Eine andere Frau hat mir den Kopf verdreht

Ich denke, hier stehen drei getrennte Themen im Raum, die sich nur durch Federballfrau ungut getroffen haben.

1. Die Lebensmitte des TE
Wenn die Gedanken, ob das Alles gewesen ist, was noch kommt, bzw. ob der Ast jetzt nur noch absteigend ist, immer öfter kommen, dann mach doch mal ein Gedankenexperiment:
Wenn Du keinerlei Verpflichtungen hättest, was würdest Du dann die nächsten 5-20 Jahre tun?
Jobwechsel? Nochmal ganz anders bauen? Junge Frau und nochmal kleine Kinder? Gar keine Kinder und allein leben? Das Partyleben nachholen, dass Du mit Anfang 20 evtl. nicht gehabt hast? Nach Griechenland auswandern? Weltreise? Biker werden?

Dem kann man dann auf den Grund gehen. Welches Lebensgefühl suche ich mit diesem Wunsch? Die auf die Realitäten angepasste Version des Wunsches kann man dann anfangen umzusetzen. Denn die Frage, was jetzt noch kommt, musst Du Dir erstmal selbst beantworten und nicht von low hanging fruit fremdbeantworten lassen.

2. Thema - Der S.
Wenn das nach Deinen Wünschen mehr sein dürfte, dann kann man da sicher was machen. Wenn ich mich so umschaue, verstehen nur wenige Männer in unseren Breitengraden die Verführung der Partnerin. Das haben südlicher sozialisierte Männer (geht ab Frankreich los) etwas besser drauf. Kein Neid, dafür haben die dann an anderen Stellen des Zusammenlebens wieder blinde Flecken. Aber wenn Du an mehr S. mit Deiner(!) Frau interessiert bist, können Dir die Frauen hier sicher ein paar Tipps geben. Wenn der Reiz eher das Neue, Unbekannte ist, geht das nur sauber über Trennung vom Alten oder Öffnung der Ehe.

3. Thema - Aussehen Deiner Frau
Wie lange schaust Du da schon mit Sorge auf die Konfektionsgröße? Seit der 1. Geburt? Seit der 2.? Gab es da eine Phase der Gewichtsschwankungen? Der Überforderung oder einen Prioritätenwechsel?
Und was das gepflegte bis aufgebrezelte Äußere angeht: Werden Haare, Haut und Nägel noch oft kostenpflichtig behandelt? (Alle 6 Wochen Friseur, alle 1-2 Wochen Kosmetikerin/Nagelstudio)
Und wie war diese Frequenz vor den Kindern?
Gab es in der Baby- und Kleinkindzeit Geld und Gelegenheit zur Selbstpflege für Deine Frau oder musste sie Durststrecken überbrücken und hat danach nicht wieder mit alten Routinen angefangen?

Kleines Beispiel: Bei mir gab's den Knackpunkt bzw. das Knackjahr, als ich als Vollzeit arbeitende und die Familie zu 90% allein ernährende, gepflegte (da im Kundenkontakt) 1-Kind Mutter ein behindertes Kind zur Welt brachte. Die Behinderung war nicht offensichtlich. Das Kind nur sehr anstrengend. Also gingen die 20kg Geburtszunahme erstmal nicht weg, weil die Wochenbettphase, in der man ganz überwiegend nur um Essen und Schlafen kreist und sich freuen kann, mal in Ruhe zu duschen, nicht Wochen dauerte, sondern Monate. Allerdings nur für mich. Mein damaliger Partner verstand es, sich abzugrenzen und weiterhin selbst zu pflegen. Arbeitengehen war meine Auszeit, meine Freizeit, meine Me-Time. Und selbst das musste ich einschränken. Durch die geänderten Lebensumstände ändert sich auch der Freundeskreis. Meine Freundinnen mit den gut manikürten Händen, sehe ich nur noch selten. Die Frauen, mit denen ich durch das Kind in Kontakt kam, hatten alle Funktionsklamotten an und die Haare zusammengesteckt. Frau passt sich an und eine Jeans geht dann eben immer. Mein Partner fand bei seinem Ausflügen in die Stadt Designerkleidung für sich. Ich habe abends die Therapiemöglichkeiten fürs Kind und also auch die auf uns zukommenden Kosten recherchiert. Modezeitschriften oder Blusen und Röcke wären natürlich weiterhin möglich, kommen mir heute aber albern vor. Meine Prioritäten sind andere. Wenn ich 200 Euro in ein Outfit oder einen Friseurbesuch oder in einen Sparfonds für die Kinder stecken kann, weiß ich ganz genau, was mich glücklicher macht und besser schlafen lässt.

Apropos Schlaf. Mein Kind bringt es mit sich, dass nachts immer jemand hoch muss und die Nacht insgesamt sehr kurz ist. Mein Cortisolspiegel ist durch diesen Stress so hoch, dass mein Körper an 20 von 24 Stunden des Tages nach Schlaf und Zucker schreit und ich auch bei krassem Kaloriendefizit nur erschöpft bin, aber nicht abnehme. Macht bei mir nichts, weil mein Körper mittlerweile die für mich perfekten Maße hat.

Aber bei einer Freundin führte der Umstand, dass sie die Bauchtasche nach dem 3. Kind nicht los wurde, und bleibende Geburtsverletzungen erlitten hat, dass sie ihren Körper nicht mehr vollständig annehmen konnte. Gesicht, Haare und Nägel sind bei ihr tip-top und auch die Kleidung sehr schön. Aber das Gewicht schwankt gewaltig und man sieht ihr sofort an, ob sie mit ihrer Gesamtsituation glücklich ist oder nicht.

Die Disziplin eines ungestressten, unverletzten Menschen, der gerne Sport macht, um sich für sich selbst eine Auszeit zu nehmen, ist mit der Disziplin eines cortisolgetränkten oder geburtsdismorphen Menschen nicht vergleichbar.

Also hier die Fragen:
Wer arbeitet bei euch seit dem ersten Kind/zweiten Kind wieviel? Wer übernimmt wie viel familiären mental load?
Hat Deine Frau bleibende Geburtsverletzungen/Körperveränderungen davon getragen oder hatte sie eine postnatale Depression?
Wie viel Haushalt erledigt jeder von euch?
Wer hat bei einem nächtens kotzenden Kind am nächsten Morgen die Bettwäsche in die Maschine getan?
Wie sehr hat sich der Freundeskreis Deiner Frau vor 16 Jahren geändert?
Wie häufig ist sie mit ihrer besten Freundin auf einer Veranstaltung unterwegs, wo sie neue Männer kennen lernen könnte?
Wie lange hat es nach den jeweiligen Geburten gedauert, bis ihr wieder als Paar regelmäßig zu zweit ausgegangen seid?
Und wie lange, bis jeder für sich regelmäßig abends weggehen konnte?
Und wie sieht es mit der Lebensmitte Deiner Frau aus? Was möchte sie noch erreichen oder erleben?