Nur nicht allein: Keine Liebe oder Freundschaft?
Da waren wir nun, auf deinem Bett. Das erloschene Licht schluckte alle deine Möbel. Die Duftkerzen ließen wenig mehr erkennen als unsere Körper, den Bettbezug und das Fläschen mit dem Massa.öl. Nichts besonderes. Wir haben uns halt gern und haben uns schon vor längerer Zeit auf eine Freundschaft geeingt. Und heute ist eben mal ne gegenseitige Massa. dran. Gerade hast du meinen Rücken durchgeknetet. Nun hast du dich bäuchlings hingelegt und wartest mit deinem blanken Rücken auf deine Massa.. Ist das nicht so eine Situation, wo man . wo die Massa. nur so ein Vorspiel ist?
Erschrocken beginne ich dich zu massieren, lange und ausdauernd. Vielleicht bist du so entspannt, dass du gleich einschläfst. Und siehe da, das Kätzchen schnurrt, oft und wohlig. Hoffentlich kommt sie jetzt nicht auf eine dumme Idee denke ich bei mir. Und da drehst du dich um und siehst mich mit diesem Blick an, den ich gefürchtet habe, den ich vermeiden wollte: Entspannt, mit erfreuten Augen ich bin bereit. Als wenn ich nicht kapieren würde, was gerade abläuft schlage ich hastig das andere Massa.öl vor. Du willigst ein und ich mache mit dem anderen Öl weiter. Ob du es gemerkt hast, was ich wirklich dachte?
Was dachte ich denn? Dass ich verzweifelt an der Freundschaft festhalten wollte; dass ich noch immer verletzt war von deiner anfangs doch eindeutigen Zurückweisung von mir aus uns wird nix; dass sowas bei mir nach vielen Zurückweisungen, Ignorieren doppelt wirkt; dass das von dir noch mal stärker wirkt, da du optisch nie zu meinen Favoriten gehört hast; dass ich erst betteln von dir sehen wollte und das Eingeständnis, dass du dich in mir fundamental geirrt hast. Vielleicht bin ich eitel oder mein Selbstbewusstsein war so weit unten, dass erst bestimmte Äußerungen von dir mich zu einer anderen Gangart bewegt hätten. Hätte, hätte, Fahrradkette - ja ja, ich weiß.
So habe ich mich am Ende der Massa. und etwas Smalltalk wie ein guter Freund von der Matraze erhoben und mich von dir mit einem Wangenküsschen verabschiedet. Im Fahrstuhl kam dann das große Durchschnaufen Puh, das ist ja gerade noch mal gut gegangen. Und so wurde, blieb ich ein guter Freund. Wir trafen uns wieder, gingen zum Frühstücken ins Möbelhaus oder zu WG-Parties mit deinen Freunden.
Zur WG-Party fuhren wir mit der U-Bahn in einen abgelegen Stadteil, den ich bis dahin nicht kannte. Eine Gegen mit zweistöckigen Mietshäusern. Wie die Leute hier wohl leben? Abendliche Kriminalität? gut Jugendliche, wo das schönste Mädel die Jungs in und durch die elterliche Wohnung lockt? Als deine Freundin öffnet, staune ich nicht schlecht: Schlank, lange blonde Haare, freundliches Lächeln - sowas hast du im Freundeskreis? Ah, sie ist ne Schulfreundin, die in Wirtschaft macht. Naja mal sehen wie so eine Frau lebt.
Auf jedenfall mit sehr vielen Frauen im Schlepptau. Im Wohnzimmer sitzen nur Mädels - quasseln fröhlich vor sich hin und trnken Wein. Sie begrüßen uns mit kurzen Blicken, einem Lächeln und hallo. Verdutzt reiche ich jeder die Hand und stelle mich vor. Ich habe noch nie so ne Frauenrunde gesehen. Es wirkt schon einschüchternd. Soll ich mich jetzt in die Gespräche reinhängen? Ich entscheide mich erstmal fürs Schweigen und Zuhören. Mal sehen, was die Themen sind. Aber ich verstehe irgendwie nur Bahnhof. So kommt von mir nur ein hm, ja ja, genau, richtig. Oder anders: Mir ist nicht das geringste eingefallen, dass ich zur Unterhaltung beisteuern könnte. Zudem bin ich ja neu dabei und darf mich nicht so einfach in Gespräche der Freundinnen einmischen und warte halt auf meine Chance mal den ein oder anderen Kommentar einzustreuen.
Du hast dich derweil mit deiner Freundin in die Küche zurückgezogen. Worums da wohl geht? Na wahrscheinlich olle Kamellen aus der Schulzeit oder sowas. Nach einer Weile wird mit meine Anwesenheit bei den Mädels unangenehm, da ich nur zuhöre und wenig sage. So suche ich wieder deine Nähe und gehe in die Küche. Dort bruzzelt die Pizza und du sprichst mit deiner Freundin über . Beziehungsgeschichten. Nix Schulzeit. Hm, vielleicht fällt deiner Freundin auf, dass ich gar nicht so schlecht aussehe. Aber so schön, wie sie aussieht, was will die eigentlich von mir? Und schon schiebe ich den Gedanken beiseite - vorerst. Im Nachhinein stellt sich mir schon die Frage, ob ich deiner Freundin gefallen habe; ob sie nach mir fragen würde. Doch so stehe ich nur still neben euch. Dankenswerterweise schließt du mich in euer Gespräch ab und zu mit ein: Wie wir uns kennenlernten, in einem Bus - ich mit einem Hut, du mit einem Lächeln und der Rest ist Geschichte. Und genau so ist dieser Abend auch bald vorbei, ohne dass irgendwas passiert wäre.
Bei der nächsten WG-Party, auf die du mich geschleppt hast oder auf die ich dich begleitet habe - wieso musste ich da noch mal mit? - kam mir alles noch ein bisschen mehr fremd vor. In einem fünfstöckigen Miethaus wohnte ein befreundetes Pärchen. Der Typ wirkte mit seinem schlapprigen Haar wie ein Dalmatiner. Aber die Freundin sah aus wie eine S.. Dass sie dann auch wirklich in dieser Branche aktiv gewesen ist . hat mich sprachlos und ratlos gemacht. Bloß nix anmerken lassen, dass ich sie heiß finde. Das war auch nicht so schwer, da sie sich nie mit mir unterhalten hat, nur ein paar Worte gewechselt. Ich meine, was gab es auch schon groß zu besprechen. Ich wußte nix von ihr, sie nix von mir. Im Prinzip konnte ich nur doof rumsitzen. Irgendwie war ich dann froh, als wir aus dieser komischen Stimmung raus sind, in der ich wirklich nur ein Beiwerk war.
Ich werde es wohl nie verstehen, warum ausgerechnet an diesem Abend deine Lippen meine suchten, an einer lichlosen Bushaltestelle. Das ist doch keine Freundschaft mehr? ich ziehe meine Lippen zurück und blicke dich fragend an Was passiert hier? Du hast doch gesagt, dass aus uns nichts wird! Darauf kam eine Antwort, die noch schmerzhafter war, als eine normale Zurückweisung Ich wollte dich zurückweisen, bevor du mich zurückweisen konntest. Das hatte ich noch nie gehört, ich, der normalerweise nicht auf dem Wunschzettel einer Frau erscheint, soll jemanden zurückweisen; der normalerweise ignoriert wird, Luft für das andere Geschlecht ist; der froh gewesen ist, wenn ich etwas mehr Zeit mit einer verbringen durfte, Worte wechseln konnte.
Ich hatte wirklich keine Ahnung, dass das komplette Gegenteil der Fall war. Über Schönheit habe ich nur bei Frauen nachgedacht, über die verschiedenen Arten der Schönheit. Dass ich was damit (Schönheit) zu tun habe, auf diese Idee bin ich nicnt gekommen; dass meine Ausstrahlung auf Frauen einschüchternd wirken könnte - wie sollte ich denn bei meinem kaputten Selbstbild auf so ein Idee kommen?
Naja und so trennten sich eben unsere Wege irgendwie. Vielleicht ist es auch ganz gut so, bevor noch mehr kaputt gegangen wäre. Das geht? Nehmen wir mal an ich hätte mich auf ne Beziehung mit dir eingelassen nach dem Prinzip Naja sie mag mich, das reicht doch. Mehr kann ich nicht erwarten? obwohl sich in mir alles dagegen gesträubt hat? Ich bin doch ein großer Spezialist meine Gefühlswelt zu überhören und an die Seite zu drängen, als wenn sie nicht da wären. Vielleicht werde ich dir das alles eines Tages nochmal beichten. Ich hoffe, du bist an diesem Tag glücklich verheiratet und dich stört diese Geschichte dann nicht weiter.