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Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

P
Nur ein paar Gedanken zu der Idee dass man das alte Heim nicht abstossen soll und in was Neues ziehen... Ich bin so ziemlich das grösste Gewohnheitstier was man sich vorstellen kann. Mich hatte es innerlich zerrissen, bin fast auf gut deutsch gesagt verreckt bei dem Gedanken nicht nur meine Frau, meine Familie, sondern auch noch meine gewohnte Umgebung, das Haus verlassen zu müssen... doch ich musste es tun. Lebe nun in einer neuen (älteren) Wohnung. Zu Beginn war es hart, fühlte mich überhaupt nicht wohl, einsam und verlassen, hatte keinen Bezug zu diesem Ort.

Das sind jetzt fast 3 Monate her. Mittlerweile ist es ok. Ich habe mich daran gewöhnt. Ich stelle nur noch selten Fragen, was ich hier eigentlich soll. Als ich letztes Mal im alten Haus war um meinen Sohn abzuholen, so fühlte sich das Haus eigentlich nicht mehr wie meins an. Eher so als wäre ich zu Besuch bei einem Freund...

Was ich sagen will ist dies: Es ist schon erstaunlich wie anpassungsfähig der Mensch doch im Grunde ist. Ich realisiere jetzt dass nicht das Haus meine Burg war, sondern ich selbst habe dafür gesorgt dass dieser Ort sich heimisch anfühlte für mich! Jetzt gerade bin ich im Begriff das hier zu tun, in dieser Wohnung. Ich habe mittlerweile alle Möbel so arrangiert wie ich es mag, und nun fühlt es sich auch langsam an wie ein echtes Zuhause... Klar ist da noch viel innerlich aufzuräumen bis ich soweit bin um das vollends zu akzeptieren, aber der Prozess ist jetzt schon zu erkennen, was erstaunlich ist!

Die Erinnerungen an die schönen gemeinsamen Zeiten bleiben, sie schmerzen immer noch, nur nicht mehr so sehr wie vorher... Stück für Stück geht es nach vorne halt...

31.03.2019 23:47 • x 2 #961


e2b
Ich denke, dass das Thema Wohnort sehr individuell ist. Hängt ja auch stark davon ab, ob man überhaupt die Möglichkeit hat, sich zu entscheiden oder ob man vielleicht auch in der Situation ist, dass man der Part ist, der nicht in der alten Umgebung bleiben darf. Dann kann das schnell zu einem Ego-Thema werden, weil hier einem zusätzlich zu der ungewollten Trennung nun auch noch ein ungewollte Umzug vor die Füße geworfen wird....
Ich war zum Beispiel in der Situation, dass meine Frau freiwillig ausgezogen ist. Ich war dann in unserem gemeinsam erschaffen Heim alleine. Alles war voller Erinnerungen an die einstige gemeinsame Zeit. Und es hat gute vier Monate gedauert bis sie ihren Umzug vollständig abgeschlossen hat. Das war eine Qual für mich und hatte auch ihren Höhepunkt als der Tag kam, an dem meine Frau ihren Anteil der Möbel abgeholt hatte. Da fiel ich in eine tiefe Depression.
Aber ich habe mich aufgerafft und in Akkordarbeit fast alle Räume komplett renoviert, Räume neu angeordnet, Möbel so hingestellt, wie ich es wollte und es geht mir mittlerweile besser.
Die Küche ist als einziger Raum nahezu unberührt und in dem Raum fühle ich mich auch aktuell noch am wenigsten wohl. Aber auch der Raum wird noch in Angriff genommen.

Ich möchte damit nicht zum Massen-Renovieren aufrufen, sondern aufzeigen, dass wir in unserer aktuellen Lebenslage vermutlich aus jeder Wohnsituation die schlimmsten Aspekte wahrnehmen und uns maximal unwohl fühlen.
Ar. zusammenkneifen und aushalten. Mehr bleibt uns da nicht übrig. Aber es lohnt sich, dran zu bleiben. Ich schätze mal, dass hier jeder, der nicht gerade taufrisch in der Trennung steht, von sich behaupten kann, dass er sich nach einer gewissen Zeit zumindest nicht mehr ganz so elend fühlt wie noch an Tag 1 der Trennung.
Zeit heilt vielleicht nicht alle Wunden, aber sie mildert zumindest die Symptome.

01.04.2019 09:38 • x 2 #962


A


Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

x 3


Joshu
Zitat von e2b:
Das war eine Qual für mich und hatte auch ihren Höhepunkt als der Tag kam, an dem meine Frau ihren Anteil der Möbel abgeholt hatte. Da fiel ich in eine tiefe Depression.


Ja, meine Frau hat damals zum Glück alles an einem Tag geholt - und soviel war es dann gar nicht, die für mich wichtigsten Sachen habe ich behalten. Aber das kann ich alles nachvollziehen. Ich werde nie vergessen, wie ich die Kleiderschranktür geöffnet habe und der halb leer war, weil ihre Sachen weg waren und ihre Kommode aus dem Schlafzimmer weg war und ihre persönlichen Sachen daraus. Da war praktisch ihr Geist endgültig weg. Und selbst, jetzt wo ich das schreibe, zittern mir die Hände dabei - ich sehe diesen ersten Moment noch so deutlich - ich bin in keine Depression verfallen, aber das war ein Schock, und zutiefst traumatisch.

Es ist für mich sehr interessant zu lesen, wie unterschiedlich ihr alle mit dem Thema alte Wohnung - umziehen - behalten - renovieren - belassen - umgeht. Es zeigt natürlich, dass es da kein richtig oder falsch gibt.

Ich habe nicht die Lust, vielleicht auch nicht die Kraft, und derzeit auch nicht die Mittel, groß was zu ändern. Ein paar Kleinigkeiten habe ich natürlich verändert. Aber die Wohnung ist ja vor wenigen Jahren erst modernisiert und umgebaut worden, mich belastet es nicht, so wie sie ist.
Aushalten kann ich meine Wohnung - und da ist es egal, wo meine Wohnung ist und wie sie ist, sowieso nur abends, wenn ich müde bin und mich ein wenig entspanne vor dem Schlafen.
Oder anders ausgedrückt: Wenn es eine Lösung gibt für mein zur Zeit zerfahrenes Leben, dann finde ich sie außerhalb der Wände meiner Wohnung Und daher ist es mir nicht wichtig, wie sie eingerichtet ist. Hauptsache, ich bin da sicher.

Oder um es mit einem abgestandenen ausgelutschten Serienspruch auszudrücken: (Meine) Wahrheit ist irgendwo da draußen!...

01.04.2019 11:22 • x 3 #963


hahawi
Wenn mir das so alles durchlese, dann frage ich mich, ob den Menschen, die Verlassen, eigentlich bewusst ist, was sie damit bei den Zurückgelassenen eigentlich anrichten.
Alles Gute, @Joshu

01.04.2019 11:32 • x 5 #964


Joshu
Zitat von hahawi:
Wenn mir das so alles durchlese, dann frage ich mich, ob den Menschen, die Verlassen, eigentlich bewusst ist, was sie damit bei den Zurückgelassenen eigentlich anrichten.
Alles Gute, @Joshu


Ja, danke - und gute Frage....

01.04.2019 11:55 • x 2 #965


L
Zitat von hahawi:
Wenn mir das so alles durchlese, dann frage ich mich, ob den Menschen, die Verlassen, eigentlich bewusst ist, was sie damit bei den Zurückgelassenen eigentlich anrichten.

Die wenigsten werden sich das fragen. Der Fokus liegt im neuen Leben. Neu verliebt oder die Freiheit riechend.

Und die, die das machen setzen voraus, dass das leicht zu schaffen ist.


Aber, man will auch nicht aus Mitleid behalten werden.

01.04.2019 12:22 • x 2 #966


e2b
Zitat von hahawi:
ob den Menschen, die Verlassen, eigentlich bewusst ist, was sie damit bei den Zurückgelassenen eigentlich anrichten

Da gilt es wohl, eine gewisse Empathie zu entwickeln.
Ich versuche, mich in die Lage meiner Frau zu versetzen.
Am besten geht das total überspitzt:
Wenn ich keinen Bock mehr auf meinen Partner habe, weil ich mich nicht mehr zu ihm hingezogen fühle und mich die Aussicht auf unsere Zukunft nicht befriedigt, bleibe ich dann trotzdem beim Partner, nur um ihm nicht weh zu tun?

01.04.2019 13:03 • #967


Joshu
Zitat von e2b:
Wenn ich keinen Bock mehr auf meinen Partner habe, weil ich mich nicht mehr zu ihm hingezogen fühle und mich die Aussicht auf unsere Zukunft nicht befriedigt, bleibe ich dann trotzdem beim Partner, nur um ihm nicht weh zu tun?


'Aber da gibt es jetzt nicht nur Sekt oder Selters. Bleibe ich bei ihm und wurschtele weiter oder kratz ich die Kurve.

Eine andere Möglichkeit wäre ja, gerade nach einer langen Partnerschaft, zu fragen, warum das so ist, und zwar ehrlich, den anderen miteinzubeziehen und zu fragen, WARUM das so ist und was wir tun können, um das wieder hinzubekommen.
Und zwar ZUSAMMEN! Und ehrlich. Und nicht nur halbherzig alibimäßig.

01.04.2019 13:21 • x 1 #968


unbel-Leberwurst
Wie geht es denn Deiner Frau?

Führt ihr denn noch tiefgreifende Gespräche?

01.04.2019 13:32 • #969


e2b
Zitat von Joshu:
Aber da gibt es jetzt nicht nur Sekt oder Selters. Bleibe ich bei ihm und wurschtele weiter oder kratz ich die Kurve

Wie gesagt, sehr überspitzt.
Ich hätte auch lieber an uns gearbeitet.
Ich versuche nur, die Karten, die mir gegeben wurden, zu verstehen oder zumindest im Ansatz zu verstehen.

01.04.2019 13:35 • #970


W
Zitat von Joshu:
'Aber da gibt es jetzt nicht nur Sekt oder Selters. Bleibe ich bei ihm und wurschtele weiter oder kratz ich die Kurve


Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass man das Trennungsverhalten eines
Menschen erst dann wirklich kennenlernt, wenn es zur Trennung kommt.
Vielleicht benötigt das Bild, dass ich von meiner Ex-Partnerin habe ein Update, in dem die Art und Weise der Trennung berücksichtigt ist?

01.04.2019 14:00 • x 1 #971


Mayla
Zitat von hahawi:
Wenn mir das so alles durchlese, dann frage ich mich, ob den Menschen, die Verlassen, eigentlich bewusst ist, was sie damit bei den Zurückgelassenen eigentlich anrichten.


Ich denke schon, dass es ihnen bewusst ist, den meisten fällt es alles andere als leicht...aber was ist die Alternative, wenn man mit der Zeit genau spürt, dass der gemeinsame Weg zu Ende ist? Bleiben aus Mitleid? Aus Pflichtgefühl? Das wäre für mich schlimmer als eine Trennung, aber das mag jeder anders bewerten.

Zitat von Joshu:
Eine andere Möglichkeit wäre ja, gerade nach einer langen Partnerschaft, zu fragen, warum das so ist, und zwar ehrlich, den anderen miteinzubeziehen und zu fragen, WARUM das so ist und was wir tun können, um das wieder hinzubekommen.
Und zwar ZUSAMMEN! Und ehrlich. Und nicht nur halbherzig alibimäßig.


Aber, wenn der andere diesen Weg ZUSAMMEN nicht mehr gehen möchte, nur noch alibimäßig und halbherzig mitmacht, dann spricht das doch auch Bände...

01.04.2019 14:03 • x 1 #972


W
Zitat von Mayla:
aber was ist die Alternative, wenn man mit der Zeit genau spürt, dass der gemeinsame Weg zu Ende ist?


Eine Alternative wäre es, dieses Gefühl mit Wissen und unter Einbeziehung des Partners unter Würdigung der gemeinsamen Zeit und mit Hinsicht auf die Folgen, auf den Prüfstand zu stellen.

Wenn es danach nicht sein soll, dann ist das so.

01.04.2019 14:14 • x 2 #973


Mayla
Zitat von williams:
Eine Alternative wäre es, dieses Gefühl mit Wissen und unter Einbeziehung des Partners unter Würdigung der gemeinsamen Zeit und mit Hinsicht auf die Folgen, auf den Prüfstand zu stellen.


Man kann mit dem Kopf gegen das Herz argumentieren, ob das ratsam ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ich möchte auf jeden Fall nicht, dass mein Partner aus rationalen Gründen, sei es aus Pflichtgefühl, aus Dankbarkeit oder aus Angst vor den Folgen einer Trennung, bei mir bleibt. Er soll bei mir sein, weil er es unbedingt möchte.

01.04.2019 14:26 • #974


Joshu
Zitat von williams:
Eine Alternative wäre es, dieses Gefühl mit Wissen und unter Einbeziehung des Partners unter Würdigung der gemeinsamen Zeit und mit Hinsicht auf die Folgen, auf den Prüfstand zu stellen.

Wenn es danach nicht sein soll, dann ist das so.


Ja, genau das meinte ich. Denn es gibt da durchaus einen aktuellen Bezug:

Zitat von unbel Leberwurst:
Wie geht es denn Deiner Frau?

Führt ihr denn noch tiefgreifende Gespräche?


Und das ist genau die richtige Frage, unbel (Leberwurst mag ich dich nicht nennen!).

Denn nein, ich Idiot hab meiner Frau einen Tag nachdem unser Hund gestorben ist, in einer emotionalen Anwandlung gemailt, dass ich sehr traurig sei, dass unser Hund gestorben sei und unendlich traurig, dass wir uns verloren hätten.

Von meiner Frau kam nichts zurück. Natürlich nicht, ich hatte ihr ja auch geschrieben, dass sie mir nicht antworten brauche.

Aber das persönlichste, was sie mir seit langem geschrieben hat, kam heute. Dass sie mit dem Typen, den sie auch schon in den letzten Jahren unserer Krise kannte, ausgehe und Zeit verbringe. Mehr nicht. Schreibt sie. Und dass sie am Freitag mit ihm und meinem Sohn auf eine Sportveranstaltung ginge. Sie habe meinem Sohn gesagt, es sei ein Freund, der Karten besorgt habe.

Wobei sie mir immer, immer, gesagt habe, auf meine dringliche Nachfrage, mir die Wahrheit zu sagen, dass er nichts mit unserer Krise zu tun habe, und auch nichts mit unserer Trennung. Unserer gemeinsamen Trennung, wie sie sagt, obwohl sie ja die Trennung vorgeschlagen hat uns sie mir per mail verkündet hatte, dass sie eine Wohnung gefunden habe und ich nicht mal wusste, dass sie auf der Suche war. Gemeinsame Trennung sieht für mich anders aus.

Ich könnt vor Freude über soviel persönliche Offenheit meiner Frau gleich abkotzen. Entschuldigt meine Wortwahl. Aber eine treffendere Metapher fällt mir gerade nicht ein.

01.04.2019 14:33 • x 3 #975


A


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