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Erst Affäre, dann Trennung, Scheidung und Auszug

M
Machen wir uns die Welt
widiwidi uns gefällt
oder so ähnlich

06.03.2018 08:38 • x 1 #91


BerndOtto
Zitat von E-Claire:
Das ist unendlich schmerzhaft.
Gedanke: Was wäre, wenn sie im Sein mit Dir eine Version ihrer Selbst gewesen ist.


Ja, auch da ist viel dran. Ich denke alle Menschen sind sowieso irgendwie schizophren, die Frage ist halt wie wir es kanalisieren. Ich sage immer, ich kann meine Schizophrenie recht gut im Job ausleben; teils muss ich da total asozial sein, mich in Akten vergraben, lesen und schreiben, teils hypersozial, mit massenhaft Studenten kommunizieren, mit Kollegen - bei öffentlichen Auftritten auf dem Tisch tanzen (bildlich gesprochen) um Applaus zu bekommen. Schizophren eben, aber ich lebe meine Schizophrenie eben im Job aus.

Und ja, ich denke meine Frau hat im zuvorkommenden Gehorsam - ohne, dass ich es gefordert hätte - nur eine Seite, oder vermehrt nur eine Seite ihres Ichs leben lassen (Frau, Mutter, Ehefrau, das erfolgreiche, geglückte Paar etcpp - vielleicht hier auch die Madonna) und die andere Seite, die in ihr eben sehr stark ist - das weiss ich - nicht gelebt (das Mädel, die Jugendliche, Loverin, die Verruchte, Verführerin - oder wenn wir so wollen die *beep*).

In beide Seiten habe ich mich verliebt, als ich sie traf, auch in ihren nicht immer stubenreinen und manchmal etwas flachen, aber sehr treffenden Humor. Ich habe die zweite Seite nicht behindert, vielleicht nicht immer unterstützt, eher ist die zweite Seite eben situationsbedingt, wenn man zwei Kinder hat und Jobs etc. etwas in das Hintertreffen geraten. Ich bekam aber auch nicht mehr genug Gehör, wenn ich diese zweite Seite an ihr aufblühen lassen wollte - und das schon länger nicht mehr.

Ich denke, da steckt viel drin: sie lebte nur eine Version ihres Ichs. Schade nur, dass sie es nicht versucht hat, die zweite Version auch wieder mit mir zu leben. Ich denke nämlich schon, dass wir das hinbekommen hätten. Und noch mehr schade, dass sie dann den schmutzigsten Weg aus einer Beziehung gesucht hat - mit Betrügen und Lügen. Und das über eine sehr lange Zeit.

Lug und Betrug wiegen viel schwerer als der Verlust der Liebe - denn auch ich weiss, dass man sowas nicht auf Lebenszeit abonnieren kann; überhaupt sind diese jahrzehntelangen Ehen heute historisch gesehen dystopisch: Früher starb entweder die Frau nach einigen Jahren im Kindbett oder der Mann, weil er in den Krieg zog oder aber älter war, weil schon vorher ihm eine oder mehrere Frauen weggestorben waren. Nur wenige Menschen, die früher relativ alt wurden, hatten nur einen Lebenspartner... In dem Sinn sehe ich die 13-14 Jahre, die wir hatten als durchaus lange, geglückte Zeit.

06.03.2018 12:58 • x 2 #92


A


Erst Affäre, dann Trennung, Scheidung und Auszug

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E-Claire
Was Du über die Familie Deiner Frau schreibst, finde ich ganz spannend. So etwas ist ja immer Hypothek, welches es dann im späteren Erwachsenen-Dasein abzutragen gilt, auf welche Art und Weise auch immer.
Diese Form von Familienkonstellation ist zudem so perfide, weil neben dem was so offensichtlich kaputt ist, es dann auch immer diese zweite Ebene gibt, auf der manipuliert und auf welcher an der Wahrnehmung aller Beteiligten herumgebastelt wird. Ist dem Ganzen ja immanent, sonst müßte das Kartenhaus in sich zusammenfallen. In solcher einer Situation groß zu werde, hinterläßt neben dem üblichen Vertrauensschaden und der ich-will-es-besser-machen Attitüde eine ganze Reihe von Fehlvorstellungen über Gefühle und den Umgang mit diesen.

Der Auftrag der Mutter wäre natürlich möglich, ich sehe im Moment aber eher ein Kopieren des väterlichen Verhaltens.

Was mir heute früh dazu noch in den Sinn gekommen ist, wie aggressiv ich ihr Verhalten eigentlich empfinde. Diese Aneinanderreihung irgendwelcher Kandidaten, insbesondere auch nach Aufdeckung des ersten, ist in meinen Augen Akt von tiefster Aggression. Im Grunde hat sie einen Torpedo nach dem anderen aufs Eheschiff abgeschossen, damit es endlich sinkt.

Du hast von Entintellektualisierung gesprochen, ich würde weiter gehen und schreiben: blinde Wut.

Für mich hat das Ganze zudem etwas sehr atypisches.
Der generelle Zusammenbruch von Ehe-Konstrukten oder Partnerschaften ist ja, ob uns das gefällt oder nicht, nun nicht gerade außergewöhnlich. Eigentlich aber rennt das schon in einer von zwei Bahnen:

Die Affäre: Große Liebe, blah. Konnten nicht anders blah, wollte Dich nicht verletzen blah, wußte am Anfang selbst nicht, was ich will blah. Dann folgt Aufdeckung, aktiv oder passiv, dann der übliche ich ziehe zu ihm, oder ich will Ehe retten Schwurbel.
Je nach Willen der Beteiligten und Brauchbarmachung von Profis, sinkt das Schiff halt ein paar Jahre später oder erstrahlt in neuem Glanz, weil endlich repariert.

Die andere Variante ist diese Selbstfindungsnummer, die im Handtäschen ja immer irgendeine Lebenskrise dabei hat. Sei es die berühmte Mid-Life-Crisis oder einschneidende Erlebnisse oder, oder, oder. Irgendwas ist immer.
Diese Variante geht aber zumeist einher mit der wir-müssen-reden: meine-Gefühle-für-Dich blah. Sicher selten sofort, aber dann schon absehbar wird die gesamte Klaviartur des 60er Jahre Emanzipationshandbuchs für Anfänger geritten. Da mögen zwar drei Kandidaten drin vorkommen, aber ja nicht unbedingt zum Zweckes des sofortigen Wiederaufbaus dessen, wovon sich frau eigentlich befreit sehen will. Ja geradezu befreien muß.

Manchmal wird natürlich die Selbstfindungsnummer zum Feigenblatt für Variante eins. Aber das ist ja einfache Marketingstrategie und stellt sich dann doch auch recht schnell heraus.

Deine Lady, nun ja Ex-Lady, kombiniert da aber auf recht hübsche Art und Weise einzelne Stilelemente, die ich insgesamt echt schräg finde. Für die ist das natürlich stimmig und sie hat ja auch zunächst versucht, Dich an die Frau zu bringen, aber sich auf Teufel komm raus unbedingt einen neuen Partner zu suchen, um dann aber eins, zwei, drei das gleiche Haus zu bauen finde ich echt merkwürdig.

Aber vielleicht ist es wirklich eben der Versuch, die zweite Seite, die Du eben beschrieben hast, wieder zum Vorschein zu bringen. Mir scheint zwar, daß da jemand hingeht und eine 21.Jahrhundert-Variante der Anleitung zum Unglücklichsein schreibt, aber Reisende kann man leider nicht aufhalten.

Egal wie sehr wir das wollen.

Ich kann gut verstehen, daß Du retten wolltest, also nicht sie, sondern das Eheschiff, aber, was auch immer sie antreibt, sie wollte das nicht und dies auch in aller Deutlichkeit. Das ist nicht nur extrem Schade sondern einfach sehr schmerzhaft.

Was ich mich frage ist, ob diese unendliche Aggression (die ich da vermeintlich wahrnehme) schon früher in anderer Form aufgetreten ist.

06.03.2018 13:45 • x 2 #93


BerndOtto
Zitat von E-Claire:
Du hast von Entintellektualisierung gesprochen, ich würde weiter gehen und schreiben: blinde Wut.


Hallo E-Claire und Danke für Deinen gut drei Wochen alten Post, den ich damals nur überflogen hatte. Ich habe mich diesen Monat viel um die Jungs gekümmert und war hier kaum online. Jetzt auf Kurztrip mit den Kerlen; gestern um kurz vor neun mit beiden eingeschlafen und deshalb jetzt mitten in der Nacht wach. Und natürlich beschäftigen mich so einige Dinge immer mal wieder nachts.

Du schreibst viel gute Dinge in Deinem Post, ich denke die Situation ist damit sehr gut erfasst. Ja, es ist eine schräge Kombination verschiedener Stilelemente und letztendlich blinde Wut, Berserkertum - sie wollte, dass diese Ehe den Bach runter geht. Eine Bekannte, selber Psychologin und Freundin unserer Familie (lebt leider 2000 km von uns entfernt mit ihrer Familie) sagte zu dem ans Mann bringen als ich ihr vor zwei Wochen am Telefon die ganze Story erzählte: Deine Frau hat easy exit versucht. Interessanterweise berichtete mir die Bekannte von dem letzten Treffen unserer Familien und dass eine Aussage meiner Frau in Bezug auf unsere Ehe ihr damals nicht aus dem Kopf gegangen sei: Ich solle mir doch eine Zweitfrau suchen, gerne mehr Kinder bekommen und ie könne selbst die gutbezahlte Nebenfrau bleiben (da hatte sie schon selbst zwei Lover am Start, von denen ich nichts wusste).

Ja, es ist alles sehr schräg: sie hat jetzt diesen neuen, dritten Lover, macht mit ihm auf Teilzeitbeziehung, mehr ist ja nicht drin, er arbeitet wochen- oder periodenweise nicht in unserer Stadt und wenn er hier ist, muss er sich auch um die eigenen drei Kinder kümmern. Sie haben ja auch ihre eigenen Wohnungen uns sie richtet sich durchaus in der eigenen kleinen Wohnung ein, das ist nicht nur als kurzes Interim gedacht. Also, ob das wirklich was Ernstes ist, wage ich zu bezweifeln. Meine Gedanken gehen eher dahin, dass dieser Mann nun eben das Instrument war, unser Eheschiff endgültig leck zu schiessen. Ist ja auch gelungen. Aber sie feiert ihn auf FB als best man, ever. Na, bittesehr.

Aber ich wollte Dir auf die Fragen nach der Agressivität antworten. Ja, leider ja. Insbesondere seitdem 2010 unser ersten Sohn geboren wurde, war diese Agressivität da. Schon als er 1-2 Jahre alt war, konnte sie ausflippen, weil er sich nicht so verhielt wie sie wollte - dass Kinder eben Kinder sind und nicht immer nach ihrer Pfeife tanzen, oder einfach nicht erwachsen reagieren, war nicht in ihrem Erfahrungsbereich. Und mit dem zweiten Kind wurde es schlimmer. Auch mir gegenüber konnte sie (selten) agressiv werden; meist wegen Kleinigkeiten, die im Endeffekt irgendwelche Machspielchen waren. Vor 5 1/2 Jahren, da war nur der erste Sohn da, schrieb sie mir einen Brief, in dem sie sagt, dass sie dem Sohn und mir gegenüber nicht mehr so agressiv sein will, wenn sie ein berufliches Ziel, auf das wir gemeinsam für sie hingearbeitet hatten, erreicht hätte. Es war etwa ein halbes Jahr nach dem Brief erreicht, aber es änderte sich maximal nur mittelfristig etwas.

Die Agressivität den Jungs gegenüber (nicht immer, aber immer wieder, mit der Zeit auch öfter und nicht nur selten - aber in den letzten 1,5 Jahren der Ehe waren da ja auch schon die Affären und daher ein externer Grund mehr da), habe ich ihr auch sukzessive übel genommen. Ich bin eher phlegmatisch, kann solche Dinge an mir abprallen lassen oder die Situation auch lösen. Wenn sie mir gegenüber agressiv war, ist die Sache vielleicht einmal im Jahr eskaliert, weil ich eben mir nicht alles gefallen lasse.

Und ja, als die Jungs vor drei Wochen zu mir kommen, erzählt der Älteste sofort als er bei mir am Tisch sitzt, dass Mama eine Sache, die ihm gehört kaputt gemacht hat, weil er in einer Situation nicht sofort spurte. Und klar, er ist momentan durch die Trennung in einer Lage, in der er Erwachsenen gegenüber (und gerade seiner Mutter gegenüber) Eigenständigkeit demonstriert.

Ja, die Agressivität ist da und ich habe sie wahrscheinlich nie ernst genug genommen - und auch nie damit gerechnet, dass sie dazu benutzt wird, das Eheschiff zu versenken.

30.03.2018 03:56 • x 3 #94


M
Zitat von BerndOtto:
dass Mama eine Sache, die ihm gehört kaputt gemacht hat, weil er in einer Situation nicht sofort spurte...

Heftig
Knuddel den Jungen mal, mit lieben Grüßen von mir

30.03.2018 04:00 • x 1 #95


BerndOtto
Mache ich! Er liegt im Hotelbett (in Stockholm) neben mir. Gestern gab es Museumsbesuch und Baden im Hotelpool; heute nach dem Frühstück nochmal Hotelpool, dann am Nachmittag mit dem Zug heim. Wir haben einen harmonischen Männerausflug, überhaupt geniesse ich unsere Männer-WG, wenn die Jungs bei mir sind... Und ich mache jetzt das Lich wieder aus, um halb acht sind die Kerle wahrscheinlich wach...

30.03.2018 04:08 • x 2 #96


E-Claire
Lieber @BerndOtto

Wie schön von Dir zu lesen. Ich habe neulich mal kurz an Dich gedacht, als ich nämlich festgestellt habe, daß im Schwedischen die Patchwork-Familie, eine Bonus-Familie ist. Was für ein großartiger Ausdruck. Ich sammle Worte, ist ein Hobby von mir. Aber auch ein schöner Ausdruck für Dich, ein langfristiges Ziel sozusagen.

Zitat von BerndOtto:
Ich solle mir doch eine Zweitfrau suchen, gerne mehr Kinder bekommen und ie könne selbst die gutbezahlte Nebenfrau bleiben (da hatte sie schon selbst zwei Lover am Start, von denen ich nichts wusste).

Spannend oder? Der Klassiker des have the cake and eat it too, natürlich schmerzhaft für jemanden, der anderes will und auch so entwertend.
Ist Dir aber aufgefallen, daß es in diesem Satz einen ganz grauenhaften, fatalen Moment gibt?
Gerne mehr Kinder bekommen Dir gegenüber natürlich eine vermeintliche Großzügigkeit, bei welcher es mich beim Lesen fröstelte. Das schlimmste aber ist, daß die Jungs da überhaupt nicht vorkommen.

Aus Kinderperspektive ist es wirklich unendlich schlimm, wenn sich die Eltern trennen und lange Zeit möchten Kinder auch noch später, daß ihre Eltern wieder zusammenfinden. Deshalb ist für Kinder, wenn Mama oder Papa eine andere Familie gründen, nicht nur Manifestation dessen, daß ihr Traum unwiederbringlich verloren gegangen ist und vor allem beschäftigt die Kinderseele auch, ob sie nicht einfach ersetzt werden.

Dies Aussage Deiner Ex hinsichtlich einer oder mehrerer Frauen für Dich war geschmacklos. Der Halbsatz aber über weitere Kinder offenbart ein völliges Fehlen der Kinderperspektive im Gewand vermeintlich aufgeklärter Großzügigkeit Dir gegenüber, daß ich ehrlich echt schlucken mußte.

Womit wir ja zurück zum Thema kommen:
Zitat von BerndOtto:
Insbesondere seitdem 2010 unser ersten Sohn geboren wurde, war diese Agressivität da. Schon als er 1-2 Jahre alt war, konnte sie ausflippen, weil er sich nicht so verhielt wie sie wollte - dass Kinder eben Kinder sind und nicht immer nach ihrer Pfeife tanzen, oder einfach nicht erwachsen reagieren, war nicht in ihrem Erfahrungsbereich.

Zitat von BerndOtto:
Und ja, als die Jungs vor drei Wochen zu mir kommen, erzählt der Älteste sofort als er bei mir am Tisch sitzt, dass Mama eine Sache, die ihm gehört kaputt gemacht hat, weil er in einer Situation nicht sofort spurte


Ich habe mich mal eine zeitlang mit der Entstehung von Aggression auseinandergesetzt. Dabei fand ich für mich Joachim Bauer Schmerzgrenzen extrem hilfreich. Eine Kombination aus neurologischen und verhaltenspsychologischen Aspekten, die darlegen, daß Aggression eben kein Instinkt ist, sondern Reaktion auf vorhergehende Kränkung darstellt. Mir hat das Buch getaugt, weil es verständlich aber mit Wissenschaftsbezug geschrieben ist, damit unterlässt es im Gegensatz zu manchen Shanti-Shanti Selbsthilfebüchern diese etwas penetrante Sie schaffen das Mentalität bzw erspart einem auch lustige Übungen.

Zudem hilft es bei der Ent-Emotionalsierung, die nicht mit Marginalisierung zu verwechseln ist. Ein Unterschied auf den ich gern gleich noch einmal zurückkommen würde.
Deine Frau hat also nicht nur ihre Aggression durchaus mal bemerkt sondern wie im aktuellen Beispiel, ist nach wie vor nicht in der Lage, Kinderverhalten von (alter oder getriggerter) Kränkung zu unterscheiden. Spannend ist, daß Frauen tendenziell (!) eher neben Aggression gegen Kleinere, weniger Starke, vor allem auch mit Selbstaggression reagieren, demgegenüber Männer tendenziell das klassische Duell suchen.
Vielleicht also, ist das Versenken des Eheschiffs weniger Akt gegen Dich, sondern womöglich Akt gegen sich selbst. Insbesondere dann, wenn die Abgrenzung zwischen ihrem Ich und eurem Wir eine diffuse, verquere ist. Wenn das mehr als Einheit also damit als ihre Identität von ihr wahrgenommen wurde, verschwimmen den Grenzen zwischen Autoaggression und Aggression womöglich.

Wäre auch ein mögliches Erklärungsmuster für dieses Konglomerat an schrägen Stilelementen.

An dieser Stelle würde ich gern noch einmal auf Ent-Emotionalsierung versus Marginalsierung von Aggression zurückkommen. Immer noch häufig anzutreffen ist das Gegenteil. Aggression wird absolut emotionalisiert, in und von beiden Richtungen, also Aggressor und Aggressee (sorry ich greife jetzt mal auf Anlehnungen zurück in der Wortschöpfung).bei gleichzeitiger Bagettelisierung.
Man denke an: Weil ich dich liebe, bist du der einzige, der es schafft, mich so zur Weißglut zu bringen. Sub-Text für den Aggressee ich werde geliebt, damit kann die Weißglut nicht so schlimm sein.

Bei genauer Betrachtung wäre aber mE das Gegenteil deutlich zielführender. Deine Weißglut ist offensichtlich Ausdruck von Hilflosigkeit, welche Hilfe brauchst Du, überlege bitte, denn die Weißglut (nicht Du) ist inakzeptabel.

Was mich zu einem letzten Punkt bringt. Aus verschiedenen Gründen wird Aggression insbesondere durch Frauen deutlich mehr in Familienkonstrukten marginalisiert als männliche Aggression. Die 50er Jahre Ehefrau, die einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen vor ihrem Mann bekommen hat, darf sich zurück ziehen und es wird trotzdem nicht gefragt, was eigentlich während der Abwesenheit der Männer mit den Kindern gemacht wird.
Wenn Du als baldiger Ex-Ehemann ein Spielzeug Deines Sohnes kaputt machst, reagieren insbesondere bei Anzeige die zuständigen Stellen recht schnell. Das ist umgekehrt anders.

Womit wir bei Dir sind. Ich bin mir sicher, daß Deine Frau eure Söhne liebt. Nochmal, ich plädiere für eine Ent-Emotionalisierung ihrer möglichen Aggression, aber ich würde gern den Blick darauf lenken, daß Männer und insbesondere Väter in nunmehr Erwachsenenalter und zu völler Stärke gereift, manchmal einen recht getrübten Blick auf das aggressive weibliche Verhalten haben.
Einfache Überprüfungsfrage: Hätte Next, als Mann körperlich überlegen, nicht als Idiot, der jetzt halt am Start ist, das Spielzeug (oder was es auch war) Deines Sohnes kaputt gemacht bei gleicher Ausgangssituation und -lage, wäre Deine Reaktion die gleiche?

Falls nicht, kurz noch mal das eigene Ego überprüfen. Ego ist ja immer auch so ein Ding, dann noch mal gleiche Frage stellen.

Es geht mir keineswegs darum, Deiner Frau etwas zu unterstellen, wie gesagt ich bin mir sicher, sie liebt ihre/eure Kinder, aber ich würde Dich gerne ermutigen, Deinen Blick zu schärfen. Deine super-nette Jungs-WG darf und erlaubt Dir nämlich, da auch an- und ausgleichend zu reagieren.

Zudem wirst Du früher oder später natürlich auch mal einen Blick auf die Frage werfen müssen, die im Fall dessen, daß meine Perspektive merit haben könnte, einfache Kausalität ist, an welcher Stelle hast Du vielleicht ausgesucht, an welcher Stelle hast Du vielleicht gefördert und an welcher Stelle gäbe es uU blinde Flecken.

Nochmal und das ist mir wirklich wichtig, das ist meine Perspektive, die auch nur Deine Schilderungen und Wortwahl in Betracht zieht. Das ist nicht gleichbedeutend damit, daß an der Perspektive irgendetwas dran ist. Außerdem verwehre ich mich explizit gegen den Müttermythos, der nicht nur in die eine Richtung sondern eben auch in die andere, also (vorübergehend) auch mal oder deutlich aggressive Mütter leiben ihre Kinder nicht, richtet. BS. Da ist sie nämlich wieder die Emotionalsierung.

Das einzige, was mir ein wenig am Herzen liegt, ist eine also meine Sichtweise darzulegen und darauf hinzuweisen, daß der Grund aggressiven Verhaltens, insbesondere wenn da Übertragungen stattfindeen, zumeist in der Kindheit des Aggressors zu suchen sind. Wenn wir das aber als Arbeitshypothese annehmen, dann gilt es die Weitergabe, also die Kindheit der jetzigen, genauer zu beobachten.

Liebe Grüße und viel Kraft für Dich.

30.03.2018 20:18 • x 4 #97


BerndOtto
Liebe @E-Claire

Danke. Wiederum: in Deinem Post steckt sehr viel drin, nichts, dass ich jetzt direkt abweisen könnte; ganz im Gegenteil. Meine Gedanken gehen seit Wochen und Monaten in ganz ähnliche Richtungen.

Ich werde jetzt heute nicht alles kommentieren, einige Dinge muss ich auch einfach noch einmal durchlesen und darüber reflektieren. Oft merkt man erst beim mehrfachen Lesen, was alles so drinnen steckt.

Ja, die Story mit der Nebenfrau --- es gab ja noch andere Dinge, die andere Bekannte oder Freunde aus der Zeit bevor ich irgendetwas von Affären wusste, berichtet haben, ähnlich verrückte Dinge.

Aber es ist so wie Du schreibst: unsere Kinder kommen darin nicht vor. Und sie kamen maximal als Statisten in unseren Gesprächen der letzten 10 Monate vor, nachdem ich vergangenen Mai Lover 1 durch Zufall entdeckte. Für mich war es immer die grosse Frage: Was ist mit den Jungs, denkst Du, denken wir an die? Wie wird es und wie wird es sie treffen, kurz-, lang-, und mittelfristig? Darauf wurde nie eingegangen, maximal unwillig das Ganze vom Tisch gewischt. Das habe ich auch immer so unschön gefunden: Wir sind vier. Eine entscheidet, im Zweifelsfall gegen den Willen von dreien. Wobei der des Erwachsenen=mir sicher am unbedeutendsten ist. Hinzu kommt ja auch, dass wir bis Ende Dezember ein gutes häusliches Leben führten, in derselben Wohnung, demselben Ehebett, mit S., Weihnachten, Kochen etc. Es lief. Aber meine Frau war eben schon wieder wo anders unterwegs. Es war bis einen Monat vor ihrem Auszug nicht dysfunktional, ich machte es dann im Januar ihr unangenehm, nachdem sie das definitive Ende verkündet hatte...

Nein, aber die Kinder kamen da nirgends in ihren Gedanken vor, sie waren - wie auch ich - zu Statisten degradiert. Die Frau agierte. Du wirfst die Frage auf, ob sie die Kinder liebt. Auch meinen Eltern und Geschwistern gegenüber habe ich dies immer bejaht und würde es auch weiterhin tun. Ich bin mir da sehr sicher. Sie ist nicht lieblos und hat durchaus positive Emotionen, dem Kleinen gegeüber aber immer mehr als dem Grossen gegenüber. Der Grosse ist ein sehr sanfter, sensibler, intelektueller und kluger Kerl - vielleicht eher mir ähnlich. Der Kleine ist eher emotional, draufgängerisch, künstlerlisch, im schlimmsten Falle leicht überintelligent (Intelligenz und Klugheit sind mE nicht exakt dasselbe), vielleicht eher ihr ähnlich. Aber: Auch wenn sie Liebe den Kindern gegenüber hat und zeigt - ihr fehlt dieses sagen wir mal Mutter-Gen, das sich Kümmern. Das delegiert sie zu gerne, an andere (KiGa etc., eigene Eltern etc.) - und Kümmern kann hier eben auch einfach Sein mit den Kindern sein. Sie wendet sich leicht ab, wenn die Kinder was machen und ist in ihren eigenen Sphären.

Der Klassiker have the cake and eat it too auf Schwedisch att äta kakan och ha den kvar war ja in verschiedener Gestalt immer wieder da, bis zum Ende. Sie hat ja aus der Komfortzone der Ehe heraus seit September/Oktober mit Nummer 3 die Baziehung angebahnt, aber so lange hier noch den Kuchen gegessen wie es nur ging...

Alles Weitere, zu Agressionen etc. kommentiere ich in den kommenden Tagen.

Schöne Grüsse nach Süden!

B.

30.03.2018 21:44 • x 2 #98


E-Claire
Zitat von BerndOtto:
att äta kakan och ha den kvar


Also phonetisch könnten wir das beim nächsten Mal noch irgendwie klären ich weiß, daß ein a mit einem Kringel oben drauf ein fast o ist, aber das finde ich spannend. ansonsten habe ich mich außerdem gefragt, wie eigentlich eine schwedische Tastatur ausschaut .
Hätte mal vor langer Zeit eine schwedische Freundin, namens ich hab den Buchstaben nicht A(mit Kringel)sa, irgendwo in Schweden hopst eine Frau herum, die trägt das gleiche Tattoo, wie ich. Ein ganz kleines bevor Tattoos wirklich in waren, vom damals zweitbesten Tättowierer in London.
Ist wirklich lang her, aber auch eine von diesen Geschichten, die eben nur das Leben schreibt.

Den Rest heben wir uns für ein anderes Mal auf. Wir diskutieren hier harten Tobak und, auch wenn ich das nicht immer explizit erwähne, Du machst ne wirklich harte Zeit durch, es ist schwer. Es tut weh.
Du machst Deine Sache aber wirklich gut. Ich versichere Dir, Du schaffst das.

Bonusfamilie, der schönste Ausdruck ever und auch wenn es noch ein Zeitl hin ist, was für eine Perspektive.

Das Südlicht grüßt das Nordlicht, muß aber jetzt ins Bett, weil es ganz bald in den weiten Westen reist.
Ein Südlicht, was natürlich aus dem Osten stammt, damit wir die Himmelsrichtungen vollkriegen.

30.03.2018 23:20 • #99


BerndOtto
Phonetisch wie folgt (aber nicht 100%, leider):

Schw. a = a, ggf. etwas dunkler als im Dt.

Schw. e = Dt. e.

Schw. i = dt. i. ggf etwas deutlicher und stärkerer Zungendruck, aber sehr ähnlich

Schw. o = dt. u. (aber da gibt es durchaus im Schw. Unklarheiten, dialektale Bedingungen und manchmal ist schw. o auch = dt. o.)

Schw. u = dt. ü (aber auch nicht immer, manchmal auch u=u; normalerweise sagt man Uppsala, dialektal aber auch Üppsala)

Schw. å = dtl o (eigentlich immer)

Schw y = dt. ü

Zur Tastatur: Da, wo Ihr ein ü habt, habe ich ein å, das ü generiere ich über Sondertaste ¨ und u.

Ansonsten schw. Tastatur: y da wo im Deutschen das z ist (wie engl. Tastatur). Aber in neuen Betriebssystemen kann ich verschiedene Tastaturbelegungen eingeben, wenn ich Deutsch eingebe ist das å also ein ü

30.03.2018 23:41 • #100


BerndOtto
Zitat von E-Claire:
Einfache Überprüfungsfrage: Hätte Next, als Mann körperlich überlegen, nicht als Idiot, der jetzt halt am Start ist, das Spielzeug (oder was es auch war) Deines Sohnes kaputt gemacht bei gleicher Ausgangssituation und -lage, wäre Deine Reaktion die gleiche?

Falls nicht, kurz noch mal das eigene Ego überprüfen. Ego ist ja immer auch so ein Ding, dann noch mal gleiche Frage stellen.


Das ist eine gute Frage, die ich mir so noch gar nicht gestellt habe - aber die ich durchaus mir auch für die Zukunft beantworten sollte. Ich denke, ich hätte direkt das Jugendamt eingeschaltet. Aber auch bei meiner Noch-Frau war ich da ganz nahe als ich die Sache hörte.

Ich hatte mit ihr vergangene Woche ein Treffen, einige praktische Dinge mussten ja noch geregelt werden. Aber es ging mir auch darum ihr eine klare, mündliche Botschaft zu übermitteln. Vor zwei Wochen als ich die Kinger übernahm, erzählte der Grosse, dass er die sechs Tage, die er bei Mama war, nicht einmal geduscht oder gebadet wurde. Und es gibt da einige intime Stellen bei Achtjährigen, die das aber ganz nötig haben, sonst kann es nämlich sogar sehr unangenehme Folgen haben. Der Kleine war gebadet worden, aber keinem in den Tagen die Fingernägel geschnitten, ein Fingernagel beim Kleinen war gesplittert. Die Oberbekleidung/Jacken etc war dreckig. Ich habe erstmal die Jungs entseucht, die Klamotten und die Nägel geschnitten.

Im Gespräch vergangene Woche sagte ich ihr deutlich, dass es, sollte ich die Jungs noch einmal ungewaschen oder so wieder übernehmen, es ohne weitere Vorwarnung eine Anzeige ans Jugendamt geben wird.

Also zu Deiner Frage: Ja, ich bin der Frau gegenüber durchaus netter als ich einem Mann gegenüber wäre, aber ich zeige ihr ganz klare Grenzen auf und werde dann auch bei Bedarf agieren.

31.03.2018 10:41 • x 1 #101


fe16
ich hab jetzt mal deinen Thread rausgesucht, da wir uns ja bei @NeuBeginn18 über die Füße gestolpert sind ,
und ich mag nicht andere Threads vollschreiben
ich weiss nun warum ich von dir noch nicht gelesen hatte, Threads mit dem Wort affäre meide ich , da ich davon keine Ahnung habe und mit meiner Meinung nur anecken würde
ich fand aber jetzt deine letzte aussage das deine doch erschreckend
eine Frau , mehrere Männer .nebenher
und das zum zweiten mal ?

03.04.2018 17:58 • x 1 #102


BerndOtto
Hallo fe16,

meine erste Ehe: Keine Affäre, ich bin ausgestiegen, bevor es von meiner Seite dazu kam.

Zweite Ehe: 12 Jahre funzt alles ziemlich optimal, dann hat meine Frau in 18 Monaten mindestens drei andere Männer nebenher.

Jetzt aktuell mit (mindestens) Nummer 3 zusammen und sie feiert die grosse Liebe.

08.04.2018 22:50 • x 1 #103


fe16
Zitat von BerndOtto:
Hallo fe16,

meine erste Ehe: Keine Affäre, ich bin ausgestiegen, bevor es von meiner Seite dazu kam.

Zweite Ehe: 12 Jahre funzt alles ziemlich optimal, dann hat meine Frau in 18 Monaten mindestens drei andere Männer nebenher.

Jetzt aktuell mit (mindestens) Nummer 3 zusammen und sie feiert die grosse Liebe.


juhu

du bist ausgestiegen bevor es von ihrer seite beendet wurde ?
oder bevor du in die Affäre gerutscht wärst ?
Frauen können krank sein

08.04.2018 23:15 • x 1 #104


BerndOtto
Ein kurzer Lagebericht. Die letzten Wochen gingen mit den Jungs gut, wenn sie bei mir waren. Ihre Mutter hatten sie nur gefiltert, denn sie war in den Osterferien, alssie die Kinder hatte, bei ihren Eltern; hatte also grosse Unterstützung beim Kinderbetreuen.

Insbesondere dem Grossen (dem Kleinen auch) fiel es gestern wieder ganz schwer, von Papa zu Mama zu gehen. Er hat, obwohl wir an einem neutralen Platz die Übergabe geplant hatten, bitterlich geweint, besser: geheult, wollte mich nicht gehen lassen, hatte ganz rote Auge und ein panisch verzerrtes Gesicht. Nicht schön - und mein Vaterherz leidet darunter sehr.

Eine interessante Sache habe ich vor einigen Tagen von einer gemeinsamen Bekannten meiner Bald-Ex und mir gehört: Der Grund für die Trennung sei, dass sie mit den Kindern nicht wirklich zurecht kommt. Das ist vielleicht nicht der einzige Grund, aber ein ganz wichtiger, vielleicht sogar der Hauptgrund. Damit werden einige Dinge klarer: Dass sie immer noch gemeint hat, ich sei ein toller Mann, guter Papa und das ganze Gesülze. Kann also durchaus stimmen, aber sie musste sich die Gründe für die Trennung schaffen (lies: Affären, andere Männer), um die typisch-schwedische 50%-Lösung mit den Kindern hinzubekommen. Und auch, dass sie mir, ihren Eltern und anderen immer wieder gesagt hat, dass sie momentan nicht mit mir zusammen sein kann, aber es vielleicht nochmal was mit uns in fernerer Zukunft wird (was ich zu 99,99% ausschliesse). Denn dann wären die Kinder also gross.

Gott. Hätten wir nicht eine andere Lösung finden können, die es ihr ermöglicht die Familie zu bewahren und sich irgendwie nach Vermögen eben einzubringen - für die Jungs. Ich habe ihr soviel angeboten, auch, dass ich auf Teilzeit gehe. Aber natürlich die 50%, die sie die Jungs jetzt hat, hätte es halt niemals ergeben.

15.04.2018 20:50 • x 1 #105


A


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