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Heutige Welt

T
Genau und andere Gegenstände

07.07.2016 02:43 • #61


W
Hallo!

@ Sashimi
Es ist durchaus nicht meine Absicht, jemanden hinter dem Ofen hervor- oder sogar aus dem Ofen herauslocken zu wollen. Jeder wird sich schon sein Plätzchen suchen, das ihm am passendsten erscheint - oder das er sich auch (unbewußt) selber zugewiesen hat.
Ich habe lediglich versucht (auch mit den Erdbeeren) verständlich zu machen, daß es heute vielfach schon an der Wahrnehmungsfähigkeit mangelt, wenn man will auch daran, etwas überhaupt wahrnehmen, sich auf etwas wirklich einlassen zu wollen. Es wird zwar getan und getan, daß schon die Zunge heraushängt, aber es wird nicht empfunden, es erreicht und erweckt nichts mehr im Inneren (vielleicht gibt es das auch gar nicht mehr, auch das kommt vor), es hat etwas Roboterhaftes an sich, als würde man einem Roboterhund an einer Stange eine 200Ah-Tafel um den Hals hängen und er würde blindlings und wie verrückt hinterherjagen, weil er meint, darin sein Glück zu finden, und das sei ja schon ganz nah, einen Sprung entfernt.
Ich weiß, daß Du die Dinge viel rationaler und nüchternen siehst - aber jeder hat halt andere Zugänge und kommt zu seinem eigenen Verständnis.
Glück entsteht im Kopf (bei mir im Herzen, aber meinetwegen, um Wörter geht es nicht) - ja, dem stimme ich durchaus zu. Aber mit eigenen Entscheidungen hat das wenig zu tun. Man kann sich nicht entscheiden, was einen glücklich macht. So wenig, wie man sich entscheiden kann, welche Musik einem gefällt. Man kann sich höchstens bis zu einem gewissen Grade dafür entscheiden, das zu tun, was einen glücklich macht (auch das ist aber nur dort möglich, wo es alleine von einem selber abhängt). Aber dazu muß man eben erst einmal wissen, was einen glücklich macht - und das wiederum kann einen nur die eigene Erfahrung zeigen. Soferne man sich auf Erfahrungen eben einläßt und die Dinge auch wahrnimmt. Einen anderen Weg gibt es nicht. Wenn es meinetwegen 90% der Menschen glücklich macht, durch Neuseeland zu trampen, heißt das nicht, daß es auch die restlichen 10% glücklich macht. Glück beruht eben nicht auf einem Mehrheitsentscheid, sondern das kann jeder nur ganz individuell für sich selber erfahren.
Und ich meine eben (deswegen mein nostalgischer Ausflug gestern), daß heutzutage schon vielen Kindern die Glücksmöglichkeiten gestohlen werden (und so eingeschränkt sie bereits in der Kindheit sind, so eingeschränkt sie dann auch im Erwachsenenleben). Wenn jemand dauernd alles bekommt, wird ihn kein Geschenk mehr wirklich freuen, es bedeutet nichts mehr, es ruft keine Glücksgefühle mehr hervor. Alles ist einerlei, alles ist vorgebenen, die eigene Phantasie verkümmert ebenso wie die empfindende Wahrnehmung. Nur auf Nadelstiche reagiert man noch und schreit dann vielleicht um so lauter auf.

Ich glaube jedenfalls, um wieder halbwegs Mensch zu werden, mit allem Drum und Dran, müßte man zuerst eine Entgiftung und hinterher eine Entziehungskur machen. Zugemüllt wie man ist von all den Sinnlosigkeiten, die man nur meint zu brauchen.

@ JungeRoemer
Wäre ich 1949, hätte ich nun gewiß ein Tränchen der Rührung vergossen ...

Liebe Grüße

PS: Zu Dir, Ohwhynot, Saschimmel, kann ich nur sagen, wenn ich es kann: Deine Lust und Deine Freude ergeben sich aus Deiner erstaunlichen Fähigkeit, so gar nicht sinnerfassend lesen zu können. Bleib dabei! Auch das ist ein guter Weg, um glücklich sein zu können, ohne selber überhaupt wissen zu müssen, warum.

07.07.2016 02:58 • x 6 #62


A


Heutige Welt

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T
Jeder hat seine eigene Wahrheit und Sicht der Dinge...Nicht jeder teilt die selbe Meinung. Das ist auch gut so Das Leben ist halt viel zu kurz und irgendwann für jeden vorbei, um sich mit unnötigen Nebensächlichkeiten zu beschäftigen und sich sinnlos aufzuregen....Die kleinen Dinge des Lebens mal lernen wert zu schätzen.

Auch mir fällt es auf, dass die Gesellschaft immer oberflächlicher wird...Tiefgründigkeit findest du immer seltener. Vielleicht nur Ansichtssache

07.07.2016 03:11 • #63


W
Ja, vielleicht denken sich manche ja auch: wenn das Leben schon so kurz ist, warum dann auch noch die Zeit damit verschwenden, es tiefgründig werden zu lassen?
Jedem das seine ...

07.07.2016 04:09 • x 1 #64


J
Zitat von whynot60:
@ JungeRoemer
Wäre ich 1949, hätte ich nun gewiß ein Tränchen der Rührung vergossen ...

Sie springen immer wieder drauf an. Ich flirte nun mal gerne mit den korrekten Typen. Sie machen mir Spaß, ebenso wie @Sashimi und @Urmel_ sowieso. Ich weiß nur noch nicht, wie ich @Blanca aus dem Ofen herauslocken kann. Vielleicht haben Sie einen Tipp für mich..

Und wer bitteschön keift hier, Tama? Ein schönes neues Foto hast Du da.

07.07.2016 07:05 • #65


O
@WhyNotHot

Dein Tiefsinn berührt mich. Man kann es einwandfrei herauslesen wenn du von Roboterhunden, Nadelstichen und Neuseeland schreibst, und uns dadurch Einblicke in deinen vor Lebensfreude und positiver Energie nur so sprühenden Tiefsinn gibst.

Aber hey, sich die Welt rundherum schlecht machen damit man sich für etwas Besseres und tiefgründig halten kann, ist bestimmt auch ein guter Weg um glücklich zu sein.

07.07.2016 07:49 • #66


J
Zitat von OhWhyNot:
ein guter Weg um glücklich zu sein.
Das wärst Du auch gern. Kein Zyniker , sondern ein Mensch mit Tiefgang.
Kotz Dich ruhig aus. Muss ja schließlich alles raus... so anonym. Wenn Du diesem tiefgründigen Schreiber ein Denkmal setzt, dann brauche ich das ja in Zukunft nicht mehr machen.

Gehe mal in Dich. Da ist bestimmt noch was anderes.

Es gibt auch noch was anderes... (Hans Albers)

07.07.2016 08:02 • #67


W
Hallo!

@ OhWhyNot
Danke, daß mein Tiefsinn sogar Dich berührt! Damit hätte ich absolut nicht gerechnet. Ich kann es fast nicht glauben.
Aber ich frage mich, ob Du auf dem Schulhof nichts Besseres anzufangen weißt, als Dich in einem 18+Forum unter den verschiedenstens Nicks bloßzustellen. Sicher gibt es dort ja manchmal auch eine Keilerei oder Du kannst dazu anstacheln, und dann kannst Du lachend und händreibend darum herumspringen mit aufgestellten Haaren und Deine Freude daran haben.
Wenn Du wenigstens ein witziges Kerlchen wärst! Oder meinetwegen ein Zyniker. Argumente muß man ja nicht unbedingt haben, man kann seine mageren Schlüsse aus den trübsten Gewässern ziehen und für die dicksten Fische halten, auch von irgendeinem Verstand muß man nicht belästigt sein - aber dann sollte man zumindest einen originellen Humor haben, wenn man schon seinen verwirrten und verirrten Komplexen freien Lauf lassen muß.
Aber einfach Namen zu verdrehen oder zu verballhornen, das scheint mir doch etwas gar dürftig - da müßtest Du schon eine Flasche Wh.isky dazuliefern, daß das jemand über 14 zum Lachen findet.
Offenbar lebst Du nach dem Motto: Ich bin nicht nur nicht eingeladen worden, sondern habe auch abgesagt. Dabeisein ist alles.
Aber egal. Auch auf der Internetautobahn sind Geisterfahrer unterwegs.

@JungeRoemer
Leider habe ich, was Blanca betrifft, auch keinen Tipp für Sie. Sie scheint mir von einer sehr ernsten, strengen und vernünftigen Wesensart zu sein, und ich wüßte selber nicht, wie man sie zum Lächeln bringen könnte. Jedenfalls, nehme ich an, auf eine intellektuelle Art und Weise. (Kitzeln geht ja auch noch nicht auf elektronischem Weg.) Um einen dahingehenden Tipp zu bekommen, wäre es aber besser, Sie wenden sich z. B. an Sashimi. Ihm traue ich hier viel mehr zu als mir.
Aber ganz allgemein gesagt: Will man jemanden aus dem Ofen hervorlocken, ist das beste Mittel immer, einzuheizen. Vielleicht hilft Ihnen das weiter.

Liebe Grüße

08.07.2016 02:53 • x 2 #68


Y
Oh Leuteeee, das kann man ja nicht mit ansehen! Euch entgeht so vieles während ihr alle auf eure Smartphones starrt. Warum beherzigt ihr nicht Muttis Tipps?
Während ihr also gegoogelt, gechattet, gewhatsappt... habt, hat sich folgendes zugetragen:
Sashimi hat in der Villa Kunterbunt ganz unsachlich einen Sekt nach dem nächsten getrunken und ist dann noch unsachlicher mit....Hope? im Busch verschwunden. Seine Künste als unsachlicher Liebhaber scheinen sie so umgehauen zu haben, dass man sie nie wieder sah
Derweil hat Blanca ihren Ofen bereits für Junge Römerin weit geöffnet und ihr die Schlüssel für ihr Appartement ausgehändigt. Nun scheint Junge Römerin allerdings so verdattert zu sein, dass sie, statt ganz intellektuell die Schlüssel zu gebrauchen, einen emotionalen Zugang ins Appartement sucht (Zweck-Mittel-Denken ist ihr fremd. Sie ist ein Herzensmensch)
Und meine Wenigkeit hat sich Keto zur Brust genommen. Ein junger Liebhaber ist doch nicht zu verachten Er hat`s sogar geschafft während des Liebesspiels nicht seine neu eingehenden Nachrichten zu checken. Alle Achtung! Im Bett ist er so schön anachronistisch Ich kann ihn nur weiter empfehlen

08.07.2016 10:51 • x 1 #69


E-Claire
Erster Teil von zwei: First the rant followed by the analysis:

Nun mal Butter bei die Fische.

Sich über die heutigen medialen Möglichkeiten zu beschweren und dann Hilfe gegen den Liebeskummer in einem FORUM im Internet suchen. Nee, is klar.

Bissl mit zweierlei Maß gemessen ist das schon. Und wenn wir schon bei der guten alten Zeit sind, ich finde es schon netter, daß Mutti heute zumindest theoretisch die Information hat, daß es nicht OK ist, wenn Vati jeden Freitag voll wie eine Haubitze heimkommt und sein Recht einfordert.
1966 hat sich der BGH noch einen engagierten, ehelichen Beischlaf als Verpflichtung vorgestellt. Heute ist die Vergewaltigung in der Ehe anerkennt.

Und nicht nur hat Mutti die Info, sondern kann auch noch recht schnell mal die Nummer vom nächsten Frauenhaus googlen.

Die immer wieder viel beschworenen Parallelität der Wegwerfgesellschaft zum heutigen schnellen Beziehungsende ist doch einfach auch ein bißchen Augenwischerei. Wer bitte hat den mit der Hilfe eines Therapeuten 1981 Beziehungen gerettet? BS.
In den 60er am Land hat einem der Pfarrer eingeredet, daß das natürlich nicht ok ist, wenn Vati mal wieder einer anderen Schürze den Vorzug gibt, aber im Grunde doch auch gleich miterklärt, daß des ja nur passiert, weil Ehefrau nicht gut genug kochen kann.

Ja, Beziehungen scheitern. Taten sie damals und tun sie heute. Nur heute trennen sich die Leute eben. Vielleicht auch schneller.
Ist das denn wirklich so schlimm? Wer hier mal die Threads von denen gelesen hat, die versucht haben, in der bestehenden Partnerschaft zu verarbeiten, der kann sich ein gutes Bild davon machen, mit wie viel Arbeit und Kummer das verbunden. Erfolgsaussichten unbekannt.
Und die können sich dank des bösen, bösen Internets dann wenigstens noch austauschen.

Wer glaubt, daß das Problem ist, daß es heute Scheidungskinder gibt, verkennt, wie unendlich stigmatisiert uneheliche und Scheidungskinder noch vor 20 Jahren wurde.

Und all denen, die aktuell unter Kummer leiden, denen sei auch mal vor Augen gehalten, daß in wahrscheinlich spätestens drei Jahren, die Einsicht über Hand nimmt, daß man mit jemandem, der nicht (mehr) mit einem Reden konnte oder wollte, vielleicht dann doch nicht so gern zusammen geblieben wäre.

Glaubt eigentlich wirklich einer von denen, die hier erzählen Smartphones wären daran Schuld, daß wir keine Liebe mehr finden, dass das so stimmt? Oh das böse Facebook! Ohne das wäre mein Mann/meine Frau nie fremd gegangen?! Oh das böse Tinder! Oh das böse Online-Dating! Alles nur Lügner, oder Leute, die mich nach zwei Dates sang- und klanglos nie wieder kontaktieren.

Früher gab es also Erdbeeren oder Weintrauben. Nun ja, kommt so ein bissl auf die Jahreszahl an, aber so in den 70 und 80 trifft das leider nur auf die eine Hälfte von Deutschland zu. Die anderen hatten entweder selbst oder einen Bekannten mit Garten oder schauten nein, nicht aufs Smartphone, sondern in Röhre, so sie sich eine haben leisten können.
Unnötig zu sagen, daß weil das Fernsehenprogramm so mistig war, wir mehr draußen waren.
Und ja es mag Menschen geben, die sind bereit, wieder GoT, Modern Family, Orange is the new Black und wie sie nicht alle heißen gegen eine Folge von Schwarzwaldklinik oder Forsthaus Falkenau einzutauschen, aber wenn wir ehrlich sind, dann vor allen Dingen aus einem Grund: Nostalgie.

Ja früher, sind wir Kinder auf der Straße spielen gewesen und haben uns Schürfwunden zugezogen, ohne dass sich Malte bei Johannes entschuldigen mußte. Und ganz früher sind Kinder daran gestorben, weil es nicht mal Penicillin gab.
Wer glaubt, daß die heutige Zeit doof ist, weil wir tindern, googlen, binge-watchen und facebooken, weil eine einfache SMS schon so ein bißchen den Mief eines Festnetztelefons umgibt wie kein whatsapp?, der ist in meinen Augen genauso Teil des geschilderten Problems.

Frage: Schon mal drüber nachgedacht, daß hier auch einige Menschen unterwegs sind mit Liebeskummer aus gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Müssen wir wirklich darüber reden, daß die vielleicht nicht finden, daß früher alles besser war in der Liebe? Die finden tinder oder facebook vielleicht auch dämlich, aber die kämen dann schon nicht unbedingt auf die Idee zusagen, daß es in der Liebe für sie früher besser war.

Ja die heutige Zeit ist nicht besonders ideal, heute werden Leute auf Konzerten in Paris oder Clubs Orlando, die nichts weiter wollen als ihr Leben zu feiern erschossen und wißt ihr warum, weil es eine handvoll von Idioten gibt, die allen Ernstes behauptet, daß na was

Genau, früher alles besser war.

Soweit zu Teil 1

08.07.2016 14:04 • x 2 #70


E-Claire
Zweiter Teil:
Und jetzt noch mal genauer hinschauen @blueeye und die, die schon auch ein bißchen zustimmen:

Die Generalisierung des Themas ist zurecht mehrfach und auch abschließend hervorgehoben wurden. Niemand wird gezwungen bei FB oder den hübsch von @blubalu betitelten Drive-In Beziehungen mitzumachen. Natürlich kann man sich nach dem gefühlten 128sten Mal, wie kein Facebook?, oder der vierten oder fünften kurzlebigen Beziehungsschlappe, auch mal fragen, ob es da einen Zusammenhang gibt und man darf das auch blöd finden und sich ne Runde mies fühlen.

Das kann ich verstehen. Die individuelle Situation ruft individuellen und manchmal eben auch deutlichen Schmerz hervor. Und ich für meinen Teil habe mich auch schon ab und zu mal gefragt, ob ich für diese heutige Zeit gemacht bin, insbesondere in Teenager-Zeiten. Daran dürfte sich ja nun auch nichts geändert haben, es ist nun wirklich egal, ob „alle“ Bravo-hits 1 oder 625 hören, wenn man selbst halt lieber auf Jazz, Swing oder Klassik abfährt.

Aber es ist schon auch ein bißchen zu kurz gedacht, liebe(r) BlueEye. Schau mal, wenn der Partner mit einem per hand- und vielleicht auch ein- geschriebenem Brief das Ende der Beziehung erklärt, dann ist das genauso mies und trotzdem nicht die Post oder der Briefträger schuld.
Das Gefühl, was Du da beschreibst, hat für mich viel weniger mit der Kritik an der „heutigen Zeit zu tun, als einem Auseinanderfallen in ein gefühltes „ich“ und „die (anderen)“. Ich glaube auch, daß das ganz viele Menschen kennen, ich tue das jedenfalls.

Manchmal ist das Gefühl recht diffus und dann schon ganz gut mit dem Anflug von „Weltschmerz“ (bei Wiki gut nachzulesen… Wer hat denn eigentlich noch einen Brockhaus zu Hause, den er -Achtung- tatsächlich benutzt?) zu tun.
Manchmal ist das Gefühl ganz konkret, weil der Partner sich nach 20 Jahren ein manchmal neueres zumeist nur anderes Modell zugelegt hat, welches er eben erst mittels Handy kultivierte. Oder weil man eine Pechsträhne hat und das vierte Date aus der Single-Börse sich mal wieder als die gleiche Art der Pappnase erwiesen hat und man diesmal schon irgendwie gehofft hatte, es würde anders ausgehen. Weil man zum 28sten Mal jemanden angeschrieben hat und wieder die Antwort ausblieb. Dann sind die Gefühle konkret und auch dann fällt es erst einmal leichter, die Schuld etwas Konkretem geben zu können.

Das ist nun mal viel leichter als sich sagen zu müssen, dass es halt so und nicht anders hätte sein sollen und dass man das jetzt gerade echt richtig zum K***en findet. Es ist halt doof, wenn niemand schuld ist.

Der Ehemann, der einsehen muß, daß die noch-Angetraute eben nur die Hälfte der Zeit mit Candy-Crush beschäftigt war und die andere Hälfte der Zeit, mit dem Nebenbuhler plauderte, wird natürlich denken, daß es ohne Smartphone keine Affäre gegeben hätte. Der Unbekannte aus der Online-Plattform, dem man über drei Monate hinweg jeden Tag Emails und Nachrichten schreibt, wird zum Vertrauten und wenn der sich dann plötzlich für Option zwei oder drei, von der man vielleicht gar nicht gewusst hat, daß sie existieren, entscheidet, dann ist da eben auch schneller das böse Internet schuld.

Und dennoch bleibt es ein „einfaches“ Auseinanderfallen von Vorstellungen, die man sich gemacht hat. Und das Festhalten daran.

Schau, es gibt unzählige Mittelalterfans heutzutage, die nähen sich Kostüme, bauen Badezuber und trinken Met (aus aus China importierten „Horn“-Gefäßen). Klar, träumen die davon, in dieser Zeit zu leben. Kräuter sammeln, Land bestellen etc… Ich befürchte allerdings, daß die wenigstens von denen, ein echtes Plebejer-Leben führen wollen würden und jedenfalls mal nicht im 30jährigen Krieg.

Weißt du, als ich anfing „zu daten“, damals hieß das sich für einen Jungen interessieren oder schlicht sich zu verlieben, da gab es schon die Anfänge von Internet und auch die Email war schon erfunden, vermutlich gab es sogar schon die ersten Anfänge von Chatrooms , aber für jedermann absolut zugänglich waren die noch nicht. Also als ich anfing, den einen oder anderen Jungen toll zu finden, da hatte noch nicht jeder ein Handy und fand ich das damals leichter? Nö. Auf die Antwort von seinem zweitbesten Freund, der mit seinem erstbesten Freund der wiederum mit der Freundin meiner besten Freundin…. Und ich weiß gar nicht genau, ob den „send-button“ zu drücken so viel besser oder schlechter is, als den Mut aufzubringen dem Schwarm einen Zettel in die Hand zu drücken…

Was zudem neben der Frage von Henne und Ei bleibt, ist die der Graubereiche. Es wird allgemein angenommen, daß die Hohe Anzahl von Schusswaffenopfern in den USA direkt proportional zu deren laxen Waffengesetzen steht. Ob es deswegen tatsächlich weniger absolute Tötungsdelikte geben wurde, weiß niemand. Weil es hypothetisch bleibt. Ja, man nimmt an, daß, wenn ein Polizist nicht die ganze Zeit damit rechnen muß, daß sein gegenüber eine Waffe trägt, er weniger Grund (oder Ausreden wie jüngst wieder gesehen) hat, zu schießen. Man nimmt auch an, daß der Zugang zu Schusswaffen, man denke an Erfurt, was ja bekanntlich in den USA liegt, eine Rolle spielt. Die Wahrheit aber ist, es ist schwer bis gar nicht zu bestimmen, ob das tatsächlich Einfluß auf absolute Anzahl an Opfern oder nur die Todesart hat.
Will sagen, womöglich hätte die Ehefrau statt mit Candy-Crush mit ihrem Mann gespielt, womöglich aber eben auch nur auf das nächste Dorffest gewartet.

Wir wissen es nicht, aber es ist einfach leichter an ersteres zu glauben.

Und jetzt liebe(r) Blueeye kommen wir auch langsam zum Abschluss: Bei allem Weltschmerz, bei aller konkreten Enttäuschung, schlägst Du tatsächlich Definitionen im Brockhaus oder DTV-Lexikon nach? Sendest Du für jede SMS, die Du schreibst auch eine Postkarte zum Ausgleich? Entwickelst Du Deine analogen Filme selbst? Bezahlst Du in einem echten Laden für jeden Song, den Du hörst? Kennst Du Radios, bei denen man erst UKW einstellen mußte und dann per Hand den Sender sucht? Hast Du gewusst, daß §175 StGB erst 1994 (!) abgeschafft wurde? (und nein jetzt nicht einfach mal googlen, ne ) oder auch daß Malta erst 2011 (!) Scheidungen offiziell erlaubt hat. Egal wer wen betrogen, verprügelt oder welche Fehler auch immer gemacht hat?

Weißt Du, statt bei amazon, Deine Bücher („wie sogenannt früher“) im Buchladen nebenan zu kaufen, ist lobenswert, funktioniert aber auch nur durch Buchpreisbindung. Nur ein „Handy“ zu haben, aber Smartphones doof zu finden, ist schon ein bissl kurzsichtig. Arrogant dazusitzen und zu behaupten, also ich kauf nur Vinyl, Spontify ist doch blöd, wegen der Musikqualität und so, wirkt einfach nicht einladend. Und zu glauben, daß Marmelade einzukochen, wie damals einfach der richtige Weg ist, der vernachlässigt den unterschied zwischen Notwendigkeit und freier Wahl.
Zu bedauern, daß es Erdbeeren oder Kirschen (zweifelhafter Qualität) das ganze Jahr über zu kaufen gibt, gilt irgendwie auch nur, wenn man weiß, wie Erdbeeren denn „früher geschmeckt haben.

Ich kaufe mir nach wie vor, um wirklich viel Geld einmal pro Winter Erdbeeren. Weil ich es kann! Und ja die schmecken nach Wasser, NATÜRLICH schmecken die nach Wasser. Und ja, manchmal bin ich wütend und traurig, weil mich die Liebe wütend und traurig gemacht hat und manchmal leide ich an Weltschmerz.

Aber weißt Du all das ist völlig ok, nur wenn ich dieses großartige romantische Konzept von Weltschmerz so generalisiere und vereinfache, daß nur Selbstmitleid übrig bleibt, dann ist das zum einen Dir selbst und den Leuten gegenüber unfair, die gestern gelebt oder morgen leben werden und zum anderen wird es dem Leben nicht gerecht.

Und weißt Du warum, weil die Unbeständigkeit, die Du eigentlich mittels der von Dir gewählten Schnelllebigkeit kritisiert, auch machen könnte, daß Du morgen der Liebe Deines Lebens begegnest und ihr dann für den Rest der Tage in den Sonnenuntergang reitet.
Ein so großes Glück, daß eigentlich nur ganz wenigen Menschen zu Teil wird und nach dem wir doch alle irgendwie suchen. Und stell Dir mal vor, Du verpasst das weil Du gerade in der Leihbücherei hockst und „Weltschmerz“ nachschaust. Ich versteh schon, in der Leihbücherei der großen Liebe zu begegnen, wäre so viel cooler.

Find ich auch.

Aber für beides muß man einfach mal machen.

In diesem Sinne, wann hast Du denn das letzte mal ein Buch ausgeliehen?
Das Leben bleibt anders, vertrau drauf.

08.07.2016 16:19 • x 2 #71


W
@ohwhynot
Ja, was soll man zu Dir noch sagen? Am besten natürlich nichts. Aber manchmal kann man sich auch das Zweitbeste nicht verbeißen.
Das Problem ist einfach, daß es Dir in gar keiner Weise um Meinungen und Ansichten geht, die Du vielleicht kritisierst oder auch einfach nur blödsinnig findest.
Sondern Du verwechselst dieses Forum mit einer Hirschwiese, und sobald Du jemanden (Männlichen) entdeckst, der für irgend etwas Zustimmung bekommt, werden Dir gleich Deine Spießerchen lang und Du gehst blindlings auf den vermeintlichen Konkurrenten los, und das noch dazu mit ganz ungeeigneten und sinnfreien Mitteln.
Du versuchst ja immer wieder einmal - nicht nur in diesem Thread -, andere lächerlich zu machen und als Idioten hinzustellen, aus Deinen Minderwertigkeits- und Zukurzgekommen-Gefühlen heraus, machst das aber so unbeholfen und tolpatschig, daß Dir nichts anderes gelingt, als Dich selber lächerlich gemacht zu haben, ohne daß Du selbst es auch nur im Entferntesten mitbekommen würdest. (Man kann nur hoffen, daß Du Dich nur in der Anonymität so aufführst und nicht auch im wirklichen Leben.)
Übrigens: Was mit Roboterhund gemeint ist, muß man nicht verstehen. Aber Neuseeland ist kein symbolischer Neologismus, sondern das gibt es wirklich. Ob Du das nun glauben willst oder nicht.

09.07.2016 04:15 • x 3 #72


C
Ich habe beim Lesen auf diesem Forum schon oft gedacht: zunächst ist die heutige Welt eine Welt von Menschen, die alle, außer sich selbst, für Idioten halten.
Ich habe mich leider oft verrannt in dem Ziel, alle Idioten der heutigen Welt dechiffrieren zu wollen, die sich selbst nicht für Idioten halten -
gestern habe ich gerade mit meinem Freund ein Gespräch darüber geführt, warum mich meine Ziele so unglücklich machen, und siehe da ... heute gibt es doch glatt die Antwort serviert von einer Wirtschaftspsychologin.

Extrinsische/intrinsische Ziele sind also verantwortlich für unser Glück.


Und so ist mir nach dem Lesen dieses Textes klar geworden, dass mit der Außendarstellung in unserem Leben eine Menge Stress erzeugt wird, (Likes, Dislikes, teilen etc) weil wir Teil einer Außenbetrachtung sein wollen, die uns scheinbar mit Glück erfüllt. Anders ist es, wenn man die Ziele so ausrichtet, dass sie von der Außenwelt nicht miteinbezogen werden.
Das Glück ist so einfach zu haben ...

Das Schwierige daran ist jetzt eigentlich nur noch die Frage, welches Ziel heutzutage eigentlich nicht extrinsisch ist ...

31.07.2016 22:21 • #73


KingKong00
Dem stimme ich zu, finde aber Wazlawicks Erklaerung zu Zielen und Glueck umfassender.
Hab grad aber nicht die Lust das Interview zu googeln.

31.07.2016 23:47 • #74


A


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