Ihr Lieben,
lange habe ich nichts von mir hören lassen und ich dachte ich gebe mal ein update. Ich hoffe euch geht es allen gut. Oft denke ich an euch, lese hier oder hab mir vorgenommen mal wieder zu schreiben. Leider ist das Semester wirklich mit das Forderndste was ich bisher hatte.
Dennoch habe ich mir ja vorgenommen diese Geschichte, meine Geschichte hier weiter zu erzählen und nicht aufzuhören sobald es mir besser gehen sollte. Denn das fand ich immer schade hier. Dass man plötzlich nichts mehr gelesen hat von den Betroffenen.
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll und ob euch das überhaupt interessiert. Ich war letzte Woche einige Tage in den Bergen wandern. Hat nach allem unglaublich gut getan, kann es euch nur empfehlen. Besser als jede Therapie.
Mit dem neuen Mann hab ich nach wie vor Kontakt. Er hatte mich auch in die Berge begleitet. Einfach weil wir für uns mal schauen wollten wie wir uns verstehen wenn man sich mal mehrere Tage am Stück sieht. Es war alles in allem wirklich angenehm und wir haben uns gut verstanden. Leider ist nach wie vor das Problem dass ich mich gefühlt nicht mehr verlieben kann. Ich mag ihn, wir reden offen und er weiß auch von meinen Gefühlen. Rational gesehen würden wir gut zusammen passen. Allerdings steht bei ihm im Herbst auch eine Versetzung an in eine andere Stadt, das heißt es würde auch Distanz auf uns zukommen. Zwar keine Große aber ca. 80 km. Aktuell ist er ohne mich noch 2 Wochen mit Freunden unterwegs. Ich denke an ihn, kann jetzt aber nicht behaupten dass ich ihn wahnsinnig vermisse. Ich weiß auch nicht, irgendwie habe ich oft das Gefühl wirklich sehr erkaltet zu sein. Er ist auch ein komplett anderer Mensch als mein Ex Freund. Nicht so dieser Lebemann der sich über nichts Gedanken macht, sondern eher ein Denker und tut sich schwer Emotionen zu zeigen. Macht beispielsweise wenig Komplimente und sagt auch so etwas wie Kosenamen oder Zuneigung in der Öffentlichkeit sei nicht sein Ding. Dennoch ist er eine treue Seele und ein Beziehungsmensch. Ach ich weiß ja auch nicht, alles so kompliziert. Ich bin bei ihm auch ganz anders als bei meinem Ex. Keine Spur von Eifersucht oder klammern. Ich kann nur schwer differenzieren, ob dies daran liegt, dass ich schlicht dazugelernt habe und er mir ein ganz anderes Gefühl gibt (tut er definitiv), oder ob es auch daran liegt, dass ich einfach nicht so verliebt bin wie damals.
An die letzte Sache muss ich dummerweise leider aktuell wieder vermehrt denken. Es macht mich einfach traurig wie es geendet ist. Natürlich war der Mensch nicht fair zu mir, und zweigleisig zu fahren ging gar nicht. Allerdings weiß ich nun auch wo meine Fehler lagen und dass ich schlicht zu unentspannt war. Zu wenig Selbstbewusstsein und ich wurde zu einem Menschen, der ich nie sein wollte: Eifersüchtig, manipulativ und einfach anstrengend. Es hat wohl einfach nicht sollen sein. Ich würde mir wünschen dass ich nicht mehr drüber nachdenken muss, aber irgendwie lässt mich die Sache nicht los. Ich hatte ja wie ihr wisst vorher auch schon Mal Liebeskummer, habe eine 6 jährige Beziehung gut verdaut. Aber die Sache hier ist irgendwie anders. Nie hat mich etwas zwischenmenschliches so erschüttert. Sicher auch weil ich mit meinen eigenen Abgründen meiner Persönlichkeit konfrontiert wurde und heute sagen kann dass ich innerhalb eines Jahres ein anderer Mensch geworden bin. Ich habe mich durch die Trennung und die damit einhergehenden Schuldgefühle so dermaßen mit mir selbst auseinandergesetzt wie noch nie zuvor in meinem Leben. Habe an Dingen gearbeitet und bin definitiv stärker geworden. Habe so viel über mich selbst gelernt und wirklich noch nie so am Abgrund gestanden. Die schlimmsten Wochen meines Lebens haben mir so viel gezeigt. Ich rege mich nicht mehr über Kleinigkeiten auf, bin gelassen geworden und viel selbsbewusster. Befasse mich viel mit Persönlichkeitsentwicklung und habe verstanden, was im Leben zählt.
Dennoch ist ein Stück Wehmut geblieben. Ich denke auch dass ich meinen Gefühlen hinterhertrauere, weil ich diese vorher nie in dieser Intensität für einen Menschen hatte. Er hat optisch dem entsprochen was ich immer wollte und auch viele Charaktereigenschaften gehabt, die mir einfach gut getan haben (diese Lockerheit, die mir beispielsweise lange gefehlt hat, etc.). Aber auch eben Seiten, die ich so nicht vertreten kann, wie man jetzt eben am Ende feststellen musste.
Dennoch habe ich dummerweise manchmal den Gedanken dass es diese Sache war. Diese eine Sache im Leben. Nie habe ich so gefühlt. Ich glaube da waren 2 Menschen einfach nicht reif und passend zu dem Zeitpunkt und dieser Gedanke nervt mich. Ich möchte eigentlich wirklich am Liebsten sagen können, dass es gut ist wie es kam. Manchmal überlege ich, ob heute, 2 Jahre später nicht alles anders gelaufen wäre, würde man sich heute kennenlernen.
Was mich auch einfach beschäftigt ist wie es auseinander ging. Ich habe ihn nun in den 5 Monaten der Funkstille schon einige Male durch Zufall gesehen, und auch seine Neue. Jedes Mal ist es beklemmend, weil ich einfach nicht weiß wie wir zueinander stehen. Ihm war ein normales Verhältnis zu seinen Ex Freundinnen immer wichtig, weil er einfach nicht der Typ für anhaltende Ignoranz ist. Auch letztes Jahr im Sommer, als er mich wutentbrannt blockiert hatte war ja 3 Monate später alles vergessen. Vielleicht wünsche ich mir auch einfach ein klärendes Gespräch, um ein gutes Ende zu finden. Meine letzten Worte an ihn waren dass ich ihn hasse und nie wieder sehen möchte. Ich denke, dass er davon ausgeht, dass dem nach wie vor so ist.
In 5 Tagen hat er Geburtstag. Ich hatte überlegt einfach nüchtern zu gratulieren. Nicht um wieder groß Kontakt aufzubauen, sondern eher als Friedensangebot. Glaube aber das könnte missverstanden werden. Man hat jetzt 5 Monate keinerlei Kontakt zueinander gehabt, wir folgen uns ja auch nicht mehr auf social media.
Habt ihr nen Tipp wie ich vielleicht endgültig aufhören kann darüber nachzudenken ?
Er ist schlicht auch einfach nicht mehr der Mensch, der er mal war. Als ich ihn letztes Mal sah hatte er locker 15 kg zugenommen und war stark am rauchen. Wir haben zusammen immer Sport getrieben.
Die Neue hat wohl auch versucht mich zu kontaktieren. Vielleicht hat auch das mich nochmal ein wenig mehr in die alte Sache hereingezogen. Anscheinend aus schlechtem Gewissen,ihn doch genommen zu haben, obwohl sie bei mir so vehement abgestritten hat, dass sie Interesse an ihm hat. Da wir über Ecken einen gemeinsamen Freundeskreis haben, war es ihr wichtig zu betonen, dass mir gegenüber kein böses Blut herrscht. Weiß ehrlich gesagt nicht was ich davon halten soll.
Ansonsten bin ich froh dass es mir soweit ganz gut geht und ich zumindest nicht mehr akut leide. Ich kann mich um meine Uni und die Arbeit kümmern, mein Freundeskreis ist nach wie vor vorhanden (wofür ich super dankbar bin), immerhin habe ich meinen Freundschaften 2020 wirklich sehr viel abverlangt und diese Menschen geben mir durchgehend ein gutes Gefühl. Meine Therapie verfolge ich nach wie vor. Auch plane ich eventuell noch für ein Praktikum alleine ins Ausland zu gehen, weil ich durch die letzten 1,5 Jahre gemerkt habe, wie wichtig es ist sich selbst zu fordern. Es macht mir Spaß neue Dinge zu entdecken und meine Comfortzone zu verlassen (nach dem Motto, nach der ganzen Sch****) erschüttert mich nichts mehr. Ansonsten liegt mein Fokus momentan definitiv auf Uni und meiner Familie. Alles andere versuche ich auf mich zukommen zu lassen, auch wenn es schwer ist manchmal, wie ihr ja merkt, insofern ihr meinen wirren Gedanken folgen könnt Da ich dieses Jahr mein Studium beenden werde und nach wie vor nicht weiß wo die Reise danach hingeht (ob ich z.B. vielleicht auch den Schritt wagen sollte mal ganz hier wegzugehen oder auch in welche Richtung ich mich orientieren möchte, ist eben auch beruflich alles offen aktuell. Ich hoffe mein Text klingt nicht zu dramatisch, habe momentan einen kleinen grüblerischen Durchhänger seit einigen Tagen, aber alles in allem geht's mir wirklich viel besser als noch vor einem halben Jahr.
In diesem sinne, der Text ist schon wieder viel zu lange geworden. Ich drücke euch.
01.07.2021 09:35 •
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