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Wieso ist heute jeder Ex Narzisst oder hat Borderline?

W
Ganz einfach: Es ist Mode geworden.
Und solche Vermodernisierungen funktionieren ja auch ganz einfach: Man lenke den Fokus auf irgend etwas, in dem Fall auf bestimmte Symptome (wie schwarzen Kaffee trinken oder saure Gurken essen oder sonst etwas, das früher noch zu den Unauffälligkeiten gerechnet worden ist), und schon rollt die Welle. Besonders das vereinfachte Gemüt wird hier hilflos mitgespült und schlägt bald erleuchtet in dieselbe Kerbe.
Lange wird es nicht mehr dauern, bis mehr oder weniger alle Opfer von irgend etwas sind. So in Narzissmus, Borderline, Soziopathien usw. sind, so out sind Verstand und Eigenverantwortlichkeit.
Und zu heulen und zu schimpfen ist halt einfacher und schmerzloser als sich selber ein paarmal kräftig mit dem Gummihammer auf das eigene Köpfchen zu schlagen.

Ich sehe das Problem allerdings weniger in diesen inflationären (und geschäftsträchtigen) Psychopathologisierungen, sondern vielmehr in der nicht weniger inflationär sich ausbreitenden Überempfindlichkeit gegen alles nur Mögliche.
Heutzutage rasten ja nicht wenige schon bei Dingen aus, bei denen sich früher nicht einmal ein Ohrwaschl gerührt hat.
Offenbar erleben wir die Generation der Prinzessinnen und Prinzen. Und solchen ist natürlich so gut wie nichts zumutbar, bald wohl nicht einmal das Leben selbst. Und das wiederum muss quasi reziprok auch stichhaltig begründet werden. Wozu es in dem Fall die Psychopathen braucht, die zu früheren Zeiten schlimmstenfalls Deppen,Trampeln oder Ar. waren.
Zudem kommt man eben auch viel einfacher über eine Trennung hinweg, wenn der/die dann Ex sich als pathologischer, beziehungsuntauglicher und überhaupt unmöglicher Fall erweist. Blöd halt nur, dass man sich vermutlich irgendwann einmal ausgerechnet in solch ein desaströses Monstrum verliebt hat.
Das gäbe mir schwer zu denken.

07.10.2022 21:34 • x 8 #61


Plentysweet
Zitat von Meerlöwin:
Aber wie viele von unglücklichen Expartnern diagnostizierte Persönlichkeitsgestörte sind wirklich im pathologischen Sinn psychisch krank?

Und darum gings oder gehts hier ja. So hab ichs zumindest verstanden.

07.10.2022 21:35 • x 4 #62


A


Wieso ist heute jeder Ex Narzisst oder hat Borderline?

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M
Zitat von Plentysweet:
Und darum gings oder gehts hier ja. So hab ichs zumindest verstanden.

Ja, genau. Und da klafft auch meiner Wahrnehmung nach eine große Lücke zwischen der Realität auf der Psychocouch und den gefühlten Narzissten, über die hier im Forum geschrieben wird.
Vielleicht mag @gabehcuod dazu was schreiben.

07.10.2022 21:40 • x 2 #63


S
Zitat von Plentysweet:
Und darum gings oder gehts hier ja. So hab ichs zumindest verstanden.

Dafür gibt es hier keine Statistik. Oder wird man vor Anmeldung gefragt?

Bitte geben Sie, lieber TE an,ob Sie an einer PS leiden und bitte auch,ob ihr Forengrund an einer PS leidet.
Danke für Ihre Mithilfe.

07.10.2022 21:46 • x 1 #64


Scheol
Zitat von Meerlöwin:
...Aber wie viele von unglücklichen Expartnern diagnostizierte Persönlichkeitsgestörte sind wirklich im pathologischen Sinn psychisch krank?

Wer fällt den alles in diesen Topf ? Wer verhält sich den so , oder so ähnlich ?

Warum wurde die Diagnose aus dem ICD 10 heraus genommen ? Viele sagen weil es diese Diagnose zu häufig gibt.

07.10.2022 22:57 • #65


Scheol
Zitat von Füchsin83:
...Auch spannend finde ich, dass es in meiner Wahrnehmung sehr oft vermehrt weibliche Borderliner und tendenziell eher männliche Narzissten gibt, bzw geben soll

Dann stimmt deine Wahrnehmung sehr gut.

07.10.2022 23:00 • #66


Scheol
Zitat von Frida3lisa:
tatsächlich Erkrankten sind im einstelligen Prozentbereich

6 bis 16 Prozent ………In den USA waren es bei einer Studie vor 2 Jahren , 16 Prozent.

Nun noch die Diagnosen wo Menschen sich ähnlich verhalten können / werden , wo Fachpersonal manchmal Probleme haben zu sagen was es genau ist.

07.10.2022 23:04 • x 2 #67


T
Zitat von Scheol:
6 bis 16 Prozent ………In den USA waren es bei einer Studie vor 2 Jahren , 16 Prozent. Nun noch die Diagnosen wo Menschen sich ähnlich verhalten ...

Das sind alleine hier im Land wenigstens knapp 5 Millionen Menschen. Also keine Modeerscheinung, sondern bittere Realität.
Wenn man nur von einem Paar ausgeht, sind 1/8 aller Menschen direkt vom Narzissmus betroffen.
Das ist definitiv nicht nichts und sollte Ernst genommen werden.

08.10.2022 00:14 • x 4 #68


VictoriaSiempre
Zitat von Acht:
Schonmal darüber nachgedacht, wie traumatisierend eine Beziehung mit jemanden ist, der eine Persönlichkeitsstörung hat?

Auffällig ist für mich in vielen Threads, dass Narzissmus/Borderline des Partners/der Partnerin erst dann thematisiert wird, wenn der Narzisst/die Borderlinerin die Beziehung beendet hat.

Ich glaube sofort, dass solche eine Beziehung traumatisierend ist. Aber: Wir schreiben das Jahr 2022, anders als noch in Generationen vor uns muss niemand in einer Beziehung bleiben, die krank macht. Das ist genau der Punkt, wo ich nach Eigenverantwortung frage.

Zitat von Acht:
Das Thema hier wurde erstellt um eigene Baustellen ins Außen zu verlagern und alle beteiligen sich brav.

Ich behaupte einfach mal (schlichte Küchenpsychologie ), dass jede/r, der eine Beziehung mit einem pathologischen Narzissten/Borderliner führt, obwohl er/sie darin massiv unglücklich ist, tatsächlich eigene Baustellen hat. Damit will ich ganz gewiss keine Schuldumkehr betreiben, sondern s. o. auf Eigenverantwortung hinweisen. Man kann sich nämlich schon auch die Frage stellen „warum mache ich das mit?“ und daran arbeiten, was man selber ändern kann. Das ist immer das eigene Verhalten, nicht das des anderen.

Genauso wie jede/r, der sich in einer Partnerschaft schlagen, ständig runterbuttern oder kleinhalten lässt.

Die, die das machen, können, müssen aber nicht Narzissten und Borderliner sein. Manchmal sind es einfach nur Idioten und @rschlöcher.

08.10.2022 00:49 • x 11 #69


Julika
Zitat von VictoriaSiempre:
Manchmal sind es einfach nur Idioten und @rschlöcher.

Sind dies nicht Etikettierungen, und zwar ganz einfache und schlichte, die dazu dienen, die Eigenverantwortung außen vor zu lassen? Wenn ich die anderen einfach nur als Idioten usw bezeichne, hebe ich mich ab von denen und muss mich nicht weiter mit mir und meinen Baustellen beschäftigen.

Ich kann es nachvollziehen, dass Erklärungen gesucht werden, wenn man/frau durch seine allernächsten Mitmenschen, denen man/frau vertraut hat, seelisch zerstört wird (und sich zerstört hat lassen). Ob das nun Ex-Partner*innen, Kollegen*innen oder Familienangehörige sind, die sich unterschwellig oder auch ganz offen destruktiv den Mitmenschen gegenüber verhalten, die ihnen vertrauen oder die sich in einem Abhängigkeitsverhältnis befinden - der seelische Schaden, der dadurch entsteht, kann vernichtend sein, sodass sich die Opfer psychologische Hilfe suchen müssen. Dass immer mehr dieser Opfer therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, zeigt doch, dass diese Menschen ihre Eigenverantwortung sehr ernst nehmen.


Zitat von whynot60:
Zudem kommt man eben auch viel einfacher über eine Trennung hinweg, wenn der/die dann Ex sich als pathologischer, beziehungsuntauglicher und überhaupt unmöglicher Fall erweist. Blöd halt nur, dass man sich vermutlich irgendwann einmal ausgerechnet in solch ein desaströses Monstrum verliebt hat.
Das gäbe mir schwer zu denken.

Ja, so ist es. Genau das gibt Opfern von desaströsen Monstren zu denken. Dass sie sich haben täuschen lassen, dass sie dieser schleichenden vernichtenden Entwicklung der Beziehung nichts entgegen gesetzt haben bzw nicht konnten. Dass sie diese desaströsen Einwirkungen auf die Psyche nicht wahrhaben wollten oder konnten. Dass solche Erkenntnisse langsam einsetzen, kann der Anstoß für die Inanspruchnahme therapeutischer Hilfe sein und dann dazu beitragen, dass man über eine Trennung einfacher hinwegkommt. Und nicht wieder auf so ein Monstrum reinfällt. Ist doch sinnvoll.

08.10.2022 03:53 • x 8 #70


F
Huhu, ja ganz genau, ich schrieb schon im Eingangspost, dass ich mich frage, wieso selbst, eigenhändig, als Laie, Persönlichkeitsstörungen vermehrt attestiert werden, Narzissmus und Borderline. Nicht mehr und nicht weniger. Dabei spreche ich nicht von Menschen, die durch eine diagnostizierte
Persönlichkeitsstörung des Expartners gelitten habe, wo die Diagnose tatsächlich gestellt wurde und die verarbeiten möchten. Heute, das stelle ich wie geschrieben auch privat fest, werden mit diesen Diagnosen Menschen schnell degradiert und das finde ich schade, für tatsächlich Betroffene und weil die Erkrankungen so sehr vereinfacht werden. Ebenso wenig sind andere Dinge gemeint, die die individuelle Partnerschaft verkomplizieren. Mir geht es darum, dass Beziehungsenden nicht als solche verarbeitet werden, sondern ein Partner als psychisch krank betrachtet wird, obwohl sie es vielleicht nicht sind. Wieso wird weniger gesagt,mein Ex ist ein A.. Mehr aber, mein Ex ist Narzisst.

Das ist eine offene Frage, hier gibt es keinen Zusammenhang zu mir, sondern eine für meine Wahrnehmung sich häufende gesellschaftliche Entwicklung. Ich frage mich, wie sie entstanden ist.

08.10.2022 06:50 • x 3 #71


N
Jeder der auch nur etwas Problematisch ist, wird gleich als Narzisst oder BL hingestellt..
Meine Diagnose heißt tief verwurzelter Narzissmus mit Borderline Tendenzen
Dabei bin ich eigentlich völlig normal im Verhalten und kann auch mein Kind erziehen nur weil ich mich zurückziehe und gewissee Dinge nicht so leicht verkrafte, heißt es nicht, dass ich durchdrehe
und völlig Lost bin....
witzigerweise hab ich daß Gefühl, das genau die Menschen Abklinken, die der Meinung sind, dass sie angeblich völlig normal sind....

08.10.2022 07:04 • x 3 #72


Julika
Zitat von Frida3lisa:
Mir geht es darum, dass Beziehungsenden nicht als solche verarbeitet werden, sondern ein Partner als psychisch krank betrachtet wird, obwohl sie es vielleicht nicht sind. Wieso wird weniger gesagt,mein Ex ist ein A.. Mehr aber, mein Ex ist Narzisst.

Ich nehme es schon so wahr, dass Menschen, die ihre ehemaligen Partner*innen als Narzissten*innen bezeichnen, obwohl es keine Diagnose gibt, ihre Beziehungen und sich selbst reflektieren. Es muss doch keine professionelle Diagnose vorliegen, um narzisstische Züge oder Persönlichkeitsstörungen wahrzunehmen.
Zitat von Frida3lisa:
Das ist eine offene Frage, hier gibt es keinen Zusammenhang zu mir, sondern eine für meine Wahrnehmung sich häufende gesellschaftliche Entwicklung. Ich frage mich, wie sie entstanden ist.

Ich halte es für menschlich, bestimmte Verhaltensweisen und Reaktionen verstehen und einordnen zu wollen. Dazu gehört dann eben auch die Einordnung in manipulativ narzisstisches Verhalten. Das kann hilfreich sein, auch um sich und die eigenen Verhaltensweisen besser verstehen zu können und aus alten schädigenden Beziehungsmustern herauszukommen. Ich kann daran nichts Verwerfliches feststellen. Es zeigt sich doch immer wieder im Großen, dass narzisstische und psychopathische Zerstörungswut und Allmachtsfantasien Tyrannen und Diktatoren antreiben und nicht wieder gutzumachendes Unheil in unserer Welt anrichten. Umso sinnvoller ist es doch, da mal genauer hinzuschauen und solche gestörten Persönlichkeiten zu ergründen, die es immer wieder schaffen, andere in ihren Bann zu ziehen und destruktiv zu manipulieren.
Zitat von NoID:
Jeder der auch nur etwas Problematisch ist, wird gleich als Narzisst oder BL hingestellt..
Meine Diagnose heißt tief verwurzelter Narzissmus mit Borderline Tendenzen

Hat das ein Arzt diagnostiziert oder dein Ex-Partner?
Natürlich kann es auch vorkommen, dass der Spieß umgedreht wird und der vermeintlich eigentliche Narzisst solche Diagnosen erstellt und das dem anderen vorwirft, der dann noch mehr an sich zweifelt.

08.10.2022 07:42 • x 6 #73


Cagy
Hallo Frida,
es mag unter anderem auch daran liegen das heute jeder quasi uneingeschränkt über das Internet Zugang zu Fachliteratur hat und sich Wissen *aneignen* kann. Ob das Gelesene dann auch korrekt verstanden wurde lassen wir mal dahingestellt...ich denke oft eher nicht..
Es werden stichpunktartig Symptome und bekanntes Verhalten verknüpft und Zack hat man die Diagnose. Zudem setzt hier oft so ein gewisser Herdentrieb ein...
Das Problem kennen auch die Mediziner.Die Leuter kommen ins Krankenhaus/Praxis und *wissen* schon was sie haben und wie sie behandelt werden müssen...und wehe das passiert dann nicht genau so.....
Die Menschen heute sind viel eher bereit die Ursache/ *Schuld* für das Mißlingen von Beziehungen / Gesundheit/ Glück..bei irgendwelchen *Umständen* zu suchen....egal wie absurd diese teilweise sind.
Typisch.. ER hat mich blockiert---hat unsere Beziehung noch eine Chance ? Früher gab es gar keine Handys, was haben wir da eigentlich gemacht um die Beziehung am Laufen zu halten....?
Der *gesunde Menschenverstand*ist leider völlig aus der Mode gekommen.
Mein Rat :
Wenn Sie durch Dr. Google schon wissen was Ihnen fehlt, dann lassen Sie sich doch von Dr. Yahoo behandeln.

Schönen Tag Dir

08.10.2022 07:56 • x 6 #74


E
Zitat von Tania03:
Das sind alleine hier im Land wenigstens knapp 5 Millionen Menschen. Also keine Modeerscheinung, sondern bittere Realität. Wenn man nur von einem Paar ausgeht, sind 1/8 aller Menschen direkt vom Narzissmus betroffen. Das ist definitiv nicht nichts und sollte Ernst genommen werden.

Und dazu kommen dann noch die Psychopathen, die auch mitten unter uns leben und sich gut verstellen können.
Wie sagt man so schön: Nicht jeder Narzisst ist auch ein Psychopath, aber jeder Psychopath ist auch ein Narzisst.

08.10.2022 08:28 • x 2 #75


A


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