Liebe Theresa,
lass Dich erstmal drücken und zu Deinem Weggang aus dieser Situation beglückwünschen.
Die Metathemen kann man per ignore ausblenden. Hier soll es nur um Dich gehen.
Geschlagen wurde ich seinerzeit nicht, nur beklaut und psychisch ausgehöhlt. Und seitdem (7+ Jahre) macht mein Ex mir mit an- und abschwellender Intensität auch das Leben schwer. Daher hier meine Tipps aus der Rückschau und aus der Praxis:
Frag bitte nach einer Psychotherapeutin. Ich bekam seinerzeit nur als Selbstzahler Zugang. Aber die paar Stunden, die ich mir leisten könnte, waren Gold wert. Es geht nicht um das Aufarbeiten von Mustern, sondern erstmal nur um Stabilität. Du bist noch lange nicht aus dem Gröbsten raus, nur weil Du 400km Distanz hast. Bei mir sind es 600km und er macht seit Jahren bei jeder einzelnen Unterschrift, jedem Telefonat mit dem Kind und nach jedem Umgang zermürbenden Firlefanz, um seine Macht über mich und das Kind zu demonstrieren. Der braucht seinen Opferstatus als geschiedener Mann und ach so entfremdeter Vater als Identitätsersatz und zieht aus jeder Begegnung Vergeltungsenergie. Bis ich mich an diesen Mechanismus gewöhnt habe und mich ihm so weit wie möglich entzogen habe, brauchte ich eine neutrale wöchentliche Anlaufstelle, um meinen Kompass rekalibrieren zu lassen. Jemand, der mir bestätigt, dass bescheuert auch bescheuert ist, dass keine meiner Handlungen etwas an seinen ändern kann, dass ich völlig natürlich auch Wochen nach der letzten Attacke erschöpft bin (und sein darf) und es nach einem solchen Leidensweg völlig normal ist, wenn die abermals nicht zurückgegebenen Gummistiefel in mir Panikattacken auslösen, auch wenn es nur Gummistiefel sind.
Ich rate Dir dringend, Dir so eine professionelle Person zu engagieren und Dich von ihr stabilisieren zu lassen. Denn Deine körperlichen und mentalen Reaktionen auf solche Nichtigkeiten sind für Freunde und Familie mit Zeitablauf immer weniger verständlich.
Das Kind kannst und sollst Du ihm nicht entziehen. Nach meiner Erfahrung bekommen die Kinder ganz von alleine mit, welches Elternteil wie tickt.
Aber Dich selbst sollst und musst Du ihm entziehen. Und da reichen 400km Distanz bei weitem nicht aus.
1. Keine persönliche Übergabe mehr - weder das Kind, noch Papiere oder sonst was. Mach das über Freunde, Familie, das Jugendamt oder schlimmstenfalls Nachbarn. Dich darf er nicht mehr sehen oder erreichen können.
2. Kontakt zum Thema Kind: Nur noch schriftlich. Bei Notfällen SMS. Die täglichen Anrufe durch Anwältin/Jugendamt unterbinden lassen. Kauf Dir ein gesondertes Handy für Telefonate zwischen Kind und Vater und vereinbare schriftlich übers Jugendamt die Uhrzeit und Frequenz und Dauer der Anrufe. Bei uns war das Sonntagabend eine Stunde. Den Rest der Woche lag das Handy in der Abstellkammer. Wenn es zur vereinbarten Zeit klingelt, drückst Du das grüne Knöpfchen und reichst das Handy ans Kind weiter. Geh für Deinen eigenen Seelenfrieden dann in einen anderen Raum.
3. Wenn er Umgang bekommt (und das wird er), gib nur Sachen mit, die Du doppelt hast oder auf die Du das Kind verzichten können. Also nie den Lieblingsteddy, nicht die einzige Regenjacke. Ich habe über Jahre hinweg alles doppelt gehabt, um die ständige Unart, am Sonntagabend eine Tasche zurück zu bekommen, bei der die für den Montag wesentlichen Dinge (Gummistiefel, Hausaufgaben, Lieblingsteddy) fehlten, mit einem Achselzucken quittieren zu können. Ja, das ist enorm teuer. Aber das heulende Kind, das zu Papa zurück will, weil dort noch sein Teddy ist, oder die peinliche Entschuldigung in der Kita für fehlende Kleidung erspart man sich. Und die Fassungslosigkeit, dass er auf diesem Weg versucht, Dich zu schlagen.
4. Rechne mit allem, aber mach Dir keinerlei Gedanken darüber. Mein Ex hat jedem, der es hören wollte, so glaubhaft und detailliert versichert, dass ich psychisch krank sei, dass mich Leute auf dem Flohmarkt darauf angesprochen haben, dass ich mir zum Wohle des Kindes endlich eine Therapie für mein Problem suchen solle. Ich hatte die Steuerfahndung im Haus und mir wurde die Post geklaut und Bestellungen auf meinen Namen abgegeben sowie Datingprofile mit meinem Foto und privaten Daten eröffnet und das Telefon abgeschaltet. Das kann und muss man nicht verstehen. Da muss man lernen, drüber zu stehen. Ich lebe jetzt immer mit doppeltem Boden und sehr großer Privatsphäre. Wie häufig ich in den letzten Jahren mit einem Lächeln Da muss es sich um einen Irrtum handeln, ich habe nie ... und möchte daher ... sagen musste, weiß ich nicht mehr. Behörden können Dir da nicht helfen und diese Attacken sind auch nicht Deiner Mühe wert. Noch heute bekomme ich E-Mails von Männern, die denken dass ich bunte fe. mit jedermann ausleben will - die werden unangesehen gelöscht. Die Steuer macht ein Steuerberater und ich verweise Behörden auf den. Bestellungen werden per Anfechtung storniert und Vodafone weiß, dass nur ich meinen Anschluss persönlich und schriftlich kündige und wie meine Unterschrift aussieht. Und ob die Nachbarn mich für geisteskrank halten, ist mir egal. Ich muss mich denen gegenüber nicht erklären.
4. Unterschriften und Geld
Hier mein Rat, sich finanziell völlig von ihm zu trennen. Schön, wenn der Kindsvater mal was zahlt. Aber dafür vor Gericht gehen und ihm damit jeden Monat die Möglichkeit geben, durch seine Überweisung mit mir in indirekten Kontakt zu treten, mich zu piesacken oder gar in Schwierigkeiten zu bringen, habe ich für mich abgelehnt. Es gibt ein Konto auf den Namen des Kindes und dorthin kann er überweisen. Ob dort Geld ankommt, schaue ich mir nicht mal an. Das kann das Kind dann mit 18 Jahren feststellen, wenn es von dem Konto erfährt. Ich zahle alles für das Kind, arbeite natürlich entsprechend viel, aber habe dem Kindsvater damit mehrere Giftzähne gezogen.
Und was die Unterschriften angeht: Wenn Du (wie 80+% aller Mütter) Dich um Kitaplatz, Einschulungsformulare, Arzttermine etc. kümmerst, dort dann unterschreibst und die Einzugsermächtigung auf Dein Konto erteilst, den Kindesvater in allen Formularen als ebenfalls Sorgeberechtigten angibst aber betonst, dass er 400km entfernt wohnt, habe ich bei erst einer Unterschrift erlebt, dass auf die des Vaters bestanden wurde. Ganz im Gegenteil hatte Monsieur bei einer Ferienreise mit Kind mal vergessen, sich von mir die schriftliche Erlaubnis zum Grenzübertritt geben zu lassen und wurde am Flughafen aufgehalten. Hui, war der angepisst. Es fehlten bei Rückkehr des Kindes sämtliche Unterhosen, Socken und Schwimmsachen im Gepäck. Wie gut, dass ich immer Ersatz zu Hause habe und per SMS auf die vergessenen Sachen Hinweise, die er doch bitte noch per Post nachschicken möge. Was er dann auch zuverlässig 1-2 Tage vor dem nächsten Umgang macht...
Ja, es ist super schwer, sich von den vielen Angriffen nicht kriegen zu lassen und nicht aus der Haut zu fahren oder zu resignieren. Aber wenn Du mental gesund und eine halbwegs durchschnittlich begabte Mutter bleibst (oder wieder wirst), kann Dir das Würstchen überhaupt nichts.
Ich war anfangs so in Panik, weil er mir das Kind wegnehmen wollte und mit der Verleumdung und der Rufschädigung ja auch alles dafür getan hat. Ich wirkte am Ende so verhuscht und angstgetrieben und schamvoll als wäre ich tatsächlich die Borderlinerin mit dem abstrusen fe. als die er mich hingestellt hat. Doch je mehr (vor allem geistige, organisatorische und finanzielle) Distanz ich mir zu ihm geschaffen habe, desto aufrechter könnte ich auftreten und desto mehr Leute haben das, was sie über mich gehört hatten, als Unsinn abgetan. Auch bei Behörden, Telefonanbietern, Kitas/Schulen etc. halte ich es wie die Queen: never complain, never explain. Kommt etwas peinliches auf, einfach die Augen rollen und ein da war wohl mein Ex in Fahrt murmeln. Und wenn Du proaktiv eine Extrawurst gebraten bekommen musst (Vodafone, Kita, Übergabe übers Jugendamt) geh auch nicht ins Detail. Es reicht ein Ich habe eine etwas ungewöhnliche Bitte. Mein Ex und ich kommen nicht gut miteinander aus. Daher wäre es toll, wenn Sie folgendes vermerken könnten...
Auf dem Notfallkontaktbogen von Schule und Sport steht natürlich auch er drin (schließlich ist er der Vater und muss informiert werden). Allerdings mit Kilometerangabe der Distanz in Klammern dahinter. Fällt mein Kind von der Schaukel, ist der Schulsekretärin völlig klar, wen sie anruft. Und ich entscheide, ob und wann er eine SMS von dem Unfall von mir bekommt.
Ich würde mir an Deiner Stelle eine Psychotherapeutin, einen Kitaplatz, einen Job und ein starkes Netzwerk suchen und mein Kind grundsätzlich mal allein großziehen. Den Umgang gewährst Du wie vom Jugendamt vorgeschlagen und musst die ersten Jahre lernen (oder Dir einreden) dass der Vater sein Kind liebt und es bei ihm sicher ist. Anders geht es nicht. Ich habe mein noch sehr kleines Kind in den Nächten, in denen es beim Vater war, tatsächlich schreien gehört. Die Psyche hat man nicht unter Kontrolle. Aber die eigenen Handlungen (Schlaftablette und das Mantra, dass das Kind bei ihm sicher ist, statt Umgang erschweren).
Ich wünsche Dir viel Kraft und gute Freunde mit einem langen Atem!
P.S. Die Frage nach Deinem Anteil oder der mangelnden Menschenkenntnis habe ich für mich so beantwortet: Ich wollte Familie und habe entsprechend gehandelt und darauf vertraut, dass dieser Mann kein Psychopath, Massenmörder oder sonstiges ist. Ich habe beschlossen, dass der Wunsch nach Kindern und Familie nicht verwerflich ist und ich nach wie vor darauf vertrauen möchte, dass jemand, der mir das Jawort gibt (bei mir zu Ehe und Familie, bei Dir zu einem gemeinsamen Kind), sich auch daran hält. Dass ich mich von diesem kranken Typen habe schwängern lassen und meinem Kind diesen kaputten Menschen als Vater zumute, habe ich mir größtenteils verziehen, auch wenn das schlechte Gewissen gegenüber meinem Kind, das einen gesunden Vater verdient hätte, noch da ist.
26.06.2024 22:19 •
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