Vielleicht ist es besser, du gehst zu einem Facharzt statt zum Hausarzt. Mir hat die ersten Monate ein Antidepressivum mit schlafanstoßender Wirkung geholfen (abends). Besser als ein Schlaf- oder Beruhigungsmittel, weil man davon nicht abhängig wird. Allerdings habe ich in der schlimmsten Zeit durchaus auch abends ein Beruhigungsmittel in niedrigster Dosierung genommen. Allerdings nicht täglich, um eine Abhängigkeit zu vermeiden. War kein Problem. Es ist so wichtig, schlafen zu können! Bei mir waren antriebssteigernde Medikamente total kontraproduktiv, weil ich sowieso auf 180 war.
Was mir auch geholfen hat, waren Entspannungsmeditationen, die ich mir abends vor dem Einschlafen angehört habe. Gibt's jede Menge auf Youtube. Oder ich habe mir Naturgeräusche (Regen, Bachrauschen, Vogelgezwitscher) aufs Ohr gelegt. Half gegen die Angst.
Wenn es ganz schlimm wird, versuche dich ganz auf den Moment zu konzentrieren. Nur auf das, was du hörst, siehst, riechst und fühlst. Leg deine ganze Konzentration darauf. Hörst du Vogelgezwitscher, Motoren? Fühlst du die Decke, deine Füße in den Socken, Wind am Gesicht? Riechst du vielleicht Blütenduft? Mach das immer wieder ein paar Minuten in voller Konzentration. Auch tiefes bewusstes Atmen. Atme ein, halt den Atem kurz an und atme dann ganz langsam aus. Mach das 5 Minuten. Beruhigt das Nervensystem!
Du bist im Schock. Dein Gehirn glaubt, du bist in Lebensgefahr. Verschiedene Hormone werden ausgeschüttet und versetzen dich permanent in einen Flucht- oder Kampfmodus. Daher kannst du nicht essen oder schlafen. Im Prinzip ist die Situation der Trennung für dein Gehirn eine lebensbedrohliche Situation. Und dein Körper reagiert wie auf einen Angriff durch ein Raubtier. Ein uraltes Programm! Das hatte in unserer Frühgeschichte durchaus Sinn. In der Steinzeit war der Verlust der Gruppe bzw. der Bindungspartner tatsächlich lebensbedrohlich. Einer allein konnte nicht überleben. Vielleicht hast du auch schon in deiner Kindheit oder Jugend Trennungssituationen erlebt. Bist als Kind oft alleine gelassen worden, warst im Krankenhaus, deine Mutter war lange krank, deine Eltern haben sich getrennt oder die geliebte Oma ist gestorben. Diese alten Verlassenswunden brechen nun auf. Du wurdest wieder verlassen. Bist wieder allein. Die alte Angst ist wieder da. Noch stärker.
Überleg dir ein Mantra. Rede dir selbst gut zu. Wie zu einem Kind. Mir hat der Satz: Du bist in Sicherheit. Es ist alles nur eine Erinnerung. geholfen. Habe ich mir immer wieder vorgesagt. Vor allem nachts, wenn mich die Angst wieder mal aufgeweckt hatte. Vor allem um 3h nachts ist das Niveau an Stresshormonen im Körper besonders hoch!
Denk immer daran: Es geht vorbei! Es wird besser! Du bist am Anfang eines harten, kalten Entzugs. Der Verlust eines geliebten Bindungspartners ist wie der Entzug einer harten Dro.. Langsam wird sich dein Körper darauf einstellen. Es wird aber eine Weile dauern. Wie lange, lässt sich schwer sagen. Aber wenn du keinen Kontakt mehr zu deiner Frau hast, oder nur mehr den allernotwendigsten, dann ist in ein paar Wochen das Allerschlimmste überstanden. Die völlig Heilung dauert aber lange und hängt auch von dir ab.
01.05.2020 09:01 •
x 2 #77