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Bereut der Verlassende irgendwann?

S
Zitat von CoolZombie:
Ist das alles wirklich eine Art Einbahnstraße und wir Verlassenen sind die einzigen, die unsere Beziehungen zerhackstücken, verarbeiten und darunter fast zugrunde gehen? Es geht mir nicht um Rache, sondern wirklich um ein „verstehen wollen“.

Meine Mutter hatte mich (damals 7 Jahre) und meinen Vater sitzen gelassen und mit neuem Mann eine neue Familie gegründet. Nicht einmal ein Anflug von Reue ist zu bemerken. Sie fand es auch ganz normal, dass ich 5 Jahre nicht wusste, wo sie wohnt etc; Ihre Absenz erklärte sie mit „einem Kind Zeit zur Erholung geben“. Ich denke eher, es hängt mit möglichen Unterhaltsforderungen zusammen, sie hat auch nie einen Cent bezahlt. Der neue Mann ist übrigens Kinderpsychologe. Ich glaube nicht, dass Verlasser sich irgendeine Art von Gedanken machen, was sie anrichten.
Das würde ja ihre Entscheidung in Frage stellen. Daher Nein, „Reue“ oder Schuldgefühle sind keine Kategorien, in denen Verlasser üblicherweise denken. Es ist halt unglaubliches Pech für die Kinder, wenn sie solch einen verantwortungsbefreiten Elternteil haben.

05.12.2022 13:12 • x 1 #46


Ayaka
Zitat von Seneca22:
Ich glaube nicht, dass Verlasser sich irgendeine Art von Gedanken machen, was sie anrichten.

Ich glaub du verwechselst da was. Es geht doch nicht um die Trennung von einem Kind, das was deine Mutter da abgezogen hat ist einfach furchtbar, sondern um die Trennung zwischen zwei erwachsenen Partnern.

Was wäre da deine Alternative? Beim Partner zu bleiben den man nicht mehr liebt, bei dem es einen graust wenn es zu S. kommen soll? Beim Alk., Schläger oder notorischen Lügner?

Klar, sich gegenseitig so lange das Leben zur Hölle zu machen, bis man seinen Frieden darin findet einfach nebeneinander her zu leben ist auch ein Beziehungskonzept, dass vor allem meine Elterngeneration erfolgreich betrieben hat.

05.12.2022 13:46 • x 2 #47


A


Bereut der Verlassende irgendwann?

x 3


S
Zitat von Ayaka:
Ich glaub du verwechselst da was. Es geht doch nicht um die Trennung von einem Kind,

Ok, sorry, wusste nicht, dass es nicht erlaubt ist, aus Kindersicht zu schreiben. Allerdings ist eines schon klar, dass wenn man nicht einmal Kindern gegenüber Reue zeigt, man es dem Partner gegenüber noch weniger tun wird. Das wollte ich eigentlich damit sagen. Neue Liebe, neues Spiel, sozusagen. Das ist zumeist das Motto.

05.12.2022 14:02 • x 1 #48


S
Zitat von Ayaka:
bei dem es einen graust wenn es zu S. kommen soll? Beim Alk., Schläger oder notorischen Lügner

Und noch etwa Ayaka:

Es mag Dich überraschen, aber es sind nicht alle Verlassenen Alk., Schläger oder notorischen Lügner.

Letzteres, also notorische Lügner, kann man allerdings mit Sicherheit von Affären führenden Partnern sagen. Denn diese haben bereits bewiesen, dass sie enge Angehörige (oft über längere Zeit) anlügen (können).

05.12.2022 14:07 • x 2 #49


Ayaka
Zitat von Seneca22:
Ok, sorry, wusste nicht, dass es nicht erlaubt ist, aus Kindersicht zu schreiben.

naja - üblicherweise trennt man sich nur vom Partner und nicht auch von den Kindern. Die Eltern Kind Beziehung bleibt ja weiter bestehen.

Für die Kinder ist das nicht zwangsläufig schlecht. Besser als in einem kaputten Haushalt aufzuwachsen.

Ich hab meinen lieben Eltern bereits mit zarten 6 nahegelegt sich doch zu trennen. Wär mir deutlich lieber gewesen als mir jeden Tag das Gezanke, die passive Aggression und die schlechte Stimmung zu geben. Ich war wenn es nur ging im Wald oder bei Freunden, die so was wie ein schönes Zuhause hatten. Hab mir quasi Ersatzfamilien gesucht und bin so früh wie möglich ins Internat. Eine andere Kindersicht.

aber es geht hier ja um die Forderung/Wunsch nach Reuen - die ist per Definiton: tiefes Bedauern über eine als übel, unrecht, falsch erkannte Handlungsweise

Wieso sollte man also Bereuen, wenn die Trennung an sich das Richtige war? Reue hatte ich maximal beim Wie der Trennung aber nie beim ob - Vielleicht hätte man noch das 750te Gespräch führen könnten, vielleicht hätte man Drohungen aussprechen sollen a la mach das noch mal und ich geh.

Aber sich überlegt und in der Klarheit zu trennen, dass man in dieser Beziehung nicht glücklich wird. Wieso sollte man das bereuen?

05.12.2022 14:13 • x 3 #50


Ayaka
Zitat von Seneca22:
Letzteres, also notorische Lügner, kann man allerdings mit Sicherheit von Affären führenden Partnern sagen. Denn diese haben bereits bewiesen, dass sie enge Angehörige (oft über längere Zeit) anlügen (können).

auch eine Variante damit umzugehen sich nicht zu trennen - bleiben doch brav in der Beziehung also wo ist das Problem?

05.12.2022 14:14 • x 1 #51


S
Zitat von Ayaka:
Die Eltern Kind Beziehung bleibt ja weiter bestehen.

Das wird überall „gepredigt“, aber selten ist es so. Selbstverständlich ist es für Kinder i m m e r ein einschneidendes Trennungs-Erlebnis, wenn ein Elternteil auszieht, auch wenn stets anderes geschönt berichtet wird.

Zitat von Ayaka:
Aber sich überlegt und in der Klarheit zu trennen, dass man in dieser Beziehung nicht glücklich wird. Wieso sollte man das bereuen?


Sagte ich ja, dass Verlasser selten bis nie bereuen. Warum sollten sie ? Neue Liebe, neues Spiel.

05.12.2022 14:23 • #52


C
@Ayaka Forderung/Wunsch nach Reue? Wo steht das?
Bitte nicht einfach Frust abladen. Das war eine offene berechtigte Frage.

05.12.2022 16:00 • #53


Ayaka
Also ein Bereuen sie es irgendwann? lese ich durchaus als Wunsch/Aufforderung mit gleichzeitiger Unterstellung eines Fehlverhaltens, das ja der Begriff Reue in sich voraussetzt. Aber das ist meine Interpretation und kann natürlich gar nicht so gemeint sein. Vielleicht lese ich das ja auch gerade deshalb so, weil mir Trennungen immer sehr schwer fielen und ich wirklich bis zum Ende meiner Hoffnung/Kräfte ging bis ich sie ausgesprochen hab. Daher finde ich die Annahmen die hier mitschwingen unfair und fühle mich persönlich angegriffen.

Frust hab ich übrigens keinen - bin in einer glücklichen Beziehung und das seit Jahren dank der Entscheidung in 2016 mich von meinem Alk. Partner zu trennen (kannst du sogar hier im Forum nachlesen wenn du magst). Nur weil man immer noch in einem Liebeskummer Forum abhängt heißt das nicht, dass man auch welchen hat - mit wurde damals geholfen und das möchte ich gerne weitergeben.

Aber ich denke meine Meinung ist hier nicht so erwünscht also zieh ich mal lieber weiter.

05.12.2022 16:45 • #54


Surico
Hallo,

Ich stelle mir als Verlassene auch sehr sehr viele Fragen. Da mein Mann niemals auch nur leicht angedeutet hat, dass er sich mit dem Gedanken trägt, sich zu trennen oder das er ein unlösbares Problem mit unserer Beziehung hat, bin ich in diesem Jahr von der Situation buchstäblich umgehauen worden. Ich habe ihn weder belogen, betrogen, noch bin ich Alk.. Im Gegenteil - er hatte das Alk. in der Beziehung. Aber dafür war ja auch die schlechte Ehe schuld! Natürlich wollte ich die Gründe wissen, da hat er mir nur sagen können, dass ich ihm zu dominant war. Auf meine Tränen und mein Redebedarf reagierte er nur aggressiv oder schweigend. Erst eine Woche später hat er mir gestanden, dass er sich verliebt hat. Als ich darüber zusammengebrochen bin, hat er so mies reagiert. Ich würde ja wohl übertreiben! Da ich und auch die Kinder signalisiert haben, dass wir so nicht mit ihm unter einem Dach wohnen können, ist er nach weiteren zwei Wochen direkt bei ihr eingezogen. Ich war in dieser Zeit komplett unter Schock. Ich hätte mir ein respektvolles würdiges Ende gewünscht. Ich habe sogar noch Verständnis gehabt, dass die Situation für ihn ja auch belastend war. Als wir nach mehreren Monaten Kontaktsperre noch etwas zu klären hatten, hat er mich ganz nett gefragt, wie es mir geht. Da habe ich ihm die Wahrheit gesagt, dass es mir immer noch nicht gut geht. Da meinte er, ich müsste mal etwas ändern, denn wenn man nichts ändert, ändert sich nichts. Da habe ich ihm gesagt, wie schlimm die Trennung für mich war, wie schlimm es war, so wenig wertschätzend behandelt zu werden. Da meinte er nur eiskalt - wie soll er mich denn wertschätzend behandeln, wenn ich so ein Theater mache und mich in der Opferrolle suhle.

Ich kann so gut verstehen, dass man sich fragt, ob der Verlassende das Wie irgendwann mal bereut! Denn das läuft in so vielen Fällen nach einem ähnlichen Schema ab, wie bei mir. Es ist extrem unfair, wenn man nicht mal den Hauch einer Chance bekommt oder eine Vorwarnung! Er hatte alle Möglichkeiten, die Trennung angemessen auszusprechen. Ich glaube schon, dass man das seinem Partner schuldig ist. Denn leider führt diese Art des Verlassens zu einer extremen Leidenszeit auf Seite des Zurückgebliebenen. Denn da ist nicht nur die Situation, dass man auf einmal alleine da steht und er sofort wieder im Bett eines Partner liegen kann - es kommt noch die Verletzungen hinzu über die üble Art und Weise, man fragt sich, was man getan hat, dass der Partner auf einmal so mit einem umgeht. Man hinterfragt 30 Jahre Ehe - wann hat es angefangen, war es überhaupt jemals gut? Außerdem bin ich sauer, dass er mir die 5 Jahre genommen hat, wo er schon nichts mehr für mich empfunden hat, da wäre ich heute schon längst über alles hinweg.

Natürlich kann ich verstehen, wenn man sich fragt, was dem Verlassenden so durch den Kopf geht. Klar, die Erleichterung den Schritt endlich gewagt zu haben - aber wie sieht er das was er beim Rest hinterlassen hat? Da erwarte ich auch Reue. Aber das scheint unmöglich zu sein.

Ich habe auch schon mal verlassen, mir war damals sehr bewusst, wie weh ich meinem Ex-Partner getan habe. Ich habe die ganze Verantwortung auf mich genommen, er hatte nicht noch verdient, dass ich ihn schlecht behandele. Ich habe mit ihm um das Ende unserer Beziehung geweint. Er hat ein Jahr später zu meinem jetzigen Noch-Mann gesagt, dass er eine ganz tolle Frau bekommen hat… So kann man sich auch trennen!

05.12.2022 19:32 • x 4 #55


C
Zitat von Ayaka:
naja - üblicherweise trennt man sich nur vom Partner und nicht auch von den Kindern. Die Eltern Kind Beziehung bleibt ja weiter bestehen. Für die ...

Ich sehe das genauso. Ich war viel zu lange in einer völlig lieblosen Beziehung zum Vater meiner Kinder. Sie haben die Trennung daher sehr gut verkraftet.

05.12.2022 19:43 • x 2 #56


S
@Surico: Danke, für Deine berührenden Zeilen. So wie bei Dir, läuft es leider, leider bei sehr vielen ab. Zutiefst unfair und durch nichts zu rechtfertigen. Leider kann man das weder bei einem Partner vorhersehen noch einschätzen, in welche Richtung sich (s)ein Charakter entwickelt bzw ob er in einem gewissen Alter zum Dopamin Jun kie mutiert. Der andere kann nix dagegen machen. Das ist mMn physiologisch vorherbestimmt, wie bei Erkrankungen. Deshalb gräm Dich nicht Surico, es lag nicht an Dir. Such Dir jemand Neuen und gestalte Dein Leben neu. Sei fröhlich und zukunftsorientiert, Du hast Dir nix zu Schulde kommen lassen und kannst Dich in den Spiegel schauen. Alles Liebe und das Beste wünsch ich Dir und umarme Dich. Lg aus Österreich

06.12.2022 00:43 • x 2 #57


S
Bei all den Interpretationen möchte ich die Frage auch mal individuell stellen:

Angenommen ein Partner trennt sich überraschend, ohne Streit am Ende und verhält sich dem Verlassenen gegenüber auf eine Art und Weise, die man auch als Außenstehender nur als unfair bezeichnen kann - im Sinne von unnötig noch besonders verletzendem Verhalten.

Ich habe Verständnis dafür, dass der Trennende es in dem Moment nicht besser konnte.

Aber die Frage ist: sieht er mit etwas Abstand vielleicht ein, dass er unnötig verletzend war, ohne Anlass von Seiten des Verlassenen?

Es geht nicht um die Trennung an sich, sondern um die Art und Weise?

06.12.2022 01:10 • x 3 #58


M
Ich habe mir diese Frage auch sehr lange gestellt, da mein ex sich absolut mies verhalten hat und auch direkt weiter zur next gehüpft ist.

Heute (2,5 Jahre nach Trennung) bin ich ihm absolut dankbar dafür, das er gegangen ist . Denn ich war von ihm völlig verblendet und wäre niemals gegangen.

Ich bin heute viel näher bei mir selbst und hab an mir gearbeitet, meine Muster hinterfragt, und bin mit mir im Reinen.

Heute bereue ich, das ich die ganzen red flags nicht gesehen habe und mich habe so blenden lassen. Denke, er wird seine Muster nicht hinterfragen.

Also kurz und knapp, bei mir als Verlassene stellte sich diese Reue nach ca. Zwei Jahren ein.

Auch wenn es nicht deine Frage war, wollt ich dir einfach mal aufzeigen , das mit der Zeit sich auch der eigene Blick auch das Gewesene deutlich ändern kann.

06.12.2022 06:10 • x 2 #59


Surico
Zitat von Meinereiner80:
Auch wenn es nicht deine Frage war, wollt ich dir einfach mal aufzeigen , das mit der Zeit sich auch der eigene Blick auch das Gewesene deutlich ändern kann.


Vielen Dank dafür! Das sehe ich bei mir auch schon so. Aber diejenigen, die sich die Frage nach der Ansicht des Verlassenden stellen, sind wohl noch in einer Phase wo man das braucht. Aber die Aussicht, dass es einem irgendwann nicht mehr interessiert macht sehr viel Mut! Nur ist es jetzt gerade noch nicht der Fall…

Zitat von sadMonkey:
Aber die Frage ist: sieht er mit etwas Abstand vielleicht ein, dass er unnötig verletzend war, ohne Anlass von Seiten des Verlassenen?

Es geht nicht um die Trennung an sich, sondern um die Art und Weise?


Perfekt, genau das wollte ich wissen, habe mich in meinem Beitrag wohl zu sehr verzettelt!

06.12.2022 07:55 • x 1 #60


A


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