Zitat von mcteapot:wollen andere noch wissen, war es das jetzt? Kommt da noch was?
Danke, ich denke das ist ein springender Punkt. Dieses zum Scheitern gehören zwei ist einerseits ja richtig und logisch (denn ohne zwei, keine Beziehung, die scheitern kann), andererseits mir viel zu ausgelutscht
Die Frage ob das alles war, was man hat - das denke ich, ist ein springender Punkt. Das kann man vielleicht auch gar nicht wissen, wenn man heiratet. Diese Frage kann sich entwickeln - nennt man dann midlife-crisis oder so. Wie ich ja schon schrieb: meine Frau hat viel, viel zu wenig geredet und Ansagen gemacht. Allerdings, nach Affäre 1 kam eine Ansage als Frage verpackt: Soll das hier noch dreissig Jahre so weitergehen? Und das ist eben genau die Frage danach, was man vielleicht verpasst hat oder was noch kommen könnte.
Hier denke ich, sind Menschen verschieden - und sie entwickeln sich ja auch verschieden. Schliesslich ist kein Mensch statisch. Meine Frau ist immer eher der unzufriedene, nach Veränderung strebende und auch konsumistische Typ gewesen; ich hingegen eher derjenige, der mit äusseren Dingen gerne zufrieden ist, das schätzt, was er hat und bewahrt (ich muss nicht zwangsläufig alles Äussere verändern, ich verändere lieber mich selber, arbeite an mir....). Und hier denke ich sollten wir auch Alexander durchaus Recht geben: Er hat alles Recht, das Eheversprechen etc. ernst zu nehmen, Treue zu fordern usw. - zumal das ja die Absprache war.
Der casus knacksus ist dann eben, wenn der andere Teil zur Einsicht kommt, dass es das nicht war - sei es in Bezug auf schnackseln oder tausend andere kleine und grössere Dinge.
In diesem Sinne: emotionale oder körperliche Affären können, denke ich sehr wohl daraus entstehen, dass man erst nach Jahren der Ehe, zehn oder zwanzig, meint das Gras auf der anderen Seite kann anders und interessant sein und man habe vielleicht etwas verpasst oder würde in der Zukunft etwas verpassen. Dies gilt vür Vati und so viele andere Geschichten hier.
Die Schuldfrage ist dann interessant, aber ggf. irrelevant. Denn in meiner Welt (siehe oben, bin eher der bewahrende, konservative Typ), ist es natürlich der Bruch aller Versprechen etc, die Schuld natürlich beim Fremdgeher. Aber: Menschen verändern sich eben - was kann man tun, wenn diese Einsicht, dass eben vielleicht noch etwas kommen könnte, erst (viele) Jahre nach dem Jawort reift?
Ich kann es vielleicht Unreife o.ä. nennen, dass Vatis Frau und andere PartnerInnen eine Ehe eingegangen sind, ohne diese Sicherheit zu haben, ggf. an einer nicht immer optimalen Beziehung arbeiten zu wollen. Aber ich kann auch, da Menschen eben nie statisch sind, diese Veränderung akzeptieren (wenn ich sie auch nicht bejubeln muss).
Was ich in meinem Fall (und viele ähnliche sind hier auch in den letzten Tagen im Forum beschrieben worden) überhaupt nicht verstehen und akzeptieren kann: Lügen, Salamitaktik, Hinhalten, Warmhalten anstatt klarer Ansagen. Genau das habe ich fast ein Jahr lang erleben müssen - und das ist es was am meisten schmerzt: nicht so sehr, dass die Liebe geht, dass es andere Partner fürs Bett geht - nein, dass es einem noch nicht einmal offen und aufrichtig kommuniziert wird, vermutlich, um ganz bequem noch einige Dinge mitnehmen zu können und den Übergang für sich selbst glatt hinzubekommen.
Und nachdem ich hier so ziemlich viel gelesen habe: Es gibt, denke ich in vielen Fällen eine Konstante (nicht bei allen): Aber der entscheidende Punkt ist bei vielen, ob das Aussteigen aus einer Beziehung für den/die FremdgeherIn massive wirtschaftliche/finanzielle/bequemlichkeitsmässige Kollateralschäden verursacht oder nicht. Wenn ja, wird man deshalb bleiben, wenn nein (bzw. wenn die Schäden halbwegs tragbar sind) gehen. Darauf hat immer wieder Forsit Gorch_Fock verwiesen und er hat m.E. sehr Recht.
Bleibt die Frage, ob es verwerflich ist, wenn jemand wegen der äusseren Dinge bleibt oder nicht, wenn also die romantische Liebe nicht mehr da ist oder reicht. Hier denke ich, dass dies ohnehin einsehr zweischneidiges Schwert ist: unser Bild von Liebe stammt aus der Zeit um und nach 1800, ist ziemlich neu. Liebe kann auch das Alltägliche sein, den Alltag wirtschaftlich, arbeitstechnisch etc. gewuppt zu bekommen. Warum soll man nicht bleiben, wenn es einfach funktioniert? Das ändert natürlich nichts daran, dass emotionale und/oder körperliche Affären, die aus der Frage kommt noch etwas anderes erwachsen eine gravierende Belastung, in den meisten Fällen wohl gar das Ende einer Beziehung darstellen...