Beziehungspause weil Gefühle nicht mehr da sind

Um in diesem Thread eine Antwort erstellen zu können, habe ich mich extra angemeldet. Also erstmal Hallo allerseits.

Deine Geschichte, liebe 1410, erinnert mich gerade an meine, die ich durchlebe. Vielleicht hilft sie dir und vielleicht hilft es mir, die Geschichte zu schreiben.
Mein Freund hat sich vor guten 6 Wochen von mir getrennt. Für mich eher aus heiterem Himmel: die Beziehung lief im Allgemeinen gut, wir haben uns auch über das Zusammenziehen und sogar Kinder unterhalten, aber noch nichts entschieden. Auf jeden Fall waren wir verabredet, um eines der Fußballspiele zu sehen. Er war bei mir, ich lag in seinem Arm, ich dachte, alles gut und dann gähne ich - und er flippt wahnsinnig aus und beschimpft mich. So habe ich ihn selten erlebt (eigentlich nur einmal). Auf jeden Fall ging er wutschnaubend nach Hause und machte eine Woche später Schluss, weil ihm auch klar sei, dass das kein Streit war, weil was war, sondern er war halt wütend und habe keine Lust, zu ergründen warum und da er keine Lust darauf habe, zeige ihm das, dass er mich nicht genug liebe.
Ich war ziemlich geschockt und habe dann seine Sachen gepackt. Daraufhin brach er weinend bei mir zusammen. Ich weinte einfach mit.
Ich bot an, dass wir uns doch an den Tisch setzen sollten, um über das Problem zu reden, aber er lehnte ab. Also gab ich ihm seine Sachen und schmiss ihn raus. Ich mein, was soll das? Ich bettle nicht und wenn er sich entschieden hat, dann muss er auch dazu stehen und gehen und nicht weinend bei mir sitzen aber nicht reden wollen.
Zwei Wochen hielt ich KS. Ich hab Gottseidank recht viele Freunde, die sich lieb um nicht gekümmert haben und ich habe mittlerweile ein recht schlechtes Gewissen, weil ich wirklich lang brauche, um mich zu erholen...die Geschichte geht nämlich weiter:

Grundsätzlich habe ich bei all der Trauer zum ersten Mal (im Vergleich zu anderen Trennungen, die ich erlebt habe) das Gefühl, dass es nicht vorbei ist, dass er einen Weg zu mir zurück sucht.
Da er sich aber nach den 2 Wochen nicht meldete, entschied ich, dass meine Intuition offensichtlich nochmal ein NEIN von ihm benötigt, um aufzuhören, zu glauben, dass es eine Zukunft für uns geben könnte. Meine Logik sagte nämlich, dass da nur eine andere sein kann...
Also nahm ich den Kontakt auf unter einem Vorwand und wir telefonierten länger. Nach anfänglichem Smalltalk brach er wieder in Tränen aus, da er mich so vermisse. Also schlug ich vor, dass wir uns treffen könnten, um zu sehen, was das mit uns macht. Er willigte ein.
Also trafen wir uns einige Tage später und gingen an den See. Am Anfang Smalltalk, gelacht und gewitzelt. Am See fragte er dann, wie es mir in letzter Zeit gegangen sei (Idiot?!) und ich brach in Tränen aus. Er nahm mich in den Arm und als ich dann da einige Zeit vor mich hin heulte und rotzte, begann er meine Schulter, mein Haar, mein Hals...zu küssen. Jaja...ich habe keine große Selbstbeherrschung, wenn es um Liebe geht, also küssten wir uns. Make a long story short: An diesem Nachmittag wechselte sich weinen mit hemmungslosen rummachen ab. Er sagte, dass er selber überrascht sei, wie viel er für mich empfinde und er wisse mittlerweile, dass es sein Anspruch an sich selber war, wie er in einer Beziehung zu sein habe- vor allem, wenn diese ernster werde- der in unglücklich gemacht habe, aber immer wenn er denkt, er kommt zurück, dann kommt der Druck wieder, er wisse nicht, was er machen sollte...
Und ich schlafe nicht mit Leuten, die mich nicht lieben, die ich aber liebe...also gingen wir da auseinander.
Eine Woche meldete er sich. Fragte, wie es mir ginge und was ich so mache, dass er an mich denke Blabla...

Ich dachte also, guck an, deine Intuition ist aber klug, er braucht zwar gerade Zeit, um sich mit sich auseinanderzusetzen, aber das ist noch nicht gelaufen.

Plötzlich wieder, von einem Tag auf den anderen nix. Als ich fragte, ob wir uns wiedersehen wollten, antwortete er ungenau, dass er schon verplant sei und wie gesagt, er initiierte kein Gespräch mehr...wie weg. Meine Freunde meinten, dass die Beziehung zu mir zu herausfordern war, weil sie nicht so abhängig und toxisch war, wie die Beziehungen, die er gekannt hatte, er sei nicht bereit und um seine Gefühle zu mir zu überdecken, suche er bestimmt eine neue, die weniger reif sei.
Ich litt...anders kann ich es nicht beschreiben. Es war furchtbar. Ich schob ihn ins Archiv, versuchte mich abzulenken, schaute nicht mehr bei FB usw. Schlimm...Liebeskummer ist einfach, als würde jemand, den du liebst, sterben - nur schlimmer, da der Sterbende sich nicht für das Sterben entscheidet, während der Verlassende sich aktiv entscheidet.
Nochmal 2 Wochen vergingen und er schrieb mich an, dass er mich gern sehen wollte. Ob das okay für mich sei und ob wir wieder an den See wollten...
wie gesagt, Liebe und Selbstbeherrschung schließen sich aus...also sind wir nun für kommenden Samstag verabredet. Deswegen geht es mir gerade stabil.

Um auf das eigentliche Thema zurückzukommen:
Ich denke, wir haben erstmal alle eine Intuition, wie die Geschichte weitergeht. Keinen Garantieschein, denn Gefühle ändern sich gerade in einer so krassen Situation. Wenn es uns gelingt, uns kurz zu entspannen, wissen wir, ob da Gefühle vom anderen sind und ob der versucht, diese zu verarbeiten oder ob er ein Problem mit sich hat, aber da noch ausreichend Gefühle sind usw.
Vielleicht, liebe 1410, hast du auch schon ein tiefes Gefühl hinter dem Kummer, wie deiner sich entscheiden wird und kannst danach handeln.
Mir hilft das Wissen, dass die ersten 2 Wochen die schlimmsten sind, weil dein Hormonhaushalt ein bisschen wie bei einem Dro. reagiert. Die musst du ohne ihn überleben und m.E. auch ohne Kontakt, sonst dauert es viel länger. Es gibt in einem Thread viel Tipps, wie du das überleben kannst.

Liebe 1410,
ich freue mich, wenn dir meine Geschichte, von der ich so hoffe, dass sie anders wäre, etwas gibt. Ich erlebe genauso wie du, dass einige meiner Freunde - ich sag mal- streng werden. Sie wünschen mir, dass ich bald wieder glücklich sein kann, klar, und sie machen sich sicherlich berechtigt Sorgen, ob das mit meinem Ex eine stabile Beziehung werden kann, wenn er sich doch so instabil verhalten hat. Die Sorge hab ich auch und du bestimmt auch! Es wäre ja schön, wenn es den Garantieschein gäbe - ich nutze dein Beispiel - einen Monat keinen Kontakt, dann weiß er, dass du eine tolle Frau bist und wird alles tun, um die Beziehung besser zu machen. Schön wärs!

Ich hab zu meinem gesagt, als er sagte, er könne nicht zurück, obwohl er so viel empfinde, dass ich traurig bin und Trauer ist die Emotion, mit deren Hilfe wir verarbeiten. Falls er sich für mich entscheiden sollte, ist es auch eine Zeitfrage, denn sich trennen ist eine krasse Verletzung. Es geht im Prinzip darum, wer schneller ist mit Klarheit über die Emotionen bekommen.
Mein Exexex (jajaja) hatte sich damals von mir getrennt und kam nach 7 Monaten zurück. Entschuldigte sich, hatte reflektiert und war bereit, alles zu tun, um das mit uns zu retten. Ich wäre gern wieder mit ihm zusammengekommen, da er ein toller Mann war, aber es ging nicht. Ich hatte die romantischen Gefühle schon zu weit verarbeitet. Heute sind wir wirklich gute Freunde und das finde ich wirklich gut.

Zitat:

Ich denke ihm ist einfach die Decke über dem Kopf gefallen. Er hatte seine Ausbildung abgebrochen, saß ein halbes Jahr zu Hause und mit mir hat er nicht besonders viel unternommen. Ich denke der Alltag ist schuld.

Das klingt so, als hätte dein Ex auch gerade sehr schwierige Themen innerlich zu behandeln. Unterm Strich geht es wahrscheinlich bei beiden darum, dass sie gerade nicht wissen, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Das ist schon Stress.
Ich hatte das auch mal, da war ich noch Anfang 20. Ich hab mich so eingesperrt von meinem Leben gefühlt und wenn mein damaliger Freund was Liebes für mich gemacht hat, hab ich mich soooo unter Druck gesetzt gefühlt und gleichzeitig war ich zu unglücklich, um die Kraft zu haben, auch etwas Liebes für ihn zu tun. Dieser Druck hat alle Gefühle verschüttet. Ich hab die Beziehung beendet. Einen Monat hab ich mich auch abgelenkt, um wieder zur Ruhe zu kommen, mal nicht nachdenken, was ich eigentlich machen müsste, um die Beziehung glücklich sein zu lassen, niemanden Rechenschaft schuldig sein, warum ich mich nicht um das Studium kümmere...ich dachte, er sei auch erleichtert, dass die Beziehung vorbei sei. Dann hab ich gemerkt, dass ich ihn vermisse und habe den Kontakt gesucht. Sehr vorsichtig. Es fing mit einmal die Woche telefonieren an. Das steigerte sich, dass wir jeden Samstag 8 Stunden telefonierten. Ich merkte, dass ich mich die ganze Woche nur auf das Telefonat gefreut habe. Ich verstand, es lag weder an ihm noch an der Beziehung, sondern daran, dass ich traurig und überfordert war. Ich kam wieder mit ihm zusammen und suchte mir einen Therapieplatz. Wir waren dann noch 4 Jahre zusammen, bis die Beziehung wegen beruflicher Umbrüche brach.

Was ich sagen will, man weiß nicht, was passiert und ich finde, du bist die einzige, die entscheiden sollte, was sie will und was sie auch bereit ist zu ertragen. Ich mochte das, was Yukidragon schrieb (weiß den Thread nicht mehr): Bedenke, du bist der Hauptgewinn! Mach dir klar, was gut war an der Beziehung, aber auch was dir gefehlt hat (was er will, interessiert nicht, wenn er bereit ist, zu reflektieren und mit dir Lösungen zu finden, wird er kommen, sonst ist es egal, was er denkt). Das kannst du nutzen, um an dir zu arbeiten und entweder reflektiert und zielorientiert mit ihm irgendwann, wenn seine Gefühle nicht mehr unter Stress verschüttet sind, zu sprechen oder dich gezielt nach einem neuen tollen Partner umzusehen und du weißt, was du mitbringst und was du von deinem Gegenüber erwartest.

Ich Labertasche...daran merke ich, dass es mir auch nicht so geht...Nochmal kurz gefasst, was ich eigentlich sagen will:

-Du weißt nicht (ich leider auch nicht), wie es sich entwickelt. Da es eine krasse Verletzung ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als für uns traurig zu sein, weil wir wissen, dass wir etwas verloren haben, was wir uns gewünscht haben. Dafür haben wir (Selbst-) Mitleid verdient!

- Es wird immer ein Happy End geben für uns: entweder mit dem alten Partner oder mit einem neuen, weil wir den alten nicht mehr wollen, da er zu lange gebraucht hat.

- Die kummervolle Zeit ist die Zeit, um klar zu sehen, Fehler zu identifizieren und an sich zu arbeiten. Psychische Entwicklung funktioniert am schnellsten und einschneidensten mit Leidensdruck und wir sollten unsere Hausaufgaben machen.

- wir sollten nicht alles tun, um ihn zurückzubekommen, da das nicht funktioniert. Aber ich sehe das so: das muss ich dir nicht sagen, denn ich finde dich sehr würdevoll und stark, wie du ihm den Brief geschrieben und gegeben hast. Du hast dich damit für den stolzen, aber wirklich schmerzhaften Weg entschieden und den einzigen, der dich irgendwann glücklich machen kann.

-hör auf dich und deine Intuition! Sie scheint dir zuverlässig zu sagen, was für dich geht (ab und zu schreiben) und was unter deiner Schmerzgrenze ist (deine positiven Eigenschaften unverbindlich in der friendzone nutzen, um nicht leiden zu müssen).

Und danke, dass du deine Geschichte teilst. Mir tut es gerade gut, mich nicht allein im Schmerz zu fühlen!