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Antidepressiva bei Liebeskummer - Erfahrungen?

S
Hallo ihr Lieben,

vielleicht habt ihr meine Geschichte schon gelesen. Ich wurde nach 10 Jahren Beziehung von heute auf morgen von meinem Ex verlassen und gegen eine neue Freundin ausgetauscht. Aktuell wohne ich noch in unserem Appartement im Haus seiner Eltern, bin aber gerade auf Wohnungssuche. Kontakte baue ich gerade aus, habe aber leider nicht viele Freunde (tja das passiert, wenn man zuviel Priorität auf das Falsche im Leben setzt). Das ist jetzt in etwa ein Monat her.

Ich war bei meinem Arzt, der mich mit Schlaftabletten versorgt (ich kenne die Abhängigkeitsproblematik und bin vorsichtig) und mir Antidepressiva verschrieben hat. Zum Hintergrund muss man wissen, dass ich leider ein Mensch bin, der schon depressive Phasen hatte.

Nun liegen die Antidepressiva (Escilatopram) hier auf dem Tisch und ich weiss einfach nicht, ob ich sie nehmen soll oder nicht. Einerseits denke ich mir, dass ich es nicht aushalte, wenn es mir nicht bald besser geht. Das Problem ist, dass die Wirkung laut Arzt erst nach 6 Wochen einsetzt. Ich möchte sie jetzt aber auch nicht einfach so nehmen, da ich ja irgendwie doch die Hoffnung habe, dass es mir in 6 Wochen auch ohne Tabletten besser geht. Aber ich will mir auch nicht ausmalen, wie es ist wenn es mir nicht besser geht und ich die Tabletten nicht genommen habe. Antidepressiva sind ja auch keine unbedenklichen Medikamente, ich habe schon soviel Horrorgeschichten über das Absetzen gehört. Und zudem würde ich nie wissen, ob ich es auch ohne schaffen würde, und denke dann ggf immer, dass ich ohne nicht klarkommen kann. Aber ich weiss auch nicht wie ich es aushalten soll, so wie es mir gerade geht.

Was sind eure Erfahrungen oder auch nur Gedanken dazu?

Vielen Dank für eure Beiträge, Svenja

30.10.2023 14:48 • x 2 #1


H
Hallo Svenja85, erstmal eine Frage: warst Du beim Hausarzt oder Facharzt dafür, sprich wer hat die verschrieben? Es ist richtig, dass die Wirkung frühestens nach 4 Wochen einsetzt.
Ich nehme ein anderes Medikament und kenne das, was du geschrieben hast, nicht.
Du solltest nochmal mit einem Facharzt darüber reden, der dir Unsicherheiten nehmen kann, das wäre ein Psychiater, der darf auch Medikamente verschreiben im Gegensatz zu einem Psychologen
Kannst Du nochmal näher beschreiben, wie es dir gerade geht, wenig Schlaf, Unruhe, Antriebslosigkeit?

30.10.2023 14:56 • #2


A


Antidepressiva bei Liebeskummer - Erfahrungen?

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L
Ich denke nicht das die Antidepressiva erst nach 6 Wochen wirken, dies ist Unsinn. Vielleicht will er nur nicht das Du denkst nach der Einnahme sofort wieder ein glückliches und unbefangenes Wesen zu sein. Viele Menschen leider solch persönliche Probleme mit Halsschmerzen verwechseln wo dann schnell eine Schmerzpille hilft. Ich kenne auch die Dosierung nicht, vielleicht eher ein Placebo oder eben um die Erwartungshaltung bei Dir da nicht so hoch zu halten. Dein Problem auch eher persönlicher und nicht körperlicher Natur zu sein scheint, diese Medikamente dabei aber unterstützen können zb. das Denken/Grübeln usw. da einzudämmen. Diese dämmen schlicht die extremen Gefühlsschwankungen und helfen dadurch in dem man nicht mehr so instabil ist. Ich würde sie eher nehmen als die Schlaftabletten da die eher wirken wie ein Vollrausch, leider aber nichts ändern und eben eher schaden. Die Antidepressiva bekömmlicher und wirksamer sind. Vor allem solltest Du die Behandlung nicht sabotieren, der Arzt dann auch die Behandlung abbrechen kann siehe mangelnder Mitwirkungspflicht. Sicher die Schlaftabletten absetzen kannst nach der Einnahme der Antidepressiva, ein paar Tage dauert es aber schon weil der Körper sich auch erst umstellen muss dann.


Und immer daran denken, 10 Jahre Beziehung, die vergisst man nicht in 3 Tagen. Ist völlig natürlich weil das Hirn erstmal umstellen muss und dies passiert eben auch nicht in 3 Tagen. Was in 10 Jahren, auch körperlich, gewachsen ist dann eben nicht einfach verschwindet. Sind ja keine Roboter. Besser sich auch ohne Medikamente da schlicht mit der Trennung wirklich zu beschäftigen, zu realisieren, zu weinen und zu heulen, nicht zu schweigen, einfach zu verarbeiten. Und nach Trauer, Verlustangst, Wut, Hass und Co, da kommt dann die Gleichgültigkeit und es ist vorbei, sind verschiedene Stufen die das Hirn da durchläuft.

30.10.2023 15:03 • x 1 #3


S
@Hoffrau
Also ich war bei meinem Hausarzt, einen Psychiatertermin habe ich nicht bekommen. Genauer beschreiben wie es mir geht ist sehr schwierig, es ist einfach gerade alles zuviel, mein komplettes Leben gibt es von heute auf morgen nicht mehr und ich weiss einfach nicht wie ich es alles schaffen soll. Die Trauer geht den ganzen Tag mit, egal was ich mache, und ich versuche einfach nur jeden Tag zu überstehen. Aber ich denke mir geht es einfach so wie jedem, der hier im Forum in einer solchen Lage ist oder war.

30.10.2023 15:04 • #4


H
@Svenja85 hey, ja, gut ist es mit einem facharzt, das heißt psychiater darüber zu reden.
mein hausarzt hatte mir auch mal ecitalopram verschrieben, die haben in tagen gewirkt , ich hatte unheimlich energie - was letztenendes zu nebenwirkungen führte und ich die tabletten schnell absetzte - dann aber mit rücksprache mit einem psychiater. nach wenigen tagen war das kein problem. der hatte mir in der tat auch keine anderen verschrieben, nachdem wir miteinander gesprochen hatten.

was aber das auschleichen betrifft, kann es echt fies sein, nach längerer einnahme.
spreche mit einem psychiater, wenn du unsicher bist, ob die tabletten, das richtige für dich sind.

du kannst aber auch mit alternativen mitteln versuchen und dich über wasser halten. vielleicht wäre das besser, wenn du nur depri phasen hast und bisher nie medizin diesbzgl benötigt hast. ich habe zb johanneskrautdragees/tabletten genommen. hatte das gefühl, ich tue was für mich und mir ging es allmählich besser.

LG

30.10.2023 15:06 • x 1 #5


H
@Svenja85 ok, wenn es schwer ist einen Psychiater Termin zu kriegen, dann nochmal zum Hausarzt und nachfragen.
Ich persönlich habe keine schlechten Erfahrungen mit meinem Medikament gemacht, aber der Arzt sollte natürlich auch schauen dass die Dosierung passt. Es könnte dir schon helfen die zu nehmen um dich zu stabilisieren.

30.10.2023 15:08 • x 1 #6


M
@Svenja85
Liebe Svenja

Fühl dich erstmal gedrückt. Ich denke Du bist hier im Forum genau am richtigen Ort bezüglich depressiven Verstimmungen als Folge von Liebeskummer.

Ich habe selber Erfahrungen mit Anti Depressiva und nehme genau dein Medikament. Es stimmt, dass es eine Zeit dauert bis Du die volle Wirkung spürst und Du solltest das Medikament wenn möglich einschleichen. Ich nehme an, dein Arzt hat gesagt Du sollst mit 5mg starten und nach einer Zeit die Dosis auf 10mg erhöhen. Ich habe das so gemacht und lass dich von den Startschwierigkeiten nicht verunsichern, denn es kann sein, dass es Dir am Anfang ein bisschen schlechter geht. Ich hatte zum Glück in der Einschleichphase keine Nebenwirkungen, die kamen erst später. Die Nebenwirkungen sind meist aber gering und deswegen nehme ich das locker in Kauf.

Was Du sofort ins Reich der Märchen verbannen kannst, ist das Thema Abhängigkeit. Anti Depressiva machen nicht abhängig. Solltest Du wieder gesund sein, musst Du einfach achten, dass Du die Medis ausschleichst. Ich selber habe die Dosis beim Absetzen zu schnell gesenkt, deshalb hatte ich Absetzsymptome. Ich hatte zu jener Zeit einfach Schwindel und tiefen Blutdruck, psychisch war ich aber stabil. Diese Medikamente, und das solltest Du beachten, sind dafür gemacht um über einen längeren Zeitraum (ca 2 Jahre) genommen zu werden. Dein Wesen werden sie aber nicht ändern. Du wirst lediglich spüren, dass die dunklen Gedanken etwas verschwinden und Du wieder mehr Antrieb hast.

Ich empfehle Dir aber parallel dazu eine Therapie zu machen um Geschehenes zu verarbeiten und Dich weiter zu entwickeln. Bei mir war der positive Einfluss der Therapie fast höher als durch das Medikament. Und vorallem musst Du sobald möglich deinen inneren Schweinehund überwinden und einfach leben. Geh spazieren, geh joggen oder was auch immer. Mir hat die Natur und der Sport auch extrem geholfen.

Ich wünsche Dir ganz viel Glück und gute Erholung

30.10.2023 15:09 • x 6 #7


R
Liebe @Svenja85,

ich habe Deine Geschichte gelesen und auch ich finde sie sehr traurig. Mir geht es im Moment ja ebenso und es ist wirklich schwer damit klarzukommen. Auch ich wohne im Heimatort meiner Frau und meine (wenigen) Freunde sind weiter weg. Aber sie sind für mich da! Ich kann jederzeit anrufen, vorbeifahren oder sie würden selbst vorbeikommen. Das hilft mir sehr.
Kurz habe ich mir die Frage auch gestellt ob es mit Tabletten nicht besser wäre. Auch wenn ich im Moment jeden Tag tiefe Trauer verspüre und absolut leer bin möchte ich nicht, dass diese Gefühle durch Tabletten gedämpft werden. Ich möchte sie aushalten und fühlen, denn nur dann (glaube ich) kann ich meinen Schmerz verarbeiten.

Aber das ist nur meine Meinung, bevor Du an Deiner Traurigkeit zerbrichst würde ich die Tabletten auf jeden Fall nehmen. Denn klar ist, Du musst auf Dich und Deine Gesundheit schauen und wenn Dir das hilft, dann mach es.

Fühle Dich gedrückt!

30.10.2023 15:14 • x 1 #8


H
@Svenja85 ich stand übrigens einfach beim Psychiater auf der Matte und bat um Hilfe, telefonisch durchkommen war nicht , auch nicht auf AB sprechen und auf Antwort hoffen

30.10.2023 15:17 • x 1 #9


Scheol
Zitat von Svenja85:
Hallo ihr Lieben, vielleicht habt ihr meine Geschichte schon gelesen. Ich wurde nach 10 Jahren Beziehung von heute auf morgen von meinem Ex verlassen und gegen eine neue Freundin ausgetauscht. Aktuell wohne ich noch in unserem Appartement im Haus seiner Eltern, bin aber gerade auf Wohnungssuche. Kontakte baue ich ...

Du bist begleitend bei einem Psychotherapeuten?

30.10.2023 15:26 • x 1 #10


S
@Mann1989 Was hast du denn für Nebenwirkungen, die du in Kauf nimmst?

Ich habe 10mg und soll mit diesen auch starten.

30.10.2023 15:29 • #11


S
@robrt Ich verstehe deinen Gedankengang, wenn ich wüsste das das Aushalten mir beim Verarbeiten hilft, aber auch da bin ich mir in meinem Fall nicht wirklich sicher.

Ich habe eher die Bedenken, dass ich dann nicht weiss wie es mir eigentlich geht.

30.10.2023 15:30 • #12


S
@Scheol Ja einen Psychotherapeuten habe ich. Er ist sehr gut wenn es um Verhaltenstherapie und Tipps geht, bzgl. meiner jetzigen Situation, wenn es um die Verarbeitung von Gefühlen geht, fühle ich mich dort allerdings nicht so gut aufgehoben. Aber vielleicht ändert sich das ja.

30.10.2023 15:32 • #13


R
Hi liebe Svenja85,

ich nehme jetzt seit fast 6 Wochen Escitalopram 5 mg. Ab heute erhöhe ich auf 10 mg und mir geht es okay damit. Es gibt trotzdem immer mal wieder schlechte Phasen, aber diese werden weniger. Ich habe keine großen Nebenwirkungen erfahren, aber dies ist ja immer unterschiedlich.

Ich habe von meinem Arzt eine Dringlichkeitsüberweisung zu einem Psychiater bekommen und dort hatte ich dann innerhalb von 2 Tagen einen Termin. Sprich deinen Hausarzt doch einmal auf diese Möglichkeit an.

30.10.2023 15:32 • x 2 #14


S
@Ravyn Danke dir, da rufe ich sofort heute Nachmittag nochmal an. Das mit der Dringlichkeitsüberweisung wusste ich nicht, das geht dann über die Krankenkassen?

30.10.2023 15:37 • #15


A


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