Ich hatte vor vielen Jahren eine Beziehung mit einem vergebenen Mann, der schon lange mit seiner Partnerin zusammen lebte. Jeder wartete nur noch auf die Heirat, die nicht kam. Die Beziehung lief halt so dahin wie es viele tun. Zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben.
Ich hatte schon lange ein Auge auf ihn geworfen, denn er gefiel mir. Und eines Tages gingen wir nach der Arbeit einen Kaffee trinken. Es war sehr schön, sogar seeeehr schön, denn an den Kaffee schloss sich ein Essen und dann standen wir eng umschlungen im Stadtpark.
So nahm das seinen Anfang.
Er war lustig, unbeschwert, unterhaltsam. Davon profitierte ich als eine, die eher zum Pessimismus neigt. Es dauerte nicht lang und wir hatten die klassische Affäre.
Nach der Arbeit, wenn es denn ging, zu mir, im Lauf der Nacht fuhr er nach Hause und erzählte daheim irgend was, wo er gewesen sei. Er hatte ja jede Menge Kontakte und Freunde. So fiel es zunächst nicht weiter auf.
Immer wenn er ging, war ich traurig, aber mir war auch klar, dass er sich nach drei Monaten nicht so einfach trennen würde. Es lief weiter. Glücklich war ich nicht, die glücklichen Momente waren die mit ihm, aber auch die waren immer überschattet, denn er hatte ja seine Freundin, sein Zuhause.
Er sprach davon, dass er mit ihr reden müsse und so kam es raus. Es ging ihr schlecht damit, was auch sonst. Da war eine andere, eine Arbeitskollegin, die ihr den Mann ausspannen wollte und die einfach wartete. Er war im Dilemma. Hier die eine, dort die andere und lavierte sich irgendwie so durch. Er war damit eigentlich überfordert, denn war er bei mir, fühlte es sich richtig an und war er wieder zu Hause, fühlte sich auch das richtig an. Denn hier war das Vertraute, das Gewohnte. Die zukünftigen Schwiegereltern im Nacfhbarhaus und er kannte praktisch das ganze Dorf. Wie sollte ich da hinein passen? Oder sollte er in die Stadt ziehen und all das verlieren, was sich so ergeben hatte?
Die Affäre führte letztendlich dazu, dass die beiden wieder anfingen, miteinander zu reden. Warum es zu der Affäre kam, was sie auf emotionaler Ebene durcheinander wirbelte, was sie für Konsequenzen hatte. Sie begannen sich wieder mit sich zu befassen, kochten gemeinsam und letzten Endes kamen sie wieder zusammen und hatten sich wieder gefunden.
Eigentlich schön, denn die Affäre hatte die Beziehung auf einen neuen Stand gebracht. Ich lernte sie kennen und mochte sie und wir gingen sogar mal zusammen essen. Ich konnte verstehen, dass sie ihn nicht einfach hergeben wollte und dass eine gehen musste. Die war dann ich.
Ja, es tat mir weh, eine Zeitlang, aber doch hatte ich unbeabsichtigt und völlig ungewollt etwas Positives bewirkt. Ich war ein Katalysator dafür gewesen, dass beiden wieder bewusst wurde, was sie aneinander hatten.
Mit dem Mann blieb ich sogar befreundet, wir gingen öfters einen Kaffee trinken. Sie sah ich nur ab und zu, aber ich sah sie nicht als Konkurrenz und auch nicht als Gewinnerin. Es war eigentlich gut, wie es gekommen war.
Eines Abends war er zu mir gekommen und hatte mir erklärt, dass er jetzt wisse, wo er hingehört und dass er sich entschieden hat für sie und für sein gewohntes Zuhause. Das tat damals sehr weh und ich wurde wütend und weinte. Er ging wie ein begossener Pudel und ich war allein.
Eine Zeitlang haderte ich, weinte, radelte jeden Tag nach der Arbeit einige Stunden, um das zu verarbeiten und irgendwann war ich wieder im Lot. Ich konnte ihm nicht böse sein und ihr auch nicht.. Aber manchmal schämte ich mich doch, dass ich so bedenkenlos auf den Zug aufgesprungen war und nur meine Emotionen sah, die ich befriedigen wollte.
Dass da eine andere Frau war, die auch litt und lange brauchte, bis sie auch wieder im Lot war, übersah ich, solange ich sie nicht kannte.
Als ich sie dann gesehen hatte, hatte sie ein Gesicht und ich nahm sie nicht mehr als etwas Fremdes wahr, das halt da war, aber mich nichts anging. Er spach auch nicht schlecht über sie, wenn er etwas negatives sagte, dann betraf es seine Beziehung.
Die Beziehung der beiden hielt dann doch nur noch ein paar Jahre. Er heiratete letzendlich eine 12 Jahre jüngere Frau, die ihm sagt, wo es lang geht. Hin und wieder nützte er Fortbildungen für kleine Seitensprünge mit irgend welchen Frauen. Ich war längst weggezogen und wir sahen uns nur sehr sporadisch, jetzt seit Jahren nicht mehr. Er hat jetzt graue Haare und hat zugenommen, aber wenn ich ihn mal sehe, ist immer noch ein wenig Flackern und Lachen zwischen uns. Aber eine Beziehung zwischen uns hätte nicht funtioniert, das wusste ich irgendwann.
Eine Liaison - nicht mehr, aber doch mit einem guten Ende. Aber eine musste das Spielfeld verlassen.
Das ist in Ordnung so, ein Dreieck funktioniert nicht auf Dauer.
Später tat es mir manchmal leid, dass ich damals nicht an die Frau neben ihm gedacht hatte, die auch über Monate litt. Das ist das Schlimme an der Geschichte, dass es letztendlich auch mit viel Leid verbunden war und das nur, weil zwei Menschen nicht die Finger voneinander lassen konnten und wollten. Gekönnt hätten wir durchaus, aber gewollt nicht, denn alles ist eine Entscheidung und passiert nicht einfach so. Dir Rechnung kommt dann später, aber sie kommt..
Begonie
28.10.2020 11:42 •
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