit - damals und heute?


Ja, schon sehr oft sogar. Da das zu dem Zeitpunkt auch absolut notwendig war (Selbstschutz), konnte ich auch hinter diesem Entschluss stehen. Vor kurzem habe ich mit zwei Freundinnen nach dem Urlaub gebrochen. Natürlich ging es mir damit nicht gut, aber zu dem Zeitpunkt ging es nicht anders. Manchmal muss ein Cut sein und man muss neue Menschen in sein Leben lassen. Wie gesagt, wenn mir jemand nicht gut tut bzw dafür sorgt, dass ich fast 'n Wutanfall kriege, dann hat sich die Person schon einiges geleistet und ich habe keine Kapazitäten, Energie und Nerven mich von Jemanden in stressen zu lassen.

03.09.2022 21:25 • x 3 #16


Elfe11
Ich hatte immer einen großen und wirklich guten Freundeskreis und war beliebt. Schulfreunde, Studien Kommilitonen, Arbeitskollegen, Kunden, Dienstleister, Nachbarn. Dann ist was Tragisches passiert, ich bin mit Mitte 40 an einem lebensbedrohlichen Infekt mehrfach erkrankt und weg waren alle (!) Freunde. Bis heute! Ich musste schwere Trauerarbeit in einer Kurztherapie leisten. Für mich zählt heute ein Freundeskreis nichts mehr. Er hat an Bedeutung für mich verloren. Ich versuche zwar neue Freunde zu finden und engagiere mich gerne immer wieder auf's Neue, werde aber über kurz oder lang dann enttäuscht und mache krasse Erfahrungen. Ich sehe heute meine Mitmenschen aus dem Alltag als Freunde. Da sind wirklich viele schöne motivierende Begegnungen mit dabei gewesen. Ich lasse mich mehr auf fremde Menschen im Alltag ein. Gerne auch auf Reisen. Mit positivem Resultat. Und natürlich musste ich mich mit dem Alleinsein anfreunden und konzentriere mich 100% auf mich und meinen Tag. Das hat mich voran gebracht und ins Leben zurück gebeamt. Neu sind 2 süße Katzen Kitten, Tiere sind meine Freunde und Familie. Und ich habe eine tolle Facebook Kochgruppe, mit der ich mich virtuell täglich treffe, aber auch telefoniere und schreibe. Ich habe einfach in zuviele menschliche Abgründe und Untiefen geschaut und schlechte Erfahrungen gesammelt.

03.09.2022 21:42 • x 2 #17


A


Wie wichtig sind Euch platonische Freundschaften?

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Jane_1
Zitat von Iunderstand:
Ich habe oft versucht den Kontakt wieder herzustellen, aber man will mich einfach nicht mehr, mehr als Lippenbekenntnisse waren es leider nie und genau so schnell wieder vergessen. Und ich muss sagen, ich kanns verstehen, obwohl ich mich wirklich aufrichtig entschuldigt habe.

Das tut mir leid. Scheint dann aber keine echte Freundschaft gewesen zu sein. Also vielleicht besser so.

04.09.2022 09:27 • #18


M
Zitat von Elfe11:
ich bin mit Mitte 40 an einem lebensbedrohlichen Infekt mehrfach erkrankt und weg waren alle (!) Freunde. Bis heute! Ich musste schwere Trauerarbeit in einer Kurztherapie leisten. Für mich zählt heute ein Freundeskreis nichts mehr.

Krisenzeiten stellen Freundschaften auf den Prüfstand.
Ich habe während einer existenziellen Erkrankung (37) meine Freunde auch noch einmal neu kennengelernt. Viele haben sich bemüht, an meiner Seite zu sein. Mir zu zeigen, dass ich ihnen wichtig bin und ihr Bestes gegeben, für mich da zu sein. Jeder auf seine ganz eigene Weise. Allein das war wie Balsam für die Seele.
Aber: Jeder bringt auch sein eigenes Päckchen mit in so eine Situation. Und spiegelt einem dann seine eigenen Ängste usw, ohne dies zu wollen. Man entwickelt während einer ernsthaften Erkrankung feine Antennen. Und dann ist es manchmal besser, selbst etwas auf Abstand zu gehen, da man ja durch die Erkrankung bereits selbst genug zu kämpfen hat.
Eine interessante Erfahrung, die ich in diesem Zusammenhang auch noch gemacht habe, war, dass plötzlich Freunde intensiv da waren, die vorher gar nicht so eng waren. Das finde ich schon sehr bemerkenswert. Da ist die Freundschaft dann natürlich dran gewachsen.

05.09.2022 13:13 • x 5 #19


Blanca
Liebe Threadteilnehmer,

erst mal herzlichen Dank für all Eure Antworten! Da stecken schon auf den ersten Seiten soviel unterschiedliche Erfahrungen drin, daß ich erst mal alles ein wenig sacken lassen mußte. Ich versuche zumindest mal ein paar der Zuschriften auszugsweise zu beantworten:

Zitat von Meerlöwin:
Krisenzeiten stellen Freundschaften auf den Prüfstand.

Da sprichst Du ein wahres Wort gelassen aus, wie sich u.a. bei @Snipes und @Elfe11 herauskristallisiert hat:
Zitat von Snipes:
Nach seinem Entzug und seiner Therapie war er ein anderer Mensch und ich damals frisch von der Mutter meines Sohnes getrennt. Er hat mich komplett im Stich gelassen, obwohl ich ihn wirklich gebraucht habe. Ihm ging es gut und er wollte nicht von mir und meinen Problemen genervt werden.

Zitat von Jane_1:
Gebrochen habe ich tatsächlich auch mal mit einer Freundin. In einer Umbruchphase hat sie mir etwas erzählt, was sich als Lüge herausstellte.

Zitat von Elfe11:
Dann ist was Tragisches passiert, ich bin mit Mitte 40 an einem lebensbedrohlichen Infekt mehrfach erkrankt und weg waren alle (!) Freunde. Bis heute!

Starker Tobak! Das waren dann also im Nachhinein gesehen eben keine (echten) Freunde. Soll keine Entschuldigung sein, aber womöglich war denen das auch selbst bis zum Augenblick der Wahrheit nicht bewußt. Umso enttäuschender wenn sich dann ausgerechnet in so einer Notsituation offenbart, daß sie einem doch nicht so nah sind wie erwartet.

Zitat von LikeTheStars21:
Einzelkind-Mentalität.

Da ich selbst mehrere Geschwister hatte, würde mich mal interessieren, was konkret Du damit meinst?

Zitat von LeTigre:
Prinzipiell sind sie für mich schon von Wert und ich denke 1-2 Freunde braucht fast jeder, aber ich habe im Laufe meines Lebens gelernt, dass es manchmal besser ist Freundschaften zu überdenken und ab einem gewissen Punkt auch ohne weiterzumachen. zB wenn man merkt, dass die Freundschaft einem nichts Positives mehr gibt. Da bin ich mittlerweile recht radikal geworden. Ich bin bereit viel in einer Freundschaft zu geben, aber dafür erwarte ich dann auch Loyalität, Wertschätzung und eine Balance zwischen Geben und Nehmen.

Danke! Du sprichst da in wenigen Sätzen aus, wie sich auch meine eigenen Freundschaften im Lauf der Jahre entwickelt haben - samt Umgang damit.

06.09.2022 21:51 • x 2 #20


I
Ich hatte jeweils über 10 Jahre eine gute Freundin, so eine richtig gute.
Die eine , löste die andere ab.
Die 1. Freundschaft zerbrach an unterschiedlichen Lebensplanungen, die sich nicht mehr ergänzten, dazu kam meine Auswanderung.
Die 2. beste Freundin meinte dann nach 11 Jahren, sie liebt meinen Mann.

Seitdem bin ich bedient.,
Ich habe viele gute Bekannte, hauptsächlich Pärchen mit denen wir uns treffen oder sogar in die Ferien gehen.
Aber tief geht das nicht.,auch wenn wir uns unterstützen und auch mal gegenseitig helfen.

Wenn ich Sorgen habe , bespreche ich die mit meinem Mann, mit meiner Schwester oder meinem Papa, - denn gerade in der letzten Beste Freundin Blase, wurde mir mein Herz ausschütten, zum Verhängnis.

Brauche ich nicht mehr.

06.09.2022 22:08 • x 3 #21


Elfe11
Zitat von Blanca:
Starker Tobak! Das waren dann also im Nachhinein gesehen eben keine (echten) Freunde.


Doch! Bei mir waren es langjährige gewachsene, nicht oberflächliche Freundschaften. Aber in der Krankenzeit hielten sie eben nicht. Ich war komplett auf mich allein gestellt. Daher warne ich jeden davor zuviel Zeit in die Pflege von Freundschaften zu stecken oder ihnen zuviel Bedeutung zuzumessen. Es lohnt sich nicht. Mir standen dann übrigens völlig fremde Mitmenschen zur Seite. Und man muss für sich selbst gut (vor-) sorgen und sich vor allem finanziell gut absichern, sich selbst zu helfen wissen.

06.09.2022 22:19 • x 2 #22


L
Zitat von Blanca:
Da ich selbst mehrere Geschwister hatte, würde mich mal interessieren, was konkret Du damit meinst?

Nun ja, da ich als Einzelkind noch in einer Zeit aufgewachsen bin, als sich nicht die ganze Familien-Erde ums Kind drehte, habe ich mich viel alleine beschäftigt, gelesen, Fantasiewelten erfunden und erbaut (dank Lego, Playmobil und all den Stofftieren), gemalt. Es gab viele Freunde, wir waren eigentlich nachmittags immer unterwegs als Gang, und auch immer mal eine beste Freundin.

Dennoch ist das, zumindest denke ich so, anders, als wenn man sich 24/7 mit Geschwistern beschäftigen kann bzw. auseinandersetzen muss. Sie sind qua Familienbande erstmal da.

Da ich es also gewohnt war, viel allein zu sein, macht es mir auch heute gar nichts aus, eher im Gegenteil. Ich mag viele Menschen um mich rum, brauche sie aber nicht, punktuell finde ich zu viel eher anstrengend.

07.09.2022 07:47 • x 4 #23


Blanca
Zitat von Isely:
Ich habe viele gute Bekannte, hauptsächlich Pärchen mit denen wir uns treffen oder sogar in die Ferien gehen.
Aber tief geht das nicht.,auch wenn wir uns unterstützen und auch mal gegenseitig helfen.

Danke Isely.

Ist Deinen Bekannten denn bewusst, daß Du sie nicht als Freunde siehst? Wurde das je thematisiert, oder ist es ein (Deinerseits so empfundenes) stilles Einvernehmen?

07.09.2022 10:30 • x 1 #24


MissGeschick
Hallo @Blanca ,
sehr interessant zu lesen wie die User das so erleben.

Ich habe meinen Freundeskreis bereits seit meiner Kindheit. Mittlerweile über Deutschland oder die Welt verstreut aber immernoch sehr verbunden. Wir feiern seit ca 20 Jahren immer Sylvester zusammen in einem kleinen Haus am See. Das ist unser Cliquendate und feste Größe. Da kommen alle mal mit mal ohne Partner, mit Kind Hund und Eltern oder allein. Aber der harte Kern ist immer da. Wir nehmen uns jedes Jahr diese eine Woche und tauschen uns aus. Darüber hinaus besteht zwischen allen individueller Kontakt. Manche seh ich wöchentlich, manche nur selten. Je nachdem wie weit wir reisen müssen. Telefonischen Kontakt halten wir alle. Und wenn was ansteht (Trennung, Umzug, Trauung, Geburtstage, Taufen, Beerdigungen etc) sind wir sofern möglich alle da. Wir halten zusammen wie Pech und Schwefel und es distanzieren sich natürlich manchmal einige für einige Zeit.( Wenn sie sich auf neue Partner*innen, Kinder, Karriere etc konzentrieren) Aber an Sylvester sind eigtl immer alle da, oder wir verbringen mal eine Stunde alle auf Skype, Zoom etc zusammen.
Dieses Jahr haben sich viele von usn auch im Urlaub getroffen. Also ich bin da sehr glücklich eingebunden in lebenslange Freundschaften, die vermutlich auch bleiben bis wir alt und grau sind. Nichts auf der Welt ist mir so wichtig wie meine Familie und Freunde und ich wertschätze meine Bande mehr als ich sagen kann. Mein Leben wäre anders verlaufen ohne diese wundervollen Menschen und ich hab mich noch nie im Leben allein und verlassen gefühlt. Das ist für mich mit das größte Geschenk meines Lebens. (Meine Kinder natürlich auch)

07.09.2022 11:07 • x 3 #25


W
Zitat von Blanca:
Laut diesem vor rund zwei Jahren in der Welt veröffentlichten Artikel haben die meisten Deutschen höchstens zwei enge Freunde - viele aber auch keinen einzigen Menschen in ihrem Dunstkreis, der diese Bezeichnung verdient: Auf dieser Seite hier wurde das etwas weiter aufgedröselt: Noch ernüchternder waren die in ...

Mir sind Freundschaften sehr wichtig. Ich habe drei langjährige Freunde und zwei Freundinnen.
Geholfen haben wir uns auch immer gegenseitig in der Not. Wobei sich Not auf kurzfristige finanzielle Schwierigkeiten bezieht.

07.09.2022 11:22 • x 1 #26


I
Zitat von Blanca:
Danke Isely. Ist Deinen Bekannten denn bewusst, daß Du sie nicht als Freunde siehst? Wurde das je thematisiert, oder ist es ein (Deinerseits so ...


Es sind ja Freunde, aber keine super beste Freunde.
Ich würde nicht alles erzählen, so wie bei einer besten Freundin zb.,
Wir sind halt befreundete Paare, und natürlich sind wir uns auch wichtig. Aber es ist einfach ein Unterschied wenn man 1:1 verbandelt ist.
Eine beste Freundin kann ich in der Nacht anrufen, wenn es mir schlecht ginge…
Das würde ich bei keiner der Frauen mit denen ich befreundet bin tun.

Verstehst du den Unterschied ?

Hatte ich zweimal , und einmal ging das richtig böse aus.
Nie mehr würde ich über meine Beziehung reden, da mir genau dadurch, dass Abartigste überhaupt widerfahren ist.,
Nicht mit einer verheirateten Freundin würde mir das mehr passieren und schon gar nicht mit einer die Solo wäre.

07.09.2022 13:23 • x 2 #27


I
Und ergänzend … weil ich so gerade darüber nachdenke..,
Vermisse ich etwas ?
Nein!
Wirklich nicht. Was auch?
Ich habe gelernt mit meinem Mann zu reden, was uns allein betrifft,,denn mit ihm teile ich mein Leben und nicht mit der Freundin.

Diese kleinen Spitzen, die vermisse ich nun auch wirklich nicht, dass konnten nämlich beide ganz gut.
Erstere wurde nämlich selbst betrogen, mit einer anderen besten Freundin und ihrem eigenen Mann.,

Und, soll jeder halten wie er will, aber gerade die beste tolle Freundin ist oftmals, diejenige , die dir das schwarze unter den Fingernägeln nicht gönnt.,
Darüber gab es sogar mal eine Studie.,

07.09.2022 13:39 • x 2 #28


Blanca
Zitat von Isely:
Verstehst du den Unterschied ?

Ja, allerdings wären solche Freunde für mich besonders gute Bekannte, mehr nicht. Wobei ich das nicht daran festmache, ob ich nachts anrufen oder Details aus meiner Beziehung bereden kann, da ich beides eh nicht wollen würde. Bei mir sind es eher so Dinge wie besuchen die mich im Krankheitsfall auch mal im Spital? oder so - ähnlich wie bei Elfie also, s. weiter oben.

07.09.2022 14:56 • x 1 #29


I
Zitat von Blanca:
Ja, allerdings wären solche Freunde für mich besonders gute Bekannte, mehr nicht. Wobei ich das nicht daran festmache, ob ich nachts anrufen oder ...


Ah das erwarte ich nur von meiner Familie.
Ich hasse ansonsten Besuch im KH.

07.09.2022 16:54 • #30


A


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