Ach, weißt du...
Im Prinzip begann alles mit deinem schönen Namen und der roten Farbe. Rot steht ja für die Liebe. Und so schrieb ich dir irgendwas und freute mich, dass du mir zurückschriebst. Mit dir konnte ich dann kleine Frechheiten austauschen, mit Fanatsien spielen, aber auch mal über das Leben quasseln. Und das alles in einer sehr vertraulichen Mischung. Ohne Verbissenheit. Es gefiel mir alles, dass ich gar nicht mehr an diesen ganzen Singlekram dachte, dass ich ja auch auf der Suche nach einer Freundin war. Obwohl, da du meine Freundschaftsanfrage bestätigt hast, warst du ja schon meine Freundin. Für mich war das ein erhebendes Gefühl. Ich kann nicht behaupten, dass es in der Realität Frende gab oder solche, die meine Freunde werden wollten. Sie blieben auf Distanz zu mir und ich zu ihnen. Vielleicht habe ich auch nur die anderen Signale übersehen. Wie dem auch sei, freute ich mich über die virtuelle Freundschaft zu dir.
An den nächsten Schritt dachte ich gar nicht mehr ... bis du mich fragtest, ob ich ein Bild von dir sehen wolle. Ich bekam Stirnrunzeln. Warum sollte mich denn ein Bild interessieren? Das Schreiben ist doch so ganz schön. Ich dachte mir, dass du eine von diesen verlorenen Mädels bist, die sich in die virtuelle Welt flüchten, um Freunde und nette Kontakte zu haben, weil sie nicht gut aussehen. Doch das war ein stückweit Wurscht. Das Schreiben mit dir war ja schön und warum sollte dein Aussehen was dran ändern? Dann kam der Schockmoment, der meine Welt auf den Kopf stellte. Ich stimmte also zu, dass du mir ruhig ein Bild von dir zeigen konntest ... und erblickte ... einen ... Engel. Ich blickte dein Bild fassungslos an, es verschlug mir die Sprache. Ich weiß nicht mehr, ob ich auch den Atmen angehalten habe. Und die ganze Situation überforderte mich. Irgendwann bemerkte ich, dass du mir weiter geschrieben hast, stellst Fragen ... und wartest auf Antworten. Ich riss mich aus meiner Starre und antwortete wieder - so freundlich und gefasst wie ich es in meiner Verfassung tun konnte.
Vielleicht verstehst du das nicht. Ich komme vom Dorf. Es gibt hübsche Mädchen, auch heiße und eben die süßen, in die man sich verlieben kann. Doch elegant kommt keine daher. Sie schreiben und reden nicht wirklich herzlich, sondern sind nett und quasseln wie ihnen der Schnabel gewachsen ist - und der ist schon recht oft ziemlich platt. Aus ihrem Typ machen sie nichts. Soweit denken sie nicht - und ich auch nicht. Und den Unterschied konnte ich dann doch auf einen Blick erkennen, dass du was von deinem Typ Frau wusstest und du hast ihn entfaltet. Du konntest mit deiner ganzen Art, deinem strahlenden Lächeln Augen ein Licht in meinem Herzen anmachen. Mit ein paar kleinen frechen Worten hast du meiner demonstrativen Sauerheit keine Chance gelassen und sie in ein Lächeln verwandelt. Hat keine andere geschafft.
Mit diesen Augen habe ich dich dann auch bei unserem Kennenlernen betrachtet. Und du hast all das, was schon virtuell rüberkam in der Realität noch einmal bestätigt und sogar getoppt. Dein Anblick, deine Ausstrahlung, dein Gang - einfach bezaubernd. Immer wieder. Egal in welchen Kleidern. Und das machte es für mich auch so schwer, dir einen Platz in meinem Leben zu geben. Du bist die Traumfrau, die sich jeder wünscht. Du bist die Traumfrau, von der ich nicht mal in meinen kühnsten Träumen geträumt habe. Und du bist damit auch die Seifenblase, vor der ich Angst habe, dass sie zerplatzt, sobald ich sie berühre. Schon beim Gedanken daran, zuckt meine Hand zurück. Dann lieber den Traum anschauen solange er anzuschauen ist.
Keine Frage wollte ich immer mehr. Doch eigentlich wußte ich nicht wie dieses mehr denn aussehen sollte. Theroetisch ist alles klar: Umarmen, küssen, Liebe ... und dann auch noch mit dir Schlafen. Aber mit einem Engel schlafen, wie sollte das denn gehen? Egal, für dich würde ich auch diese Angst überwinden.
Doch wenn ich ehrlich bin, konnte ich mir keine Alltag mit dir vorstellen. Es gab nur den Himmel voller Geigen so blöd ich diesen Spruch auch finde.
Und so kämpfte ich jeden Tag mit den Gedanken über dich. Über dich dachte ich nach. Die Mädels in meinem Alltag kamen nie in meine Gedanken, außer vielleicht in die heißen. Aber für Liebe waren sie kein Thema. Und so traf es mich dann auch ganz hart als du mir von deinem neue Freund erzähltest. Ich sagte zwar, dass ich mich für dich freute, doch es brach mir das Herz. Es ging mir monatelang schlecht. Nach außer habe ich mich wie immer gegeben. Niemand hat deinen Namen oder von deiner Existenz erfahren, erst Jahre später ließ ich es durchsickern.
Da ich dich letztendlich doch als feste Freundin haben wollte, in dich verliebt war, machte diese ganze Freundschafts-Geschichte keinen Sinn mehr. Ich gaukelte mir vor, dass es wieder wo werden würde wie zuvor, wenn die Verliebtheitsphase mit deinem neuen Freund vorbei ist. Mit 3 Monaten kalkulierte ich. Doch es wurde nicht so wie erhofft. Ich machte mir selbst was vor. Um dir wenigstens auch ne Schramme zu verpassen - du solltest noch an allen Seiten glücklich sein, der neue Freund reicht doch - beendete ich unsere Freunschaft per SMS aus dem Ausland. Es war die schwerste und bitterste SMS, die ich je gefasst und abgesendet habe. Ich wußte mir in dieser Situation nicht anders zu helfen und versuchte damit auch etwas Stolz zu retten. Ich habe die ganze Zeit gewusst, gespürt, dass ich so eine Frau wie dich nie wieder treffen könnte. Und ich sollte recht behalten.
Den Spruch Schrecken ohne Ende kannst du getrost auf den Müll schmeißen. Ich habe zwar noch viele nach dir getroffen und kennengelernt, es waren auch keine Schrecken, sogar einige hübsche dabei, doch sie haben mich auf den ersten Blick eben nicht umgehauen oder auch mit ihren Worten. Und wenn du mich fragst - zu dir sind es Weltenunterschiede.
Das Irre an der Geschichte: Die Mädels haben auch mich manchmal erkannt. Und dann begann bei denen so ein Zittern, wie ich es bei dir hatte. Doch ich hatte nicht plötzlich eine neue Freundin. Sie ließen schneller ab von mir. Vielleicht hätte mir das gut getan, wenn wir nicht so lange in Kontakt gestanden hätten. Dann gibt es nicht soviel Erinnerungen, die mich begleiten und immer wieder mal neue Gedanken aufwerfen.
Fakt ist eins: Als ich sagte, du hast ein Licht in mir angeknipst, dann ist es der entscheidende Unterschied zu allen anderen Bekanntschaften nach dir. Und so lebe ich heute mein Singleleben still dahin. Bei allen, die mich genauer unter die Lupe nehmen kennenlernen wollen als unbedingt nötig, streue ich kleine Ablenkungsmanöver ein. Die meisten tun mir den Gefallen und interessieren sich dann nicht weiter für mich. Für mich steht fest, wenn ich mich überhaupt noch einmal aus meiner Komfortzone rausbewegen sollte, dann nur für eine Frau wie dich - die allein mit ihrer Ausstrahlung durch mich hindurch geht, die mich mit ihren Worten berührt, schon mal frech, aber nie verletztend ist, kurzum bezaubernd ist.
Gute Nacht, du Engel mit Herz