Fernbeziehung, Eure Erfahrungen

Moin @Melioo,

ich bin auch in einer Fernbeziehung. Uns trennen 600 km.

Zitat von Melioo:

War die Fernbeziehung auf Zeit?
Wie oft habt ihr Euch gesehen?
Würdet ihr das noch mal machen oder lief es so schlimm, dass ihr sagt: nie wieder?
War das vermissen riesig oder erträglich?

Die Ferne soll nur auf Zeit sein, ja. Die Beziehung nicht, die soll unendlich sein.

Wir sehen uns zweiwöchentlich, mehrere Wochen nacheinander hatten wir zuletzt den Luxus, uns jede Woche zu sehen. Die gemeinsame Zeit geht unheimlich schnell vorbei, die Zeiten dazwischen ziehen sich ins Endlose.

Würde ich das nochmal machen? Auf jeden Fall. Liebe war mir schon immer wichtiger als Äußerlichkeiten wie Entfernung oder Materielles. Für mich stellt sich die Frage nicht, ob ich mich durch Entfernung davon abhalten lasse, mit dem Menschen zusammen zu sein, den ich liebe.

Ist das Vermissen riesig oder erträglich? Es ist riesig. Aber ich ertrage es, weil es momentan so ist wie es ist. Ich tue gerade sehr viel dafür, die Entfernung in absehbarer Zeit deutlich zu verringern und das finde ich für mich wohl grundsätzlich wichtig: Letztlich ist eine Beziehung für mich auch unbedingt Alltag, denn ich finde Alltag super. Den Alltag erlebt man am besten miteinander, wenn man nicht Hunderte von Kilometern auseinander ist, also ist das Ziel für mich in jedem Fall, dass die Entfernung irgendwann nicht mehr existiert.

Dauerhaft eine Fernbeziehung leben, das wäre schwer für mich. Wie lange ich das letztlich aushalten würde, kann ich echt nicht sagen. Aber ich würde es immer versuchen, denn Liebe ist einfach nichts, was man an jeder Ecke findet, sondern immer noch etwas Schützenswertes, Seltenes, Wertvolles.

Zitat von Melioo:

Hier lässt sich bestimmt jemand finden der schon mal eine Fernbeziehung hatte

Ja klar, hier ‍️

Zitat von Melioo:

War die Fernbeziehung auf Zeit?

Ja, nach einem Jahr wollten wir beide eine Veränderung. Er ohne Anhang, ich mit einem Kind. Außerdem kamen bei ihm noch regelmäßige Auslandsaufenthalte dazu. Das Zusammenziehen war die logische Konsequenz.

Zitat von Melioo:

Wie oft habt ihr Euch gesehen?

Jedes Wochenende, gemeinsame Urlaube, die Strecke Ruhrgebiet-Stuttgart kenne ich auswendig.

Zitat von Melioo:

Würdet ihr das noch mal machen oder lief es so schlimm, dass ihr sagt: nie wieder?

Nein, es hielt 13 Jahre. Der Trennungsgrund war ein Schlaganfall seinerseits und der damit verbundene Wunsch, Träume zu verwirklichen.

Zitat von Melioo:

War das vermissen riesig oder erträglich?
etc.

Schrecklich war das. Aber auch schön. Es beruhte auf Gegenseitigkeit. Wenn nur ich vermisst hätte, hätte ich das schlimm gefunden.

@clumsy

Zitat von clumsy:

denn Liebe ist einfach nichts, was man an jeder Ecke findet, sondern immer noch etwas Schützenswertes, Seltenes, Wertvolles.

Sehr schöner, wahrer Abschluss zu einem schönen Beitrag. Danke dir! Und alles Gute für euch 2!

Zitat von Snipes:

die Differenzen zwischen den beiden Leben trotzdem im Wege stehen. Oft - wie hier zu lesen ist - scheitert es dann ja genau an denen und nicht an mangelnder Liebe.

Ich denke, mangelnde liebe ist oft nicht nicht Problem. Sondern der Rest.

Oft liebt man jemanden, zum falschen Zeitpunkt.

Man muss nur herausfinden was das alles einem wert ist.

Zitat von PuMa:

zum falschen Zeitpunkt.

Was ist der falsche Zeitpunkt?
Einer in dem nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen können?
Ich bin über jede der (ja, viel zu raren) Minuten mit meiner Holden dankbar. Glücklich. Die gemeinsame Zeit ist wertvoll, weil wir es füreinander sind. Die Entfernung lässt das nicht im täglichen Einerlei abstumpfen.
Alles ist eine Frage der Wahrnehmung und Perspektive.
Ich hab mir öfter gewünscht, ich hätte sie früher getroffen. Was wäre mir an Schmerz erspart geblieben. Doch hätten wir uns dann so gefunden? So geliebt? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, denn jetzt ist sie da.
Sie ist der richtige Mensch. Also ist das auch die richtige Zeit.

Zitat von HerrZ:

Ich hab mir öfter gewünscht, ich hätte sie früher getroffen. Was wäre mir an Schmerz erspart geblieben. Doch hätten wir uns dann so gefunden? So geliebt? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, denn jetzt ist sie da

Oh das hab ich auch schon so oft zu meinem Freund gesagt. Und er sagt immer wieder, nein, es musste erst jetzt sein. Sonst wären wir nicht zusammen gekommen.

Denn all die Fehler, die ihm und mir mit Exen passiert sind, waren wichtig, damit wir einander gefunden haben.
Bzw er mich.

Zitat von HerrZ:

Was ist der falsche Zeitpunkt?

Hmm Bsp ich liebte jemanden der mich liebte. Aber wir konnten nicht zusammen sein. Der Zeitpunkt war falsch.

Würden wir uns im 10 Jahren wieder sehen ( das ist übrigens 15 Jahre her) wüssten wir beide, uns stünde nichts im Weg.

Manchmal passt der Zeitpunkt nicht. Das meine ich.

Durch meine Arbeit bin ich fast die ganze Woche in Deutschland unterwegs und habe meinen früheren Partner fast nur am WE gesehen, auch wenn wir zusammen wohnten. Die Beziehung hielt 13 Jahre und ist nicht an der “ Fernbeziehung” gescheitert. Seit 1,5 Jahren bin ich glücklich neu leiert. Uns trennen zwar nur 80 km aber er so wie ich reisen geschäftlich viel, daher in den meisten Fällen wieder nur WE von Freitag bis Sonntagabend. Für uns ist das völlig okay, wir lieben uns, vertrauen uns, telefonieren jeden Tag um uns gut auszutauschen was der andere am Tag erlebt hat. Wir genießen die gemeinsame Zeit sehr, sind aus dem Familienplanungsalter raus, daher haben wir keinen Handlungsbedarf an der Situation schnell etwas zu ändern. Unser Jobs bereiten uns beide Freude. Für uns ist alles gut. Ich mag es, dass ich mich jeden Freitag auf Ihn freuen kann. Ich denke, ob eine Fernbeziehung funktioniert oder nicht liegt an der Weite der Distanz und dem stärker oder schwächer ausgeprägten Wunsch, sich täglich zu sehen. Alles Gute für Dich.

Unsere Kernbase war in NRW, unserer beiden Wohnungen waren da. Er war beruflich in der Woche meist Koblenz oder Brüssel. Streckenweise lange Auslandphasen.
Da war wenig gemeinsame Zeit, die auch im Wechsel mit seinem Sohn aus der vorherigen Ehe geteilt wurde.
Trotzdem möchte ich diese Zeit nicht missen, auch wenn ich mir so eine extreme Fernbeziehung nicht mehr vorstellen kann.
Hat diese Art der Fernbeziehung zur Trennung beigetragen. Definitiv ja. Aber ich wusste von Anfang an, welchen Stellenwert seine Arbeit für ihn hat.

Ich denke, eine Fernbeziehung hat nur Aussicht auf Bestand, wenn nach einer überschaubaren Zeit die Entfernung verringert wird.

Meiner Meinung nach , muss dass sehr zeitnah geschehen , sonst macht sich Hoffnungslosigkeit breit und das ist eine zusätzliche Belastung , die irgendwann zur Trennung führt.

Welche Zeit da sinnvoll ist , hängt natürlich von Lebensumständen und dem persönlichen Empfinden ab.

Miteinander sprechen, halte ich für ebenso essentiell, weil reines Texten häufig Ursache für Missverständnisse ist.

Sehnsucht und Vermissen sind natürlich eine Belastung, die aber tragbar ist, wenn Aussicht auf ein gemeinsames Leben besteht.

Danke @all zu Euren Erfahrungsberichten.

Natürlich sind bei jeder Fernbeziehungs-Situation die Gegebenheiten und Hintergründe anders/individuell. Trotzdem interessant, weil für mich wäre es komplettes Neuland.

Ich persönlich bin der Meinung, auf begrenzte Zeit (bspw. 1 Jahr) wäre es machbar/aushaltbar. Natürlich müssen sich auch hier beide Seiten dafür ausreichend bemühen (pendeln etc.)
Meine Situation wäre komplett offen und mit 100.000 Fragezeichen versehen.
So oder so, eine Entscheidung steht an. Jedenfalls werde ich diese treffen müssen.

@Melioo

Lass Dein Herz sprechen, denn nur das zählt !

Wie ist denn Deine Situation, in der Du eine Entscheidung treffen musst? @Melioo

Zitat von Melioo:

Danke @all zu Euren Erfahrungsberichten. Natürlich sind bei jeder Fernbeziehungs-Situation die Gegebenheiten und Hintergründe anders/individuell. ...

Wenn ihr beide wirklich liebt, werdet ihr Wege finden, extreme Entfernungen zu verringern, sprich eine Beziehung zu führen, ohne stundenlange Fahrerei.

Setz Dir bitte keine Zeitlimits, sondern sucht gemeinsam nach Wegen.

Zitat von Melioo:

atürlich sind bei jeder Fernbeziehungs-Situation die Gegebenheiten und Hintergründe anders/individuell

Ich zieh mich immer gerne auf Statistiken zurück, wenn ich nicht weiter weiß.
Etwa jede 8. Beziehung ist eine Fernbeziehung. Die durchschnittliche Entfernung liegt bei ~600 km.
Die meisten Paare - so wie in ganz normalen Beziehungen auch - leben nach 3 Jahren zusammen.

Ja, es ist anders.
Es erfordert Vertrauen, da man den anderen nicht so hautnah durch die eigene Anwesenheit erlebt (und dadurch auch Kontrolle hat). Es erfordert Rituale. Kommunikation. Vermissen ist ein echtes Thema. Perspektive ist eines.
Doch: So kagge die Zeiten ohne meine Holde sind? Sie ist meine Partnerin. Immer und überall. So wertvoll ist sie trotzdem täglich. Am Telefon, per Videochat. Und wenn wir uns dann endlich in live, echt und in Farbe wiedersehen.
Statt der abendlichen Ödnis des täglichen Sehens kommen einfach andere Herausforderungen auf Euch zu. Statt ich mag den/die aus Deinem Bekanntenkreis nicht ist es ein ich mag die iwann kennlernen. Statt was essen wir heut abend, nicht schon wieder Nudeln ein Kampf mit Terminkalendern, Spritpreisen.
Ist eine Fernbeziehung mein Lieblingswunschding? Nö. Aber da ist mein Lieblingswunschmensch. Und mit dem Menschen wird gelebt, was immer geht. Ohne wenn und aber.