Auch wenn dieser Thread älter ist, finde ich das ein schönes Thema und irgendwie auch zeitlos. Ich finde dieser Thread regt zum Nachdenken an, und die Geschichten hier haben mich sehr berührt. Ich glaube wenn man von Chance spricht, muss man auch von Liebe sprechen.
Allerdings muss ich auch sagen, und ich hätte niemals möglich gehalten dass ich das mal sagen würde: aber mittlerweile glaube ich nicht an die eine, den einen. Ich glaube nicht dass es nur eine Liebe gibt, und damit auch nicht DIE verpasste chance. Ich glaube jede (vermeintliche) Liebe ist einzigartig, ja, aber es gibt sie in verschiedenen Varianten und Lebensabschnitten.
Ich glaube, dass die Menschen die sich wirklich gefunden haben, sich nicht verlieren. Andernfalls haben sie sich nie wirklich gesehen und verstanden. Und ich glaube Liebe ist verstehen. Den anderen wirklich sehen, in seiner Verwundbarkeit, in seiner Not, in seinen Widersprüchen, seiner menschlichen Unzulänglichkeit.
Wenn die Liebe einer Frau im Weltkrieg gefallen ist (was hier als Beispiel genommen wurde), und sie danach keinen anderen Mann will, mag das vielleicht ... wie soll man es nennen? die Liebe in gewisserweise ehren, ja. Aber ich halte es für eine falsche Loyalität. Für etwas, das uns vermittelt wurde, aber nicht für etwas, das unbedingt das einzig wahrhafte ist.
Ich glaube ganz stark daran, dass Liebe leicht sein muss, nicht im Sinne dass sie keine Hürden bewältigt, sondern im Sinne dass diese Hürden die Liebe nicht behindern können. Ich glaube, dass uns so sehr das Bild der vergebenen Chance und das Bild der großen Liebe vermittelt wurde, dass wir gar nicht wissen, was Liebe eigentlich ist. Keiner hat es uns beigebracht. Wir verwechseln zb Liebe mit idealisierung, mit verliebt sein, mit Ego - all das meine ich nicht.
Für mich ist es suspekt, wenn man sagt ich habe ihn geliebt, denn für mich ist wirkliche Liebe etwas, was nicht aufhört. Wenn man wirklich liebt, hört diese Liebe nicht auf. Auch wenn der andere gebrechlich, oder krank ist zum Beispiel. Ich glaube mittlerweile auch nicht mehr daran, dass das Schicksal die Liebe zerstören oder auseinanderbringen kann (Ausnahmesituationen wie Krieg, Naturkatastrophen, nicht wissen, wo der andere ist und ihn nicht erreichen können, oder zu denken der andere wäre vielleicht tot sind andere Ausgangslagen - aber von denen rede ich hier nicht).
Gerade in Paarkonstellationen heißt es heute ich liebe dich und morgen ich liebe dich nicht mehr, ich habe das noch nie verstanden. Mir ist das schleierhaft, wenn ich liebe, dann liebe ich, es ist nichts, was aufhört, und wenn, dann habe ich nicht geliebt. Deswegen finde ich es schwierig von vergebener Chance zu reden, weil ich glaube dass die Liebe nicht erlaubt, diese Chance zu verpassen, wenn sie denn eine wirkliche Liebe ist.
10.04.2025 01:47 •
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