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Die Schuldgefühle der Verlasser

F
Mich würde interessieren, wie Ihr mit den Schuldgefühlen umgeht, die Ihr habt, nachdem Ihr Euren Partner nach langer Beziehung für ihn überraschend verlassen habt und den Verlassenen schockiert und zerstört zurückgelassen habt.
Unabhängig davon, dass es sicher Gründe gab, dass immer beide Schuld sind, wenn eine Beziehung nicht funktioniert hat u.s.w.

Was mich nach zweieinhalb Jahren ohne Kontakt (den ich blockte, um ihn und auch mich zu schützen) immer noch umtreibt ist der Gedanke, dass ich sein Leben zerstört habe. Damit kann ich keinen Frieden machen.
Wie gelingt das anderen? Wie könnt Ihr glücklich weiterleben, ohne ständig daran zu denken, dass Ihr einen anderen, den Ihr geliebt habt, kaputt gemacht habt?

Der Auslöser für diesen Thread ist das Lied Someone you loved von Lewis Capaldi.
Ich kann es nicht hören, ohne in Tränen auszubrechen.

23.05.2019 06:42 • x 1 #1


Liessa
Zitat von Feelingofguilt:
dass ich sein Leben zerstört habe

Du hast seit 2,5 Jahren keinen Kontakt, wie kommst du denn darauf, dass du sein Leben zerstört hast?

Ich bin auf diesen Gedanken noch nie gekommen. Trennungen sind legitim und auch wenn sie in der ersten Zeit schmerzen, geht dieser Schmerz doch vorbei und auch für den Ex-Partner geht das Leben weiter und er bekommt die Chance, jemanden zu finden, der viel besser zu ihm passt, als ich. Schuldgefühle habe ich noch nie gehabt, gesetzt den Fall, ich habe mich fair verhalten.

23.05.2019 06:54 • x 3 #2


A


Die Schuldgefühle der Verlasser

x 3


Monoheidi
Du hast sein Leben nicht zerstört, das tun Trennungen nicht. Er wird drüber weg sein und sein Leben nach der Trennungsverarbeitung weiter leben.

23.05.2019 07:06 • x 1 #3


6rama9
Zitat von Feelingofguilt:
Was mich nach zweieinhalb Jahren ohne Kontakt (den ich blockte, um ihn und auch mich zu schützen) immer noch umtreibt ist der Gedanke, dass ich sein Leben zerstört habe. Damit kann ich keinen Frieden machen.

Wie lief denn die Trennung ab und von welcher Beziehungsdauer sprihst du denn? Natürlich gibt es Fälle, wo der Verlasser schwere Schuld auf sich geladen hat. Aber es gibt auch Fälle, wo die Trennung der absolut richtige Weg war. Ohne deinen genauen Fall zu kennen, kann man auch nicht drüber urteilen.

Zitat von Monoheidi:
Du hast sein Leben nicht zerstört, das tun Trennungen nicht. Er wird drüber weg sein und sein Leben nach der Trennungsverarbeitung weiter leben.

Das ist eine Mutmaßung, die stimmen kann aber nicht stimmen muss. Wusstest du zB, dass der häufigste Selbsttötungsgrund bei Männern im Alter 40-60 ist, vom Partner verlassen worden zu sein? Woher kommst du also ohne irgendeine Kenntnis der konkreten Sachlage zu deiner Aussage, dass er lock flockig über die Trennung hinweg ist/kommt?

Zitat von Liessa:
Schuldgefühle habe ich noch nie gehabt, gesetzt den Fall, ich habe mich fair verhalten.

Das genau ist das entscheidende. Wie lief die Trennung ab und was waren die Gründe?

23.05.2019 07:12 • #4


Monoheidi
Zitat von 6rama9:
Das ist eine Mutmaßung, die stimmen kann aber nicht stimmen muss. Wusstest du zB, dass der häufigste Selbsttötungsgrund bei Männern im Alter 40-60 ist, vom Partner verlassen worden zu sein? Woher kommst du also ohne irgendeine Kenntnis der konkreten Sachlage zu deiner Aussage?


Auch dann ist das immer ein eigenes Problem des Verlassenen. Die angemessene Regulation von schweren Krisen, wozu manche Trennungen mit Sicherheit gehören, liegt bei einem selbst, nicht bei dem, der sich getrennt hat.

23.05.2019 07:15 • x 1 #5


F
Wir waren 10 Jahre zusammen, haben aber nicht zusammen gewohnt, keine Kinder. Die letzten Jahre war es eine Bruder/Schwester-Beziehung, die säkksuelle Anziehung war auf beiden Seiten nicht mehr vorhanden. Die Liebe aber schon. Wir hatten beide jeweil heimlich immer wieder etwas Säkksuelles mit anderen. Aber nicht als offene Beziehung, sondern weiter mit dem Anspruch der Exklusivität. Es war irgendwie verkorkst.
Aber die Liebe war immer da - sehr tief, aber vielleicht eher familiär, geschwisterlich. Der Grund war dann ein ganz profaner. Ich habe mich in einen anderen Mann verliebt und musste mich entscheiden. Als Gefühle im Spiel waren, wollte ich ihn nicht betrügen und belügen. Und ich wollte eine klare Entscheidung für den neuen Mann treffen. Warmwechsel. Im Prinip geht es nicht schäbiger.
Damit hatte mein Ex überhaupt nicht gerechnet, dass das passieren könnte. Er ist aus allen Wolken gefallen, als ich es ihm gesagt habe, hat geschreien, geweint, mich dann rausgeworfen. Also bin ich gegangen. Einfach aus seinem Leben verschwunden. Habe sämtliche Kontaktmöglichkeiten geblockt. Feige. Er hat ein paar Mal versucht, Kontakt aufnunehmen. Aber ich wollte mich vor seinem Leid schützen. Und ich wollte ihn davor schützen, sich Hoffnungen zu machen. Ich dachte, am einfachsten für ihn ist es, wenn ich einfach weg bin und er mich nie wiedersehen muss. Natürlich habe ich es mir damit genau so einfach gemacht. Und diese Schuld werde ich für immer mit mir herumtragen.
Was ich ihm angetan habe kann ich mir nicht verzeihen.

23.05.2019 07:25 • #6


K
Also, grundsätzlich ist das Risiko von Leben, dass man iwann sterben muss, der Zeitpunkt ist unbestimmt. Niemand gibt einen irgendeine Garantie auf irgendwas, auch nicht auf eine glückliche Beziehung. Leider vergleicht man seinen Lebensweg häufig mit dem des Gros.
So würde ich zB meinem Ex eine Teilschuld geben, dass ich kinderlos bleiben werde. Teil, denn ich hätte sehen können, dass er so lange keine verbindliche Beziehung wollte. Ich könnte sagen, er hat in meinen Lebensweg massiv eingegriffen.
Aber die macht will ich ihm gar nicht geben. Am Ende war mein Wunsch nach Kindern wohl nicht so groß.
Zu in etwa solchen Gedanken wird dein Ex vielleicht auch in der Lage sein. Auch, wenn es in seinem Fall nicht ums Kinderkriegen geht. Dazu ist er als Mann ja noch lange in der Lage.
Welchen Aspekt hast du ihm denn angeblich in seinem Leben zerstört? Etwas, dass er nicht nochmal angehen könnte?
Es ehrt dich übrigens, dass du solche Gedanken überhaupt hast.

23.05.2019 07:28 • x 2 #7


Monoheidi
Zitat von Feelingofguilt:
Wir waren 10 Jahre zusammen, haben aber nicht zusammen gewohnt, keine Kinder. Die letzten Jahre war es eine Bruder/Schwester-Beziehung, die säkksuelle Anziehung war auf beiden Seiten nicht mehr vorhanden. Die Liebe aber schon. Wir hatten beide jeweil heimlich immer wieder etwas Säkksuelles mit anderen. Aber nicht als offene Beziehung, sondern weiter mit dem Anspruch der Exklusivität. Es war irgendwie verkorkst. Aber die Liebe war immer da - sehr tief, aber vielleicht eher familiär, geschwisterlich. Der Grund war dann ein ganz profaner. Ich habe mich in einen anderen Mann verliebt und musste mich entscheiden. Als Gefü...


Aber er hat dich auch betrogen. Ich glaube, das sowas nicht passieren kann, wenn man wirklich liebt. Also was ich sagen will, die Trennung hatte ja seine Gründe und er ist selbst fremdgegangen.

23.05.2019 07:29 • #8


W
Zitat von Feelingofguilt:
Es war irgendwie verkorkst.

Nach dem, was Du schreibst, klingt die Trennung nach der richtigen Entscheidung.
Das wie hätte eventuell besser laufen können, aber es ist, wie es ist.
Letztlich hast Du ihm damit auch die Chance gegeben, jemanden zu finden, mit dem es nicht so verkorkst läuft. Du hast in dem Moment natürlich sein Leben komplett umgedreht. Aber ich glaube, kaputt gemacht ist zu hart formuliert. Es ist von Grund auf verändert, dass muss aber nicht zwangsläufig schlecht sein.

23.05.2019 07:34 • #9


R
Ich denke hier benötigt es etwas mehr Hintergrundinformationen. Wieso soll es ihm mittlerweile denn noch so schlecht gehen und woher willst du das wissen, wenn ihr seit 2 Jahren keinen Kontakt mehr hattet? Sind hier Kinder im Spiel, die er nicht mehr sehen kann? Hatte die Trennung schwerwiegende gesundheitliche oder finanzielle Konsequenzen für ihn? Oder andere Faktoren? Weil ansonsten denke ich machst du dir nach so langer Zeit viel zu viele Gedanken, vielleicht ist eure Trennung für ihn gar nicht mal mehr relevant. Und auch sonst, ist es seine Aufgabe darüber hinwegzukommen, eine schmerzhafte Erfahrung die vermutlich jeder ein paar Mal im Leben machen muss.

Ich nehme an als Verlasserin hattest du deine Gründe dafür. Und es ist auch legitim eine nicht mehr funktionierende Beziehung zu beenden. Natürlich schmerzt es auch als Verlasser einen geliebten Menschen dadurch verletzen zu müssen. Die Gründe können vielfältig sein, oft kann der/die andere schließlich nicht mal viel dafür. Trotzdem braucht es 2 Menschen, die sich in einer Beziehung wohl fühlen und sich gleichermaßen lieben. Verliert ein Part seine Gefühle für den anderen, ist es auch nicht fair mit diesem trotzdem zusammen zu bleiben und dem anderen seine Lebenszeit zu verschwenden, in der er/sie wieder die Möglichkeit hätte jemanden zu finden, der ihn/sie gleichermaßen liebt.

Auch wenn es hart ist, alles was man als Verlasser machen kann ist es, dem anderen wenigstens eine faire Trennung zu bieten. Das heißt eine Aussprache der Gründe und Klarheit - auch wenn der andere noch nach anderen Möglichkeiten (Trennung auf Zeit etc. ) bittet, dass sollte auch bedeuten, dass die Trennung erst dann ausgesprochen werden sollte, wenn man sich selber sicher drüber ist. Ebenso sollte der Rahmen stimmen und sich noch einmal Zeit für den anderen genommen werden, wenn so gewünscht. Und eben viel Fingerspitzengefühl bei der Kommunikation. Ich finde dich einfach nicht mehr attraktiv oder sowas muss nicht sein. Solltest du die Trennung fair durchgezogen haben, gilt es auch für dich jetzt abzuschließen.

Wie ist denn eure Trennung abgelaufen?

23.05.2019 07:38 • x 1 #10


stjärna
An deiner Stelle würde ich ihn kontaktieren und ihm die Möglichkeit geben, gemeinsam mit dir über die Trennung zu sprechen. Das Verlassenwerden ist ganz schlimm, aber schlimmer ist noch, dann einfach so zurückgelassen zu werden ohne Erklärung, ohne Wertschätzung. Er darf keine neue Hoffnung daraus ableiten, das musst du gleich klarstellen. Aber ihn zu blockieren und aus deinem Leben zu streichen, als wäre er für dich bereits gestorben und hätte überhaupt keine Bedeutung mehr, das ist das brutalste, was man einem Menschen antun kann.
Ich finde, es gibt schon so etwas wie eine Verantwortung für einen Menschen, mit dem man Jahre seines Lebens geteilt hat. Trennungen passieren, aber es kommt eben darauf an, wie man sie vollzieht.

23.05.2019 07:45 • x 10 #11


M
Ich gehe davon aus, dass Du mit dem anderen Mann nun nicht mehr zusammen bist?
Ggf. gerade frisch getrennt? Ajf hörst Du Dich an, als seist Du Single.

Ich nehme Dir die Schuldgefühle auch irgendwie nicht so richtig ab, sondern sehe hier eher ein Aufflackern von alten, schönen Erinnerungen mit Deinem Ex.

Kann das so sein?

23.05.2019 07:50 • x 1 #12


A
@te: lass ihn bloß in Ruhe! Du hast damals nicht den Ar. in der Hose gehabt und jetzt willst du nur dein Gewissen beruhigen. Es geht dir nicht um ihn sondern nur um dich, wie damals. Lebe damit.

23.05.2019 08:31 • x 4 #13


S
Zitat von Feelingofguilt:
Mich würde interessieren, wie Ihr mit den Schuldgefühlen umgeht, die Ihr habt, nachdem Ihr Euren Partner nach langer Beziehung für ihn überraschend verlassen habt und den Verlassenen schockiert und zerstört zurückgelassen habt.
Unabhängig davon, dass es sicher Gründe gab, dass immer beide Schuld sind, wenn eine Beziehung nicht funktioniert hat u.s.w.



Das ist tatsächlich ein Problem für mich.
Ich hatte kürzlich die Situation, mich in jemanden verknallt zu haben, das Gefühl dann aber wieder verloren, weil eine andere einfach immer noch zu stark präsent war und ist.
Ich habe mit ihr also in der Anfangsphase nach drei Monaten Schluss gemacht, was sie natürlich sehr mitgenommen, anfangs regelrecht zerstört hat. Krankgeschrieben, es ging nichts mehr.
Sie so am Boden zu sehen, hat mir richtig, richtig weh getan. Das sind nicht nur Schuldgefühle, sondern auch Mitleid und Empathie mit dem starken Bedürfnis irgendwie zu trösten. Wir hatten ja bereits eine starke Verbindung, waren ein Paar, ich mochte sie wirklich sehr.

Ich würde ihr gern irgendwie helfen, bin aber natürlich der letzte, den sie dafür gebrauchen kann.
Ich hoffe, dass es ihr bald wieder besser geht. Anders kann ich damit nicht umgehen.

23.05.2019 09:14 • x 1 #14


F
Zitat Marketing100:
Ich gehe davon aus, dass Du mit dem anderen Mann nun nicht mehr zusammen bist?

Doch, bin ich. Daran liegt es nicht.

Zitat AlexKidd:
@te: lass ihn bloß in Ruhe! Du hast damals nicht den Ar. in der Hose gehabt und jetzt willst du nur dein Gewissen beruhigen.

Ich lasse ihn ja in Ruhe. Deswegen habe ich ihn ja auch überall blockiert.
Ich will nicht an ihm mein Gewissen beruhigen. Ich lebe seit 2,5 Jahren mit meinem Gewissen.
Ich wollte nur 'mal nach Tipps fragen, wie das vielleicht leichter wird.

Zitat Siglo-XX:
Sie so am Boden zu sehen, hat mir richtig, richtig weh getan. Das sind nicht nur Schuldgefühle, sondern auch Mitleid und Empathie mit dem starken Bedürfnis irgendwie zu trösten.

Ja, @Siglo-XX, was Du sagst, stimmt genau.

Ich schaue immer noch jede Woche in seinen WhatsApp-Satus und hoffe seit 2,5 Jahren, dass ich dort irgendwann ein Profilbild mit einer neuen Frau sehe. Oder sonstwas, das mich erkennen lässt, dass er glücklich ist. Aber leider ist das nicht so.

Wenn ich ihn nochmal kontaktieren würde, würde das nur alte Wunden aufreißen auf seiner und auch auf meiner Seite. So, wie ich uns beide kenne, würde das nichts besser, sondern nur wieder schlimmer machen. Ich hoffe, dass er nach der Zeit sich einfach daran gewöhnt hat, dass ich nicht mehr in seinem Leben bin.

Ich würde ja nur gerne wissen, wie andere mit der Schuld leben, jemandem so furchtbar weh getan zu haben, den man liebte!

23.05.2019 09:32 • x 1 #15


A


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