Zitat von JuicedWater:Wie könnt ihr es vor euch verantworten, dass ihr praktisch in eine Beziehung einbrecht und der Ehefrau des Mannes unheimlich viel Schmerz zufügt?
Ja, es gab für den Mann mit Sicherheit eine Motivation eine Affäre einzugehen (Unzufriedenheit in der Ehe etc.) und manche werden jetzt vielleicht denken, dass es ja die Entscheidung des Mannes war die Affäre einzugehen, und das stimmt ja auch. Dennoch kann eine Beziehung nur vollends zerstört werden, wenn auch ich als Affärenfrau bei diesem Spiel mitmache und mir die Gefühle der wirklichen Ehefrau völlig egal sind.
Ich habe den Thread nicht gelesen, nur den Eingangspost. Dies gleich vorweg.
Ich kann dir mehrere Antworten auf deine Frage geben.
Die erste ist folgende:
Ich bin zunächst nicht davon ausgegangen, dass da unbedingt jemand so arg verletzt wird.
Er hat mir - als er mir überhaupt endlich erzählt hat, dass er verheiratet ist - das übliche erzählt. Dass die Ehe am Ende ist, dass da seggsuell seit Jahren nichts mehr läuft, dass sie sich gegenseitig nur noch quälen, dass er schon seit Jahren versucht, den Absprung zu finden, dass er sich bereits ohne das Wissen seiner Frau ein Zimmer auf dem Anwesen eines Freundes eingerichtet hat, um schnell eine Bleibe zu haben, wenn es bei einem Streit eines Tages vollends kracht... und vieles mehr.
Ich habe ihm das geglaubt. Ich habe ihm das deshalb geglaubt, weil ich von der ganzen Affärendynamik, wies sie hier hundertfach nachzulesen ist, echt nicht die geringste Ahnung hatte.
Ich habe ihm das aber auch deshalb geglaubt, weil ich selbst - viele Jahre zuvor - auch in einer unglücklichen Beziehung war, die genauso war wie die, die er von sich und seiner Frau beschrieben hat.
Auch ich habe damals aus verschiedenen Gründen Ewigkeiten gebraucht, um mich aus dieser Beziehung zu befreien, obwohl ich schon lange wusste, dass ich es tun muss. Trotzdem hat es lange, sehr sehr lange gedauert, bis ich wirklich den Absprung geschafft habe.
Deshalb wusste ich aus Erfahrung, dass es nicht so leicht ist, sich aus einer langjährigen Beziehung zu lösen, auch wenn man schon lange weiß, dass man ein totes Pferd reitet.
Ich hatte damals keinen äußeren Auslöser, um mich aus meiner Beziehung zu befreien. Ich habe mich in niemanden verliebt. Hätte ich es getan, wer weiß? Vielleicht hätte ich den Absprung dann schon früher geschafft.
Deshalb glaubte ich, ihn und seine Situation genau zu verstehen und auch zu verstehen, warum er noch nicht gegangen ist, obwohl er eigentlich wusste, dass er es tun sollte.
Ich dachte, er sei in ähnlichen Situation wie ich vor vielen Jahren, wäre ohnehin auf dem Absprung und hätte sich obendrein ganz doll in mich verliebt. So wie ich mich in ihn.
Dass dadurch eine dritte Person, nämlich seine Ehefrau, unbedingt verletzt wird, davon bin ich nicht ausgegangen.
Auch hier habe ich die Analogie zu meiner damaligen Beziehung gezogen.
Mein Ex und ich, wir haben uns jahrelang gegenseitig verletzt und keiner hat den Absprung gefunden.
Wäre eine dritte Person dazugekommen, eine Affäre meinerseits oder seinerseits, hätte das auch nicht mehr viel geändert. Das Pferd war tot. So oder so.
Eine solche Beziehung endlich doch noch aufzulösen, kann ein Segen sein.
Für mich war es damals ein Segen. Und für meinen Ex auch. Wir beide sind heute glücklicher als in der Zeit unserer Beziehung.
Wieso also hätte ich denken sollen, dass seine Ehefrau so stark leiden würde?
Irgendwann wurde mir klar, dass die Dinge nicht so sein können, wie er sie beschreibt. Das hat aber eine Weile gedauert. Etwa drei oder vier Monate.
Irgendwann habe ich ihn auch mal mit seiner Frau gesehen. Händchenhaltend.
Das sah gar nicht so aus, wie er es beschrieben hatte.
Und es sah gar nicht so aus, wie es in meiner Beziehung damals die letzten Jahre war. Ich bin mit meinem Ex in den letzten Jahren unserer Beziehung ganz sicher nicht händchenhaltend durch die Gegend gelaufen.
Nachdem mir bewusst war, dass da absolut etwas nicht stimmen kann, habe ich - wie auch in meiner langjährigen Beziehung - nicht sofort die Kraft gefunden, da auszusteigen. Ich wusste, dass ich es tun muss. Aber es war schwer. Sehr schwer, denn ich war sehr verliebt und hatte auch an seine Liebe geglaubt.
Dafür hat er übrigens auch eine Menge getan. Er hat alles Mögliche getan, damit ich nicht gehe und mich von ihm abwende. Das hat es zusätzlich schwerer gemacht für mich. Er hat mir immer wieder und wieder das Gefühl gegeben, ich sei seine große Liebe.
Ich habe also erst, als ich ihn händchenhaltend mit seiner Frau sah kapiert, dass da noch eine weitere Frau möglicherweise emotional sehr verletzt wird. Und ja, das war für mich ein weiterer Grund zu entscheiden, dass ich diesen Wahnsinn beenden muss.
Dennoch habe ich aus den genannten Gründen noch einmal vier Monate gebraucht, um das Ende wirklich durchzuziehen.
Und die Zeit danach war für mich die Hölle. Es hat schrecklich wehgetan. Und er hat es mir kein Stück leichter gemacht. Im Gegenteil. Er hat sich immer wieder gemeldet, stand immer wieder auf der Matte, gab mir immer wieder das Gefühl, dass er mich liebt und bei mir sein will.
Er tut es übrigens bis heute.
Obwohl er nie wieder ein Bein an den Boden bekommen hat, tut er es bis heute. Er meldet sich immer noch. Immer wieder. Aber das nur am Rande.
Ich habe vier Monate gebraucht, bis ich es geschafft habe, mich selbst zu schützen. Und es fiel mir unendlich schwer.
In diesen vier Monaten habe ich wie gesagt auch verstanden, dass da noch eine weitere Frau verletzt wird, wenn sie es erfährt.
Aber wie soll ich die Kraft finden, eine fremde Frau zu schützen, wenn ich es in dem Augenblick kaum schaffe, mich selbst zu schützen?
Sie war ab einem bestimmten Zeitpunkt durchaus ein Aspekt in meinen Überlegungen. Das ja.
Aber zeig mir einen Menschen, der es schafft, einen Fremden zu retten, wenn er sich im Augenblick selbst kaum retten kann?
Heute ist sie es, die weiter mit ihm leben muss und ich denke, sie weiß immer noch nicht, was er treibt. Oder will es vielleicht auch nicht wissen.
Ich hingegen weiß jetzt eine Menge darüber, was er treibt. Und nicht nur mit mir.
Er spielt ein übles Spiel mit vielen Frauen.
Ich habe meine Augen nach ein paar Monaten geöffnet und obwohl ich nicht nah dran war, habe ich viel zu viel davon mitbekommen, was er treibt. Über Facebook zum Beispiel.
Seine Frau ist seit über dreißig Jahren mit ihm zusammen, hat viel bessere Möglichkeiten als ich und will nichts mitbekommen haben? In all den Jahren nicht?
Ich glaube das nicht. Ich glaube, sie schaut aus irgendwelchen Gründen absichtlich weg.
Aber das alles ist zum Glück nicht mehr mein Problem.