Die Jugendliebe - eure Erfahrungen

Ihr Lieben, ein Thema, das mich gerade beschäftigt. hat einfach mit Gefühlen zu tun, deswegen hoffe ich, dass es hier richtig ist.

Thema: Jugendliebe.
Bevor ich mit meinem Mann (damals erster Freund) zusammenkam, war ich sehr unglücklich verliebt in einen jungen Mann, der auch in mich verliebt war, aber starke Bindungsangst hatte und deswegen keine Beziehung mit mir führen wollte.
Wir schmachteten uns lange an - aber bis auf Küssen, an einem Abend, ist nie etwas zwischen uns passiert. Ich brauchte damals ziemlich lange um darüber hinweg zu kommen.
Dann lernte ich meinen Mann kennen (gleicher Freundeskreis, die beiden sind auch befreundet), aber ich hatte mit dem anderen jetzt 20 Jahre nichts zu tun.
Mein Mann und er hatten auch sehr lange keinen Kontakt - seit ein paar Jahren haben sie wieder engeren Kontakt, aber ich war da nicht so wirklich involviert, was mir ganz recht war.

Inzwischen habe ich den anderen zweimal wieder gesehen. und frage mich ernsthaft, wo ich damals hingeschaut habe.
Er ist überhaupt nicht mein Typ. obwohl er so zu Freunden sehr nett ist viel zu sehr Bad guy, zu finstere Aura für jemanden wie mich, und bezüglich Kindererziehung (er hat da massiv Probleme mit seiner Ex, mit der er ein Kind hat ) ogott ogott ogott.
Wir saßen gestern zum Kaffeetrinken bei uns im Garten (mein Mann, dieser Freund und ich) und ich dachte mir die ganze Zeit nur. wenn wir ein Kind miteinander gehabt hätten. wir hätten uns vermutlich die Köpfe eingehauen.
Ich habe mich wirklich die ganze Zeit gefragt, wo ich da damals hingeschaut habe, dass ich mit 17 dachte, wir wären Seelenverwandte usw.
Also oberflächlich finde ich ihn ja nett, er ist freundlich und hilfsbereit zu seinen Freunden, mag da auch nichts schlechtes sagen. aber er sagte einige Dinge (die ich hier natürlich aus Gründen der Privatsphäre nicht schreiben möchte), bei denen ich mir nur dachte. o weh.

Hier im Forum lese ich permanent von Leuten, die ihre Jugendliebe wiedertreffen und in die es einfährt wie der Blitz und alle Gefühle reaktiviert sind usw.

Finde ich schon sehr spannend wie unterschiedlich das laufen kann.

Ich dachte damals auch ich sterbe, weil wir diese unendlich tiefe Liebe nicht leben konnten. und heute. verstehe ich gar nicht mehr, wie es damals überhaupt so eine Anziehung gab.
Rein optisch spricht er mich gar nicht mehr an - aber auch vor Allem von der Ausstrahlung her. und damals hätte ich meine Seele verkauft um mit diesem Mann zusammensein zu können.

Manchmal ist doch wirklich ein großes Glück, dass man nicht alles bekommt, was man sich wünscht.

Geht es hier noch jemandem ähnlich?

Oder eben genau andersherum?

Ich weiß, ist jetzt nicht super sinnvoll der Beitrag.
Aber irgendwo musste ich diese Gedanken los werden.

Ich frag mich halt... hat er sich wirklich so extrem verändert?
Oder habe ich mich so verändert und sehe ihn jetzt nur anders?
(Wobei ich das nicht glaube, ich kenne viele Leute seit zig Jahren - manche davon sehe ich auch nur ganz selten oder habe sie lange nicht gesehen und finde gar nicht, dass sie sich groß verändert haben. )

Das Kuriose ist ja, dass mein Mann (seit 23 Jahren mein Partner) so gesehen meine erste offizielle Liebe/Jugendliebe ist, er war dann mein erster (und einziger) Freund.
Mit ihm geht es mir aber nicht so wie mit dem Anderen, aber ich denke trotz der Schwierigkeiten die wir haben, hat er sich in den letzten 23 Jahren in sehr vieler Hinsicht positiv weiterentwickelt.

Zitat von Einfallslos:

Warum macht es dann bääääm? Es ist ein völlig anderer Mensch mit einem halben Leben hinter sich. Also entweder man verliebt sich dann neu in einen anderen Menschen oder man knüpft da an wo man z.B. mit 17 stehen geblieben ist... aber will man das?

Genau das denke ich auch.

Zitat von 6rama9:

Ich glaube die Attraktivität der Jugendliebe hängt sehr stark vom Zustand der Lebenszufriedenheit ab. Wer mit seinem Leben und vor allem der grundlegend Liebe unzufrieden ist, projiziert halt viel Unsinn in seine erste Liebe rein

Das stimmt. Sehr guter Gedanke! Glaube auch, dass da ganz viel Projektion ist. Sicher nicht in jedem einzelnen Fall, aber in vielen Fällen.

Zitat von Renama:

Meine Affäre ist meine Jugendliebe.
Wir haben uns wiedergetroffen und es war sofort wieder sehr vertraut, seine Augen haben mich beim Reden wieder genau so fasziniert wie früher.

Ich muss gestehen, dass ich genau davor ganz große Angst hatte.
Weil er damals so ein besonderer Mensch für mich war und meine Gefühle grundsätzlich nicht gerade kurzlebig sind (ich litt damals auch sehr lange und brauchte eine ganze Weile und viel Kraft und Willenssstärke, um innerlich damit abzuschließen.)
Dass es mir jetzt so anders geht hat mich überrascht - aber einfach auch sehr erleichtert.

@6rama9 er ist Asperger... (wobei das Leuten, die ihn nicht gut kennen, nie auffallen würde, er wirkt so ganz normal, hatte sehr small Talk-erprobte Eltern und wirkt deswegen nicht so in sich gekehrt wie viele Autisten. )
das ist einfach in sehr vielen Dingen sehr schwierig, vor Allem mit kleinen Kindern...
Aber wir lieben uns einfach sehr, und deswegen kann ich wirklich nicht sagen dass ich die Beziehung bereuen würde, auch wenn es mit einem neurotypischen Mann *vielleicht* in mancher Hinsicht leichter hätte sein können. (Aber was ich hier seit Jahren quer lese überzeugt mich auch nicht so recht, dass das wirklich so wäre... wahrscheinlich wären die Themen/Probleme einfach nur andere)

@Lilliana23 meinst du mich..? Da besteht Null Gefahr, Gott sei Dank, ich hatte mein erstes und letztes Mal tatsächlich mit ein und derselben Mann und finde es immer noch genial und hab derzeit absolut keine Ambitionen das zu ändern.
Mir ging eben nach dem Wiedersehen nur einiges durch den Kopf, aber der Andere spricht mich absolut nicht mehr an, also ich könnte mir da allein körperlich absolut nichts mehr vorstellen. Meinen Mann dagegen finde ich immer noch attraktiv und anziehend wie damals.