In einem persönlichen Austausch kam die Frage auf, warum ich meinen letzten Exfreund anders behandelt habe, als die anderen.
Das würde ich hier gerne ausführlicher darlegen.
Der Weg des Scheiterns und was es für mich bedeutet, auf dem Weg zu sein
Es gibt zwei sehr kurze Antworten darauf:
1. weil ich bereits eine andere war
2. er hätte es gar nicht mit sich machen lassen
Um darauf näher einzugehen:
In Phase 1 hatte ich seeehr wenig Selbstbewusstsein und das hat sich auf meine Männerwahl ausgewirkt und auch darauf welche Männer mich gewählt haben. Durch meinen geringen Selbstwert war ich schon immer auch sehr schüchtern. Gleichzeitig war ich durch meine introvertierten Interessen schon immer recht belesen und irgendwie auch klug, wobei das in meiner Familie eher zu Spötteleien geführt hat, statt zu Anerkennung. Ich war eben einfach anders und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Diese Dynamik führte dazu, dass meine Schüchternheit oft als Arroganz gedeuetet wurde.
Ich gehörte zu den jungen Frauen denen man immer sagte lach doch mal.
Die Männer, die mit mir in dieser Phase Beziehungen geführt haben, haben Interesse an mir gezeigt. Und das reichte, neben körperlicher Anziehung, für mich dann meist schon, mich auf sie einzulassen. Ich habe mich nicht gefragt: ist das wirklich jemand, mit dem ich zusammen sein will? Passt der für mich? Finde ich den interessant? Ergänzt der mich? Begeistert er mich?
Es waren Männer, die ein gewisses, mir vertrautes Männerbild erfüllt haben. Männliche Ernährer ohne großen geistigen Tiefgang.
Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, dass ein Germanistik- oder Philosophie-interessierter Mann Interesse an MIR hat, was hatte ich schon zu bieten. Der hätte ggf. sogar gemerkt, dass ich ja eigentlich gar nix auf dem Kasten habe - so meine Angst. Im beruflichen Kontext nennt man das, glaube ich, Hochstapler-Syndrom.
Diese Männer hatten aber auch mir gegenüber ein geringes Selbstwertbewusstsein (glaube ich heute). Jedenfalls hatte ich immer Beziehungen in denen man sich gegenseitig lustig auf ironische und sarkastische Art gepiesakt hat. Diese Art, den anderen klein zu machen (egal ob mit oder ohne Augenzwinkern) führte in der Beziehung zum Vater meiner Kinder allmählich zu einer Art Hass-Liebe.
Wir haben uns einfach nicht wertgeschätzt, nicht bewundert, nicht verstanden und außer dieser Reibung erzeugt Hitze-Sache hatten wir auch nichts gemeinsam. Naja, bis auf zwei Kinder und gegenseitige Abhängigkeit.
Es hat ewig gedauert sich daraus zu befreien und sich dieses Scheitern einzugestehen. Einfach, weil es nicht mehr auszuhalten war.
Und so geschah meine erste Metamorphose in Phase 2: ich wollte niemals mehr so eine Beziehung eingehen! Eine die mich runterzieht, verunsichert. Eine die ein ewiger Kampf ist. Nie wieder so einen Scheixx! Lieber für immer allein.
Die darauf folgenden Affären waren zwar auch nicht das Gelbe vom Ei, aber immerhin waren die Grenzen jeweils klar.
Das Tindern (ich nenne es der Männerkatalog, sorry) hat mir in dieser Phase sogar sehr geholfen. Man hat die freie Auswahl, man trifft interessante und auch absolut fragwürdige Erscheinungen. Und man kann danach einfach nein Danke sagen und den nächsten matchen.
Ich wusste zwar absolut nicht was ich eigentlich suchte, aber ich wusste zumindest schon mal, was ich auf keinen Fall mehr will. Wahrscheinlich hätte ich ewig weitertindern können, wäre ER nicht plötzlich auf der Bildfläche erschienen. Er wusste genau, was er wollte und er war klar bei sich und in seinem Leben.
Zum ersten Mal war jemand kognitiv und emotional mit mir auf einer Wellenlänge! Es gab keinen Grund, ihn klein zu machen oder zu kritisieren. Ich fand einfach alles an ihm toll. Es gab keinen Streit, weil wir unsere Gedankengänge nachvollziehen und darüber sprechen konnten. Natürlich hatte er genauso seine Schwächen, aber es waren Seiten an ihm, denen ich liebevoll begegnen konnte.
Kurzum: nach Phase 1 war ich auf dem Weg, mich selbst mehr wertzuschätzen und auf meine Bedürfnisse mehr acht zu geben, ich war eine Andere und deswegen war auch der Mann ein anderer, einer der einfach gepasst hat. Weil wir uns ausgesucht haben, beide, nicht einseitig.