Zitat von Arnika: Nur halt nicht sehr lange
Stichwort Seife.
Nun dann auch noch mein Input mit und um Udi und die tausend Nicks.
Ich verfolge hier ja im Forum einen recht britischen Alice im Wunderland Stil: we are all mad und wenn man so ein Zeitl hier abhängt dann trifft man automatisch auch auf die eine oder andere merkwürdige Geschichte oder Situation. Im Prinzip ist das alles auch nicht so das Ding, es ist ein anonymes Forum und wenn ich mich morgen als Männer mordende schwarze Witwe oder kein Wässerchen trübende Nymphe hier neu anmelden würde, dann müßte ich zwar die Forenregeln etwas weit auslegen, aber es wäre halt schon einfach mein Ding.
Bei Udi ist das ganze aber etwas anders. Der erste Udi, der hier aufschlug, war sicher sehr gebeutelt und mit natürlich auch erheblichen Schicksalsschlägen versehen, aber im Grunde ein nach wie vor ganz normaler Zeitgenosse. Er hatte ein paar Freunde hier, hat immer wieder auch versucht anderen zu helfen und eben, wie die meisten hier, versucht seine Geschichte zu verarbeiten.
Beim ersten Mal, wie das ja meistens so ist, ging das auch eine ganze Zeit lang gut. Was mir in meinem Austausch, ich schrieb damals schon in seinem Thread mit, aber immer mehr auffiel, war eine sich immer deutlicher abzeichnende Weigerung in die für eine Heilung notwendige Bearbeitung eigener Themen zu gehen. Es gab von vornherein keine Differenzierung. Die Ehe war allein durch Ex zerstört wurden. Die Kids, die er mit aufgezogen hat, haben sich ganz allein von ihm abgewandt. Der Schlaganfall (wir reden über die eigene Gesundheit) war nur seiner Aufopferung für andere geschuldet. In kurz, alle schuld, außer Udi.
Viele die hier dabei sind, wissen oder haben eben gelernt, daß Opferhaltung zunächst zu zwei Dingen führt: absolutem Kontrollverlust (wer nur Opfer ist, dem kann gleiches jederzeit wieder passieren) und sich daran anschließende Verbitterung.
Ich erinnere gut, daß ich aber auch andere beständig versucht haben, mit ihm darüber in einen Austausch zu kommen. Ihn zu ermutigen neue Wege zu gehen, andere Sichtweisen zu gewinnen. (Is ja hier schon auch so ein bissl Sinn und Zweck vom Forum).
So wie physische Erkrankungen, wenn sie unbehandelt bleiben, sich zu chronischen solchen entwickeln können, ist das eben auch mit psychischen Krisen. Auch diese können eben unbehandelt zu chronischen werden. Nun kann man sich 20 mal hinstellen und sagen, aber meinst Du nicht, Du tust Dir selbst damit nichts gutes und Du bis der derjenige, der darunter deutlich leidet, es ist aber Deine (!) Gesundheit, aber es ist halt wie mit den sprichwörtlichen Pferden und der Tränke.
Irgendwann hat natürlich das kollektive Mitgefühl des Forums auch deutlich nachgelassen. Die Schwarmintelligenz hier hat einen untrüglichen Riecher für Authentizität und lässt sich eben irgendwann nicht mehr wie ein Kaugummiautomat zur Abgabe von Mitgefühl bei Bedarf brauchbar machen. Die Geschichte ist auserzählt, alle Ansätze verpufft und wenn jemand keine Veränderung wünscht oder dies eben nachhaltig genug demonstriert, dann wendet man seine Energie eben bei anderen auf.
Udi ging daraufhin das erste mal ins Drama. Der große Abschied. Daß daraus eine Trilogie in 128 Bänden werden würde, hat er vermutlich selbst damals noch nicht gewusst. Die Intensität des ersten Mals wiederholte sich, alle Wegbegleiter meldeten sich noch einmal etc.
Danach folgte eine Aneinanderreihung von An- und Abmeldungen hier, die ja offensichtlich bis heute anhält.
Im Grunde könnte einem das ja egal sein, daß Forum ist eben auch Sammelbecken für allerlei Kuriositäten. Was aber mir und eben auch ein paar anderen nicht egal ist, daß es im Laufe dieser Jahre zu einer zunehmenden Radikalisierung bei ihm gekommen ist bei gleichzeitigem ansteigenden Verlust von Einsichtsfähigkeit.
Daß oben von Annika zitierte Beispiel ist da leider (!) wirklich nur die Spitze des Eisbergs. Die hier dann immer wieder demonstrierten Gewaltphantasien gegenüber von Frauen, die sich einfach herausnahmen selbst zu entscheiden, mit wem diese schliefen und mit wem halt nicht, waren das eine. Diese aber tauchten regelmäßig in einem Zusammenhang auf, bei dem er kleinste Ablehnungen von Frauen im realen Leben erfahren hatte.
Es gab Arbeitskolleginnen, Bäckerinnen und was weiß ich, die sich durch ein Lächeln oder einen (!) Kaffee oder eben ein Date ihm gegenüber bereits (natürlich ohne deren Kenntnis) so weit verpflichtet hatten, daß eine Ablehnung eines weiteren Kaffees oder Dates (ehrlich vorgebracht) eine zutiefst empfundene Kränkung bei ihm auslösten, welche eben dann zu deutlichen verbalen Entgleisungen führten.
Konnte dann die Mehrheit des Forums den Anlass und die tiefe Reaktion nicht in einen für ihn befriedigenden Zusammenhang bringen -Man stelle sich vor, da schreibt einer, Mensch Udi, es war doch nur ein Kaffee und ja Ablehnung tut halt auch weh, aber deswegen sind doch nicht alle Frauen xyz und die Emanzipation das größte Übel der Menschheit noch vor einem Genozid, denn einen solchen bräuchte es seiner Einschätzung mal wieder, damit wir alle endlich mal wieder zusammen halten. - wurde nicht an seiner Einschätzung gearbeitet, sondern die ursprüngliche Geschichte, so weit in künstlerischer Freiheit angepasst, dass sie seinen Empfindungen entsprach.
Da wurde aus einem Du, ich habe mich für einen anderen Kandidaten entschieden, eine Geschichte, wie man eigentlich nur eine ganz liebevolle Überraschung geplant hatte und dann kurzerhand die Dame im Altherrenphantasie-Negligee auf frischer Tat ertappt.
Irgendwann gab es dann Beschwerden, Abmahnungen und Sperren, es ist immer wieder erstaunlich, daß 10% der Beteiligten 90% der Arbeit verursachen, so eben auch hier im Forum.
Nach der ich brauche eine neue Liebe, sonst werde ich nie heilen, aber du musst mir vorher beweisen, daß Du es ernst meinst Phase, folgte dann die Phase des von mir spielerisch so genannten letzten Mohikaners. Der letzte Mann auf Erden mit noch echten, aufrechten moralischen Vorstellungen, der weil er ein guter ist, immer die Oarschkarten zieht und sich nunmehr in Anlehnung an Nietzsche Liebe ist tot von der Welt zurückziehen würde.
Die Gewaltphantasien wurden meiner Einschätzung nach nicht weniger, aber wenigstens war der Ton insbesondere den Frauen im allgemeinen gegenüber ein etwas gemäßigter.
Bis wir schließlich bei Schlurfi sind. Mir persönlich war von Anfang an klar, daß es sich um unseren Mitstreiter aus alten Tagen handelt, aber immerhin war der Ansatz ein neuer. Im Gegensatz zu der hübschen Schuldumkehr, die Udi in diesem Thread versucht hat, namentlich nicht der Täter sonder die ihn entlarvenden Hobby-Psychologen sind schuld (ein Rondo), hatte ich auch nicht vor, dazu in irgendeiner Weise Stellung zu nehmen.
Ich hatte gehofft, daß die neue Identität als Beziehungsunwilliger aber mit Spaß vielleicht eben auch eine Möglichkeit für ihn wäre, mehr Akzeptanz der eigenen Lebenssituation zu finden und wieder zu etwas mehr Lebensqualität zu gelangen.
Die ganze Klassenfoto Geschichte ist mir allerdings völlig entgangen. Auch beim Eingangsthread von DarkLord war mir, wie einigen anderen natürlich sofort bewusst, um wen es sich handelt, der Zusammenhang zu Schlurfi und das sich andere von ihm getäuscht fühlen aber erst bei weiteren Lesen klar.
Ebenso wie Annika empfinde ich viele Aspekte seiner Geschichte als extrem tragisch und ich habe nach wie vor Mitgefühl, aber es gibt auch Teile, die mich wirklich besorgen.
Wenn aus Opfern Täter werden, die sich selbst aber als hoch-moralisch empfinden und den Bezug zur Realität verlieren, nicht der Täter ist böse, sondern die, die ihn entlarven, dann darf einen das, mit einem extrem unguten Gefühl zurück lassen.
Ich wünschte wirklich, Udi würde sich endlich um die Hilfe bemühen, die er ganz offensichtlich braucht.