Ich habe vor etwa drei Monaten gemerkt, dass ich mit einer Kollegin sehr gute Gespräche führen konnte. Ich bin über 20 Jahre älter als sie, aber sie war für ihr Alter (27 Jahre) sehr reif. Sehr selbstbewusst, stolz, intelligent – oft konnte sie meine Gedanken lesen. Wir führten tiefe Gespräche über Charakter, Vorlieben und Lebensansichten. Irgendwann verbrachten wir fast jeden Abend eine Stunde im Video-Chat. Und wir fingen beide an, die Wochenenden zu hassen, weil wir dann nicht miteinander sprechen konnten.
Ich bin seit über 20 Jahren verheiratet und dachte immer, ich liebe meine Frau. Aber mit meiner Arbeitskollegin fühlte ich mich zum ersten Mal seit Langem nicht mehr allein, weil sie mich so gut verstand. Wir waren intellektuell extrem kompatibel, und das hatte mir in meiner Beziehung gefehlt. Mit der Zeit fand ich sie auch äußerlich umwerfend – ihre Augen hatten eine magnetische Wirkung – und irgendwann verliebte ich mich in sie.
Ich dachte, sie empfinde nicht das Gleiche. Dennoch fragte ich sie, ob sie mit mir essen gehen wolle, und sie organisierte das Restaurant. Als wir dort ankamen, wurde mir klar, dass sie dasselbe wollte: Es war perfekt vorbereitet, romantisch. Und mitten im Gespräch küssten wir uns zum ersten Mal. Die Geschichte dauerte einen Monat – bis ich dann gefeuert wurde.
Zunächst dachte ich, meine Kündigung sei vielleicht sogar positiv, weil damit ein Konflikt gelöst war. Gleichzeitig befürchtete ich, dass mein beruflicher Status für sie Teil meiner Attraktivität gewesen war. Ich nenne sie hier Lea (fiktiver Name).
Lea hatte mich schon Wochen zuvor mit meiner Ehe konfrontiert. Sie sagte, sie habe hohe moralische Prinzipien und finde es nicht richtig, mit einem verheirateten Mann zusammen zu sein. Ich antwortete ihr, dass ich das genauso sehe und dass meine Absicht sei, mich zu trennen, wir uns aber gleichzeitig erst einmal besser kennenlernen sollten. Sie war damit einverstanden, begann mich aber zu challengen: Sie wollte wissen, wie ich bisher mit meiner Frau über den Zustand unserer Beziehung gesprochen hatte. Was ich ihr erzählte, fand sie nicht klar genug und sie drängte mich, ein offenes Gespräch zu suchen. Das fand ich fair und richtig, und deshalb überlegte ich mir, wie ich das Gespräch gestalten könnte, um meine Frau auf eine mögliche Trennung vorzubereiten oder zumindest ehrlich über meine Gefühle zu sprechen.
Eine Woche vor meiner Kündigung traf ich Lea und wir sprachen viel. Ein Thema war ihr idealer Mann. Ich erfüllte alle Kriterien – bis auf einen Satz: „Mein idealer Mann ist nicht verheiratet.“ Das spornte mich zusätzlich an, endlich mit meiner Frau zu sprechen.
Lea und ich waren im Kennenlernprozess, und ich wollte nicht, dass unsere Beziehung von Schuldgefühlen überschattet wird. Ich wollte alles tun, um uns eine echte Chance zu geben.
Eine Woche nach meiner Kündigung sprach ich mit meiner Frau. Ich wollte, dass wir beide erkennen, dass unsere Beziehung im Grunde tot ist, dass wir als Mann und Frau kaum noch existieren, nur funktionieren, Projekte stemmen, Eltern sind. Meine Frau gab zu, dass wir charakterlich sehr unterschiedlich sind und eigentlich nicht zusammenpassen. Das Gespräch entwickelte dann eine Dynamik, und das Wort „Trennung“ fiel. Bei diesem Wort bekam meine Frau Panik und realisierte, dass meine Gefühle nicht mehr da waren. Sie wollte dann selbst die Trennung – und zwar schnell. Das war am Wochenende.
Lea meldete sich das ganze Wochenende nicht – kein einziges Wort. Sie sagte, sie wolle eine Freundin in Holland besuchen, aber ich hatte ein komisches Gefühl.
Am Montag wollte ich Lea erzählen, was passiert war. Als sie hörte, dass meine Frau sich trennen wollte, erstarrte sie. Sie war schockiert. Die unbeschwerte Phase war plötzlich vorbei, und sie musste Farbe bekennen.
Lea hatte Angst: Sie liebt Festivals in Holland, lebt in NRW, ich in der Schweiz. Sie fürchtete, durch eine Beziehung mit mir ihr Party-Leben aufgeben zu müssen. Ich versuchte sie zu beruhigen: Ein Flug Zürich–Amsterdam dauert nicht länger als eine Autofahrt nach Holland. Und wenn Holland für uns beide wichtig wäre, könnten wir sogar dort ein Haus kaufen. Ich sagte ihr zusätlich, dass wir nicht zwingend in der Schweiz leben müssten.
Aber sie war zu schockiert. Alles ging ihr zu schnell. Sie sagte: „Ich dachte, wir hätten viel mehr Zeit.“
Ich war extrem besorgt – ich hatte zwei massive Herausforderungen gleichzeitig: Jobsuche und Streit mit meinem Arbeitgeber, plus die Trennung von meiner Frau. Lea zu verlieren hätte ich nicht verkraftet. Ich war und bin verliebt; sie war in diesem Moment mein Halt, auch wenn unsere Beziehung frisch war.
Wir sprachen in der Woche noch einmal, aber ich merkte, dass sie sich entzieht. Sie sagte, sie wolle mit Freunden sprechen und eine dritte Meinung einholen. Sie sagte: „Ich muss mir genau vorstellen, wohin diese Reise führt, sonst hat es keinen Sinn, weiterzufahren.“ Ich sagte ihr, dass man im Leben nicht alles planen könne und dass Liebe auch Gelassenheit braucht. Wir wollten zwei Wochen später eine Woche Urlaub machen – aber es kam nie dazu.
Am folgenden Dienstag rief sie mich nach einem Geschäftstermin aus dem Auto an. Ich hatte eine Woche gewartet. Sie fing das Gespräch auf einer unmöglicher Art an in dem sie sagte, dass der Manager der mich kündigte eigentlich ganz umgänglich ist und ansonsten wollte das Gespräch nicht wirklich ins Rollen bringen. Sie war masslos überfordert weil sie maximal schlechtes Gewissen hatte. Ich musste sie also ganz konkret fragen und dann musste sie antworten und dann sagte sie dass sie Schluss machen will. Sie will grundsätzlich keine Beziehungen mehr mit niemandem. Ja sie hatte mit 27 noch nie eine Beziehung, bei mir kam sie am weitesten und ich sei der beste Mann gewesen, den sie hatte aber sie will ein Leben ohne Beziehung führen. Sie weiss nicht was die Leuten an Liebe finden, schon die Tatsache dass man eifersüchtig ist erwidert sie. Wozu ist liebe gut sagte sie? Sie lebe nach einem anderen Modell. Sie dachte, sie sei wieder bereit für eine Beziehung – aber habe sich geirrt.
Ich sagte ihr, dass sie im Angstmodus sei und man dort keine guten Entscheidungen treffe. Ich bat sie, trotzdem mit mir in den Süden zu kommen, um alles in Ruhe zu besprechen. Ich akzeptiere ihre Entscheidung – aber ich brauche Zeit, um sie zu verarbeiten, und sie ebenfalls. Eine Trennung am Telefon sei nicht der richtige Rahmen. Sie sagte, ein Treffen im Süden sei auch nicht der richtige Rahmen, weil sie so ihre Gefühle nicht „wegkriegen“ könne. Sie wolle diese Gefühle aber wegkriegen. „Wir waren nur einen Monat zusammen“, sagte sie. Ich bat sie mehrfach, wenigstens für zwei Tage zu kommen. Sie kam nicht – das Ticket ließ sie verfallen.
Seitdem ghostet sie mich. Keine Nachricht wurde je beantwortet.
Ich fand dann ihren öffentlichen Instagram-Account mit über 2000 Followern. Ich wusste von ihrem Partyleben, aber die Fotos trafen mich hart: freizügige Outfits, enger Körperkontakt mit Männern – etwas, das ich in einer Beziehung niemals akzeptieren könnte zumindest nicht so ausgeprägt. Ich sah auch, dass sie das Wochenende, an dem ich mit meiner Frau sprach, auf einem Festival war – mit einer Gruppe von Freunden. Sie hatte mich angelogen, vermutlich um mich zu schützen, aber diese Freizügigkeit überschritt meine Grenzen, vor allem weil wir noch zusammen waren.
Lea lebt zwischen zwei Welten: der professionellen, in der sie reif wirkt, und der Festival-Welt, in der sie Bühne und Aufmerksamkeit sucht. Sie sagte mir einmal, ein Festival sei für sie besser als eine Beziehung, weil sie dort intensiver fühle. Aber diese Intensität ist oberflächlich – und dass sie den Wert einer Beziehung nicht versteht, zeigt ihre emotionale Unreife.
Meine Herausforderung ist: Ihr Verhalten hat mich tief verletzt – die Kälte der Trennung, das Ghosting, die Weigerung, ein letztes klärendes Gespräch zu führen, die Lügen, das völlige Fehlen von Mitgefühl in meinem schlimmsten Moment. Ich will vergeben, um mich zu befreien, aber wie soll ich ihr vergeben? In einem Abschiedsbrief erklärte ich ihr, wie unmenschlich ihr Verhalten war, und auch wie sehr ich am Abgrund stand. Am Ende vergab ich ihr dort – doch nachdem ich ihre Lügen und ihr Ghosten sah, weiß ich nicht mehr, ob ich vergeben kann.
Ich bin jetzt in psychiatrischer Therapie. Es war zu viel. Es ist nicht nur Liebeskummer – ich habe ein Trauma davongetragen. Ich bin gebrochen und muss an vielen Fronten kämpfen: Jobsuche, Streit mit der Firma, Trennung oder vielleicht Rettung meiner Ehe. Aber ich weiß nicht, woher ich die Kraft nehmen soll. In 14 Tagen wurde mein Leben zur Hölle – und ich darf nicht einmal sauber abschließen, weil Lea sich weigert, mit mir zu reden. Ich weiß nicht, ob ich vergeben und loslassen kann. An manchen Tagen sage ich mir: Zieh einen Schlussstrich. An anderen brennt das Gefühl nach Gerechtigkeit. Ich finde, sie sollte wissen, was ihr Verhalten angerichtet hat. Es wird eine neue Version von mir geben, aber ich bin sicher, dass ich Spuren davon tragen werde – weil so vieles ungelöst bleibt. Ich habe mich definitiv in den falschen Menschen verliebt aber ich kann nicht einfach so loslassen weil der Schmerz verursacht durch die Ungerechtigkeit zu stark brennt.
30.11.2025 21:14 •
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