Zitat von MafusCage:@Sternenguckerin Ich bin, was Manipulation durch Suizidanrohung angeht tatsächlich inzwischen SEHR empathielos, das stimmt. Deswegen äußere ich mich dazu auch rabiat. Sowas macht mich extremst wütend. Es triggert etwas bei mir. Ich hatte auch mit so jemand zu tun, der war wie Armin. Da gab es viel Drama... es ...
Das Problem ist eben, dass es für Armin in seiner jetzigen, akuten Situation nicht hilfreich ist, wenn hier Leute wütende Kommentare schreiben, weil sie in der Position von Armins Frau waren und getriggert sind. Niemand bestreitet, dass Armins Verhalten ungesund ist und dass es für die Frau und die Kinder auch sehr schlimm sein muss. Aber er ist schwer krank - depressiv und völlig emotional abhängig von seiner Frau. Ihm muss konstruktiv und professionell geholfen werden, denn nur das hilft auch langfristig seiner Familie und seinen Kindern.
Mich macht es jedenfalls wütend, wenn erbarmungslos auf Armin eingedroschen wird. Auf jemanden, der gerade extrem leidet und gefühlt seinen ganzen Lebenssinn verliert. Das triggert nämlich mich. Weil ich selbst emotional genau dort war, wo er jetzt ist. Als mich mein Mann verlassen hatte, habe ich psychisch exakt genauso reagiert. Ich war so verzweifelt wie noch nie, ich dachte ich muss sterben und mein Leben hat keinen Sinn mehr, ich hatte ebenfalls Suizidgedanken und kam in die Klinik. Ich hatte Panikattacken, Herzrasen, Atemnot bei dem Gedanken, dass er endgültig geht. Daher weiß ich, wie das ist und sich anfühlt. Der Schmerz ist kein Jammern und Simulieren, DER SCHMERZ IST REAL!
Ich beglückwünsche dich dazu, dass du noch nie von jemand anderem emotional abhängig warst und deinen absoluten Lebenssinn darin gesehen hast, dass derjenige bei dir bleibt. Das meine ich ernst, ich freue mich für dich und für jeden, der sowas noch nie hatte und allein mit sich selbst schon immer glücklich sein konnte. Denn DIESE Verzweiflung und DIESEN Schmerz wünsche ich keinem! Es ist die Hölle.
Auch ich habe damals zeitweise meinen Mann manipuliert und emotional erpresst. Unbewusst, aus purer innerer Not und Verzweiflung. War dieses Verhalten falsch, beziehungsschädigend und ungesund? Ja. Habe ich es geschafft, mithilfe von Klinik und Therapie zu heilen, zu mir selbst zu finden, meine Gefühle selbst zu regulieren, die Trennung vollständig zu akzeptieren, selbstständig und eigenverantwortlich klarzukommen? Ja. Habe ich es geschafft, trotz Trennung auch alleine wieder Sinn, Glück und Freude im Leben zu finden, Selbstliebe zu lernen und erkannt, dass mein Selbstwert als Mensch nicht von einer Beziehung abhängt? Ja. Kann ich heute mit meinem Ex-Mann eine gesunde, faire Elternebene pflegen und konstruktiv zum Wohl unserer Kinder kommunizieren? Ja.
Aber das brauchte etwas Zeit. Und bei Armin wird es auch Zeit brauchen, bis er soweit ist. Ich wünsche ihm jedenfalls nur das Beste auf seinem Weg dorthin und viel Kraft und Geduld.
Zitat von MafusCage:Wie egoistisch sich das Leben zu nehmen und in Kauf zu nehmen, die eigenen Kinder in dieser Welt allein zu lassen. Wäre das mein Vater, ich würde ihn hassen.
Als ich 10 Jahre alt war, kam meine Mutter in die geschlossene Psychiatrie, weil sie ernsthaft versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Ich habe als Kind miterlebt und vor Angst wie gelähmt danebengestanden, als mein Vater versuchte, die Schlafzimmertür aufzubrechen, weil meine Mutter eine ganze Packung Schlaftabletten gegessen und sich dann im Schlafzimmer eingeschlossen hatte. Ich habe miterlebt, wie die Rettungskräfte in unserer Wohnung waren und sie dann in die Klinik kam. Dazu kamen über meine Kindheits- und Jugendjahre mehrere weitere Suizidandeutungen von ihr und Sätze zu mir wie wenn ich mich umbringe, bist du mich endlich los.
Ich habe später manchmal EXTREME Wut meiner Mutter gegenüber gefühlt, ja, ich habe sie auch zeitweise nur gehasst! Mir hat die psychische Instabilität und Unberechenbarkeit meiner Mutter in meiner Kindheit stark geschadet. Das wurde mir erst später bewusst und in meiner Therapie aufgearbeitet. Früher war es ja normal für mich, ich kannte nichts anderes.
Ich kenne also beide Seiten. Du kannst mir glauben, ich verstehe auch deine Seite voll und ganz. In der Sache hast du völlig Recht. Man muss als Erwachsener in der Lage sein, selbst klarzukommen, für sich und sein Glück selbst zu sorgen und darf nicht jemand anderen dazu missbrauchen, sich und seine Gefühle zu regulieren. Armin muss lernen, ohne seine Frau klarzukommen und trotzdem Glück und Freude im Leben zu finden, so wie ich es auch lernen musste, ohne meinen Ex-Mann klarzukommen. Und so wie meine Mutter es lernen musste, dass sie auch mich nicht emotional missbrauchen und erpressen durfte und darf.
Aber Armin muss erstmal die Fähigkeit erlernen, so gesund zu denken und zu fühlen und dazu braucht er professionelle Hilfe. Es hilft ihm jetzt akut nicht, wenn man verbal auf ihn eindrischt, sondern es treibt ihn noch tiefer in die Verzweiflung. Mir wird schlecht bei dem Gedanken, wenn damals, als es mir akut so furchtbar ging, mir jemand auf diese Weise gekommen wäre. Deshalb konnte ich das einfach nicht ersehen, wie kalt und empathielos hier teilweise mit ihm geredet wurde. Auch wenn es sachlich richtig ist, dass sein Verhalten falsch und ungesund ist und er seine Familie damit schädigt. Aber ich weiß eben auch aus Erfahrung, was dahintersteckt.