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Freundschaft unter Männern

R
Ich brauche mal ein paar außenstehende Meinungen.

Vor ziemlich genau 8 Jahren lernte ich aus beruflichem Kontext heraus einen Familienvater kennen, der nebenberuflich sich ein 2. Standbein eröffnen wollte. Zuerst war das nur ein rein professioneller, beruflicher Kontakt, vielleicht so 2-3 Jahre lang.

Normalerweise halte ich immer einen Abstand zwischen beruflich und privat, aber hier war das irgendwie anders.
Es entwickelte sich eine Freundschaft unter Männern. Soweit, so gut. Er war verheiratet und hatte 2 Kinder im Grundschulalter, die Frau studierte noch, mehr wusste ich aus seinem Privatleben nicht.

Wenn wir uns trafen, dann meist aus geschäftlichen Gründen, die Familien blieben außen vor.

Dann kam irgendwann Ende 2021 der Tag, als urplötzlich seine Frau die Trennung aussprach und mit den Kindern zu ihrer Mutter zog (im selben Ort). Dies intensivierte unsere Freundschaft weiter, ich half, wo ich konnte. Und letzten Endes in dem Prozess mit Scheidung und den Kindern hatte er den womöglich größten Erfolg seines Lebens, die Kinder wollten beim Papa bleiben.


Unsere Freundschaft wurde dann intensiver, man lud sich gegenseitig zu Geburtstagen ein oder unternahm auch zusammen mit seinen Kindern mal was.

Nach und nach merkte ich dann aber, dass er hier und da nicht die Wahrheit erzählte, und sich gerne mal besser darstellte. Ich war oft der seelische Papierkorb, wenn Ihr versteht, was ich meine. Ok, er hatte ja auch ziemlich zu rudern in dem Sorgerechtsstreit.

Positiv muss ich erwähnen, dass er mir auch eine große Stütze war, als die Affäre meiner Frau ans Licht kam.

Den ersten richtigen Knacks bekam die Freundschaft allerdings, als ich mit gepackter Tasche bei ihm aufschlug, und Abstand von meiner Frau brauchte. Er hatte mir das mehrfach angeboten, ich könne jederzeit (Tag und Nacht) kommen. Und plötzlich war da diese Kluft zwischen Worten und Taten.
Da ich niemandem zur Last fallen möchte, akzeptierte ich das aber.

Dann wurde seine Unpünktlichkeit (die gab es immer schon) und Unzuverlässigkeit allerdings immer gravierender. Was sonst immer klappte, wurde nun kurzfristig immer verschoben oder ganz gecancelt. Der Kontakt blieb, jedes seiner Probleme landete bei mir per Whatsapp oder Anruf. Ich habe sehr viel geholfen, auch einen finanziellen Engpass bei ihm überbrückt. Dennoch warf er mir vor, ich wäre emphatielos. Weil ich halt Dinge konkret anspreche und dann halt auch konsequent bin. Anders als er.

Nun hatten wir uns gestern eigentlich zu ner Runde wandern verabredet für den Nachmittag und er wollte dann was kochen, was sein neues Hobby ist. Früh hatte er einen Termin beim Arzt. Danach wollte er einkaufen. Nun bekam ich gestern Mittag von ihm einen Anruf, er hätte 3 h im Wartezimmer warten müssen und er wolle heute nichts mehr machen. Ich solle nicht kommen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen, hatte mir meine Arbeit so zurechtorganisiert, dass der Nachmittag frei ist. Wäre das das 1. Mal gewesen, ok, jeder hat mal einen schlechten Tag. Aber in letzter Zeit war das zu häufig, dass Worte absolut nicht zu den Taten passen.

Was würdet Ihr tun?

26.04.2025 15:56 • x 4 #1


HeavyDreamy
Zitat von rudi333:
Was würdet Ihr tun?

Hey rudi,

ganz klar: Du bist nicht mehr so wichtig für ihn und als du wirklich Hilfe brauchtest, wegen Unterkommen zum Schlafen, hat er abgelehnt, so wie ich verstanden habe.

Du siehst das richtig, Worte und Taten unterscheiden sich.

Und was ich auch wichtig finde, in einer Freundschaft oder auch Partnerschaft: Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit +- 15 Min.


Dein Gefühl ist richtig: Hat keinen Sinn mehr.

26.04.2025 16:01 • x 7 #2


A


Freundschaft unter Männern

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B
Zitat von rudi333:
Wäre das das 1. Mal gewesen, ok, jeder hat mal einen schlechten Tag. Aber in letzter Zeit war das zu häufig, dass Worte absolut nicht zu den Taten passen.

Hallo Rudi,

ich würde ihm darauf ansprechen, wie seine Absagen von dir wahrgenommen werden.

Ihn fragen, ob es irgendetwas gibt, dass ihn belastet, das er vielleicht noch nicht erwähnt hat.

Nach Möglichkeit persönlich, verabredet euch mal zum Essen oder auf ein B. oder so.

Persönlich ist immer besser,

Vielleicht gibt es ja Gründe, die garnichts mit dir zu tun haben.

26.04.2025 16:22 • x 6 #3


M
Zitat von rudi333:
Was würdet Ihr tun?



Konkret und direkt ansprechen
und, dass das in letzter Zeit ständig vorkommt,
Du damit unzufrieden bist und es so nicht weitergehen kann!

26.04.2025 16:26 • x 4 #4


aequum
Zitat von rudi333:
Was würdet Ihr tun?

Hallo Rudi,
Ich helfe auch immer sehr gerne aber auch ich musste irgendwann feststellen, dass man die wahren und echten Freunde erst dann erkennt wenn man selber mal deren Hilfe braucht.

Heute hinterfrage ich nichtmehr, sondern nehme es zur Kenntnis und beende solche unaufrichtigen Freundschaften.

26.04.2025 16:33 • x 20 #5


M
Zitat von aequum:
Ich helfe auch immer sehr gerne aber auch ich musste irgendwann feststellen, dass man die wahren und echten Freunde erst dann erkennt wenn man selber mal deren Hilfe braucht.



Ja das ist fies und sehr enttäuschend!
Aber ich würde hier wie @Überlebende nochmal nachhaken,
warum das so ist,
denn eine Zeit lang hat @rudi333 's Freund ja geholfen,
nur eben jetzt nicht mehr (warum auch immer) !?

26.04.2025 16:41 • x 3 #6


HeavyDreamy
Zitat von aequum:
Heute hinterfrage ich nichtmehr, sondern nehme es zur Kenntnis und beende solche unaufrichtigen Freundschaften

Richtig.

Denn wenn es diesem Freund wichtig wäre mit der Freundschaft, würde er selber auch ankommen und sagen: Hey, tut mir Leid, dass ich derzeit nicht so für dich Zeit habe, ne Begründung auch dann nennen, warum.

Aber einfach nur immer wieder kurzfristig absagen und den TE so stehen lassen: NoGo.

Das mit der Wartezeit beim Arzt - oke, aber der TE schrieb ja, es war in letzter Zeit leider öfters so, dass aus fadenscheinigen Gründen alles abgesagt wurde.

Er hätte ja den TE sagen können: Du sorry, ich kann heute nicht wandern, da 3 Stunden Arzt und ich am Bobes bin, du kannst aber trotzdem auf ein Getränk vorbei kommen.


@Multiversum

Vielleicht hier:


Zitat von rudi333:
Nach und nach merkte ich dann aber, dass er hier und da nicht die Wahrheit erzählte, und sich gerne mal besser darstellte


@rudi333 hast du ihm diesbezüglich da Mal was zu verstehen geben? Ich meine wäre ja nur auch richtig so. Aber ja, vielleicht deswegen dann der Rückzug von deinem Freund, weil ihm vielleicht deine Meinung dazu nicht passte?

26.04.2025 16:46 • x 5 #7


Worrior
Es gibt Menschen die uns eine Zeit lang durchs Leben begleiten doch dann trennen sich die Wege.
Dann ist es Zeit loszulassen und zu verzeihen wenn es was zu verzeihen gibt, auch sich selbst.
Sich nicht zum Richter über Andere zu machen aber auch nicht zu deren Anwalt.
Ich habe Freunde nicht mal eine Hand voll und ich habe gute Bekannte.
Ich musste mich von beiden schon trennen weil der Weg nicht mehr der gleiche war.
Dinge und Handlungen die mit meinen Werten nicht mehr vereinbar waren, wo kein Kompromiss möglich war, wo nichts verhandelbar war.
Manchmal hegte ich im ersten Moment Groll doch mit der Zeit legte ich diese ab um Platz für Positives zu schaffen.
Ob dieser Platz dann mit Positivem belegt wurde sei dahingestellt.
Dann bleibt er halt leer aber er wird nicht dauerhaft mit Negativem belegt.
Mein inner Circle ist bewusst klein gehalten, dafür aber mit Menschen die mir gut tun.

26.04.2025 16:52 • x 11 #8


aequum
Zitat von Multiversum:
Aber ich würde hier wie @Überlebende nochmal nachhaken,
warum das so ist

Zu Beginn habe ich immer das Gespräch gesucht und musste später leider feststellen, dass auch hier wieder gelogen wurde das sich die Bäume biegen.

26.04.2025 16:55 • x 5 #9


B
Zitat von Worrior:
Mein inner Circle ist bewusst klein gehalten, dafür aber mit Menschen die mir gut tun


So mache ich das auch.

26.04.2025 16:57 • x 3 #10


R
Zitat von Multiversum:
Ja das ist fies und sehr enttäuschend! Aber ich würde hier wie @Überlebende nochmal nachhaken, warum das so ist, denn eine Zeit lang hat @rudi333 's Freund ja geholfen, nur eben jetzt nicht mehr (warum auch immer) !?


Seine Hilfe war in 1. Linie das Zuhören in meiner akuten Phase des Schmerzes.

Er ist halt eher der Redner und ich der Macher.

Konkretes Beispiel:

Er plant etwas, wenn es dann an das Umsetzen des Planes geht, dann ist von der Theorie nicht mehr viel übrig. Dann ist entweder ein Kind krank, das Auto kaputt, das Konto leer etc...

Ich bin auch erst sehr spät dahinter gekommen, dass er eine gewisse Abhängigkeit zu seiner Mutter hat (wohnt im Nachbarhaus). Da hat eine wirkliche Abnabelung offenbar nie stattgefunden und dem ist offenbar auch die Ehe zum Opfer gefallen.

(Vorsichtige) Gespräche zur Unzuverlässigkeit gab es schon Einige. Wenn Dein Gegenüber aber sein Verhalten als völlig normal ansieht, dann kommst Du nicht weiter. Wird man konkreter, dann wurde mir ja sogar Empathielosigkeit vorgeworfen und dass ich seine Probleme verharmlosen würde.

26.04.2025 17:00 • x 9 #11


HeavyDreamy
Zitat von aequum:
Zu Beginn habe ich immer das Gespräch gesucht und musste später leider feststellen, dass auch hier wieder gelogen wurde das sich die Bäume biegen.

So richtig!

26.04.2025 17:00 • x 2 #12


B
Zitat von aequum:
Zu Beginn habe ich immer das Gespräch gesucht und musste später leider feststellen, dass auch hier wieder gelogen wurde das sich die Bäume biegen.

Grundsätzlich gebe ich jedem Menschen die Gelegenheit zum Gespräch, auch mehrfach. Vermutlich zu oft, bei einigen.

Denn wie du schreibst, sollte sich herausstellen, dass auch dann noch gelogen wird oder null Bereitschaft zur sauberen Lösung besteht, dann muss ich das schweren Herzens so stehen lassen.

Ist mal mehr, mal weniger schwer.

26.04.2025 17:00 • x 6 #13


HeavyDreamy
Zitat von rudi333:
Wird man konkreter, dann wurde mir ja sogar Empathielosigkeit vorgeworfen und dass ich seine Probleme verharmlosen würde.

Genau da, richtig, haste ja geschrieben im EP und das hatte ihm wohl dann nicht gepasst.

Von daher - Wer nicht zu seinen Fehlern steht, den brauchste auch nicht in deinem Leben.

26.04.2025 17:02 • x 3 #14


aequum
Zitat von rudi333:
Er ist halt eher der Redner und ich der Macher.

Konkretes Beispiel:

Er plant etwas, wenn es dann an das Umsetzen des Planes geht, dann ist von der Theorie nicht mehr viel übrig.

Das sind leider halt diejenigen, auf die Du Dich im Ernstfall nicht verlassen kannst.

Die Worte sind halt oftmals nur Geschwätz. Es sind die Taten die wirklich zählen.

Während wir unser Haus gebaut haben, sind genau diese Schnacker immer wieder durch windige Ausreden nicht zum Helfen erschienen.

Aber ein guter Freund den ich nur sehr selten getroffen habe, der stand plötzlich unaufgefordert in Arbeitsklamotten vor mir und fragte mich wobei er helfen kann. Halt ein echter Freund.

26.04.2025 17:15 • x 9 #15


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