Erstmal vielen, vielen Dank für Eure schnellen und z.T. sehr ausführlichen Antworten.
Das habe ich nicht erwartet, sonst hätte ich gleich mehr Details genannt.
Ich kann nicht auf alles explizit eingehen, kläre aber gerne das Gröbste auf:
Bereits in unserer Anfangszeit (ich 22, sie 21) habe ich schnell gemerkt, dass sie schwere Probleme hatte. Es äußerte sich in extremem Misstrauen, später in heftiger Eifersucht (Verlustängste) und irrationalen/impulsiven Reaktionen, welche wiederum in theatralischen Heulanfällen endeten. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits ihr Trostpflaster, ihren Hund.
Ausgezogen ist sie mit 18, um ihrer extrem narzisstischen und manipulativen Mutter zu entkommen. In unserem ersten Jahr hatten die beiden noch Kontakt, dann sind wir zusammengezogen und sie konnte auf ihren Wunsch hin komplett den Kontakt zu ihrer Mutter beenden und hat gleichzeitig eine Therapie begonnen, mit Unterbrechungen über rund 3 Jahre.
Es wurde mit Beginn der Therapie schlagartig besser. Sie wurde ausgeglichener, berechenbarer, selbstsicherer, rationaler. Aber immer noch weit weg von „normal“.
Ich wollte sie damals, weil sie für mich eine glatte 10 war. Wunderschön, süß und gleichzeitig extrem heiß. Traumfrau. Heute habe ich gelernt (u.a. auch durch meine Therapie), dass ich auf der einen Seite mehr eine „Challenge“ brauchte (hier eine extrem anspruchsvolle und komplizierte, schöne Frau) und auf der anderen Seite starke Minderwertigkeitskomplexe hatte, weshalb mir mein Unterbewusstsein sagte, ich wäre mehr wert, mit so einer heißen Frau an meiner Seite. Etliche Komplimente aus dem Freundeskreis, teilweise Neid (anfangs…) hatten mich darin nur noch mehr gestärkt. Das war jedenfalls die Grundmotivation. Toxische Beziehung vorprogrammiert…
Irgendwann habe ich gemerkt, dass da trotz der heftigen Probleme mehr ist. Dass sie viel Gutes in sich trägt, eine sehr unschöne Kindheit und Jugend erleben musste, ihre Eltern es wie gesagt völlig verkackt haben (Mutter Narzisstin und nicht in der Lage zu lieben, Vater früh abgehauen und sich kaum für verantwortlich gehalten) und ich nicht mehr von ihr los komme.
Ich wusste immer, diese Schattenseiten sind nicht sie. Ich wollte sie unterstützen, sie hat auch schnell erkannt, dass ich ihr Ruhepol war. Nach fast einem Jahr Fernbeziehung habe ich trotzdem Schluss gemacht, da ich gemerkt habe, dass mein Verstand diesen Stress (ständige Streits wegen den banalsten Dingen) nicht mehr aushalten konnte. Sie hat dann heftigst um mich gekämpft und ich bin eingeknickt. Daraufhin folgte das Zusammenziehen (war mehr finanzielle Notwendigkeit als Wunsch), 500km von meiner Heimat entfernt, in ihre Heimat, aber es wurde wie beschrieben durch ihren Kontaktabbruch mit der Mutter und ihrer Therapie erstmal schlagartig besser. Hoffnung.
Es folgten schöne Jahre, manchmal gestört durch immer noch heftige Streits, jedoch selten und die waren schnell überwunden. Ich wollte manchmal wieder fliehen, hab’s aber nicht geschafft. Irgendwas hat mich immer zu ihr zurückgezogen. Ich wollte weder sie noch uns aufgeben, hab weiterhin das Gute in ihr gesehen und das wollte ich nicht wegwerfen. Es gab ja auch gute Dinge… schöne Urlaube zusammen, tiefgründige Gespräche, viel Spaß und Lachen, perfekter S.…
Dann kam die Zeit, als ich beruflich in ein sehr gefährliches Gebiet musste. Die Wahrscheinlichkeit war nicht sehr hoch, dass ich gesund oder lebendig zurückkehren werde (diesen Job hatte ich mir ausgesucht, weil ich mir selbst etwas beweisen musste; meinen Mann stehen musste; Vaterkomplex…). Sie machte mir mehrmals deutlich, dass sie keinen anderen Mann in ihrem Leben und nur eine Familie mit mir gründen wollte. Sollte ich nicht zurückkehren, wollte sie trotzdem nur von mir ein Kind. Eine lebendige Erinnerung an mich. In einem Moment der intensiven Liebe (?) und Vertrautheit, haben wir’s drauf angelegt. Volltreffer… sie wurde schwanger. Dann war ich erstmal einige Monate weg.
Es folgten Hochzeit, Geburt, das Genießen der eigenen, kleinen Familie. Es war ein Zeitraum von einigen Monaten, in denen mal alles gut ging und es keinen nennenswerten Streit gab.
Dann, 2 Tage vor Weihnachten, besuchte der unheilbare Krebs meine Mutter, Endstadium. Das riss mir den Boden unter den Füßen weg. Es folgten Schuldgefühle. Ich hatte sie in den letzten Jahren seltenst besuchen können. Entweder war’s die Arbeit oder meine Frau und eben auch 500km zwischen uns.
Ich stand all die Jahre zwischen den Stühlen, musste zwischen beiden immer vermitteln und schlichten.
Meine Mutter warnte mich damals schon von Anfang an: „Tu das nicht. Sie trägt den Teufel in sich. Ich sehe es in ihren Augen.“ - dementsprechend abweisend und mich „schützend“ behandelte sie meine neue Freundin, aber trotzdem stets auf Augenhöhe, nur eben sehr sachlich und nicht liebevoll. Das Gegenteil war bei meinen beiden Exfreundinnen der Fall - die halten bis heute Kontakt zu meiner Mutter und haben sie in den letzten Jahren öfter gesehen, als ich…
Meine Mutter hat immer versucht, mit ihr auszukommen, es zu akzeptieren, aber hier und da sind mal kleine Sprüche rausgerutscht, die meine Frau zum explodieren gebracht haben. Aber auch meine Frau hat versucht, es zu akzeptieren und irgendwie miteinander auszukommen. Sie hatten sich beide zwischendurch mal gut verstanden und hatten sogar ein liebevolles Verhältnis, bis meine Frau mal völlig die Stimmung gekippt hatte und mich niveaulos übelst zur Sau gemacht und blamiert hatte - vor ihrem Vater und seiner Frau, vor meiner Mutter und ihrem Lebensgefährten, vor meinem besten Freund und ihrer besten Freundin. Ab da war’s dann gelaufen. Meine Mutter hat generell immer mal wieder mitbekommen, wie ich z.T. unter ihr gelitten habe und es mir schlecht ging. Das konnte sie wohl nicht hinnehmen und hat’s meine Frau spüren lassen. Mein langjähriger, bester Freund ebenso. Meine Frau forderte dann lange (bis heute) meinen Kontaktabbruch zu meiner Mutter, hat mich ständig stark unter Druck gesetzt. Es hätte ihr nicht gereicht, wenn es separate Treffen gegeben hätte und nur sie nichts mehr mit meiner Mutter zu tun gehabt hätte. Auch dies war noch so, als meine Mutter die Diagnose bekam. Ich wäre ihr sonst nicht loyal gegenüber und würde meine eigene Frau verraten.
Die Chance auf eine Oma für unsere Tochter will und wollte sie ebenfalls nicht gewähren, obwohl meine Mutter nie einen negativen Einfluss auf unsere Tochter hatte, sehr lange viele Kinder in der Lebenshilfe betreut hat, pädagogisch sehr kompetent ist und generell ein sehr korrekter, aufrichtiger, ehrlicher und ein von vielen langjährigen Freunden extrem geschätzter Mensch ist. Bis heute durfte meine noch lebende Mutter ihre Enkeltochter ganze 3 mal sehen, sie leidet sehr darunter und ich auch.
Ausnahmslos alle in unserem Freundes- und Familienkreis (nicht mehr viele…) standen und stehen hinter mir, bzgl. mir und meiner Mutter und auch bzgl. der Tochter-Oma-Geschichte. Sie wissen ja alle, wie meine Frau ist… haben mich teilweise auch gewarnt und Trennung empfohlen. Die Probleme zwischen uns wurden so präsent, dass es jeder mitbekommen hat und live bei Streits dabei war. Es folgten oft einige, heftige Kommentare aus der Runde wie „sie muss in die Geschlossene“, „sie ist krank“, „die braucht mal einen Schlag in die Fresse“…
So zieht es sich seit jeher durch…
Nur zu unserer Tochter ist sie wie ein Engel. Ich kann meine Tochter derzeit aus beruflichen Gründen noch nicht alleine nehmen. Sie ist zwar in der Kita, aber nur 6 Stunden und länger soll sie auch nicht da sein. Und wie gesagt, ich spüre, dass sie ihre Mutter noch mehr braucht als mich und das soll sie so lange haben, wie es geht (die Psychologie und Biologie sind sich hierbei übrigens einig; natürlich nur, solange ihre Mutter keinen merklichen negativen Einfluss auf sie hat). Bis jetzt bin ich geblieben, weil ein Kind grundsätzlich beide Elternteile braucht. Und, weil ich weiß, dass meine Frau es derzeit wahrscheinlich nicht alleine (im Alltag) schaffen wird, wenn ich nicht spätestens nach zwei Tagen wieder alles Zuhause übernehme und sie sich zurückziehen kann. Sie ist wie gesagt seit Jahren maßlos überfordert und null stressresistent, auch z.T. schon vor unserer Tochter. Außer bei meiner Tochter, die liebt sie über alles, aber auch hier ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem sie nicht mehr kann und sie mir unsere Tochter übergeben muss, damit sie sie nicht anschreit. Ich musste z.B. des Öfteren meinen Sport (2x pro Woche für 90min, meine einzige Freizeitbeschäftigung) mitten drin abbrechen und sofort nach Hause rasen.
Auf unserer Hochzeit hat ihr Vater zu meiner Mutter gesagt: „ich bin froh, sie endlich abgeben zu können. Was hat sie mich nur an Geld gekostet“…
Wir haben, nachdem auch sie ihre Ausbildung beendet und dann Vollzeit gearbeitet hatte, alles 50/50 geteilt. Aber habe ich nicht ständig neue Deko mit bezahlt, dann wollte ich kein schönes Zuhause haben und von ihr würde dann gar nichts mehr kommen. Wollte ich nicht mit ihr in einen teuren Urlaub fliegen (der erste sogar auf Kredit!), dann war ich langweilig und wollte nichts Schönes mit ihr machen. Wär der Verlobungsring kleiner gewesen, würde ich sie nicht wirklich wollen. Hätte die Hochzeit nicht an einem schönen Ort stattgefunden, wärs mir ja gar nicht so wichtig gewesen, sie zu heiraten. Im Zweifel ging’s in Diskussionen dann so weit, dass ich sie ja gar nicht lieben würde und doch gehen solle, wenn sie so schlimm sei. Gefolgt von Geschrei, wiederum gefolgt von emotionalem Zusammenbruch. Ich kam dagegen einfach nicht an.
Ich könnte noch etliche Dinge aufzählen. Ich würde euch bitten, der Einfachheit halber, einfach mal davon auszugehen, dass das Geschriebene die reflektierte Wahrheit ist. Sie ist die einzige Person, die ich kenne, die seit Jahren ständig Konflikte mit ausnahmslos allen Personen in ihrem Umfeld hat, egal, ob Familie, Freunde, Nachbarn, Kollegen.
Ich hoffe, das gibt Euch jetzt etwas mehr. Sorry für den langen Text, aber Ihr wolltet das ja so…
Wahrscheinlich liest sich hier kein durchgehender roter Faden, auch sorry dafür. Ich schieb‘s mal auf die Schlafprobleme. Letzte Nacht waren’s immerhin drei Stunden.
Und nochmal danke. Ich bin gespannt auf weitere Antworten.