Ich finde deine Frage total spannend. Und es stimmt, viele Ratschläge hier beziehen sich darauf sich gut um sich selbst zu kümmern oder bei sich selbst und den eigenen Anteilen zu gucken.
Beides finde ich gerade in Krisensituationen extrem schwierig. Die Emotionen schütteln einen durch, der Boden fehlt und man ist berets im Alltag oft schlecht in der Lage zu funktionieren. Mir hilft hier oft Geduld mit mir selbst. Ich versuche mir zu sagen, dass ich jetzt weder alles verstehen noch einordnen muss, sondern mir dann dafür Zeit nehme, wenn Herz und Kopf wieder freier sind.
Oft hilft auch das immer wieder Durchspielen vergangener Situationen wenig. Zumal die Geschichte bei jedem Durchgang immer ein wenig anders ist und sich meistens zu den eigenen Gunsten verschiebt. Also erhält man dadurch eher Seelentrost als wirklichen Einblick.
Die Reflexiion darüber was man mal wirklich wollte, ist mit freierem Kopf oft ein guter Ansatz. Sich Fotos oder Erinnerungsstücke zu suchen von Zeiten, an denen man mit sich selbst im Reinen und glücklich war. Und sich dann noch einmal in diese Zeit und Person zu versetzen. Nicht wehmütig, sondern mit der Gewissheit, dass man dieser Mensch noch ist und tief drin auch immer war. Dann kann man z.B. Fotocollagen machen und alle dabei spontan auftretenden Gedanken aufschreiben. Musik, die einen an die gute Zeit erinnert, kann dabei unterstützen. Irgendwann kommen die Gedanken zusammen und man erkennt wieder eigene Ziele, Wünsche und vor allem die eigene Stärke und Größe. Wenn man soweit ist, kann man das Framen, z.B. mit einem neuen Foto, das den neuen, wieder erstarkenden Zustand repräsentiert oder ein gemaltes Bild, ein Lied - das, was für einen selbst passt. Den neuen Zustand versuchen immer wieder ins Gedächtnis zu rufen und zu fühlen.
Fühlt man sich dann tatsächlich stärker, ist das ein Zeichen, dass man sich von der Katastrophe bereits entfernt hat und das Leben wieder Fahrt aufnimmt.
In diesem Zustand kann man dann realistischer an die eigenen Anteile gehen. Man kennt jetzt wieder Ziele und Wünsche und kann beim Durchspielen z.B. einer gescheiterten Beziehung, Schritt für Schritt verfolgen, wo man sich aus welchen Gründen selbst verlassen hat. Auch diese Schritte und Ergebnisse kann man notieren. Manchmal macht es Sinn mit jemand anderem diesen Prozess zu durchlaufen. Einem Freund, einem Coach oder, stellt man fest, dass hier etwas tiefer liegt, auch einem psychologischen Therapeuten. Allein oder gemeinsam lassen sich so eigene Fehler oder Versäumnisse sich selbst aber auch der Partnerschaft gegenüber feststellen.
Dann überlegen, wie man diese Fehler in Zukunft vermeiden kann und welche Signale man bei sich selbst und anderen besser beachten muss, damit man bei sich selbst bleiben kann. Ich selbst finde es auch nie verkehrt, nach dem Prozess z.B. den Ex um Entschuldigung für die eigenen Fehler zu bitten. Das geht nicht immer, denn manchmal sind wir wirklich das Opfer, aber in manchen Fällen kann es helfen zu heilen und abzuschließen. Wäre das eine Antwort für dich?
Sorry, ich merke gerade, das mein Text sehr lang geworden ist...
16.10.2020 06:44 •
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