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Aus nach über 14 Jahren Ehe

B
Lieber Stefan!
Du brauchst Hilfe. Rufe doch die Telefonseelsorge an. Gerade an Feiertagen wo alle in Familie machen. Reden hilft dir viel Druck zu nehmen. Ansonsten wirklich nochmals zum Arzt. Fühle dich umarmt!

01.05.2020 08:57 • #76


S
Vielleicht ist es besser, du gehst zu einem Facharzt statt zum Hausarzt. Mir hat die ersten Monate ein Antidepressivum mit schlafanstoßender Wirkung geholfen (abends). Besser als ein Schlaf- oder Beruhigungsmittel, weil man davon nicht abhängig wird. Allerdings habe ich in der schlimmsten Zeit durchaus auch abends ein Beruhigungsmittel in niedrigster Dosierung genommen. Allerdings nicht täglich, um eine Abhängigkeit zu vermeiden. War kein Problem. Es ist so wichtig, schlafen zu können! Bei mir waren antriebssteigernde Medikamente total kontraproduktiv, weil ich sowieso auf 180 war.
Was mir auch geholfen hat, waren Entspannungsmeditationen, die ich mir abends vor dem Einschlafen angehört habe. Gibt's jede Menge auf Youtube. Oder ich habe mir Naturgeräusche (Regen, Bachrauschen, Vogelgezwitscher) aufs Ohr gelegt. Half gegen die Angst.

Wenn es ganz schlimm wird, versuche dich ganz auf den Moment zu konzentrieren. Nur auf das, was du hörst, siehst, riechst und fühlst. Leg deine ganze Konzentration darauf. Hörst du Vogelgezwitscher, Motoren? Fühlst du die Decke, deine Füße in den Socken, Wind am Gesicht? Riechst du vielleicht Blütenduft? Mach das immer wieder ein paar Minuten in voller Konzentration. Auch tiefes bewusstes Atmen. Atme ein, halt den Atem kurz an und atme dann ganz langsam aus. Mach das 5 Minuten. Beruhigt das Nervensystem!

Du bist im Schock. Dein Gehirn glaubt, du bist in Lebensgefahr. Verschiedene Hormone werden ausgeschüttet und versetzen dich permanent in einen Flucht- oder Kampfmodus. Daher kannst du nicht essen oder schlafen. Im Prinzip ist die Situation der Trennung für dein Gehirn eine lebensbedrohliche Situation. Und dein Körper reagiert wie auf einen Angriff durch ein Raubtier. Ein uraltes Programm! Das hatte in unserer Frühgeschichte durchaus Sinn. In der Steinzeit war der Verlust der Gruppe bzw. der Bindungspartner tatsächlich lebensbedrohlich. Einer allein konnte nicht überleben. Vielleicht hast du auch schon in deiner Kindheit oder Jugend Trennungssituationen erlebt. Bist als Kind oft alleine gelassen worden, warst im Krankenhaus, deine Mutter war lange krank, deine Eltern haben sich getrennt oder die geliebte Oma ist gestorben. Diese alten Verlassenswunden brechen nun auf. Du wurdest wieder verlassen. Bist wieder allein. Die alte Angst ist wieder da. Noch stärker.

Überleg dir ein Mantra. Rede dir selbst gut zu. Wie zu einem Kind. Mir hat der Satz: Du bist in Sicherheit. Es ist alles nur eine Erinnerung. geholfen. Habe ich mir immer wieder vorgesagt. Vor allem nachts, wenn mich die Angst wieder mal aufgeweckt hatte. Vor allem um 3h nachts ist das Niveau an Stresshormonen im Körper besonders hoch!

Denk immer daran: Es geht vorbei! Es wird besser! Du bist am Anfang eines harten, kalten Entzugs. Der Verlust eines geliebten Bindungspartners ist wie der Entzug einer harten Dro.. Langsam wird sich dein Körper darauf einstellen. Es wird aber eine Weile dauern. Wie lange, lässt sich schwer sagen. Aber wenn du keinen Kontakt mehr zu deiner Frau hast, oder nur mehr den allernotwendigsten, dann ist in ein paar Wochen das Allerschlimmste überstanden. Die völlig Heilung dauert aber lange und hängt auch von dir ab.

01.05.2020 09:01 • x 2 #77


A


Aus nach über 14 Jahren Ehe

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S
Vielen Dank euch allen für die Antworten und Ratschläge.
Ich hab gerade den nächsten Dämpfer bekommen. Meine Kinder sind das Wochenende bei der Tante meiner Frau. Die hatte nochmal versucht mit ihr zu reden, gibt aber keine Hoffnung mehr.
Ich hatte meiner Frau auch noch eine Nachricht geschickt, ob wir uns das Wochenende nochmal unterhalten sollen, wo die Kinder nicht da sind, bzw irgendwann mal, wenn sie dazu bereit ist, weil ich sie zeitlich nicht bedrängen möchte.
Sie hat das zwar gelesen, antwortet aber nicht, also will sie nicht mit mir reden, außer es geht um die Kinder.
Mir ist da jetzt im Schrebergarten die Decke auf den Kopf gefallen. Bin zu meiner Mutter geflüchtet. Hab seitdem wieder ein ständiges Kotzgefühl ...

01.05.2020 17:58 • #78


Ella80
Hallo Stefan,

ich kann verstehen, was in dir vorgeht, ich war vor 8 Jahren in einer ähnlichen Situation..mein Partner trennte sich nach 16 Jahren, allerdings wegen einer anderen Frau...Obwohl ich vorher sehr oft unglücklich war, brach für mich in dem Moment eine Welt zusammen und ich hatte das Gefühl, dass dieser Mann der einzige ist, den ich will, der einzige der mich und meine Tochter ergänzen kann usw. Ich hatte wirklich das Gefühl, nicht ohne ihn sein zu können...Das dauerte ungefähr 2 Monate an und dann hat sich der Vorhang der Verzweiflung gelichtet..ich konnte das erste mal darüber nachdenken, was denn wäre, wenn ich loslasse, alleine Schritte mache, nochmal ganz neu anfange..Und so habe ich angefangen eine Wohnung zu suchen, bin 50km weggezogen und dachte dabei immer, wenn unsere Liebe noch mal eine Chance haben sollte, dann könnte ich noch immer zurück...Tja was soll ich sagen, er kam nie wieder, im Gegenteil, es gab fiese eklige Attacken von ihm und seiner Neuen, vor allem unserem Kind gegenüber...Ich habe irgendwann gesehen, dass es besser war, dass das Aus kam und das es schöner ist, es kommt mit Anfang 30, als mit 50 oder 60...Ich habe so viele neue liebe Menschen getroffen, Erfahrungen gesammelt und gemerkt, dass ein Ende auch immer ein Neustart ist...Lass dich ruhig erstmal in die Trauer fallen, aber sowie der erste Gedanke an einen neuen Schritt kommt, lass ihn zu...Lg

01.05.2020 20:57 • x 2 #79


S
Danke für deine Worte.
Meine Situation ist wohl leider noch viel komplizierter, da wir zwei Kinder haben, ein Haus zusammen, Haustiere usw.
Ich verliere nicht nur meine Frau, sondern alles, mein ganzes leben.
Ich habe nur noch die Momente mit meinen Kindern.
Mir geht es grade so schlecht.

01.05.2020 21:06 • x 1 #80


Ella80
Vielleicht lässt sich für alles eine Lösung finden, wir hatten auch ein Haus, meine Tochter war gerade 2...er sah sie alle 2 Wochen am Wochenende, aber aktuell wird ja sehr häufig das Wechselmodell angestrebt...es muss auch nicht sein, dass es so bleibt, die Chance, dass sie dich vermisst besteht ja auch noch...Bist du denn sicher, dass es bei dir noch komplett Liebe ist? Oder eher die Angst vor dem was da kommt? Könnte man das Haus aufteilen und gemeinsam dort bleiben?

01.05.2020 21:11 • x 2 #81


S
Bei mir ist es definitiv noch liebe. Ich war immer glücklich und hatte alles was ich mir immer gewünscht hätte. Nur wenn in einer Beziehung nur einer glücklich ist, reicht das nicht.
Man könnte das Haus vermutlich aufteilen, ich glaube nur, meine Frau will das nicht (mehr), vielleicht kann sie das auch nicht, weil ich ja dann ständig da wäre und ihr das auch zu sehr weh tut. Ich weiß nicht, ob sie noch irgendwelche Gefühle hat. Ich kann es mir gerade aber nicht vorstellen.

01.05.2020 21:22 • x 3 #82


Ella80
Im Moment bist du auch noch in Schockstarre..du willst es noch nicht an dich rankommen lassen..das ist Selbstschutz und legitim..gönne dir Zeit und Ruhe, ehe du Schritt für Schritt alles sortierst...Ein Ende ist immer der Einsatz in der Liebe...ohne Risiko geht es leider nicht...Aber du kannst mithelfen, das Ende angenehm zu gestalten indem du ihren Wunsch erstmal annimmst und dich ein wenig zurückhältst...vielleicht ist ihr in Coronazeiten grad einfach alles zu nah, zu dicht und zu viel...

01.05.2020 21:26 • x 1 #83


S
Das mache ich ja grade. Wohne ja daher aktuell im Schrebergarten, um ihr den Raum und Abstand zu lassen. Aber lange kann ich das so nicht. Gerade auch mit den Kindern nicht. Dieses nur zeitweise sehen, nicht ins Bett bringen usw, das will ich so nicht

01.05.2020 22:06 • #84


Ella80
Vielleicht ist es hart, aber vielleicht geht es gerade nicht nur um dich? Vielleicht geht es jetzt drum, dass es Mama und den Kids gut geht und da erstmal Ruhe reinkommt...Klar ist es hart für dich, aber für die anderen genauso...Es hilft nichts, jetzt zu sagen, was so nicht geht...Akzeptieren, Reflektieren und einen Moment innehalten...mehr kannst du leider nicht tun aktuell...

01.05.2020 22:09 • x 1 #85


S
Du hast sicher recht. Ich denke da vielleicht gerade mal wieder zu egoistisch. Aber für seine Gefühle kann ja keiner was. Und meinen geht es halt im Moment alles andere als gut....
Immerhin hab ich mit Schlafmittel jetzt mal über drei std am Stück geschlafen.

02.05.2020 03:17 • x 1 #86


S
Guten Morgen.
Meine Frau hat sich gerade bei mir gemeldet auf meine Nachricht von gestern.
Sie schreibt: klar, wir müssen uns unterhalten. Es gibt kein Zurück, ich möchte nach vorn schauen.
Ich hab ihr nur geschrieben, sie soll sich melden, wenn sie zum Gespräch bereit ist.
Ich brauche euren Rat. Wie soll ich im Gespräch auftreten? Ich möchte ihr trotzdem die Paartherapie vorschlagen, ohne da unterwürfig zu werden oder als klammernd rüberzukommen. Was meint ihr?

02.05.2020 08:28 • #87


Ella80
Du solltest vielleicht einfach du sein...keine Taktik zurechtlegen, nicht überlegen, wie du wirkst wenn du dieses oder jenes tust. Wichtig ist, dass du in der Ich-Perspektive bleibst...Ich würde mir wünschen, ich wäre bereit...für mich wäre eine Paartherapie denkbar ect. Niemals sagen wir müssen unbedingt alles so und so tun...schildere deins, frag nach ihren Ansichten und denkt immer an das beste für die Kids...die sind jetzt zu schützen, ihr seid erwachsen ...

02.05.2020 11:17 • x 1 #88


B
Hallo Stefan!

Schau mal hier rein wie man ein gutes Gespräch führen sollte

http://www.dr-mueck.de/HM_Kommunikation...regeln.htm

Alles Gute dafür.

02.05.2020 12:13 • #89


S
Danke euch beiden.
Ich werde das mal so versuchen. Bisher hat sie dich noch nicht gemeldet. Muss ja auch nicht sein, dass sie schon jetzt dazu bereit ist an diesem kinderfreien Wochenende.
Auch wenn das Wetter nicht das beste ist, werde ich jetzt mal mein Kotzgefühl runterschlucken und eine Runde mit dem Fahrrad fahren.
Ich hoffe, danach geht es mir.... ja wie auch immer, anders

02.05.2020 14:45 • x 2 #90


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