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Hoffnung, Glaube, "Liebe" und Ansprüche

D
Zitat von Blanca:
Kann so ein Satz nicht auch schlicht für krankhaft übersteigertes Geltungsbedürfnis stehen?


Der Satz für sich allein - sicher, wobei ein übersteigertes Geltungsbedürfnis auch nur wieder ein unbewusster Kompensationsmechanismus ist der verhindern soll, dass man sich eben nicht gesehen fühlt.

Angenommen, ein Mensch ist zu Emotionen und Intelligenz fähig, so ist Ursache für grenzüberschreitendes Verhalten immer die bekannte oder vemutete Unfähigkeit bestimmte eigene Emotionen ertragen zu wollen oder zu können und deswegen die Umwelt dahingehend verändern zu wollen eben jene Emotionen nach Möglichkeit nicht erleben zu brauchen.

Wie das geschieht, ist dann völlig unterschiedlich. Hier unterscheidet sich aber nur das Wie und das Aussenbild - die Ursache aber nicht.

Das kann soweit gehen, dass der Partner als Teil des eignen Ich's erlebt wird, bzw. sogar als eigenes ich selbst. Hier fühlt man sich dann tatsächlich im Recht diesen nach den eigenen Vorstellungen verändern, besitzen und benutzen zu dürfen.

Um das zu simplifizieren und zu visualisieren wie betroffen davon nahezu jeder ist, hier ein ganz simples Beispiel was vermutlich jeder schonmal erlebt hat bzw. erlebt und sogar für wahr hält. Die ganz simple Aussage:

Wenn der Andere mich verlässt, und ich leide, ist der Andere schuld, dass ich leide.

Allein diese Aussage ist zum einen eine Unwahrheit, zudem noch absolut grenzüberschreitend.

Tatsache ist - nur ich selbst, ausschliesslich ich selbst bin für meine Gefühle verantwortlich und in der Lage meine Gefühle zu verändern. Niemand anders kann das. Alles was der andere tut - ist einfach nur das, was er tut. In dem Fall eben gehen. Dass ich traurig bin, wenn ich von einem geliebten Menschen Abschied nehmen muss ist vollkommen natürlich und wenn ich zu diesen meinen Gefühlen stehe und die Verantwortung dafür übernehme, existiert auch keine gedachte Vermischung des Du und ich. Der andere darf gehen. Ich darf trauern. Niemand ist schuld.

Ich will damit zeigen wie sehr in nahezu jedem von uns durch Gesellschaft, Religion, Kulturgeschichte und Erziehung in uns verankert ist, das Verantwortungen für Andere existieren würden die in der Realität nunmal ein mythos sind - und Ursache für eine Menge Leid.

Hier existiert auch kein tatsächlicher Unterschied zwischen:

I am not going to be ignored und Wenn Du mich liebst, tust Du was immer ich will, sonst liebst Du mich nicht

29.07.2016 16:10 • x 4 #31


K
Zitat von Dummda:
Aber wenn man sich mit einem gebundenen Mann einlässt und dieser sagt, er verlasse seine Frau nicht, dann sollte man das ernst nehmen. Ich würde da sofort die Finger von lassen.


Ich weiß, dass irgendwo eine ominöse Statistik entstanden ist, dass angeblich aus nur 10% aller Affären Beziehungen werden. Der glaube ich allerdings nicht, denn dafür kenne ich einfach zu viele Warmwechsel-Geschichten - aus diversen Foren, aber auch aus dem Bekannten-/Freundeskreis. Und zwar sowohl auf männlicher wie auch auf weiblicher Seite. Und ein Warmwechsel wird ja wohl aufgrund einer vorhergegangenen, wie auch immer gearteten, Affäre entstehen?!

29.07.2016 16:12 • x 3 #32


A


Hoffnung, Glaube, "Liebe" und Ansprüche

x 3


E
Liebe Dummda..

Für mich eine verquere Denke für die Erklärung einer Affäre
Aber eben eure.

Wusstest du denn davon oder woher daß Wissen um die zeitliche Begrenzung?

29.07.2016 16:14 • #33


Blanca
Zitat von frischgeföhnt:
Für mich eine verquere Denke für die Erklärung einer Affäre
Aber eben eure.

Wusstest du denn davon oder woher daß Wissen um die zeitliche Begrenzung?

PMFI, aber hier geht es nicht darum, die Entstehung einer Affaire zu erklären oder ob die Ehefrau (hier: Dummda) davon wußte oder nicht.

Beitrag #1 dreht sich um völlig andere Fragen und ich wäre dankbar, wenn der Thread ontopic bleibt:
hoffnung-glaube-liebe-und-ansprueche-t33629.html#p778025

29.07.2016 16:48 • x 1 #34


F
Hallo Blanca,

um auf deine Ausgangsfrage zurückzukommen....
Ich glaube nicht, dass es ein Recht eines Menschen auf einen anderen gibt. M.E. ist es die individuelle Persönlichkeit, die einen zwingt', zu handeln, aktiv forcieren, zu fordern, weil ganz viel die Geduld eines Menschen eine Rolle spielt. Je nachdem, wie diese ausgeprägt ist, wie reif die Person ist, wie sie Grenzen achtet, wird der Impuls gesetzt oder eben nicht.

Kinder lernen beim Mensch, ärgere dich nicht bereits, dass man auch Verlieren kann.....

29.07.2016 17:00 • x 1 #35


Blanca
Zitat von DerTypderwo40ist:
Zitat von Blanca:
Angenommen, ein Mensch ist zu Emotionen und Intelligenz fähig, so ist Ursache für grenzüberschreitendes Verhalten immer die bekannte oder vemutete Unfähigkeit bestimmte eigene Emotionen ertragen zu wollen oder zu können und deswegen die Umwelt dahingehend verändern zu wollen eben jene Emotionen nach Möglichkeit nicht erleben zu brauchen.

Zitat von DerTypderwo40ist:
Das kann soweit gehen, dass der Partner als Teil des eignen Ich's erlebt wird, bzw. sogar als eigenes ich selbst. Hier fühlt man sich dann tatsächlich im Recht diesen nach den eigenen Vorstellungen verändern, besitzen und benutzen zu dürfen.

Zitat von DerTypderwo40ist:
Wenn der Andere mich verlässt, und ich leide, ist der Andere schuld, dass ich leide.

Tatsache ist - nur ich selbst, ausschliesslich ich selbst bin für meine Gefühle verantwortlich und in der Lage meine Gefühle zu verändern. Niemand anders kann das. Alles was der andere tut - ist einfach nur das, was er tut. In dem Fall eben gehen. Dass ich traurig bin, wenn ich von einem geliebten Menschen Abschied nehmen muss ist vollkommen natürlich und wenn ich zu diesen meinen Gefühlen stehe und die Verantwortung dafür übernehme, existiert auch keine gedachte Vermischung des Du und ich. Der andere darf gehen. Ich darf trauern. Niemand ist schuld.

Es ist lange her, daß ich sowas Weises zu lesen bekam. Danke dafür - das muß ich jetzt erst mal auf mich einwirken lassen. Eine Frage noch, bevor ich mich eine Weile zurückziehe, um u.a. dies zu tun:

Wie konkret übernimmt man Verantwortung für seine Gefühle?

Daß jemand traurig wird, wenn die Affaire - zunächst völlig unerwartet (bei Licht betrachtet relativiert sich die Überraschung vielleicht noch) - der man sich so weit geöffnet hatte, daß sie dem eigenen Herzen nahekommen konnte und durfte, eben dieses Geschenk von heute auf morgen in die Ecke knallt, um sich mit einer Textnachricht zurück und in eben jene Hauptbeziehung zu verabschieden, von der sie sich vor wenigen Tagen noch unbedingt trennen wollte, liegt auf der Hand.

Verhindern läß sich das Aufkommen der Traurigkeit nicht; Du selbst verwendest das Wort natürlich; auf die Entstehung solcher Gefühle haben wir also keinen Einfluß.

Gehe ich recht in der Annahme, daß die Verantwortung somit auf den Umgang damit abzielt und somit letztlich auf das Mandat hinausläuft, aufkommende Emotionen unter Einschaltung des Verstandes, mit dem wir Menschen ja naturgemäß ebenso ausgestattet sind, zu kontrollieren oder dies zumindest zu versuchen?

Gehe ich weiterhin recht in der Annahme, das dies also auf ein Plädoyer für die Vernunft hinausläuft, in der Verstand und Emotionen sich zu einer Kombination vereinigen, die den Charakter des Menschen bildet?

Oder schlußfolgere ich da zuviel?

Zitat:
Ich will damit zeigen wie sehr in nahezu jedem von uns durch Gesellschaft, Religion, Kulturgeschichte und Erziehung in uns verankert ist, das Verantwortungen für Andere existieren würden die in der Realität nunmal ein mythos sind - und Ursache für eine Menge Leid.

Mir hast Du auf jeden Fall die Problematik des Schuldbegriffs dermaßen präzise von vor Augen geführt, daß es mir wie Schuppen da runterfällt, sogar jetzt noch. Daher ein weiteres Mal: Danke für diesen Beitrag, aber sowas von!

29.07.2016 17:07 • x 1 #36


I
Ich empfehle die Lektüre von Robert Betz Wahre Liebe lässt frei . Da sind alle Fragen beantwortet und für jeden verständlich erklärt

29.07.2016 17:41 • x 3 #37


Maus-89
Bei meinem Aufenthalt in einer Akutklinik wurde mir dieser Satz mitgegeben
Ich darf mir ALLES wünschen,
aber nicht erwarten,
das mir alle Wünsche erfüllt werden!
So darf der AP alle Wünsche kommunizieren,
aber nicht mit der Brechstange versuchen, sie durchzusetzen!
Oder das alte Sprichwort
Jeder ist seines Glückes Schmied.

Die Ex AF meines Mannes wird das wohl niemals beherzigen,
und irgendwann durch ihr Verhalten zugrunde gehen.

Und ich habe sehr schmerzhaft gelernt, das nur ich selbst für mein Wohlbefinden
verantwortlich bin. Es gibt immer wieder Rückschläge, aber es geht stetig aufwärts.
Und da bin ich der Ex AF meilenweit voraus.

29.07.2016 18:39 • #38


D
Zitat von Blanca:
Wie konkret übernimmt man Verantwortung für seine Gefühle?


Möglichst vollumfänglich. Die wenigsten tun das. Da kann nun auch keiner was für, wird in unserer Gesellschaft doch ständig Fremdverantwortung gelehrt (ich vermute aus der christlichen Geschichte heraus). Beginnt man damit, merkt man wie tief das reicht und wie schwer es erstmal fällt Verantwortung für seine Gefühle zu übernehmen. Am leichtesten geht das durch Selbstakzeptanz. Da hilft dann tatsächlich - ich bin halt so. Ich werde halt traurig wenn xyz. Damit hat man die Verantwortung für das Gefühl schon übernommen. Das heisst nicht zwanglsäufig etwas damit machen zu müssen. Aber man bleibt sofort bei sich. Und kann dann überlegen wie man damit umgehen möchte. Beiseite schieben. Annehmen. Sich mal beeltern. Heulen. Einfach gar nichts damit tun. Verantwortung übernehmen heisst nicht zwangsläufig etwas tun müssen. Gerade bei Gefühlen ist das gar nicht nötig. Die wollen nur gesehen werden und gehen dann wieder.

Zitat von Blanca:
Verhindern läß sich das Aufkommen der Traurigkeit nicht; Du selbst verwendest das Wort natürlich; auf die Entstehung solcher Gefühle haben wir also keinen Einfluß.


Wozu auch? Gefühle tun einem nichts. Es ist doch toll, dass sie da sind. Sie machen das Leben reich und bunt. Jedes Gefühl ist immer nur ein Geschenk.

Zitat von Blanca:
Gehe ich recht in der Annahme, daß die Verantwortung somit auf den Umgang damit abzielt und somit letztlich auf das Mandat hinausläuft, aufkommende Emotionen unter Einschaltung des Verstandes, mit dem wir Menschen ja naturgemäß ebenso ausgestattet sind, zu kontrollieren oder dies zumindest zu versuchen?


Jein. Deine Argumente werden schnell dahingehend missverstanden Gefühle beiseite zu schieben und zu unterdrücken, was aber wieder zum Gegenteil führt - nämlich zur Ablehnung des Gefühls und damit zur Ablehnung der Verantwortung für das Gefühl. Es geht immer nur annahme des Gefühls - und dann nach Gusto schauen was ich damit mache. Mit der Zeit nehmen dann die Optionen die man hat enorm zu und damit auch die Entscheidungsmöglichkeiten wie mit dem Gefühl umgehen. Auch das ist Reichtum wenn ich entscheiden kann, wie ich heute mit diesem Gefühl umgehe.

Zitat von Blanca:
Gehe ich weiterhin recht in der Annahme, das dies also auf ein Plädoyer für die Vernunft hinausläuft, in der Verstand und Emotionen sich zu einer Kombination vereinigen, die den Charakter des Menschen bildet?


Eher ein Plädoyer der Akzeptanz. Angefangen mit der Selbstakzeptanz. Die Akzeptanz Anderer kommt in Folge automatisch. Wenn man merkt, die machen auch nur das was sie machen, genauso wie ich auch nur mache was ich mache. Der Schuldbegriff und die Fremdverantwortung fallen mit der der Übernahme der Eigenverantwortung einfach weg und werden als niemals existent erkannt. Vernunft bildet sich später, eine die Hand in Hand mit Verstand und Gefühl einhergeht. Wie schon angerissen, der Verstand wird sehr gerne zur Gefühlsunterdrückung eingesetzt - was aber eben nicht Übernahme der Verantwortung ist, sondern eben ablehnen der Verantwortung. Übernahme der Verantwortung heisst immer - es ist da, also fühl ich's jetzt auch.

Zitat von quote:
Oder schlußfolgere ich da zuviel?


Nicht zu viel, pass nur auf, dass Du nicht missverstehst. Es geht nie darum Gefühle per Verstand unterdrücken zu wollen. SOndern um eine Vernunft die sich aus dem Gleichgewicht von verstand und Gefühl bilden wenn man die Verantwortung für Beides übernommen hat.

Zitat von Blanca:
Mir hast Du auf jeden Fall die Problematik des Schuldbegriffs dermaßen präzise von vor Augen geführt, daß es mir wie Schuppen da runterfällt


Schuld exisitiert nicht. Der Moment in dem man das erkennt ist unbezahlbar. Und verändert alles. Er ermöglicht Akzeptanz. Seiner selbst. Und des Anderen.

29.07.2016 19:29 • x 8 #39


Maus-89
Und der Weg dorthin ist sauschwer...

29.07.2016 19:51 • #40


E-Claire
An dieser Stelle schlussfolgerst Du vielleicht wirklich zu viel… bzw. setzt meines Erachtens am falschen Ende an.
Die meisten Menschen spüren es, wenn sie eigene oder andere Grenzen überschreiten und tun es in solchen Momenten trotzdem. Ist ein bißchen so, wie die Sache mit dem Tbk. Nur weil ich weiß (sic!), daß das tödlich sein kann, höre ich damit nicht so einfach auf.

Intellektuelles Wissen und emotionales Begreifen sind zwei völlig verschiedene Dinge. Beispiel: Ich weiß (!) daß es mich runterzieht, ständig nach der/dem Ex bei FB etc zu schauen und kann es trotzdem nicht lassen.

Verantwortungsvolles Handeln an der Stelle und damit emotional erwachsenes Handeln, wäre sich zum einen sich zu verzeihen, wenn man es trotzdem immer wieder macht, bei gleichzeitigem langsamem Herantasten an die Stelle, die weh tut.
Das fröhliche Bild der/des Ex ist es doch nicht, was schmerzt. Bilder sind dazu nicht in der Lage, es sind die damit verbundenen Emotionen, Bedauern, Verlust, Wut, Angst etc, die ein solches Bild bei einem selbst auslöst. An dieser Stelle bringt es auch überhaupt nichts sich selbst immer wieder intellektuell, rational vorzuhalten, daß man nicht auf diese Seiten gehen sollte oder daß man jetzt auf Teufel komm raus akzeptieren muß, daß der andere einen nicht will. So läuft das nicht.

Emotionale Verantwortung besteht mE eben überhaupt nicht darin, sich an rationalen Gedankenkonstrukten festzuhalten. Schlimmstenfalls schafft das nämlich einen so tiefen Verlust zum Zugang der eigenen Emotionen, daß es womöglich zu einer Explosion kommt.
Wo wir bei Filmzitaten sind, gleicher Darsteller: Falling down.

Dein Appel an den Verstand und Vernunft ist lobenswert aber in etwa so hilfreich, wie folgender Dialog:
„Ich habe Kopfschmerzen.“
„Du kannst aber keine Kopfschmerzen haben, Du hast heute schon zwei Liter Wasser getrunken.“

Nicht nur ist die Begründung ziemlich blöd, weil man ja Kopfschmerzen aus ganz verschiedenen Gründen haben kann, sonder das „Du kannst nicht“ entwertet das Wahrgenommene/Empfundene an sich.

Wenn wir jetzt mal über eine Emotion wie Aggression im Einzelnen (und da passt ja der bunny boiler, ein geflügelter Begriff entstanden aus Deinem zitierten Film hin) reden. Joachim Bauer hat in seinen Buch „Schmerzgrenze“ mittels neurologischer Kenntnisse versucht zu belegen, daß Aggression KEIN Instinkt ist, sondern Re-aktion auf vorherige Kränkungen und Verletzungen. Diese müssen nicht einmal aus dem selben Verhältnis oder von der selben Person herrühren.

Da spielt dann die Argumentation vom „unzureichenden Selbstwert“ hinein, die hier auch schon gefallen ist. Ich halte die für nicht falsch, aber eben auch nicht weitreichend genug.
@DerTypderwo40ist hat es schon sehr gut beschrieben, die Menschen wissen (!) daß das nicht ok ist. Von den wirklichen Krankheitsfällen abgesehen, dürfte eine intellektuelle Kenntnis vorhanden sein. Verantwortung für die eigenen Gefühle meint aber etwas anderes. Was @DerTypderwo40ist beschreibt, nenne ich liebevoll die ewig-währende Verantwortungsrochade (wie beim Schach).

Weißt Du Blanca, Vernunft ist ja eine feine Sache, aber Vernunft allein reicht eben nicht und ist in diesem Falle sogar untauglich.

Ja uns Menschen zeichnet die Vernunftbegabung aus, aber eben nicht nur. Uns zeichnet auch aus, daß wir trotz allem glauben, an andere, an uns selbst, an vieles. Das hat zu den irrwitzigsten Erfindungen und Entdeckungen geführt. Reine Vernunft bringt einen weder zu einer Mondlandung noch lässt es einen Gedichte schreiben. Und auch die Liebe ist doch keine Vernunftsache. Manchmal denke ich, daß Männer das nun wirklich besser verstanden haben als Frauen (aber damit sind wir wieder bei Urmel’s Männer sind die größeren Romantiker aus einem ganz anderen Thread).

Schau, Deine Argumentation mit der Vernunft ist klar, einleuchtend und stimmig. Passt zu der Argumentation, wenn man echte, aufrichtige Liebe lebt, dann ist es doch nicht weiter schlimm, daß der andere geht, so lange er/sie nur glücklich sind.
Man selbst würde einfach weiter lieben und dem anderen gehts gut. Case closed.

Nur gibt es ja noch ganz andere Gefühle. zB Empörung. Schau, dein Thread heute ist doch eigentlich aus Empörung heraus entstanden. Die Lady, die sich trotz recht deutlicher Anzeichen nicht mit der gegebenen Situation hat abfinden wollen und dann einer armen Schwangeren (mit wo möglicher Risikoschwangerschaft ) das Leben nun wirklich unnötig schwer macht.

Gegenfrage, bei aller Empörung, aber warum genau bist Du eigentlich nicht total frappiert über diese Pappnase von zukünftigem Vater? Mal ehrlich, man kann ja von außerehelichen Aktivitäten halten was man mag, aber mal ernsthaft, hinzugehen und zu sagen, daß sein (emotionaler) Tripper, den er davon getragen hat, nicht ihr sondern eben der Pappnase als schon reines Auswahlverschulden anzulasten ist, ist doch sonst genau das, was Dein messerscharfer Verstand sonst so tut.
Der hat sich ganz offensichtlich weder das richtige Kurz-Abenteuer ausgesucht noch ein emotionales Kond. getragen… Zu Hause ein baby kriegen zu wollen, die ganze Geschichte auch für gut zu befinden, dann aber trotzdem irgendwie auch mal einen Snack zu brauchen… Ja mei. Aber sich dann mit Gefühslgeschwabel im eigenen Dorf umzutun… Mit Verlaub, aber so wenig ich das Verhalten der Zwischenlösung gut heißen mag, daß die das doof fand (insbesondere und nicht obwohl weil EF jetzt auch noch das Statussymbol der kleinsten Handschelle der Welt vor sich herschiebt), find ich jetzt nicht völlig abwegig.

Heute warst Du empört, sehr sogar. Auch vielleicht wütend. Das ist gut.

Gefühle sind eben genau das. Manchmal veranlassen sie uns die arme Ehefrau auf einem Volksfest anzufeinden. Manchmal veranlassen sie uns jemanden auch noch nach Jahren zu googlen. Manchmal veranlassen sie uns nicht einfach so loslassen zu können. Und manchmal eben auch recht fassungslos auf ein Post einer sehr hilflosen Teilnehmerin in einem Internetforum zu reagieren.

Da geht es nicht um diese vielzitierte Vernunft, sondern, meiner bescheidenen Meinung nach, geht es dann darum, zu schauen, wo die eigenen Emotionen beginnen. Was genau hat Dich (!) so fassungslos gemacht? Das ungeborene Leben?

Und jetzt noch mal auf der realen Ebene, Du hast da nen Typen, der offenbar nicht genug Ego hat, um mit dem Aufmerksamkeitsentzug, den hormonellen Veränderungen und den ansonsten nicht so mega-mäßigen Nebenerscheinungen, einer Kinder-Wunsch-Therapie umzugehen. Normalerweise bist Du doch bewundernswerterweise die erste, die die Banalität des Ganzen, „kommt halt oft vor“, in Worte fasst. Dieser Typ sucht sich dann ein bissl Aufmerksamkeitswährung und hat offensichtlich noch nicht mal so viel betriebswirtschaftliche Kenntnisse, daß er Einmal-Kosten von emotionaler Dauerinvestition unterscheiden kann. Idiot, halt.

Die Ehefrau hat bestenfalls mal keine Ahnung. Wobei sich ehrlicherweise dann doch auch ein paar Fragen stellen lassen. Diese dürfen aber angedeutet bleiben an dieser Stelle.

Und die Zwischenmahlzeit hat natürlich nur bedingt gewusst, worauf sie sich da einlässt. Wenn man den Koch nach Küchenschluss rausklingelt, damit man doch noch etwas zu essen bekommt, dann erzählt man natürlich nicht nur, daß das Gulasch das beste war, was man jemals gefuttert hat, sondern ob der Situation glaubt vielleicht auch daran. Ist aber nicht so ganz der Koch nur schuld, wenn der dann nach 9 Wochen Dauer, immer so ein Gulasch vorrätig hält.

Alles Geschichten, die hier jeden Tag vorkommen, die Du jeden Tag geistreich, clever und auf den Punkt kommentierst. Also, was war heute anders?

Und bei diesem „anders“ da fängt emotionale Selbstverantwortung an.

Hat nix mit Vernunft zu tun. Rational gesehen, kann Dich keine Zeile im Internet jemals verletzten, empören oder wütend machen.

Tun sie halt doch ab und zu.
Auch die vernunftbegabtesten unter uns, dürfen Wut, Angst, Bedauern, Empörung, Trauer und Aggression spüren.

Nicht weil diese Gefühle im „Recht“ sind, sondern weil Gefühle nun mal sind.

Diese Gefühle selbst zu erforschen, wahrzunehmen und einfach nur „sein“ zu lassen, darum gehts. Und vor allem sie nicht dem anderen anzulasten.

Weit weg von Kontrolle, Rechtfertigung, Begründung und eben Vernunft.

Mag ja gut sein, daß ich heute zwei Liter Wasser getrunken habe, ich habe Kopfschmerzen. Und niemand ist daran schuld.

Ich für meinen Teil finde es wunderschön und sehr spannend zu sehen, daß selbst Forenlegenden manchmal auf Gefühlsebene hadern. Macht nämlich Legenden wieder zu Menschen.

29.07.2016 22:44 • x 10 #41


H
Eine ganz allgemeine Antwort..

Man kann sich Vieles nicht vorstellen, man kann Vieles nicht erklären...

Ich habe eines gelernt, man sollte niemals nie sagen( ich hätte früher auch behauptet, was mir jetzt passiert ist, könnte mir gar nicht passieren) und man soll über niemanden urteilen ohne in seinen Schuhen eine ganze Weile gelaufen zu sein.

Von außen kann man Vieles leicht verurteilen.
Steckte man in der Haut dessen, den man verurteilt, würde man es vielleicht anders sehen...


Ich finde auch nicht gut, vor einer Schwangeren, die nix dazu kann, einen Eklat zu machen, aber ich kann mir vorstellen, dass in dem Moment, wo das geschah, das Hirn ausgeschaltet war...
Das ist keine Entschuldigung, aber eine Erklärung...

30.07.2016 11:50 • #42


U
Blanca, danke für diesen Thread, werde mir die Diskussion in einer etwas ruhigeren Minute genau durchlesen und bin schon sehr gespannt auf die Meinungen. Kurz meine spontanen Gedanken: Viele, die eine Affaire eingehen, wollen zunächst nur spielen, ihrem Alltagstrott entfliehen mit dem üblichen Geleiher, daß der Partner lieblos ist, das Leben unspannend etc. Sie tauchen dann in eine Welt ab, in der sie - dank der Heimlichkeit - in gewisser Weise zu einer anderen Person werden, als sie sich sonst geben: Mysteriöser, interessanter, einfallsreicher.... Sie haben für den ihnen zur Verfügung stehenden kurzen Zeitrahmen natürlich die Energie, sich so toll zu geben, sich einer anderen Person, die sich ebenfalls ähnlich interessant zeigt, mal völlig anders zu zeigen, vielleicht auch genau so, wie sie eigentlich sein wollten, aber im Laufe der Zeit durch die Umstände des normalen Lebens nicht mehr können, sich verloren haben im eigenen Leben....
Es ist eine Alltagsflucht, meiner Meinung nach. Eine Fantasiewelt. Die dann leider genährt wird, durch das falsche Verständnis über eine Affaire: Nämlich das ganze Gesäusel von LIEBE. So und hier kommt dann die fatale Mixtur, daß einige nicht unterscheiden können zwischen Realität und überschwenglichen Gefühlen aus der Ausnahmesituation der Heimlichkeit, des Verbotenen hinaus....
Sicherlich sind die Worte für DEN aktuellen Augenblick ernst gemeint, aber sobald das Hotelzimmer wieder verlassen wurde, sind wir wieder bei uns angekommen, die Situation wieder anders, unser eigentliches Leben hat uns wieder.

Diese Unterscheidung zu verstehen, fällt wohl vielen schwer. Und, oh großes Pech, wenn man sich dann auch noch einen Affairenpartner sucht, der ein gewisses Persönlichkeitsproblem aufweist, kann man schon in Teufelsküche kommen, wenn sich herausstellt, daß die schönen Worte doch nur der gewissen Situation geschuldet und nicht in Stein gemeißelt waren...

Wie dem auch sei, ich meine, daß Affairen für Menschen, die in etwas komplizierteren privaten Konstrukten leben, durchaus bereichernd sein können, WENN sich die Affairenpartner von Anfang an einig sind über die Unverbindlichkeit ihrer Zusammenkunft. Und nein, ich bin nicht der Ansicht, daß man/frau wegen einer Affaire gleich eine langjährige Partnerschaft/Ehe über den Haufen werfen sollte - weder von der betrogenen Seite wie auch nicht von der betrügenden.... Das hat für mich eine andere Qualität und ein anderes Verständis... Wie gesagt: für MICH und MEINE Situation! Hier muss wirklich jeder für sich abwägen, was tragfähig ist und was nicht...

30.07.2016 12:46 • x 1 #43


D
Stammtischspruch Nr. 1 ist hier wohl, in eine intakte Ehe kann kein Dritter eindringen und damit ist die Affäre gerechtfertigt. Stammtischspruch Nr. 2, der Ehepartner ist alleine verantwortlich, der Affärenpartner in keiner Weise. Stammtsichspruch Nr. 3. der Ehepartner ist der einzige der lügt und betrügt, alle anderen sind Opfer. Zu einer differenzierten Betrachtung gehört es nun mal das gesamte Bild zu betrachten. Blanca macht das sehr gut.

30.07.2016 13:14 • x 1 #44


Sleepless91
Zitat von Blanca:
Mit welchem Recht wird von einigen hier ständig so getan, als sei die Ehe nichts und die Affaire alles gewesen?


Die einzige Frage, die ich wohl beantworten kann: weil der/die Verheiratete es immer wieder sagte und mit zahlreichen Taten und vor allen Dingen Worten untermauerte. Dieses wird von den Geliebten gerne positiv für sie selbst ausgelegt et voilà.. da haben wir den Selbstbetrug.

Diese vielen Lügen und die ungelebte Liebe - und dann das plötzliche Ende der Affaire, kann Menschen mit geringem Selbstwert komplett in den Wahnsinn treiben.

31.07.2016 03:10 • x 2 #45


A


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