So, Situation zur Selbsterkenntnis:
(Ich fasse es möglichst kurz. Weil ich es kurz fassen will.)
Morgendliches Aneinandergeraten (3 Uhr, sein Wecker klingelt um 4) mit meinem Mann. Ich versuche ruhig zu bleiben, gelassen oder gar nicht auf seine Äusserungen zu reagieren. Er ist sehr erzürnt und hält das nicht hinterm Berg.
Es fallen keinerlei Schimpfworte. Er sagt mir, wie rücksichtslos er mein Verhalten findet. Ich erläutere die Beweggründe für mein Handeln. Alles in mir schreit: Das ist SO unfair!
Ich will direkt weinen, aber verkneife es mir erstmal. Ich beobachte mich selbst und meine Gedankenabläufe.
Dann versuchte ich, seine Sicht einzunehmen. Wie es wäre um 3 Uhr wach zu werden, Frau ist nicht im Bett, reagiert nicht auf Rufe; Baby meckert, kein Licht, kein Schnuller, keine Flasche zur Hand.
Da wäre ich auch auf 100 (180 warens noch nicht) binnen Augenblicken und sehr gestresst. Aber trotzdem darf (mein Gedanke und Empfinden) er so wütend nicht reagieren, weil ich damit nicht umzugehen weiß...
Da verstand ich ein wenig und die andere Hälfte würde bald folgen.
Den anderen Vorwurf wies ich auch zur Hälfte von mir; ja, ich habe mit dem Küchenlicht nicht aufgepasst, dass es nicht ins Schlafzimmer strahlt; ja, ich hätte fürs Kind dran gedacht; stimmt, bei dir habe ich darauf keine Rücksicht genommen. (Jetzt die Schuldfreisprechung für mich:)Du forderst, dass ich auf dich soviel Rücksicht nehme, wie auf ein Baby?
Also bin ich schuld und will nicht alleine schuld haben...
Ich suchte das Gespräch mit meinem Mann, ich entschuldige mich für die Rücksichtslosigkeiten (und sage dabei nichts Abwertendes). Es kommt richtig gut an, ich bin ehrlich überrascht, wie schnell das Gewitter über seinem Gesicht abzieht und er wieder freundlich und wohlwollend schaut. Er fühlte sich gehört und verstanden.
Ich habe aber noch unerfüllte Bedürfnisse. Ich will ihm eine Mitschuld, ein Teilgeständnis entlocken. Er soll auch an etwas schuld haben, er muss auch Besserungsbedarf präsentieren! Das spielt sich auf meiner Gefühlsebene ab und kann erst nach meiner Erkenntnis in Worte gefasst werden.
Er verweigerte mir das. Zurecht, letztlich sagte ich etwas vom Gehaltwert a la:
Ich kann total verstehen, diese Situation, dass man auf 180 ist... Bla, bla, bla... Aber deine Reaktion ist viel zu krass, das kann nicht angehen, dass du dann plötzlich so auf 180 bist!
Ich gehe also in die Küche, wir sind versöhnt, ich habe mich entschuldigt - ich fühle mich noch nicht in Ordnung. Mir kommen die Tränen und ich horche in mich: Was ist da los?
Wieso bin wieder ich schuld? Ich alleine? Zu einem Streit gehören zwei! Immer bin ich schuld. Immer bin ich verkehrt, fühl ich verkehrt, immer muss ich mich entschuldigen...immer...Immer? Wieso immer?
Da hats bei mir Klick gemacht. Habs richtig gehört.
Niemand sagt immer. Dieses Mal. Dieses Mal warst du im Unrecht. Das ist nicht schlimm und du hast dich entschuldigt. Du bist nicht verkehrt, du hast nur was falsch gemacht.
Und die Tränen waren versiegt. Ich hab den Knoten gelöst. Ich glaube, das wird mir nachhaltig im Umgang mit Konflikten und meinen Gefühlen helfen. Ich bin ganz begeistert von dieser simplen Erkenntnis. Von dieser Gedankenkette, die ich abgestreift habe, von der ich gar nicht wusste, dass es sie gibt. Verrückt.
Glaubenssätze sind eine verzwickte Sache. Ich wollte themenbezogen bleiben...
Was hat das mit GFK zutun? Die Beschäftigung damit hat mich zu anderem Verhalten veranlasst (Klappe halten, beobachten), mir ermöglicht, meines Mannes Sicht nachzuvollziehen und mir eine wichtige Selbsterkenntnis gebracht.
Welche Erfahrungen habt ihr mit GFK gemacht?
14.08.2025 05:30 •
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