@marina, ich schreibe Dir als letzlich ungewollt Kinderlose.
Weil: Ich zu lange auf die perfekten Bedingungen gewartet habe. Weil ich mir nie irgendwie und auf Teufel komm raus ein Kind, sondern immer eine Familie gewünscht habe. Volle Romantik-Vorstellung von Familie halt: Frau, Mann, beide wünschen sich (irgendwann) Kinder und sie wird schwanger und beide sind glücklich. Irgendwann kommt ein zweites Kind. Etc.
Das hat sich bei mir nie so ergeben. Es gab ein paar Männer, die sich mit mir Kinder hätten vorstellen können bzw. sich diese aber gewünscht haben. Mir war aber klar, dass ich mit diesen Männern nicht eine ewig-lange Beziehung haben werden würde.
Sprich: Sie waren nicht meine Traum-Männer. Und Traum passt hier wohl mehr als gut.
Dann kam ein langer Zwischenteil, den ich hier nicht ausführen werde, weil es den Rahmen sprengen würde.
Und dann war ich Ende 30 und: hatte massive gesundheitliche Probleme, die eine SS erschwert bzw. verunmöglicht haben (inkl. zweier Fehlgeburten).
Ich habe sehr, sehr lange ENORM darunter gelitten und sehr, sehr lange Zeit gebraucht, um mit der Kinderlosigkeit auch nur halbwegs klarzukommen. Kinder zu haben oder (ungewollt) nicht ist ein existenzielles Thema. WIE existenziell verstehen tatsächlich, ohne jemandem zu nahetreten zu wollen, oft nur ebenfalls Betroffene, die jahrelang erfolglos und mit entsprechend steigendem (Leidens- und irgendwann auch immer mehr Zeit-)Druck versucht haben, ss zu werden. Es ist ein Thema, das einen in den Abgrund werfen kann.
Ich gehöre zu denen, bei denen es letztlich nicht geklappt hat.
Inzwischen komme ich halbwegs damit klar. Eigentlich am meisten, weil inzwischen rein biologisch die Uhr endgültig abgelaufen ist. Die Jahre vorher waren grauenhaft und extrem belastend.
Was ich rückblickend tun würde, wenn ich in Deinem Alter wäre und der richtige Partner nicht da wäre: Ich würde mir ein klares zeitliches Limit setzen (um die 34 Jahre) und es dann alleine durchziehen. Mich bis dahin schon mal erkundigen nach den Möglichkeiten. Derer gibt es einige!
Was ich NICHT mehr tun würde: Mich und mein Seelenheil davon abhängig machen, dass und ob und wann der Richtige auftaucht. Das setzt einen maßlos unter Druck - und einen potentiellen Partner gleich mit.
Wenn man sich die Trennungs- und Scheidungsraten ansieht, ist es sowieso eher unwahrscheinlich, dass man den lebenslangen Partner und Vater seiner Kinder an der Seite haben wird.
Sprich: Ich wage ehrlich gesagt sogar zu behaupten, dass es schwieriger ist, Kinder zu haben, sich dann aber vom Vater der Kinder zu trennen (oder andersrum) und das alles gleichzeitig zu wuppen.
Dann doch lieber klare Linien von Anfang an: Man wird (wahrscheinlich) alleinerziehend sein. Na gut. Dann muss der passende Partner eben später dazukommen.
Natürlich muss und sollte einem klar sein, was das bedeutet. Aber dafür bist Du ja alt genug.
Also gibt es die Möglichkeiten, es ganz alleine durchzuziehen.
Aber zwischen schwarz und weiß gibt es auch Grautöne, so gebe ich Dir z.B. mal als Gedankenanstoß, dass es durchaus auch (meinem Eindruck nach sogar nicht wenige, ich alleine kenne drei) gleichgeschlechtlich1 Männer gibt, die sich wünschen, Vater zu werden und auch Kontakt zu dem Kind haben möchten. Das nur so als Beispiel, dass zwischen anonymer Samenspende im Ausland, bei der das Kind NIE die Möglichkeit haben wird, seine Herkunft zu erfahren und Rama-Traum-Familie noch andere Dinge gibt.
Eine Garantie, mit Kindern glücklich - oder unglücklich - zu sein, gibt es sowieso nicht.
Ich kann Dir aber garantieren, dass es eine ENORME Belastung ist, wenn man sich Kinder gewünscht hat und es nicht (mehr) möglich ist. Denn das heißt irgendwann für uns Frauen lebenslänglich (kinderlos). Männer haben da ja durchaus die Möglichkeit, noch im späteren Alter Vater zu werden.
Und ich würde auch nicht arg allzu lange warten (wie gesagt wäre mein Limit Mitte 30), denn ja: Es kommt immer häufiger vor, dass Frauen (wie auch Männer) recht spät erst Eltern werden. Mit Ende 30 / Anfang 40 Erstgebärende zu sein ist ja heute schon fast unspektakulär. Trotzdem sind das alles kleine Wunder. Seine fruchtbarsten Jahre hat man nun mal in den 20ern. Danach wird es nicht leichter. Wenn (wie bei mir) dann noch gesundheitliche Schwierigkeiten dazukommen, kann das schnell das Aus bedeuten.
Also ich würde mir da wirklich einen Plan B überlegen.
Der Druck, Mr Perfect als Vater zu finden, steigt sonst, was für ALLE schiete ist.
07.04.2019 15:21 •