Liebe User,
durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen.
Ich kann vieles, was hier geschrieben steht, aus eigener Erfahrung nachvollziehen.
Über vier Jahre war ich mit meiner Gefährtin zusammen. Wir haben uns im Sommer 2012 Hals über Kopf verliebt: beide verheiratet, beide vier Kinder. Ich wusste von Anfang an, dass sie die Frau meines Lebens ist.
Ich habe es nie geschafft, den Schritt zu gehen, mich zu ihr zu bekennen: aus Feigheit, aus sozialer Konvention, aus meiner verdammten Sozialisierung als Katholik. Dazu kam, dass sie mich während unserer Zeit zwei Mal betrogen hat (doofes Wort für jemanden, der selbst die Ehefrau betrügt). Das hat mir am Ende den letzten Mut geraubt, mit ihr zu gehen.
Am Ende hat sie den zweiten Mann, mit dem sie mich betrogen hat, nachdem sie sich hat scheiden lassen, heute vor einem Monat geheiratet. Zwei Jahre hat sie mit ihm zusammengelebt, während sie sich mit mir getroffen hat und verreist ist. Ihr lacht vielleicht über solche Geschichten. Aber sie schreibt das Leben - und nie hätte ich gedacht, dass ich einmal in so etwas hineingeraten würde. Ich selbst habe daraus ein Romanmanuskript gemacht, um im Schreiben diese Geschichte für mich selbst zu verarbeiten.
Mein bester Freund und auch mein Therapeut (ja, soweit ist es gekommen) sagen, dass es sicher nicht gut gegangen wäre, hätte ich mich zu ihr bekannt und mein altes Leben verlassen. Und auch mein rationaler Teil in mir sagt: genau, sie hätte dich irgendwann wieder betrogen, dich vielleicht verlassen.
Und doch kann ich denen nur zustimmen, die sagen: auch um des eigenen Friedens Willen muss man manchmal Risiken eingehen und muss etwas wagen - auch, wenn es vielleicht kein gutes Ende nimmt. Aber hinterher ist man immer klüger; so wie ich jetzt.
Im Grunde genommen spüre ich, dass ich in meinem alten Leben nicht mehr bleiben kann. Ich versuche zwar, auf Anraten des Therapeuten, neue Bande mit meiner Frau zu knüpfen, aber das ist verdammt schwer. Denn letztlich - muss ich bekennen - war die Entfremdung in unserer Ehe das Einfallstor, durch dass ich mich meiner Gefährtin geöffnet habe.
Naja, viel wirres Zeug am Morgen - und meine Gefährtin und ich sind schon seit über sechs Monaten getrennt. Sie hat Schluss gemacht, nachdem sie sich mit dem anderen Mann neu verlobt hat. Aber es schmerzt halt manchmal so sehr, dass ich fast umkomme - auf Gechäftsreisen, im Auto, im Hotel oder auch zu Hause unter der Dusche muss ich manchmal weinen wie ein Schlosshund. Aber Lamoyanz ist auch fehl am Platz. Manche Gelegenheiten muss man einfach ergreifen - man hat sie vielleicht nur einmal im Leben.
Ich wünsche allen den Mut, nicht nach Kopf oder Bauch zu entscheiden, sondern nach dem Herzen. Das alleine bringt inneren Frieden. Meine Lektion, das nicht getan zu haben, habe ich bitter gelernt.
13.11.2017 09:24 •
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