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Ist das der Alltag?

Waris07
Hallo @KaterCarlo,

für mich klingt das, was du beschreibst, sehr nach einer Überlastungssituation – und zwar nicht nur bei dir, sondern auch bei deiner Frau. Wenn man als Paar nur noch funktioniert, bekommt das meistens die ganze Familie zu spüren. Auch Kinder merken, wenn die Eltern innerlich am Limit sind, und reagieren dann oft noch angespannter oder fordernder.

Vielleicht wäre es gut, wenn ihr euch einmal in Ruhe zusammensetzt und euch gegenseitig erzählt, wie ihr euer Leben im Moment erlebt:
Was fühlt jeder von euch?
Was fehlt euch?
Wo habt ihr das Gefühl, nur noch im Hamsterrad zu rennen?

In diesem Zusammenhang kann ich euch wirklich den Podcast: Die Sache mit der Liebe, empfehlen. Dort gibt es einige Folgen genau zu diesem Thema – wie der Alltag Paare auffrisst, welche Dynamiken dabei entstehen und welche Wege es gibt, wieder herauszufinden.

Wichtig könnte für euch sein, gemeinsam zu überlegen:
Wie können wir wieder Raum für uns selbst schaffen – und auch Raum für uns als Paar?
Das bedeutet manchmal auch, an anderen Stellen Abstriche zu machen und Prioritäten neu zu setzen.
Aber genau das ist oft der erste Schritt, um sich nicht mehr nur wie nebeneinander her funktionierende Alltagsmanager zu fühlen.

16.11.2025 10:57 • x 1 #31


Y
Ich finde, du hast hier schon sehr viel guten Input bekommen.

Das Gefühl, was du beschreibst, geht oft einher mit dem Gefühl, nicht mehr handlungsfähig zu sein. Du wirkst an vielen Punkten abhängig. Abhängig davon, wie deine Tochter agiert. Abhängig davon, wie deine Frau reagiert. Abhängig von deinen Verpflichtungen. Abhängig davon, wer mit dir Zeit verbringen will. Usw.

Diese gefühlte Handlungsunfähigkeit ist häufig sowohl Grund, als auch Ausdruck eines (beginnenden) Burnouts. Du kannst aber auch versuchen, dir an verschiedenen Stellen deine Handlungsfähigkeit wieder zurück zu holen.

Zum Beispiel:

- rede nochmal klar mit deiner Ehefrau (die möglicherweise in der gleichen Spirale festhängt). Nehmt euch dafür Zeit und Raum ohne Kinder. Legt fest, was wer in der Familie braucht und wo gehandelt und verändert werden muss. Eure Tochter braucht eine Abklärung, denn es klingt schon sehr nach Autismus/Neurodivergenz. Sie braucht das für sich, ihr braucht das und auch das jüngere Kind braucht das. Denn es ist unfair ihm diese Aufmerksamkeit zu entziehen, nur weil sich Mutter und Tochter sperren. Deine Frau muss einsehen, dass ihre Grenzen erreicht sind und erreicht sein dürfen, wenn das Familiengefüge unsicher wird. Und deine Tochter muss einsehen, dass ihr als Erwachsene und Eltern entscheidet und nicht sie. Sie darf dann toben und wütend sein und ihr dürft das aushalten und trotzdem und gleichzeitig dafür sorgen, dass sie die Hilfe bekommt, die sie offenbar braucht.

- geh mit deiner Frau auch in das Gespräch über deine grundsätzliche Gefühlswelt. Darüber, dass du dich ausgeschlossen fühlst. Was das mit dir macht. Über deinen Rückzug. Und das alles. Gleichzeitig sollte auch deine Frau Raum haben, über z.b. ihren mental load zu sprechen.
Überlegt gemeinsam, wie man Dinge verändern kann. Dich einzubinden kann sie entlasten. Die Kinder werden sich umgewöhnen, aber die Zeit der Umgewöhnung darf man ihnen auch geben. In so einer Phase ist Reibung normal. Sie sollte kein Grund sein, es dann einfach reflexartig zu lassen, sondern weiter in die Kommunikation zu gehen.

- wenn ihr alleine diese Gespräche nicht schafft, dann investiert in ein paar Stunden Paartherapie. Hier hättet ihr die Möglichkeit, dass euch jemand dabei hilft, euch zu sortieren. Das kann extrem hilfreich sein und steht möglicherweise an erster Stelle, also bevor ihr Veränderungen an die Kinder weiter tragt.

- Schau, welche Verpflichtungen unwichtig sind. Muss der Garten immer gepflegt sein? Müssen die Kinder in lauter Vereine? Was könnt ihr outsourcen und was sind ggf. nur gelernte gesellschaftliche Verpflichtungen und euch in Wahrheit herzlich egal? Schaut hin, dass ihr das Leben lebt, was ihr wirklich wollt. Und keine Rolle spielt.

- wenn dir Sport sehr wichtig war, dann guck, dass und wohin du den Schwerpunkt verlagern kannst. Statt Laufen z.b. Schwimmen. Statt regelmäßig Training, jetzt regelmäßig Meditation. Auch hier ist ja nicht alles weg, sondern es verändert sich einfach.

- Für Freundschaften muss man auch etwas tun. Ladet selbst regelmäßig ein. Warte nicht darauf, dass sie kommen, sondern geh in Vorleistung. Aktivier alte Freundschaften. Sprich mit ihnen über deine Sehnsucht. Öffne dich. Nur so kommst du von der belanglosen Ebene wieder auf eine tiefere.

- Erst wenn das alles gelöst ist, wenn ihr beide wieder ausgeglichener seid, sehe ich die Möglichkeit, mit deiner Frau über die Gestaltung des Sxlebens zu sprechen. Denn unter Druck entsteht weder Leidenschaft noch Leichtigkeit. Gib euch Zeit. Solche Phasen gehören bei Eltern und mit dem älter werden einfach dazu. Aber je mehr Kontrolle du wieder an anderen Stellen erlebst und je mehr Einigkeit und echte Verbindung zwischen euch ist, desto besser und schneller gehen solche Phasen auch vorbei.

16.11.2025 10:59 • x 11 #32


A


Ist das der Alltag?

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R
Zitat von KaterCarlo:
Okay. Dann kümmere ich mich um unsere Luxusprobleme bzw. akzeptiere diese als Alltag. Besten Dank für eure Beiträge.

Klingt irgendwie trotzig oder doch nicht?

Ich lese ehrlich gesagt keine wirklich ernsthaften Probleme, sondern einfach alles, was das Leben so im Laufe der Zeit mit sich bringt.

Nur ne kleine Anekdote am Rande:

Ich/Wir zählen uns zur Mittelschicht und sind vor 12 Jahren auf ein kleines Dorf gezogen. Die Leute hier sind an sich nett, es ist schön. Aber, deren größtes Bedürfnis sind alles und jeden Anlass mit riesigen Besäufnissen zu feiern, weil denen offenbar nichts Besseres einfällt. Von daher bleibt es bei Guten Tag und wir unternehmen eher Dinge mit unseren Freunden aus der Stadt.

16.11.2025 11:04 • x 2 #33


Y
Luxusprobleme oder nicht. Hier hat jemand einen Leidensdruck und es ist doch gut hinzuschauen, bevor sich dieser z.b. in einer richtigen Depression manifestiert, es zu Untreue, Trennung oder sonstwas kommt.

16.11.2025 11:07 • x 6 #34


GreenTara
@rudi333
Zitat von rudi333:
Ich lese ehrlich gesagt keine wirklich ernsthaften Probleme

Der TE entscheidet, bzw. fühlt, ob seine Probleme ernsthaft und belastend genug sind, um sich hier Denkanregungen zu holen.

16.11.2025 11:09 • x 3 #35


Sonnenschein85
Zitat von rudi333:
Klingt irgendwie trotzig oder doch nicht? Ich lese ehrlich gesagt keine wirklich ernsthaften Probleme, sondern einfach alles, was das ...

Ja. Das klingt nach viel Frustation. Ich denke auch das es vielen Menschen in Beziehungen mit Kindern so geht. Aber ich denke auch das man zusammen als Team es da raus schaffen kann. Das man aber natürlich nicht erwarten kann das alles leicht und unbeschwert wird wie vor den Kindern. Es gibt Lebensabschnitte. Und der jetzige scheint schwer zu sein. Man darf sich dabei nur nicht komplett verlieren. Es wird auch wieder einfacher werden.

16.11.2025 11:11 • x 2 #36


M
Zitat von KaterCarlo:
Hallo zusammen, ich habe mir lange überlegt, meine Gedanken in einem Forum niederzuschreiben und heute mache ich es. Warum kann ich gar nicht genau sagen - vielleicht tut es mir ja gut. Kurz zu mir: ich bin verheiratet, habe zwei Kinder im alter um zehn Jahre, bin 40 und habe es vermutlich beruflich sehr weit ...

Guten Morgen
habe deinen Text gelesen. Was mir zunächst ins Auge sprang, war das mit dem Rollenspiel, das deine Tochter regelmäßig benötigt.
Was genau meinst du damit ? Klingt irgendwie schräg und sie ist offenbar mit ihrer täglichen Wut ect. ein Symptomträger in euerm System.

16.11.2025 11:14 • x 5 #37


Sonnenschein85
Zitat von Mada:
Guten Morgen habe deinen Text gelesen. Was mir zunächst ins Auge sprang, war das mit dem Rollenspiel, das deine Tochter regelmäßig benötigt. Was ...

Das fragte ich mich auch.

16.11.2025 11:19 • x 2 #38


mokka_23
@KaterCarlo Es wurden schon viele gut Sachen geschrieben. Mein Beitrag als Ergänzung und persönliche Sichtweise deiner Situation. Kinder zu haben ist eine Herausforderung und kann teilweise einschränken. Nun sind sie da und es ist deine Aufgabe als Elterteil eine Beziehung zu deinen Kindern herzustellen, auch wenn es dir nicht leicht fällt. Gelingt es dir, wirst du später sehr glücklich darüber sein.

Bezügl Sozialleben und S ex, ja du musst aktiv werden und auf andere Menschen eingehen und auch dort Beziehungen pflegen. So geht es allen, nicht nur dir, aber vielleicht fällt es dir schwerer als anderen? Auch deine Tochter scheint mit sozialen Interaktionen ihre Schwierigkeiten zu haben. Vielleicht liegt es in der Familie?
Punkto S exleben, du schreibst sehr klar, was dich anmacht, aber S ex macht man idealerweise nicht alleine. Weisst du worauf deine Frau steht? Wie se sich fühlt, wenn sie sich so kleidet, wie's dir gefällt. Ich nehme dich wahr, als jemand sehr selbstzentrierter, der wenig Interesse an anderen hat und auch wenig Dankbarkeit empfindet, ich würde an deiner Stelle daran arbeiten und versuchen, ein andere Perspektive auf dein Leben zu gewinnen.

16.11.2025 11:28 • x 4 #39


mokka_23
@Mada Ich kenn mich damit nicht aus, aber es klingt für mich ein bisschen nach einer Autismusspektrumstörung. Diese Kinder haben oft Probleme mit der Regulation von Emotionen.

16.11.2025 11:32 • x 2 #40


Sonnenschein85
Zitat von mokka_23:
@Mada Ich kenn mich damit nicht aus, aber es klingt für mich ein bisschen nach einer Autismusspektrumstörung. Diese Kinder haben oft Probleme mit ...

Das kann sein.

Vielleicht brauchen die beiden auch mehr Unterstützung. Damit etwas Entlastung da ist.

16.11.2025 11:34 • x 1 #41


M
@mokka_23 ich würde sagen, dass es auch andere Diagnosen gibt, wo diese Symptome zutreffen können. Das ausagieren durch Rollenspiele oder ähnlichem würde ich keiner Autsimusstörung zuschreiben- aber ich kann keine Diagnosen geben.
Was ich weiss, ist, dass scharze Schafe in der Familie, die wegen auffälligem Verhalten viel Energie, Zeit usw. benötigen, ggf. nur ein Symptom einer Familie sein können, die aber nicht unbedingt das Problem bzw. Ursache sind !
Da der TE das ganze System /Familienleben in Frage stellt- ist da wohl etwas, was Aufmerksamkeit bedarf.

Dazu bedarf es Fachleute, die von außen als Nicht-Beteiligte drauf gucken. Nicht Familienmitglieder oder Laien.
Das ist der einzige Tipp.

16.11.2025 11:38 • x 3 #42


Catalina
Zitat von KaterCarlo:
das Leben hat seine komplette Leichtigkeit für mich verloren:

Das kann ich mir vorstellen, dein Leben klingt auch ganz schön anstrengend. Ich möchte hier aber vor allem auf eure Tochter eingehen. Ich bin selber neurodivergent, habe ADHS. Nun bin ich in den 70er und 80er-Jahren aufgewachsen, da kannte das noch niemand, dementsprechend galt ich in den Augen der Lehrer (und auch teilweise meiner Eltern) als durchaus schlau, aber leider auch faul und unmotiviert. Ich hab im Leben viele Probleme gehabt, die zumindest teilweise hätten vermieden werden können, wenn es damals schon eine Diagnose und entsprechende Behandlung gegeben hätte. Und es wäre für mich auch leichter gewesen wenn ich gewusst hätte, dass ich nicht schuld daran bin, dass ich einfach anders ticke wie andere.
Zitat von KaterCarlo:
Ja, vielleicht ist es ein gewisser falscher oder verkannter Stolz meiner Frau, der hier hemmt nach außen mit dem Thema zu gehen. Sie bricht auch häufig die Gespräche zu dem Thema ab. Sie sagt, es belastet sie dann noch mehr.

Deine Frau muss aber einsehen, dass sie eurer Tochter langfristig damit schadet, ihr eine vernünftige Diagnose und Behandlung zu verweigern. Was glaubt sie denn, wie eure Tochter im Erwachsenenkleben klarkommen soll, wenn sie bis dahin nicht gelernt hat, sich z.B. selbst emotional zu regulieren?
Zitat von Yoffi:
Deine Frau muss einsehen, dass ihre Grenzen erreicht sind und erreicht sein dürfen, wenn das Familiengefüge unsicher wird. Und deine Tochter muss einsehen, dass ihr als Erwachsene und Eltern entscheidet und nicht sie. Sie darf dann toben und wütend sein und ihr dürft das aushalten und trotzdem und gleichzeitig dafür sorgen, dass sie die Hilfe bekommt, die sie offenbar braucht.

Volle Zustimmung.

16.11.2025 11:43 • x 6 #43


Sonnenschein85
Zitat von Catalina:
Das kann ich mir vorstellen, dein Leben klingt auch ganz schön anstrengend. Ich möchte hier aber vor allem auf eure Tochter eingehen. Ich bin ...

Da kann ich mich anschließen. Eine Diagnose ist doch auch für einen selbst wichtig. Man kann viel besser auf die Bedürfnisse eingehen und seine Gefühle besser einordnen, wenn man auch weiß was einem helfen ksnn. Und es ist nichts wofür man sich schämen braucht.

16.11.2025 11:47 • x 2 #44


K
@mokka_23 zur Sozialisation von mir: ich hatte früher sehr viele bekannte und Freunde, mir fiel es auch immer sehr leicht, Kontakt aufzubauen. Da sist nicht das Problem. Uns frisst das Hamsterrad auf.
Meine Tochter ist spannenderweise äußerst beliebt. Sie wird ständig umworben und eingeladen. Sie selbst will allerdings (schon immer) lieber alleine sein und ihre Projekte und Spiele machen. Und dazu gehört ihr Rollenspiel. Sie schlüpft in Rollen, die sie aus Hörspielen kennt und perfektioniert diese. Und ich meine wirklich perfektionieren. Klamotten, setting, alles muss passen. Auch alle anderen in der Familie sind dann eingebettet und werden nur noch so angesprochen.

Und ja, ich weiß was meiner Frau gefällt, was sie reizt usw. Es ist einfach so, dass der Kopf nicht frei wird, das Hamsterrad nicht endet.
Ich habe von meinen Bedürfnissen geschrieben, weil ich meine Situation beschreiben wollte. Wie schon erwähnt, habe ich derzeit niemanden, mit dem ich das reden würde oder könnte. Normalerweise würde ich das mit meiner Frau machen, aber der mental load ist einfach zu groß und sie bricht solche Gespräche schnell ab.
Wir benötigen Hilfe, keine Frage.

Wie ich ganz am Anfang geschrieben habe, habe ich den Beitrag ohne Anspruchshaltung verfasst. Vielleicht hat es mir gut getan, dass ich es einfach von der Seele schreiben konnte. Vielleicht hilft es mir, hier Gehör zu finden.

Ich nehme viele Anregungen aus den Antworten mit. Schön auch, dass ich von euch in meiner Situation - und sei sie nur subjektiv von mir so wahrgenommen - ernst genommen werde.

16.11.2025 11:50 • x 7 #45


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