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Beziehungsflüchtlinge - Gründe und Gegengründe

Femira
Guten Morgen,
Zitat von tesa:
Das stimmt auf den ersten Blick.
Es ging aber anfänglich von ihm aus. Sprich, erst sein Verhalten hat mich angestachelt. Und nachdem er keinen Ring trägt, hab ich es forciert.

Das sicher. Und ich bin sicher, dass du gespürt hast, dass er deinem Muster entspricht, obwohl die Zeichen (Ring) dagegen gesprochen haben. Für sowas hat man ein untrügliches Gefühl.

Zitat von tesa:
Ich frag mich immer, woher andere diesen Optimismus nehmen.

Das ist ne gute Frage. Hab ich ne Zeit drüber nachgedacht.
Ich glaube, weil ohne eine Prise Optimismus keine Veränderung möglich ist. Außerdem... Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich habe mir einen Freundeskreis ausgesucht, der aus Frauen besteht, die auch nicht so eine dolle Kindheit hatten, aber nun alle erfolgreich, stark und klug sind.
Eigentlich alle haben in ihrem Leben eine Therapie durchlaufen. Und ich konnte sehen, dass sie entweder durch Zufall oder weil sie sich verändert haben oder beides irgendwann einen Partner gefunden hatten, der ihr Muster ein bisschen triggert, aber nicht so viel. Dass es toxisch würde.
Ich merke auch, dass ich mich verändere und meine Auswahl wirklich anders ist je nachdem wie es mir im Leben allgemein geht. Und wie es mir geht, dafür kann ich eigentlich sorgen.
Also ich bin schon deiner Meinung, dass diese Muster wahnsinnig Manifest sind, aber wir stimmen nicht überein, dass sie unveränderlich sind.

Zitat von tesa:
Mal die Kontrolle abgeben zu können. Aber wenn ich das so lese, bin ich mir schon nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich möchte

Kontrolle ist für mich der Dreh und Angelpunkt. Klar kann ich auch mal folgen und tue das auch, aber nur wenn sich der oder diejenige in meinen Augen als würdig erwiesen hat. Also Sicherheit, Kontrolle und Aktivität hängt sehr zusammen bei mir.
Dieses bei sich bleiben hilft in in den Situationen, die für mich angstauslösend sind. Ich kann mir vertrauen, dass ich auch unkontrollierbare Situationen lösen kann... Naja... Das klappt mal gut und mal nicht so.

Zitat von tesa:
Wieso bist Du eigentlich noch hier? Wie gehts Dir?

Mal so, mal so. Nach der Trennung 2018 als ich hier aufschlug, hab ich mir 2019 einen Partner meines ganz alten Musters gesucht und gefunden. Unfähig und sehr um sich selber kreiselnd. Das ist das, was ich kenne und mich deshalb sicher macht. Da kann ich dann auch schön um seine Aufmerksamkeit kämpfen und um seine Gunst, gut genug zu sein.
Ich bin sicher, dass ich ihn gewählt habe, weil ich Angst hatte, nochmal mein Muster zu verlassen und dann nochmal so verletzt zu werden wie 2018.
Währenddessen wurde mir aber auch klar, dass ich das nicht mehr will... Dieser Kampf... Und mich beweisen müssen. Das hab ich in einer wirklich toxischen Beziehung vor meinem Forengrund ausreichend gelernt. Ich hab meine innere Haltung dazu verändert.
Also konnte ich ihn (das war neu) Anfang 2020 verlassen. Da hab ich das Forum zu gebraucht. Dann war ne Zeit Pause und ich lernte einen Mann kennen, der mal nicht unfähig war, aber sich während des Kennenlernens herausstellte, dass er noch sehr mit seiner Ex emotional zu tun hatte.
Ich ging also, was auch sehr schwer war und das Forum vor allem Clara, Zweizelgänger und Odette haben mich hier aufgefangen.
Naja... Und dann 2021 hab ich meinen Jetztpartner kennengelernt, der mich schon triggert, aber der deutlich mehr Ressourcen hat als andere. Der auch nicht um sich selbst kreiselt. Ich muss nicht kämpfen. Ich hatte hier ja erzählt, dass wir eine Paartherapie machen und mir das auch hilft, weil mir bestimmte Muster erst im Kontakt klar werden.
Und nun bin ich schwanger und es fühlt sich an, als hätte ich keine Kontrolle mehr. Ich bin körperlich seit Beginn eingeschränkt und hab das Gefühl, nicht mehr für mich sorgen zu können. Das löst viel Angst aus und viel Streit mit meinem Partner... Ich mein, er ist an ein paar Stellen einfach unfähig, sonst hätte ich mich nicht verliebt. Auch da hat die Therapie wirklich unterstützt und einiges geändert.
Angst hab ich trotzdem. Auf mich wartet die Geburt und dann das Wochenbett... Also mindestens 2 Wochen das Bett nicht verlassen und davon abhängig sein, dass er uns gut versorgt.
Allein die Vorstellung ist schwer für mich...

23.12.2022 09:33 • #421


Femira
Zitat von Marie-Luise:
Und jetzt kann ich auch Parallelen zu meiner Kindheit ziehen.
Ich hab mich immer gefragt, warum meine Beziehungen ähnlich verlaufen.

Was sind deine Parallelen?
Woher kommen sie?

Das Bewusst machen ist der erste Schritt in die Veränderung.

23.12.2022 09:36 • #422


A


Beziehungsflüchtlinge - Gründe und Gegengründe

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tesa
Zitat von Femira:
Das sicher. Und ich bin sicher, dass du gespürt hast, dass er deinem Muster entspricht, obwohl die Zeichen (Ring) dagegen gesprochen haben. Für sowas hat man ein untrügliches Gefühl.

Guten Morgen!

Kein bewusstes! Ich würde eigentlich sagen, dass er ein bisschen aus der Art schlägt. Aber wer weiß? Ich weiß ja eigentlich nichts über ihn ... und ganz ehrlich ... die Euphorie ist weg.
Die Klarheit darüber, was ist und was sein kann, hat mich völlig runtergeholt.

Zitat von Femira:
Kontrolle ist für mich der Dreh und Angelpunkt. Klar kann ich auch mal folgen und tue das auch, aber nur wenn sich der oder diejenige in meinen Augen als würdig erwiesen hat.

Klar!

Ich hätte aber gedacht, dass das bei jedem Menschen so ist.

Zitat von Femira:
ch hatte hier ja erzählt, dass wir eine Paartherapie machen und mir das auch hilft, weil mir bestimmte Muster erst im Kontakt klar werden.

Ja, daran kann ich mich erinnern.

Zitat von Femira:
Und nun bin ich schwanger und es fühlt sich an, als hätte ich keine Kontrolle mehr.

Wie schön! (Das Kind meine ich!)

Ich denke grade nach, wie das für mich wäre. Ich denke, ich hätte heute nicht mehr so große Angst, wobei - ich feststelle - dass das nur so ist, weil ich ein Sicherheitsnetz habe.Wirtschaftliche Totalabhängigkeit von einem Menschen wäre die reinste Katastrophe.

Aber weißt Du, was mich etwas lockerer macht. Ich sehe, dass Menschen, die nicht so sind wie wir, es auch schaffen. Niemand verhungert, lebt unter der Brücke oder ist sonst wie in seiner Existenz gefährdet. Dieses rationale Wissen macht mich etwas lockerer. Außerdem ist mir (durch viele Todesfälle im altersmässigen Umfeld) bewusster geworden, dass ich dem Ende näher bin, als dem Anfang. Alles relativiert sich.


Zitat von Femira:
Angst hab ich trotzdem. Auf mich wartet die Geburt und dann das Wochenbett... Also mindestens 2 Wochen das Bett nicht verlassen und davon abhängig sein, dass er uns gut versorgt.
Allein die Vorstellung ist schwer für mich...


Das finde ich fast süß!
Ich kann das sehr gut nachvollziehen, gleichzeitig bin mir sicher, dass ihr es schaffen werdet!
Und wer weiß! Ich denke mir grade, dass dieser Zustand eine Chance für Dich ist, zu erkennen, dass auch eine Situation der Abhängigkeit nicht umbringen wird. (Sei Dir gewiss, dass ich die Zustände, wo einem Panik die Kehle zuschnürt kenne!)

Bitte lass Dir von den Geistern der Vergangenheit nicht die Freude und den Genuss Deines Zustandes nehmen! Du bist eine sehr gescheite Frau und deswegen werdet ihr alles schaffen! Ich freue mich für Dich und wünsche Dir, dass Du locker lassen und Dich uneingeschränkt auf das Baby freuen kannst! Hab Vertrauen, dass alles gut wird!

23.12.2022 10:56 • x 1 #423


Femira
Zitat von tesa:
Ich hätte aber gedacht, dass das bei jedem Menschen so ist.

Ich kenne tatsächlich Menschen, die mit unsicheren Situationen sehr gut umgehen können. Also sich selbst sagen, ich schau mal, wie es kommt.
Ich informiere mich meist sehr gut im Vorfeld und versuche, Situationen einschätzen zu können.

Zitat von tesa:
.Wirtschaftliche Totalabhängigkeit von einem Menschen wäre die reinste Katastrophe.

Das stimmt und das bin ich gottseidank nicht. Finanziell bin ich besser aufgestellt. Es ist natürlich leichter zu zweit im Elterngeld, aber es ginge auch wunderbar ohne. Wirtschaftliche Abhängigkeit kommt für mich nicht infrage.
Zitat von tesa:
Ich sehe, dass Menschen, die nicht so sind wie wir, es auch schaffen. Niemand verhungert, lebt unter der Brücke oder ist sonst wie in seiner Existenz gefährdet. Dieses rationale Wissen macht mich etwas lockerer.


Das stimmt natürlich.
Zitat von tesa:
Ich denke mir grade, dass dieser Zustand eine Chance für Dich ist, zu erkennen, dass auch eine Situation der Abhängigkeit nicht umbringen wird. (Sei Dir gewiss, dass ich die Zustände, wo einem Panik die Kehle zuschnürt kenne!)

ja, das versuche ich mir dann auch zu sagen. Es ist eine Lernchance... Hinter der Angst ist die Freiheit... Er kann nur so gut Verantwortungsvakuume aushalten im Gegensatz zu mir... Ich bin gespannt, wie es wird. Hauptsache ich hab in absehbarer Zeit meine Kräfte wieder.
Zitat von tesa:
Ich freue mich für Dich und wünsche Dir, dass Du locker lassen und Dich uneingeschränkt auf das Baby freuen kannst! Hab Vertrauen, dass alles gut wird!

ich danke dir sehr liebe tesa!

23.12.2022 19:01 • x 1 #424


M
@Femira
Parallelen sehe ich klar. Ich musste immer mich anstrengen. War nie gut genug. Egal, was ich machte, wurde ich als schlecht hingestellt. Ich suchte nach Liebe, Anerkennung. Bekam sie nie. Wurde sehr streng erzogen. Selbst bei Krankheit wurde mir gesagt, stell dich nicht an, du musst auch hier deine Pflicht erfüllen. Ich entwickelte eine Perfektion. Habe nie gelernt NEIN zu sagen. Oder das wird mir zu viel. Das Muster zog sich durch mein Leben.

Erst jetzt und auch hier, dank euch, sehe ich klarer. Weißt du, auch jetzt suche ich nach Anerkennung und Liebe. Habe aber die Messlatte so hoch gelegt, dass niemand sie erfüllen kann. Schon bei den kleinsten Anzeichen, dass sie mir nicht gegeben wird, bin ich weg. Ich zweifel sehr stark an mir.

Mein Ex-Freund antwortete mir jetzt nach ein paar Tagen auf meine Entschuldigungsmail, die war sehr aufrichtig. Ich wünschte ihm alles wirklich Gute und Liebe und dass ich ihn nicht verdient habe. Ich dachte, er antwortet gar nicht, weil er mich ja überall blockiert hatte.
Liebe Weihnachtsgrüße, kümmere um dich um dich, waren sehr sachlich.
Auch hier stelle ich schon wieder alles infrage. Keine Wut, keinen Groll gegen mich. Warum sehe ich das so negativ? Ist doch auch lieb gemeint. Ich denke, er ist drüber weg, weil auch keine Gefühlsregung kommt. Und das nach 14 Tagen nach der Trennung?
Ticke ich nicht ganz richtig? Was stimmt mit mir nicht?

23.12.2022 20:22 • #425


Femira
Zitat von Marie-Luise:
Erst jetzt und auch hier, dank euch, sehe ich klarer. Weißt du, auch jetzt suche ich nach Anerkennung und Liebe. Habe aber die Messlatte so hoch gelegt, dass niemand sie erfüllen kann. Schon bei den kleinsten Anzeichen, dass sie mir nicht gegeben wird, bin ich weg. Ich zweifel sehr stark an mir.

Das ist eine wertvolle Erkenntnis. Ich kann dir nur empfehlen, sowas für dich wirklich genau aufzuschreiben. Was hast du woher gelernt? Und dann dem nachzugehen... Ist es wahr? Wie kannst du dir selbst Anerkennung geben? Für was verdienst du das?

Umso bewusster du wirst, desto eher lernst du einen Umgang mit deinem Muster.

Schau dir @tesa an. Sie hat ihr Muster erkannt und schon haben sich ihre Gefühle verändert. Das ist der Weg...

23.12.2022 22:08 • #426


tesa
Zitat von Marie-Luise:
Ich kann mit jedem kommunizieren, nur in der Partnerschaft klappt es nicht.

Woran stellst Du das fest?

Zitat von Marie-Luise:
Mir ist egal, was ein anderer besitzt.

Dir - aber denen die nichts besitzen, ist nicht egal, was Du besitzt.

Die Männerwahl (=Bedürftiger) ist ähnlich wie bei Femira und mir. Hast Du auch das Gefühl, nicht mehr verlangen zu dürfen? Klingt fast so.

Zitat von Marie-Luise:
Ich suchte nach Liebe, Anerkennung. Bekam sie nie.


Zitat von Marie-Luise:
Habe nie gelernt NEIN zu sagen. Oder das wird mir zu viel.

Das ist seltsam im Zusammenhang mit deinem Davonlaufen. Typischer oder logischer wäre, viel auszuhalten.

Zitat von Marie-Luise:
Weißt du, auch jetzt suche ich nach Anerkennung und Liebe. Habe aber die Messlatte so hoch gelegt, dass niemand sie erfüllen kann

Das verstehe ich nicht!
Woran musst Du denn Liebe und Anerkennung? Wie sieht genug Liebe/Anerkennung denn aus?

Und - hast Du schon darüber nachgedacht, dass es ja eigentlich um die Liebe/Anerkennung der Eltern geht? Und dass Du DIE niemals von einem Partner bekommen kannst?!


Zitat von Marie-Luise:
Schon bei den kleinsten Anzeichen, dass sie mir nicht gegeben wird, bin ich weg. Ich zweifel sehr stark an mir.

Erklär das mal. Was ist eine typische Situation in der Du weg bist? Und logischer wäre, zu sagen ich zweifle an ihm ... für mich passt nicht zusammen, dass er zu wenig Liebe gibt (nach deinem Empfinden), Du aber an DIR zweifelst.

Zitat von Marie-Luise:
Ich dachte, er antwortet gar nicht, weil er mich ja überall blockiert hatte.
Liebe Weihnachtsgrüße, kümmere um dich um dich, waren sehr sachlich.
Auch hier stelle ich schon wieder alles infrage. Keine Wut, keinen Groll gegen mich. Warum sehe ich das so negativ?

Du verwirrst mich sehr.
Du wunderst Dich, dass er überhaupt zurück schreibt, aber es ist Dir zu wenig. Gleichzeitig hättest Du erwartet, dass er wütend ist?

Erzähl uns doch mal, wie oft Du in dieser Beziehung schon davon gelaufen bist. Weshalb. Und wie ihr wieder zusammen gekommen seid.

Du schreibst, dass die Fehler bei Dir liegen. Ich habe aber (zwischen den Zeilen) das Gefühl, dass er nicht ganz unschuldig ist.

Zitat von Marie-Luise:
Ich denke, er ist drüber weg, weil auch keine Gefühlsregung kommt.

Sowas ist Quatsch!
Woher willst Du wissen, in welcher Gefühlslage er ist. Ich kann bewusst nüchtern schreiben, obwohl ich mich aufrege. Dann wirst Du auch nicht mitbekommen, wie ich mich grade fühle.

24.12.2022 00:07 • x 1 #427


tesa
Zitat von tesa:
Woran musst Du denn Liebe und Anerkennung?


Sollte misst heißen!

24.12.2022 01:02 • #428


M
Liebe Tesa,
kennengelernt habe ich ihn vor 1,5 Jahren über eine Datingplattform. Schrieben viel, telefonierten oft, ließen uns Zeit mit einem Treffen. In den Gesprächen teilte er mir sukzessive von seinen Erkrankungen mit. Physisch wie psychisch. Das 1. Date sagte er ab, er könne nicht der stabile Partner sein. Ließ sich dann aber doch ein. Es war so schön und wir kamen schnell zusammen.
Nach ein paar Wochen kam der Bruch. Ich zeigte ihm etwas, was er besser machen könne. Ganz normal. Da flippte er aus und attackierte mich. Ich hatte Angst vor ihm. Kannte ich ihn doch gar nicht so und floh. Am nächsten Tag beendete er die Beziehung. Nach ein paar Monaten kam er wieder. Und wir begannen eine F+. Weil es für ihn gut war. Für mich allerdings nicht. Ließ es aber doch zu. Redete mir ein, dass wir uns über diesen Weg besser kennenlernen könnten. Monate vergingen. Merkte aber, dass ich so nicht weitermachen kann. Ich beendete es in einem Gespräch. Wieder Wochen später kam er wieder. Wir sprachen sachlich und er erklärte mir, dass er es sich überlegen würde, ob er nicht doch eine Beziehung eingehen würde. Das reichte mir nicht. Ich sagte, wenn er nach so langer Zeit erst nachdenken muss, dann hat das keinen Sinn.
Wieder nach 2 Monaten no Kontakt, ich war in Norwegen bei der Hochzeit meines Bruders, schrieb er mir, dass er mich vermisst. Und das beim Ja-Wort. Ich brach in Tränen aus. Ich antwortete ihm ehrlich mit dito. Ich dachte immer nur an ihn.
Nach 2 Wochen Geschreibe merkte ich, dass er wieder unsicher wurde und ließ es. Doch plötzlich wollte er mich sehen. Ich gab nach und er ging mit mir dann die Beziehung ein. Es war schön. Tolle Gespräche, gemeinsame Unternehmungen, Zukunftsplanung. Doch, es war für mich immer ein Eiertanz. Ich musste jedes Wort, jeden Ton genau überlegen. Passte ihm etwas nicht, attackierte er mich. Ich zeigte Verständnis. Anstand bockig darauf zu reagieren, zeigte ich ihm liebevoll, dass er das bitte unterlassen soll. Ich es nicht schön finde. Es änderte sich nichts. Es kam irgendwann alles zusammen, beruflich bin ich sehr stark eingebunden und die letzten Monate im Dauerstress. Wir sahen uns nur am WE. Nicht nur sein Verhalten, auch das ständige Reden über seine gesundheitlichen Probleme belasteten mich sehr. Zeigte aber auch hier Verständnis. Hatte ständig Angst, dass ihm etwas passieren könnte, schlief nur noch schlecht. Nachrichten kamen über den Äther, dass er sich das und das Materielle wünscht, davon träumt, er sich erhofft, dass ich seine Leidenschaft teile, denn mit mir wäre alles möglich. Ich konnte es nicht deuten. Ging es hier ums Finanzielle? Es ging hier um ein Auto. Ein Leben ohne dieses wäre möglich, aber sinnfrei, so seine Worte. Bitte?
Zu meiner Kurzschlussreaktion kam es schließlich, weil ihm meine unhöfliche Art zu meinem Ex-Mann nicht gefällt. Er bekam ein Gespräch mit, dass ich leider in seinem Beisein führte. Ich versuchte immer einen korrekten Umgang mit meinem Ex-Mann, nur gelingt es mir nicht immer. Zu viel ist passiert. Trotzdem haben wir hin und wieder Kontakt. Können wieder reden.
Was nach diesem Gespräch folgte, er maßregelte mich, und mein Freund ging wortlos. War total sauer. Ich verstand das nicht. Nach 3 Stunden kam dann eine Nachricht, er wolle sich nicht mit mir streiten und nicht ständig an mir rumkritisieren. Sorry. Wäre ja in Ordnung, wenn er das Sorry nicht im nächsten Absatz negiert hätte, und zwar wieder mit einer erzieherischen Maßnahme, ich solle doch mal in mich gehen, ob er nicht doch Recht hätte und ob es Not tuen würde, meinen Ex-Mann so anzumuffeln! Ich hätte mir hier gewünscht, dass er sagte, du ich finde es nicht schön, aber ich kann dich verstehen. Und gut wäre. Ich fühlte mich so elendig. Damit stand er nicht auf meiner Seite. Und dann entlud sich alles in mir. Meine Nachricht war nicht beleidigend, sondern ich war enttäuscht. Und warf ihn aus meinem Leben. Blockierte ihn sofort. Hier war ich kopflos. Im Nachhinein hätte ich ihm sagen sollen, lass mich erst mal etwas in Ruhe, muss mich emotional runterfahren und dass wir später reden werden, rational. Das wusste er eigentlich. Sagte ihm, wenn ich sauer bin, dann gib mir Zeit. Es nützt nichts, dann mit mir zu kommunizieren.
Was mich dann noch trauriger machte, dass ich am nächsten Tag alle meine persönlichen Sachen, darunter auch meine Weihnachtsgeschenke, vor meiner Tür fand nebst Schlüssel im Briefkasten.
Ich war totunglücklich. Und hier kommt die Krux. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass er mit mir geredet hätte, sagte, bitte verlasse mich nicht, du bist mir wichtig, weil ich so viel für dich empfinde. Kann deinen Ärger verstehen, habe auch ich hier nicht richtig agiert. Aber nichts. Es kam mir so vor, als ob es ihm recht kam. Ich weiß es nicht.
Ich fühle mich so elendig. So mies, dass es mir wichtig war, ein Bedürfnis, mich für mein Verhalten zu entschuldigen und sagte lebe wohl. Seine Nüchternheit traf mich deshalb, weil, wenn er selbst negativ reagiert hätte, ich dann wüsste, dass Gefühle da wären. Aber nichts.
Ich weiß nicht, ob du mich hier etwas verstehen kannst. Ich wollte doch nur, dass ich so geliebt werde, wie ich bin.
Danke fürs Lesen. Ich habe ich ehrlich alles runtergeschrieben.
Liebe Grüße.

24.12.2022 16:38 • #429


tesa
Zitat von Marie-Luise:
Und warf ihn aus meinem Leben. Blockierte ihn sofort.

Die einzige richtige und gesunde Reaktion!

Zitat von Marie-Luise:
mich für mein Verhalten zu entschuldigen und sagte lebe wohl.

Das auch! Du hast immer wieder sehr vernünftige Ansätze! Nur suchst Du die Schuld immer bei Dir. Dort liegt sie aber nicht.

Zitat von Marie-Luise:
Ich wollte doch nur, dass ich so geliebt werde, wie ich bin.

Wirst Du von ihm offenbar nicht.

Zitat von Marie-Luise:
sukzessive von seinen Erkrankungen mit. Physisch wie psychisch.

Warum lässt Du Dich mit jemanden ein, der so einen Rucksack mit sich trägt? Der ist so mit sich beschäftigt, dass für Dich gar kein Raum ist.

Zitat von Marie-Luise:
Das 1. Date sagte er ab,

Und schon läufst Du ihm hinterher.

Zitat von Marie-Luise:
Da flippte er aus und attackierte mich. Ich hatte Angst vor ihm.

Und da wäre ein endgültiger Schlussstrich erforderlich gewesen.

Es ist keine Liebe, wenn es weh tut!

Zitat von Marie-Luise:
dass er es sich überlegen würde, ob er nicht doch eine Beziehung eingehen würde

ER?
Er hat Dich völlig in der Hand.

Zitat von Marie-Luise:
Doch, es war für mich immer ein Eiertanz. Ich musste jedes Wort, jeden Ton genau überlegen

Um es ihm recht zu machen.

Zitat von Marie-Luise:
Nicht nur sein Verhalten, auch das ständige Reden über seine gesundheitlichen Probleme belasteten mich sehr.


Zitat von Marie-Luise:
dass er sich das und das Materielle wünscht, davon träumt, er sich erhofft, dass ich seine Leidenschaft teile, denn mit mir wäre alles möglich.


Zitat von Marie-Luise:
weil ihm meine unhöfliche Art zu meinem Ex-Mann nicht gefällt.


Zitat von Marie-Luise:
wieder mit einer erzieherischen Maßnahme, ich solle doch mal in mich gehen,


Wahnsinn, was Du Dir alles gefallen lassen hast! Und ständig überlegst, was Du falsch machst!

Liebe Marie-Luise, das ist keine Liebe. Du hängst an einem Strohhalm, in der Hoffnung ein bisschen Liebe abzubekommen. Er kann sie Dir nicht geben.

Mir ist jetzt klar geworden, was ich in einem früheren Post schon vermutete. Es klang alles verwirrend, weil Du die Fehler bei Dir suchst.

Was kann Dir dieser Mann bieten? Nichts. Was versetzt ihn in die Lage, Dich zu kritisieren? Nur Du!

Nicht Du bist es, die hier durch irgendwelche Schnellschußaktionen die Beziehung dirigiert. Er hat die Fäden in der Hand.

Das einzig richtige wäre, die Sache endgültig zu beenden und an Deinem Selbstwert zu arbeiten. Er hat Dich nicht verdient.

25.12.2022 00:27 • x 2 #430


M
@tesa Ach Liebes. Ich breche gerade in Tränen aus. Ich habe es nie so gesehen. Ich gab mir immer und immer wieder die Schuld. Danke dir von Herzen. Ich zweifelte ständig an mir. Habe kein Selbstwertgefühl. Alles ist weg. Danke für deine Worte.

25.12.2022 01:11 • x 1 #431


S
Hallo liebe alle,

Ich weiß nicht, ob ihr hier noch aktiv seid, möchte mich aber von Herzen für all eure Einblicke bedanken.

Und euren Rat ersuchen, denn ich bin absolut ratlos und am verzweifeln. Ich habe bisher in meinem Leben noch nie jemanden mit aktiver BA getroffen, sodass dieses Exemplar Mann mich auf viele unterschiedliche Arten fordert, aber auch fördert. Vielleicht kann jemand von euch mir ein wenig Input dazu geben.

Ich habe ihn über eine Datingapp kennen gelernt, er ist 38, ältestes Kind und Vaterersatz für seinen Bruder sowie emotionaler Mülleimer seiner Mutter. Nach außen hin wirkt er sehr selbstbewusst, er ist was Sport anbelangt sehr aktiv, es wirkt fast obsessiv.

Als wir uns das erste Mal trafen schlug es ein wie ein Blitz, jeden Tag sehen, rund um die Uhr schreiben, morgens Guten Morgen Nachrichten und abends Gute Nacht. Er war hin und weg von mir, ich konnte mich fallen lassen und mich öffnen, die Kontrolle abgeben. Bis ich nach zwei Wochen das Bedürfnis äußerte, ihn gerne mindestens einmal die Woche mehr als nur ein zwei Stunden zu sehen - das war zu viel. Plötzlich behauptete er, dass er keine Beziehung wolle, dass ihm sein Leben ohne viel Zeit für andere gut gefalle und er nur jemanden haben wolle, der ihm sein Leben schöner macht. Ich war Boden zerstört, brach den Kontakt ab.

Es kam nach einigem Hin und Her, wie es kommen musste: wie kamen wieder in Kontakt, initiiert durch mich. Nun schreiben wir uns wieder jeden Tag guten Morgen, gesehen habe ich ihn wieder zwei Wochen lang nicht, davor einmal die Woche. Die Treffen sind extrem intensiv. Er ist sehr verschlossen, vor kurzem hat er von sich aus über die Beziehung zu seiner Mutter gesprochen, er ist stark parentifiziert.

Sowohl er als auch ich haben eine Therapie hinter uns, ich weiß, dass ich starke Verlustangste hatte bisher, die ich mehr oder minder überwunden habe. Ich versuche mich im Kontakt zurück zu halten, nicht zu viel zu fordern, aber auch gleichzeitig das Gefühl zu vermitteln - hey, ich bin da.

Ich verstehe es nicht - denkt er auch an mich? Will er mich auch? Ist der tägliche Kontakt und das teilweise stundenlange telefonieren und das Interesse an meinem Leben ein Zeichen für seine Zuneigung? Warum will er mich nicht sehen? Wieso zieht er sich bei Rückfragen nach Treffen oder Telefonaten zurück?

Ich weiß nicht, ob ich noch weiter versuchen soll zu investieren. Ich würde so gerne mit ihm reden, aber ich bekomme ihn nicht zu Gesicht.

Was soll ich tun?

Liebste Grüße,
Sheherazade

05.09.2023 09:22 • #432


Aline_8
Danke für den thread hier, aus gegebenem Anlass

Vor 27 Minuten • #433


Wasabix
Guter Faden, älter zwar aber sehr hilfreich im Moment

Vor 7 Minuten • #434


Aline_8
Ja, ich sehe mich da auch sehr wieder und es ist beruhigend zu wissen, dass man mit seinen Gedanken und Gefühlen nicht allein ist

Gerade eben • #435


A


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