542

Schiebe ich Drama oder bin ich zu geduldig ?

S
Zitat von FrauDrachin:
Eine andere Frage ist die der Zugehörigkeit. Das hat für mich mehr mit der Größe der Gruppe zu tun, als mit den Werten. Dazu vielleicht später noch einige Gedanken. Es braucht eine Gruppe, die klein genug ist, damit man sich zu jedem anderen Mitglied persönlich positionieren kann.
Guter Hinweis.

Zitat von FrauDrachin:
Warum ich bei Ordensgemeinschaften immer kritisch bin, die haben sich zwar sehr auf gemeinsame Werte eingeschossen, sind aber auch sehr hirarchisch, mit klaren Denkverboten. Ich denke, da muss man schon recht speziell ticken, um damit glücklich zu werden.
Da ist viel Unterwerfungsbereitschaft unters Kollektiv gefragt. Damit erklärt sich auch, warum in Schrift 2 der Essener das Thema Selbstliebe nicht vorkommt . Zugespitzt ausgedrückt: Das Individuum ist nichts, das Kollektiv alles. Für mich wäre das auch nichts. Ich bin ein ziemlicher Freigeist. Ich würde da ersticken .

Finde die Auseinandersetzung mit den Texten trotzdem schön . Echt cool sowas hier im Forum machen zu können und Leute zu finden, die Lust haben , über den einen oder anderen Aspekt zu diskutieren .

Notiz an mich : Vielleicht finde ich ja einen Weg sowas ähnliches auch im realen Leben zu etablieren. Könnte mir Freude machen .

25.09.2020 20:44 • #541


FrauDrachin
Zitat von FrauDrachin:
Was ist also dann der Kleber in Gruppen? Was schafft Zugehörigkeit?


Vielleicht ein Exkurs zum Thema Gruppen vs. Individualbeziehung, bzw. Paarbeziehung.
@Silence_ gel, du sagst bescheid, wenns dir zu theoretisch wird?

Also, ich bin inzwischen der Meinung, dass das mit der lebenslangen Paarbeziehung ein absoluter Irrweg ist.
Wir veruchen hier verschiedene wichgige Grundbedürfnisse mit einer einzigen Person zu befriedigen, und das auf Basis einer sehr flüchtigen, hormonbasierten Empfindung. Für mich der Versuch, sein Leben auf einer Nadelspitze zu balancieren. Stabiles und breites Fundament sind anders. Eigentlich erstaunlich, dass doch oft funktioniert, braucht allerdings starken gesellschaftlichen Druck von außen. Im Zuge dessen, dass der Druck nachläßt, funktionierts immer seltener.
Kurz gesagt, es gibt das Bedürfnis nach Stabilität, wo ich jetzt lebenslange, stabile Bindungen und wirtschaftliche Sicherheit zählen würde, und Romantik, Schmetterlinge spühren, S. Begegnungen, dieser Tanz aus Nähe und Distanz, wie du es beschrieben hast.
Meiner Meinung nach läge ein großer Schatz darin, diese Beiden sehr klar zu trennen. Allein schon, weil wenn dieser eine Mensch, aus welchen Gründen auch immer wegbricht, quasi das ganze Leben wegbricht, was für mich einer der Gründe ist, warum Trennungen gar so schmerzhaft sind.

Für mich war es ein großer Meilenstein, von dem System der Moso in China und darüber über die Matriarchatsforschung von Heide Göttner-Abendroth zu erfahren.
Das System ist grob folgendes: Menschen werden in einen matrilinearen Clan geboren, wo sie leben, arbeiten, wohnen, Kinder groß ziehen. Romantische Begegnungen finden in der Besuchsehe statt, d.h. verliebte Paare treffen sich über Nacht, Tagsüber geht jeder zu seinem Clan zurück. Diese romantischen Verbindungen, halten irgendwas zwischen einer Nacht und ein Leben lang.
Für mich fühlt sich das ganz, ganz tief nach einem sinnvollen System an.

Also, was is dann der Kleber?
Ein natürlicher kleber wäre Blutsverwandschaft. Wobei wir es auch im Familienverband komplett neu lernen müssten, zusammenzuleben. Die Patriarchale Großfamilie ist jedenfalls vermutlich keine gute Lösung.
Ein anderer Kleber ist meiner Meinung nach der feste Entschluss, miteinander auszukommen. In Leben in Ladakh (sehr sehr empfehlenswert!) schreibt die Autorin, dass sie immer wieder den Spruch gehört habe: Man muss ja doch zusammenleben. Mich hat das deshalb sehr nachdenklich gemacht, weil bei uns ja die Individualität einen ganz großen Stellenwert hat. Vielleicht müssen wir hier wieder eine bessere Balance zwischen individueller Entfaltung und dem Bedürfnis, Teil einer Gemeinschaft zu sein, finden.

So, jetzt muss ich nur noch irgendwie die Kurve zur Liebe finden... Mal sehen...

Hm, irgendwie hab dachte ich, ich hätte den Beitrag gestern schon abgeschickt... Irgendwie komisch das alles. Falls Doppelpost, bitte entschuldigen.

26.09.2020 11:25 • x 1 #542


A


Schiebe ich Drama oder bin ich zu geduldig ?

x 3


FrauDrachin
Zitat von Bumich:
Und wen will ich lieben? Ich liebe meine Quelle, die mir das Leben verliehen hat. Mit tiefer
Dankbarkeit anerkenne ich, wie herrlich ich erschaffen bin, in Anlage und Aufbau so
vielfältig und wunderbar, dass die Vorstellungskraft es nicht erfassen kann.


Hallo @Silence_

also ich hatte diese Ganzen Passagen mit der Quelle als Selbstliebe interpretiert. Danach käme das Thema wahrlich nicht zu kurz. Wenn ich wieder mal Göttner-Abendroth zitieren darf, ist das der Unterschied zwischen den alten Naturreligionen und den großen patriarchalen Religionen: In den Natrurreligionen ist das Göttliche immanent, d.h. fließt duch die Welt und durch uns. Mutter Erde und die schamanischen Spirits währen ein Beispiel. In den patriarchalen Religionen ist das göttliche Transzendent, d.h. irgendwas außerhalb unserer selbst und der Welt: Der Vater im Himmel.
Mir scheint, dass die erstere Variante die Selbstliebe mehr begünstigt, vielleicht sind diese Schriftrollen noch ein Echo davon. Ich hab mich jetzt nicht im Detail mit den Essenern auseinandergesetzt.

Ok, ich wollte noch die Kurve von der Besuchsehe (kann sich jemand ein unromantischeres Wort vorstellen?) zur Liebe bekommen:
Vielleicht erstmal zur romantischen Liebe:
Meine persönliche Erfahrung ist folgende: Ich habe gerade einen Liebsten, mit dem so viel anders ist, als mit meinen Partnern vorher. Er ist absolut nicht an dem Traum von Ehe, Kindern, Einfamilienhaus, Hund interessiert. Er macht nie Liebeserklärungen, romantische Komplimente, oder irgendwelche Versprechungen für die Zukunft. Er sagt äußerst selten Danke oder Entschuldigung. Anfangs hat mich das fürchterlich irritiert, weil es meinen romantischen Erwartungen und Programmen zuwidergelaufen ist, das hat schon verunsichert. Inzwischen bin ich unglaublich Dankbar für diesen Menschen, der mich so unendlich viel lehrt. Er zwingt mich quasi in die Selbstliebe zu gehen, weil ich in seinen Augen sehe, dass er mich mag, es daran spühre, wie unsere Körper kommunizieren, und dieser Wahrnehmung vertrauen darf und muss. Es gibt keine Pläne und Versprechungen für die Zukunft, das holt mich nachhaltig ins hier und jetzt. Vielleicht die Quintessenz: Ich habe noch nie erlebt, jemanden zu lieben, und geliebt zu werden, und dabei den anderen so frei sein lassen zu können, und selber so frei zu sein. Ich habe tatsächlich noch nie erlebt, das Liebe so fließt. Vor 20 Jahren hätte ich den Menschen vermutlich aussortiert, weil, taugt nicht für die Zukunftsplanung.

Im Kontrast dazu vielleicht die verwandtschaftliche Liebe: Meinen Mann habe ich geheiratet, im vollen Wissen, dass ich schon heftiger verliebt war. Der Satz der davon immer in meinem Kopf aufgetaucht ist, ist: Ich käme genausowenig auf die Idee, mir einen neuen Lebensgefährten zu suchen, wie ich auf die Idee käme, mir einen neuen Bruder zu suchen. Ich habe immer gespührt, dass es vielleicht sogar von Vorteil wäre, nicht die Komplikationen der ganz großen Liebe in der Ehe zu haben. Ich habe keine Ahnung, ob die Leute in matrilienearen Clans ähnliche Gefühle füreinander haben. Es fühlt sich für mich ruhiger an, weniger körperbasiert, aber genauso zärtlich.

Ich finde es immer total schade, dass die ruhige, zärtliche Nahe Lebensgefährtenliebe abgewerten wird, wenn die Körper- und Hormonebene nicht mehr so stimmt, und ich finde es total schade, wenn die romantische Liebe abgewertet wird, weil sie nicht in eine stabile Zukunft führt. Anders formuliert: Liebe ist, wie sie ist und muss fließen.

Und hier dann vielleicht doch noch die Kurve zu der Schriftrolle: Man soll immer Lob finden:
Wäre es nicht fantastisch, wenn wir nicht in unseren Beziehungen dauernd das Haar in der Suppe suchen müssen weil wir so viele wichtige Bedürfnisse auf einen Lebenspartner schmeißen müssten? Und wäre es nicht fantastisch, wenn wir allen Menschen, die uns nahestehen, dankbar sagen könnten, was sie in unserem Leben gutes bewirken (=Loben), und im Gegenzug, wenn das gesellschaftliche Praxis wäre, zu hören bekamen, wo wir das Leben der anderen besser machen?

So, ich hoffe, ich habe in euren Augen nicht komplett das Thema verfehlt... Das waren jetzt so grob meine Assoziationen.

26.09.2020 12:11 • x 2 #543


B
Das mit Jesus und den Essenern ist mir neu. Würde aber passen. Kann gut sein.

Zitat von Silence_:
Doch fehlende Hoffnung ändert nichts am Wunsch , nichts an der Sehnsucht nach dem Gefühl von Geborgenheit in den Armen eines anderen .


Stimmt. Der Wunsch nach Vereinigung ist omnipräsent. Manche behaupten es liege daran, weil man der Illusion verfallen ist getrennt zu sein. Sie sagen: Jeder hat einen weiblichen Anteil und einen männlichen Anteil. Bist du männlich, ist dein Bewusstsein männlich ist dein Unterbewusstsein weiblich. ist dein bewusstsein weiblich ist dein Unterbewusstsein männlich.
Und man würde sich Partner suchen, die dem unterbewusstem Teil entsprechen. Grob vereinfacht gesagt. Sollte da etwas daran sein, ist meine innere Frau ziemlich daneben....Wenn ich mir meine bisherigen Partnerinnen und Beziehungen so ansehe....OMG

Zitat von Silence_:
Wenn ich versuche, Sehnsucht und Wünsche auszublenden, führt der Pfad in die Depression . Der konstruktive Pfad ist, beides näher zu betrachten und zu prüfen, welche Aspekte davon ich mir selber erfüllen kann. Ich habe jeden Tag und jeden Moment die Wahl , welchen der beiden Pfade ich wähle . Also - in der Theorie zumindet.


Danke das du mich daran erinnerst. So viele Aspekte meines Daseins sind für mich unzufriedenstellend. Ich weiss gar nicht wo und wie ich anfangen soll. Zumal das Eine auch in das Andere greift.
Alice kam ins Wunderland und traf auf die Grinsekatze.
Alice: Hallo Grinsekatze, kannst du mir den Weg sagen?
Grinsekatze. Das kommt ganz darauf an wo du hin willst.
Alice: Oh, dass weiss ich noch gar nicht. Es gibt so viele Wege, ich weiss nicht welchen ich gehen soll.
Grinsekatze: Dann ist es auch egal welchen Weg du nimmst.

Genauso fühle ich mich. Ich habe keinen Plan, was ich mit mir und meinem Leben anfangen soll. Ohne Liebe ist alles nichts.
Es gab Zeiten, da habe ich alles mit einem gewissen Maß an Liebe getan. Sie war einfach in mir, obwohl mein Leben genauso unzufriedenstellend war wie jetzt auch. Sie war einfach da. Keine Ahnung woher sie kam. Momentan ist sie einfach weg. Keine Ahnung wohin sie gegangen ist. Vielleicht bin ich auch derjenige der nicht da ist wo die Liebe ist? Vielleicht ist die Liebe da wo sie immer war und ich bin es der nicht da ist? Vermutlich ja. Es wäre unfair es auf die Liebe zu schieben...

Zitat von Silence_:
In der Praxis gibt es eine - hmm - Massenträgheit.
Ist das Schiff auf dem depressiven Kurs, so brauche ich Bewusstheit, Absicht und Fokus, um es in kleinen Schritten eine andere Richtung zu steuern.


Zitat von Silence_:
Was die Zugehörigkeit zu einer Wertegemeinschaft betrifft - Du hast Recht, dass ich qua Geburt irgendwelchen deklarierten Wertegemeinschaften zugeschlagen bin . Ich mag das jedoch nicht Zugehörigkeit nennen. Liegt daran, dass aus dem Zugeschlagensein sich nicht automatisch ein Zugehörigkeitsgefühl entwickelt. Und an vielen Stellen will ich das auch gar nicht haben.


Zitat von Silence_:
Sei es, weil ich zentrale Werte der Gruppierung, in die ich hineingeboren bin , nicht teile . Oder sei es, weil ich der Gruppierung nicht abkaufe, dass das, was vollmundig deklariert wird, das gleiche ist, wonach die Gruppierung tickt . Zu viele predigen Wasser als Wert, während sie selber Wein saufen .


Jesus wollte auch nicht dazu gehören. Er war ein Außenseiter, Freigeist, asozial und stand allein für sich. Allem anderen entsagt. Er hat sich von anderen nix sagen lassen und alles hinterfragt.. Darum bekam er auch schnell Stress mit den Römern. Hat sich bis Heute nicht viel dran geändert....abtrünnige Störenfriede werden beseitigt.

Und genau darum neige ich zur Misanthropie. Ich glaube den Menschen kein Wort mehr. Egoistisch, verlogen, selbstherrlich, machtbesessen und gierig. Ich bin auch ein Mensch und schließe mich nicht aus. Auch wenn ich das selten auslebe. Ich kann meinen eigenen Gedanken nicht trauen. Ich traue mir nicht so recht über den Weg. Man muss sich ja nur die Welt anschauen. So wie die Welt im Außen, so der Mensch im Inneren. Wie im Innern, so im Außen. Kriesen, Katastrophen, Kieg und Gewalt. Wo du hinguckst. Total krank und entartet.
Und jeder der etwas bei trost ist, wird das Bedürfnis entwickeln dem ganzen neurotischen Wahnsinn zu entsagen und sich dem abzuwenden. Nur weil viele etwas falsch machen, wird es nicht automatisch richtig.

Und dann darf man sich so Sprüche anhören wie: Jeder kann reich und erfolgreich werden. Man muss sich nur genug anstrengen.
Ja, na klar, du Einfallspinsel. Werden kann es jeder. Darum gehts aber nicht. Werden kann es jeder, sein aber nicht. Damit ein jemand reich sein kann, muss ein anderer arm sein. Jedweder Reichtum geht also auf Kosten anderer. Das erzählen sie dir aber nicht. Du bist arm, weil ein anderer reich ist. Du bist reich, weil ein anderer dafür arm ist. Nur ein Beispiel unter vielen.....

Jesus sagte angeblich: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein reicher in den Himmel kommt. irgendwie Logisch. Wer sägt schon den Ast ab, auf dem er sitzt?

26.09.2020 13:03 • #544


B
Zitat von FrauDrachin:


also ich hatte diese Ganzen Passagen mit der Quelle als Selbstliebe interpretiert. Danach käme das Thema wahrlich nicht zu kurz. Wenn ich wieder mal Göttner-Abendroth zitieren darf, ist das der Unterschied zwischen den alten Naturreligionen und den großen patriarchalen Religionen: In den Natrurreligionen ist das Göttliche immanent, d.h. fließt duch die Welt und durch uns. Mutter Erde und die schamanischen Spirits währen ein Beispiel. In den patriarchalen Religionen ist das göttliche Transzendent, d.h. irgendwas außerhalb unserer selbst und der Welt: Der Vater im Himmel.
Mir scheint, dass die erstere Variante die Selbstliebe mehr begünstigt, vielleicht sind diese Schriftrollen noch ein Echo davon.


Fantastisch. Besser hätte man es kaum Formulieren können. Danke.

26.09.2020 13:24 • x 1 #545


B
Ich habe den Donnerstag verpasst. Die 3. Schriftrolle....

26.09.2020 13:45 • x 1 #546


B
3. S C H R I F T R O L L E

Inhalt der dritten Schriftrolle, die von den Essenern in vorchristlicher Zeit aufgezeichnet
und in einer Felsspalte am Toten Meer aufgefunden wurde.


Für alle meine Gedanken und Handlungen gibt es einen Grund, nämlich die Erwartung
eines für mich günstigen Ergebnisses. Wenn ich Tagträume, erwarte ich vielleicht, der
Langeweile zu entgehen oder zu erleben, dass meine Vorstellung Wirklichkeit wird.

Vielleicht erwarte ich tieferes Wissen, Bewusstsein oder gesteigertes Denkvermögen.
Oder ich mache mir Sorgen, um mich davon zu überzeugen, dass ich ein
verantwortungsbewusster Mensch bin. Es gibt die verschiedensten Wünsche und
Erwartungen, sogar solche, die ich nicht gerne eingestehen möchte.

Manchmal bin ich getrieben vom Wunsche nach Geld und Besitz; dann sind meine
Gedanken und Handlungen darauf gerichtet.

Ich mag getrieben sein durch ein Bedürfnis nach Applaus und Zustimmung. Ich möchte
den anderen gefallen.

Oft bin ich durch den Drang motiviert, recht zu haben. Ich mag es gar nicht, dass meine
Ansichten und Handlungen als falsch eingestuft werden.

Manchmal ist der Wunsch nach Vergnügen die Triebfeder; das Leben soll mir etwas bieten
und mich befriedigen. Doch der stärkste Antrieb für meine Gedanken und Handlungen ist
meine Sehnsucht nach Liebe.

Wenn ich mich geliebt weiß, habe ich wenig Verwendung für Geld. Manchmal gibt es mir
zwar ein Gefühl der Sicherheit, aber nicht entfernt so nachhaltig wie es die Liebe vermag.
Wenn ich mich geliebt weiß, brauche ich Applaus und Zustimmung nicht; Liebe ist an sich
schon Beifall und Zustimmung.

Wenn ich mich geliebt weiß, brauche ich nicht recht zu haben. In Gegenwart eines
Menschen, der mir seine Liebe schenkt, brauche ich mich meiner Fehler nicht zu
schämen; ich schätze es sogar, wenn er mich liebevoll auf sie aufmerksam macht.

Wenn ich mich geliebt weiß, gibt es für mich kein größeres Vergnügen; andere Vergnügen
sind fade oder lediglich ein Mittel, meiner Liebe Ausdruck zu verleihen und Liebe zu erleben.

Nichts befriedigt tiefer als Liebe. Wenn ich mich geliebt weiß, so bin ich zufrieden, jedoch
nicht selbstgefällig. Ich werde weiterhin zu Gedanken und Handlungen angetrieben, habe
Ziele, Ideale, sogar Ehrgeiz. Aber meine Ziele und mein Ehrgeiz sind nicht mehr Ausdruck
der Unsicherheit; ich brauche niemandem mehr etwas zu beweisen.

Wenn ich mich geliebt weiß, sehe ich mich zu liebevollem Handeln veranlasst. Ziele und
Ehrgeiz sind Ausdruck meines Bedürfnisses, Freude zu geben und zu teilen.
Liebe ist eine Überlebensfrage. Ich brauche Liebe oder einen Liebesersatz, buchstäblich
um überleben zu können. Viel zu viele Menschen sind aus Mangel an Liebe gestorben.
Für Liebe gibt es mannigfaltigen Ersatz: Macht, Geld, materiellen Besitz, Popularität und
Ruhm. Sogar Abscheu und Hass sind Liebesersatz. Jede Form markanter Beachtung
kann als Liebesersatz dienen.

Liebesersatz befriedigt indessen nicht wirklich. Bestenfalls bietet er nur zeitweilige
Betäubung und ruft wie ein Rauschgift nach Steigerung. Ist Macht mein Liebesersatz, so
brauche ich heute mehr davon als gestern. Das gleiche gilt für Geld, Hass, Mitleid und alle
anderen Formen markanter Beachtung, mit Ausnahme der Liebe.

Alle Menschen wollen das Gefühl haben es macht etwas aus, dass ich lebe. Deshalb
halten wir alle Ausschau nach Bestätigungen und Zeichen, aus denen wir schließen
können, dass es etwas ausmacht, dass ich existiere. Jede zugefügte Unbill, jeder Streit
und jeder Krieg ist Ausfluss des Hungers nach Anerkennung der Tatsache, dass ich
etwas ausmache. Jedes jemals begangene Verbrechen ist die Folge dieser
Lebensnotwendigkeit. Der Verbrecher sagt sich im innersten Herzen, ich mache etwas
aus, und wenn mir diese Gewissheit nicht gütlich zuteil wird, so werde ich euch zeigen,
dass man mit mir zu rechnen hat. Selbst Völker hegen diesen gemeinsamen Gedanken:
Mit uns hat man zu rechnen. Und wenn eure Worte und Handlungen dies nicht zum
Ausdruck bringen, so töten wir eure jungen Männer, wie wenn es auf sie nicht ankäme,
und das wird euch veranlassen zu erkennen, dass man mit uns zu rechnen hat.

Dieses Bedürfnis nach Anerkennung der Tatsache, dass ich wichtig bin, ist nichts anderes
als der Wunsch, geliebt zu werden. Wenn ich geliebt werde, so weiß ich, dass ich von
Bedeutung bin, dass meine Existenz für den oder die Menschen, die mich lieben, wichtig
ist. Ich brauche keinen anderen Beweis. Ich werde geliebt, das genügt.

Ich habe einen Körper, eine Persönlichkeit, Verstand und Geist. Ein kleines Kind wohnt in
mir; es ist der kindliche verwundbare Teil meiner selbst. Alle diese Teile bedürfen der
Liebe, um gesund zu bleiben und zu überleben. Ich bin für sie verantwortlich. Vielleicht
empfange ich Liebe von anderen, vielleicht auch nicht. Die anderen werden mein Wesen
nicht immer billigen oder mir zustimmen. Oft werden sie mir sogar zu verstehen geben,
dass sie mich für völlig bedeutungslos halten. Jedoch dieses eine weiß ich:

ICH WERDE GELIEBT.

0b ich mich geliebt weiß, ist mein Entscheid und meine Verantwortung. Ich akzeptiere die
Verantwortung, all das zu lieben, was ICH BIN. Jeden Tag will ich mehrmals daran
denken, dass ich geliebt bin. Ich selber liebe mich. Ich bin mir selber wichtig, ganz
gleichgültig, ob es anderen von Bedeutung scheint oder nicht, dass ich lebe, und das
genügt.

Ich möchte gewiss von anderen geliebt werden; wenn mich aber auf der ganzen Welt
niemand liebt, bin, ich doch goldrichtig. So habe ich beschlossen:

ICH WERDE GELIEBT.

Ich will die anderen lieben und selber geliebt werden. Ich liebe die anderen, ob sie mich
lieben oder nicht. Es gibt keinen Grund, irgend jemanden meiner Liebe zu berauben. Ich
anerkenne aus freien Stücken, wie wichtig es ist. dass Du lebst. Ich möchte das den
anderen so deutlich zu verstehen geben, dass sich niemand veranlasst fühlt, seine
Wichtigkeit durch bösartige Handlungen unter Beweis zu stellen.

Der empfindlichste Mangel in der Welt ist der Mangel an Liebe. Der Hunger nach Liebe ist
die Wurzel aller Verbrechen, auch der Grund aller Schmerzen und Leiden. Mangel an
Liebe und Anerkennung ist auch der tiefere Grund aller Kriege. Hunger, Armut und
Misstrauen sind die Folgen von Liebesersatz und schreien nach wahrer Liebe.

Liebe vermag Jedes Übel in der Welt zu ändern, den Krieg zu verhindern und Frieden zu
bringen. Liebe ist der geheime Weg, eine Gesellschaft ohne Verbrechen herbeizuführen.
Liebe kann eine ausgeglichene Verteilung der Güter dieser Erde bewirken und allen zu
einem menschenwürdigen Dasein verhelfen. Da wo die Wohlhabenden die Habenichtse
lieben, gibt es keine Armut.

Heute mache ich die Liebe zu meiner Pflicht. Ich will mithelfen, die Erde zu verändern. Ich
kann schon heute im Himmelreich leben. Es ist dies ein Bewusstseinszustand, in welchem
ich mich geliebt weiß und andere vorbehaltlos liebe. Von heute an liebe ich mich selbst.
Ich liebe, was ICH BIN. Ich liebe nicht all das, was ich getan habe. Ich Liebe meine Fehler
nicht, aber ich würdige das, was ich aus ihnen gelernt habe, und Liebe mich, auch wenn
ich Fehler mache.

Ich vergebe all denen, die mich nicht lieben und vielleicht nicht lieben können.
Ich liebe sie trotzdem.

Heute entlasse ich meine Familie, meine Freunde und meinen Ehepartner aus der
Tyrannei meines Hungers nach Liebe. Nicht länger werde ich ihnen durch Worte oder
mein Verhalten zu verstehen geben:

Ich brauche Deine Liebe; ich bin verletzt und werde böse, wenn Du mich nicht liebst.
Von heute an liebe ich mich selbst.

ICH LIEBE MICH.

ICH BIN GELIEBT

ICH BIN GELIEBT UND ES IST WUNDERBAR.

WEIL ICH MICH LIEBE, BIN ICH FREI, DICH ZU LIEBEN.

ICH BIN GELIEBT UND ICH BIN DANKBAR.

Copyright 1984, The Paul Solomon Foundation

26.09.2020 14:02 • x 2 #547


FrauDrachin
Zitat von Bumich:
Ohne Liebe ist alles nichts.
Es gab Zeiten, da habe ich alles mit einem gewissen Maß an Liebe getan. Sie war einfach in mir, obwohl mein Leben genauso unzufriedenstellend war wie jetzt auch. Sie war einfach da. Keine Ahnung woher sie kam. Momentan ist sie einfach weg. Keine Ahnung wohin sie gegangen ist. Vielleicht bin ich auch derjenige der nicht da ist wo die Liebe ist? Vielleicht ist die Liebe da wo sie immer war und ich bin es der nicht da ist? Vermutlich ja. Es wäre unfair es auf die Liebe zu schieben...


Hihi, jetzt spukt mir Carmen durch den Kopf... L'amour est um oiseau rebelle...

Zitat von Bumich:
Und genau darum neige ich zur Misanthropie. Ich glaube den Menschen kein Wort mehr. Egoistisch, verlogen, selbstherrlich, machtbesessen und gierig. Ich bin auch ein Mensch und schließe mich nicht aus. Auch wenn ich das selten auslebe. Ich kann meinen eigenen Gedanken nicht trauen. Ich traue mir nicht so recht über den Weg. Man muss sich ja nur die Welt anschauen. So wie die Welt im Außen, so der Mensch im Inneren. Wie im Innern, so im Außen. Kriesen, Katastrophen, Kieg und Gewalt. Wo du hinguckst. Total krank und entartet.


MIr geht es so, wenn ich wieder mal ein Beispiel dafür erfahre, wie unfassbar grausam Menschen zueinander sein können. Wenn ich über das 3. Reich nachdenke. Wenn ich Beispiele von Folter oder krasser Gewalt lese oder höre. Ich zittere dann tatsächlich innerlich bei dem Gedanken, dass ich dazu unter bestimmten Umständen auch fähig wäre. Und es macht mich schrecklich traurig, wie kaputt und verdreht Menschen sein müssen, um so etwas zu tun.
Da ich aber überzeugt bin, dass Menschen in sich in viel größerem Maße den Drang haben, zusammenzuarbeiten, nach Bindung...
Deshalb denke ich darüber nach, unter welchen Rahmenbedingungen Menschen böse werden, wo wir als Gesellschaft(en) falsch abgebogen sind und interessiere mich dafür, ob es anders möglich war und ist.
In dieser Hinsicht hat bei mir das Buch Leben in Ladakh von Helena Norberg-Hodge sehr viel bewirkt, kann ich wirklich maximal empfehlen.
Dinge, die ich strukturell zerstörerisch finde, sind Kapitalismus, Globalisierung, Vereinzelung, Mangeldenken und Patriarchat.

Zitat von Bumich:
Damit ein jemand reich sein kann, muss ein anderer arm sein. Jedweder Reichtum geht also auf Kosten anderer. Das erzählen sie dir aber nicht. Du bist arm, weil ein anderer reich ist. Du bist reich, weil ein anderer dafür arm ist. Nur ein Beispiel unter vielen.....


Ganz genau so ist es. Unsere Gesellschaft produziert und braucht Gewinner und Verlierer. Und die Verlierer werden erniedrigt und im Stich gelassen, mit der Narration, sie seien selbst schuld.

26.09.2020 14:18 • x 1 #548


FrauDrachin
Zitat von Bumich:
Oder ich mache mir Sorgen, um mich davon zu überzeugen, dass ich ein
verantwortungsbewusster Mensch bin.

Zitat von Bumich:
Wenn ich mich geliebt weiß, habe ich wenig Verwendung für Geld. Manchmal gibt es mir
zwar ein Gefühl der Sicherheit, aber nicht entfernt so nachhaltig wie es die Liebe vermag.
Wenn ich mich geliebt weiß, brauche ich Applaus und Zustimmung nicht; Liebe ist an sich
schon Beifall und Zustimmung.

Zitat von Bumich:
Viel zu viele Menschen sind aus Mangel an Liebe gestorben.
Für Liebe gibt es mannigfaltigen Ersatz: Macht, Geld, materiellen Besitz, Popularität und
Ruhm. Sogar Abscheu und Hass sind Liebesersatz. Jede Form markanter Beachtung
kann als Liebesersatz dienen.

Zitat von Bumich:
Heute entlasse ich meine Familie, meine Freunde und meinen Ehepartner aus der
Tyrannei meines Hungers nach Liebe. Nicht länger werde ich ihnen durch Worte oder
mein Verhalten zu verstehen geben:

Ich brauche Deine Liebe; ich bin verletzt und werde böse, wenn Du mich nicht liebst.
Von heute an liebe ich mich selbst.


Wow... Alles Ersatzbefriedigung. Genauso habe ich es zu meinem Mann gesagt, als wir die Ehe geöffntet hatten, und ich plötzlich den Eindruck hatte, ich bin im Himmel. Alles, was ich brauche ist im überfluss da.
Wo ich allerdings immer schwimme, ist die Aussage, es reiche, wenn man sich selber liebe.
Ich sehe Menschen als soziale Wesen, ich glaube, dass jeder von uns es auch braucht, die Liebe in den Augen eines anderen zu sehen.

26.09.2020 14:29 • x 1 #549


S
Zitat von Bumich:
Das mit Jesus und den Essenern ist mir neu. Würde aber passen. Kann gut sein.
Ist kein weit verbreitetes Wissen. Ich habe meine Kenntnisse aus einem historischen Roman von Gerald Massadie (Ein Mensch names Jesus). In dem Werk stecken 10 Jahre historische Recherche/Quellenauswertung . Unbedingt lesenswert bei Interesse an dieser Zeit und ihren philosophischen/spirituellen/gesellschaftlichen Strömungen , oder auch bei Interesse daran, wie die Essener so tickten .

Zitat von Bumich:
Danke das du mich daran erinnerst. So viele Aspekte meines Daseins sind für mich unzufriedenstellend. Ich weiss gar nicht wo und wie ich anfangen soll. Zumal das Eine auch in das Andere greift.
Absicht und Fokus . Die Absicht ist, etwas zu ändern. Den Fokus finde ich, indem ich mir etwas Kleines suche.

Wenn ich merke, dass das vermeintlich Kleine groß ist (passiert mir regelmäßig), muss es in Schritte zerlegt werden. Von denen setze ich genau einen um. Für den Rest habe ich dann einen Plan, den ich je nach Kräften in den folgenden Tagen angehen kann . Fokus immer auf dem Teilschritt . Die 10 Minuten, in denen ich bei genau dieser kleinen Sache bleibe und im Tun bin, die zählen.

Es sind viele kleine Schritte erforderlich, um meinen Tanker in eine andere Richtung zu drehen.

Zitat von Bumich:
Es gab Zeiten, da habe ich alles mit einem gewissen Maß an Liebe getan. Sie war einfach in mir, obwohl mein Leben genauso unzufriedenstellend war wie jetzt auch. Sie war einfach da. Keine Ahnung woher sie kam. Momentan ist sie einfach weg. Keine Ahnung wohin sie gegangen ist.
Für mich hast Du seit Deiner OP eine etwas andere Schwingung. So via Internet daher mal die gewagte Vermutung, dass Deine jetzige mentale Verfassung vielleicht damit zusammen hängt. Eine OP mit ggf. Narkose ist ein Trauma. Damit muss ein System erstmal klar kommen. Ich denke, dass zumindest ich daran zu knacken hätte .

Zitat von Bumich:
Stimmt. Der Wunsch nach Vereinigung ist omnipräsent. Manche behaupten es liege daran, weil man der Illusion verfallen ist getrennt zu sein.
Hat mir persönlich zuwenig Erde, der Gedankengang.

Es gibt 'ne spirituelle Ebene, auf der ist alles Illusion. Doch es gibt darunter auch Ebenen, die weit materieller sind. Ich halte es mit - Vor der Erleuchtung Holz hacken und Wasser tragen, nach der Erleuchtung Holz hacken und Wasser tragen.

Bezogen auf mein Bedürfnis nach einer Umarmung - ich hätte die gerne in ganz materiell und körperlich spürbar . Nur eines unserer Chakren ist das Kronen-Chakra . Die anderen wollen ebenfalls geöffnet sein .

Zitat von Bumich:
Sie sagen: Jeder hat einen weiblichen Anteil und einen männlichen Anteil. Bist du männlich, ist dein Bewusstsein männlich ist dein Unterbewusstsein weiblich. ist dein bewusstsein weiblich ist dein Unterbewusstsein männlich.
Und man würde sich Partner suchen, die dem unterbewusstem Teil entsprechen. Grob vereinfacht gesagt. Sollte da etwas daran sein, ist meine innere Frau ziemlich daneben....Wenn ich mir meine bisherigen Partnerinnen und Beziehungen so ansehe....OMG
Den Teil gehe ich mit . Und was mich betrifft, so habe ich mich hier ja bereits geoutet, dass mein männlicher Anteil in einem reichlich desolaten Zustand ist . Ich arbeite dran.

Zitat von Bumich:
Jesus wollte auch nicht dazu gehören. Er war ein Außenseiter, Freigeist, asozial und stand allein für sich. Allem anderen entsagt. Er hat sich von anderen nix sagen lassen und alles hinterfragt..
Finde ich sehr sympathisch .

Zitat von Bumich:
Darum bekam er auch schnell Stress mit den Römern. Hat sich bis Heute nicht viel dran geändert....abtrünnige Störenfriede werden beseitigt. Und genau darum neige ich zur Misanthropie.
Ich sag's ja. Deine Schwingung hat sich verändert. Vor kurzem noch hast Du mir Hoffnung auf der spirituellen Ebene nahegelegt. Darauf, dass viele erwachen. Ich bin da zwar skeptisch . Doch besser diese Hoffnung als keine .

An der Stelle übrigens hat die Schamanin, von der ich Dir erzählte , mir diesen mentalen Tritt versetzt. Sie meinte, dass ich nicht auf die vielen in Dunkelheit schauen soll. Weil ich mich damit der Dunkelheit anschließe. Sie meinte, dass ich mich gefälligst daran erinnern möge , dass ich Licht bin und daran, dass ich nicht alleine bin . Sie meinte, dass sie mir den Kopf abreissen würde, falls ich es nochmals wage, das zu vergessen .

Nun, ich werde sie nicht vergessen. Diese kleine, alte , faltige Frau - wie sie da vor mir steht, mitten in der Sonne und ihre Macht-Stimme auspackt , um mir ihre Medizin zu schenken.

26.09.2020 14:33 • #550


S
Ui. Während ich an meinem Beitrag strickte, waren @FrauDrachin und @Bumich fleißig .
Wie schön. Ich muss jetzt erstmal los , aber da habe ja heute Abend einiges zu lesen.
Ich freue mich.

26.09.2020 14:36 • x 1 #551


FrauDrachin
Zitat von Silence_:
Nun, ich werde sie nicht vergessen. Diese kleine, alte , faltige Frau - wie sie da vor mir steht, mitten in der Sonne und ihre Macht-Stimme auspackt , um mir ihre Medizin zu schenken.

26.09.2020 14:53 • x 1 #552


L
Hallo FrauDrachin,...

Zitat von FrauDrachin:
Wow... Alles Ersatzbefriedigung. Genauso habe ich es zu meinem Mann gesagt, als wir die Ehe geöffntet hatten, und ich plötzlich den Eindruck hatte, ich bin im Himmel. Alles, was ich brauche ist im überfluss da.



Viele interessante Gedanken und viel Interpretation. Im Endeffek,t betrachte was Du gewonnen hast, und was Du verloren hast.
Ob das Gewonnen ,....dass verlorene überbieten kann ist fraglich.

26.09.2020 15:45 • #553


S
Zitat von FrauDrachin:
also ich hatte diese Ganzen Passagen mit der Quelle als Selbstliebe interpretiert. Danach käme das Thema wahrlich nicht zu kurz. Wenn ich wieder mal Göttner-Abendroth zitieren darf, ist das der Unterschied zwischen den alten Naturreligionen und den großen patriarchalen Religionen: In den Natrurreligionen ist das Göttliche immanent, d.h. fließt duch die Welt und durch uns. Mutter Erde und die schamanischen Spirits währen ein Beispiel. In den patriarchalen Religionen ist das göttliche Transzendent, d.h. irgendwas außerhalb unserer selbst und der Welt: Der Vater im Himmel.
Mir scheint, dass die erstere Variante die Selbstliebe mehr begünstigt, vielleicht sind diese Schriftrollen noch ein Echo davon. Ich hab mich jetzt nicht im Detail mit den Essenern auseinandergesetzt.
Hi @FrauDrachin , ich habe diese Passagen anders gelesen und verstehe in diesem Text das Wort Quelle als Synonym für das , wie Du es nennst , göttliche Transzendent.

Kurzfassung meines Wissens über die Essener: Fundamentalische , spirituelle Gruppierung , die zur Zeit der römischen Besatzungsmacht entstand. Definitiv patriarchal. Den Lebensstil der meisten Juden betrachteten sie als gottlos, weltlich. Beitritt ausschließlich für Männern. Körperlichkeit verpönt. (Berührungsverbote untereinander ; Eheschließungen mit Frauen zwar möglich, aber unerwünscht. Wer es dennoch tat, war ein Essener 2. Klasse) . Streng asketischer Lebensstil .

Ändert nichts daran, dass die Texte tiefe Betrachtungen und manche Wahrheit enthalten. Ich finde die Auseinandersetzung damit und die Meditation darüber lohnenswert . Gibt aber Punkte, die aus so einer Gruppierung heraus notwendig zu kurz kommen müssen. Z.B. wenn ich keine strenge Askese für mein Leben wünsche (und ohnehin matriarchalen Angängen näher stehe), dann brauche ich eine andere Haltung als die komplette Verdammung weltlicher Genüsse. Zu so einem Punkt kann ich in der Philosophie einer streng asketischen Gruppierung keine für mich lebbare Hilfestellung erwarten bzw. muss meinen eigenen Kopf anwerfen, um die Gedankengänge für mich weiter zu entwickeln.

26.09.2020 17:06 • #554


S
Zitat von FrauDrachin:
So, ich hoffe, ich habe in euren Augen nicht komplett das Thema verfehlt... Das waren jetzt so grob meine Assoziationen.
Aber nicht doch. Dies hier ist ein freies Gespräch. Ich freue mich, dass Du Lust hast, Deine Gedanken einzubringen.


Zitat von FrauDrachin:
Wäre es nicht fantastisch, wenn wir nicht in unseren Beziehungen dauernd das Haar in der Suppe suchen müssen weil wir so viele wichtige Bedürfnisse auf einen Lebenspartner schmeißen müssten? Und wäre es nicht fantastisch, wenn wir allen Menschen, die uns nahestehen, dankbar sagen könnten, was sie in unserem Leben gutes bewirken (=Loben), und im Gegenzug, wenn das gesellschaftliche Praxis wäre, zu hören bekamen, wo wir das Leben der anderen besser machen?
Das wäre es. Die Tücke liegt im praktischen Detail. Wäre ich z.B. vollständig in meiner Kraft und Präsenz, dann hätte ich kein Gehampel mit meinem Ex. Seine Egozentrik könnte mir nichts anhaben.

Ich weiss nicht, ob Du meinen Faden gelesen hast. Im letzten Gespräch, dass ich mit ihm persönlich führte, hatte ich mich vorher über Tage aufgepumpt mit positiver Energie. Meine Präsenz war so stark, dass er über seine Bindungsängste für anderthalb Stunden hinweg springen konnte. Weil ich ihn freigestellt habe von jedweder Verpflichtung. So eine massive innere Präsenz und Zentrierung kann ich aber nicht dauerhaft aufrecht erhalten.

Ich habe gespürt, wie mir nach den insgesamt zwei Stunden die Energie ausging . Wir haben es beide gespürt und wollten dann auch raus dem Kontakt. So zu sein ist also nichts, was ich leben kann. Nicht, wenn der Zauber darauf beruht, dass ich zu 100 Prozent in meiner Kraft bin. Um ein derart hohes Level aus mir heraus mühelos halten zu können, müsste ich in einer viel tieferen Weise mit mir und den Kräften des Lebens verbunden sein als ich es bin.

26.09.2020 17:43 • #555


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