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Wieso ist heute jeder Ex Narzisst oder hat Borderline?

F
Hallo ihr Lieben,

meine Fragestellung klingt provokativ und das ist sie auch. Wie seht ihr das? Einerseits gibt es einen gesellschaftlich sehr positiven Trend, über Persönlichkeitsstörungen wird heute gesprochen. Andererseits werden diese Störungen allgemein gesellschaftlich stigmatisiert, jeder Mensch mit geringen Sozial- oder Beziehungsfähigkeiten wird als narzisstisch oder auch als ,Borderliner bezeichnet, was so als Ausdruck bei vielen Betroffenen eher nicht so gut ankommt. Sind sie nicht erstmal Mensch? Hier im Forum wird häufig und gerne diese Diagnosen gestellt, von Laien. Nach dem Motto kennst du einen, kennst du alle. Ich kannte mal einen Borderliner ....Warum brauchen Menschen küchenpsychologisches Beurteilen, wieso ist es leichter eine Trennung aufgrund einer angeblichen Persönlichkeitsstörung zu verkraften? Wie viel pseudo Expertenwissen hier zu finden ist, selten erzählen Betroffene selbst, was schade ist.

Jeder Mensch ist erstmal Mensch, Menschen mit Borderline keine triebgesteuerten Monster. Narzissten nicht per se die ekelhaftesten Wesen überhaupt. Mich interessiert sehr, wieso heute so viele Menschen vermeintlich Psychologie studiert haben

07.10.2022 18:46 • x 29 #1


Plentysweet
Zitat von Frida3lisa:
aufgrund einer angeblichen Persönlichkeitsstörung zu verkraften?

Weil die Störung dann Schuld ist und nicht der Mensch dahinter. Ist manchmal ne recht willkommene Schuldverlagerung oder Auslagerung von Schuld und Verantwortung.

Ganz allgmein hab mir Deine Frage auch schon gestellt, warum es angeblich so viele Psychopathen geben soll ?! Vielleicht ist es tatsächlich so, vielleicht ist es aber auch irgendwie ein Trend, schnell zu diagnostizieren. Und jeder mischt da fleißig mit.

07.10.2022 18:50 • x 10 #2


A


Wieso ist heute jeder Ex Narzisst oder hat Borderline?

x 3


F
Zitat von Plentysweet:
Weil die Störung dann Schuld ist und nicht der Mensch dahinter. Ist manchmal ne recht willkommene Schuldverlagerung oder Auslagerung von Schuld und ...

Sehe das so wie du, die tatsächlich Erkrankten sind im einstelligen Prozentbereich und ich stelle auch privat die Überhäufung dieser Diagnosen fest. Zudem wird sehr oft unrecht getan und Vorurteil über Vorurteil zugrunde gelegt. Finde das schade und sehr überheblich.

07.10.2022 18:57 • x 5 #3


E
Hach, DANKE für die Erstellung des Themas

07.10.2022 19:01 • x 3 #4


Chrome
Das Leben ist so einfacher und auch deswegen bin ich grundsätzlich immer ganz genau bei solchen Dingen.

Oft kann man schnell erkennen wohin die Reise geht, ganz besonders hier in diesem Forum. Einfach paar unangenehme Fragen stellen, den Fokus auf den oder die TE legen und schauen wie diese reagieren, schon bekommt man ein besseres Bild.

Menschen die bewusst ausweichen auf unangenehme Fragen sind meistens sich ihrem Anteil sehr wohl bewusst, aber nicht fähig sich dies einzugestehen. Die was antworten aber bewusst nur in eine Richtung, sind sich meistens überhaupt keiner Schuld bewusst und dann gibt es eben die was sehr wohl auch sich selbst in die Schuld nehmen. Diese Personen kann man noch am ehesten für voll nehmen, aber auch da gilt immer wie sehr ist diese Person in Wirklichkeit verletzt worden vom Handeln des anderen.

Menschen die getroffen sind bellen und wollen Druck ablassen. Oft ist es so am einfachsten und leider sprechen hier viele Menschen zu schnell ein Urteil bzw. springen auf diesen Zug auf und geben solchen Personen auch noch Futter für ihre Verletzlichkeit.

Oft genug hier leider schon erlebt, aber auch diese Menschen fallen früher oder später in ein Loch der Tatsachen. Auf Dauer sich zu verstecken hinter solchen Floskeln ist halt keine Option für die Ewigkeit, zumindest dann nicht wenn man wieder erfolgreich in eine Beziehung gehen möchte.

07.10.2022 19:04 • x 1 #5


S
@Frida3lisa
Zitat von Frida3lisa:
ich stelle auch privat die Überhäufung dieser Diagnosen fest. Zudem wird sehr oft unrecht getan und Vorurteil über Vorurteil zugrunde gelegt. Finde das schade und sehr überheblich.

Ich Zweifel inzwischen auch daran. Entweder an der gesamten Anzahl etwas falsch ist oder es mehr werden oder die Diagnosen zu schnell gegeben werden.

Ich kenn inzwischen so viele damit (diagnostiziert) dass ist fast schon ,,merkwürdig

Ich hab hier mal ne ganz andere Sicht. Finde es ehrlich gesagt sehr interessant.

07.10.2022 19:04 • x 2 #6


tina1955
@Frida3lisa , weil die Ehemaligen nicht so funktioniert haben, wie die Verlassenen es sich dachten oder sich erhofft haben?

07.10.2022 19:05 • x 7 #7


F
Zitat von Füchsin83:
Hach, DANKE für die Erstellung des Themas

mir ist das auch im Privaten aufgefallen, genauso hier. Finde es wirklich spannend, das Warum.

07.10.2022 19:08 • x 1 #8


M
Ich denke, neben dem Schuldaspekt, den Plenty angesprochen hat, ist es vor allem die Tatsache, dass der Schmerz wohl leichter auszuhalten ist, wenn eine solche Störung die Ursache für z.B. Trennung ist.

Man hadert ja sehr mit der Frage, ob man nicht liebens-wert genug ist, zumindest für diese eine Person. Und es ist wohl einfach entlastend, wenn derjenige dann eben Narzisst war oder Borderlinerin.
Ebenso, wie es bei Beziehungsanbahnungen entlastend für den eigenen Schmerz ist, wenn derjenige bindungsängstlich war - anstatt einfach nur nicht genug Interesse zu haben.

Was ich auch problematisch finde, ist, dass viele dann in der Opferrolle stecken bleiben und eigene Anteile nicht sehen können/wollen.
Wenn ich z.B. lese, dass jemand mein Narz schreibt, bin ich sofort weg.

07.10.2022 19:13 • x 8 #9


Urmel_
Zitat von Frida3lisa:
gesellschaftlich sehr positiven Trend

Mir fällt da der Trend ein, dass Jugendliche durch social Media dramatisch an Störungen zugenommen haben, die sich von alleine nicht rauswachsen. Corona hat in die gleiche Kerbe geschlagen.

Eine deutliche Zunahme an Jugendlichen mit Dachschaden ist kein positiver Trend.

Hier die Quelle zu den statistischen Grundlagen:

07.10.2022 19:18 • x 5 #10


T
Ist ja auch jeder Na*i oder Laktose intolerant…

07.10.2022 19:19 • x 1 #11


E
Zitat von Frida3lisa:
mir ist das auch im Privaten aufgefallen, genauso hier. Finde es wirklich spannend, das Warum.


Absolut!
Ich schätze, es ist zum einen der Wunsch bzw das Bedürfnis, ein - ich nenne es mal pauschal - uncharmantes, auf den ersten Blick nicht direkt verständliches verhalten erklären und benennen zu wollen.
Je nach Situation und Person und ggf der damit verknüpften Emotionen, ist es auch der einfachere Weg zu sagen, er oder sie ist Borderliner oder Narzisst, denn das klingt halt auch erstmal friedlicher als er oder sie ist einfach kacke.

Dann hat eine Persönlichkeitsstörung auch immer etwas verständnisvoll tröstliches (es ist ja eine Störung, Diagnose, Krankheit...wenn das nicht wäre, ist die Person ja eigentlich ganz anders...)
Und es kippt schnell in die Richtung och, eigentlich ist ja er/sie das Opfer, weil quasi gefangen in dieser Krankheit.

Man hat eben schneller Verständnis und Mitleid, weil so eine Diagnose (die man ja oft einfach auch mal gern selbst gibt, um dem ganzen was man nicht versteht, einen namen zu geben) ist ja oft nach der Devise im Zweifel für den Angeklagten

Dazu kommt eben noch das helfen wollen und übergriffiges sich kümmern (was oft einem hinterherlaufen gleicht) weil man ein Verpflichtungsgefühl hat.

Der andere ist lieber der mit den Problemen und der Störung, aber mit mir ist alles ok, ich habs ja probiert. Joa, aber zu ner Beziehung und auch zu einer Trennung gehören ja nunmal immer zwei Personen ‍️

Auch spannend finde ich, dass es in meiner Wahrnehmung sehr oft vermehrt weibliche Borderliner und tendenziell eher männliche Narzissten gibt, bzw geben soll

07.10.2022 19:21 • x 5 #12


F
Zitat von Trennend:
Ist ja auch jeder Na*i oder Laktose intolerant…

Ja stimmt

07.10.2022 19:22 • x 1 #13


I
Zitat von Plentysweet:
Weil die Störung dann Schuld ist und nicht der Mensch dahinter. Ist manchmal ne recht willkommene Schuldverlagerung oder Auslagerung von Schuld und Verantwortung.

Zitat von tina1955:
weil die Ehemaligen nicht so funktioniert haben, wie die Verlassenen es sich dachten oder sich erhofft haben?

Sehe ich genauso so. Es ist eine einfache Rechtfertigung warum es gescheitert ist und verlagert die Schuld. Selber muss man sich nicht hinterfragen, und wenn es nicht an den verschwundenen Gefühlen liegt, sondern an der Krankheit, ist doch alles Dufte...
Und dazu kommt natürlich noch das Bull*hit Bingo im Internet, wenn man nur Trennung eingibt kommt schon die ganz klare Diagnose, dass der Ex definitiv nicht sauber sein kann, wenn er sich getrennt hat... so springen die Meisten drauf an.

Wobei ich mein persönliches Highlight vor 5 Minuten hatte. Neues Thema aber nicht die üblichen Diagnosen, sondern diesmal Autist! Ganz klar für die TE, Mama und Schwester vom Ex sind für sie bipolar, der Bruder ganz klar für sie Autist, also laut Kausalitätskette muss der Ex auch Autist sein! Und das der Grund der Trennung!
Was willst du da dann noch sagen? Bekommst ja eh wieder nur übers Maul gefahren hier, wenn du nicht wie der jeweilige Fürsprecher gleich eine psychische Störung annimmst. Macht echt teilweise keinen Spaß mehr

07.10.2022 19:24 • x 8 #14


F
Zitat von Füchsin83:
Absolut! Ich schätze, es ist zum einen der Wunsch bzw das Bedürfnis, ein - ich nenne es mal pauschal - uncharmantes, auf den ersten Blick nicht ...

Das sind sehr einleuchtende Erklärungen Ja, das stimmt auch, ich denke weil ein bestimmtes Verhalten mit den Begriffen gezeigt werden soll. Narzisst, männlich: Hochmut, Eitelkeit, er ist der Beste, ausbeutend. Frau mit Borderline, hysterisch, manipulativ, unehrlich, verführerisch. Das zeigt ein bisschen, dass bestimmte Eigenschaften heute übergeordnet zu einem Begriff werden. Das ist interessant:)

07.10.2022 19:27 • x 1 #15


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