Ist eine Beziehung eigentlich immer erstrebenswert?

Moin,

Ich sehe jetzt aus einer gewissen Entfernung auf meinen vergangenen Liebeskummer und gewinne mit dem Abstand auch die Selbstsicherheit zurück. Ich wunder mich dann immer warum ich mich so habe runterziehen lassen, emotional gefasst fühle ich mich, wenn da kein Schwarm, keine Beziehung da ist! Dieses Gefühl sich frei entfalten zu können und dies in fast jeder Sekunde zu tun. In den letzten zwei Tagen hab ich auf Arbeit zwei unglaublich gute Konzerte genossen und betreut. Versucht die beste Emotion aus den Künstlern aufzunehmen und dies Bildlich zu unterstreichen! Da bekommt man in meinem Job - Lichttechniker meist eine total tolle Rückmeldung zurück. Ehrlich, dafür lieb ich mein Job. Heut wache ich auf, motiviert, Mtb geschnappt, ab in die Märkische Schweiz, den Tag nutzen! Kann es unter Umständen sein, dass manchmal dieses Gefühl des Selbstwertes gänzlich gelöst von dem anerzogenen Versprechen der großen Liebe für Leben, dieser romantischen Erfüllung läuft? Ich für meinen Fall fühle mich im Zustand, ich kann meine Zeit für mich nutzen, viel geborgener, ich weiß überhaupt nicht woher es rührt? Ich habe mein Leben lang irgendwie eher das Gefühl in mich aufgesaugt, dass dieses Konstrukt Beziehung für mich mit Erwartungsdruck, Kompromissen (zu denen ich nur bedingt bereit bin) und emotionaler Verletzlichkeit geführt haben! Ich schätze dies basiert nach einigen Gesprächen mit meiner Psychologin daraus, dass ich im Kindesalter Liebe als ein Gewaltmonopol wahrgenommen habe und unweigerlich, dies beides unterbewusst verwechsel. Also stellt sich mir die Frage: Kann man sich als Individuum unter umständen liebenswerter bzw. respektvoller gegenüberstehen, wenn man merkt, dass dieses Konstrukt: monogame bzw. polygame Beziehung einem eher die Selbstsicherheit beraubt? Vielleicht habe ich für mich gesehen, dass die romantische Beziehungserzählung einfach für mich nicht taugt. Dies hab ich schon längst erkannt, aber die gesellschaftlichen Fragen kommen trotzdem, wenn einer der besten Freunde sagt: Du hast so ein erfülltes Leben, strahlst soviel Zuversicht aus, seiest Herzenslieb! Warum hast du keine Freundin? Und ich einfach nur erwider: Ich kann mich einfach nicht gut verkaufen und habe auch gar keine Lust auf den üblichen Portalen meine Lebenszeit liegen zu lassen!

Was denkt Ihr dazu? Habt Ihr auch manchmal dieses Gefühl?

Nein, eine Beziehung ist nur erstrebenswert, wenn sie einen Mehrwert im Leben bieten.
Selbstverständlich geht man dadurch auch ein gewisses Risiko ein. Dieses Risiko geht aber auch die andere Person ein.

Hey, ich finde deine Einstellung total toll. Ich wurde erst vor einem halben Jahr sehr plötzlich verlassen und obwohl ich weiß, dass ich eine ziemlich starke Persönlichkeit habe, bin ich noch nicht so weit wie du, was aber okay ist. Inzwischen denke ich, dass man sich auch viel vormacht in Beziehungen. Und ich bin auch nicht bereit, mir unter allen Umständen eine neue Beziehung zu suchen- klar, wenn es passt ist gut, aber im Moment bin ich mir selber ( und meine Kinder) am wichtigsten. Ich habe bei meinem ex immer gedacht, er versteht mich und wir reden viel, aber letztlich sehe ich das jetzt als einen Selbstbetrug. Und dann versuche ich erstmal mit mir selbst absolut im reinen zu sein und dann seh ich weiter...

Toller Thread! Könnte 50000 Sachen dazu schreiben. Weiß gar nicht , wo ich anfangen soll.
Aber ich habe ja noch Zeit, solange es ihn gibt!

@MULTIVERSUM dann freut es mich hier eine Seite, wie in einem Tagebuch aufgeschlagen zu haben!

Früher dachte ich immer eine Partnerschaft ist das Erstrebenswerteste überhaupt im Leben. In Liebe vereint, durch dick und dünn. Aneinandergekettet durch alle Schlachten hindurch bis in den Tod. Und dort in Ewigkeit vereint....

Ein bisschen romantisch naiv verblödet, aber immer noch WUNDERSCHÖN in meiner Vorstellung!

Eine Beziehung ist dann erstrebenswert, wenn sie einem gut tut. Zumindest in der Mehrheit der Fälle. Ich war nach 13 Jahre Beziehung fast 5 Jahre Single. Das war eine gute Zeit. Ich konnte mich auf mich konzentrieren und mich weiter entwickeln. Trotzdem vermisste ich etwas. Seit 1,5 Jahren bin ich wieder in einer glücklichen Partnerschaft. Mein Partner tut mir unglaublich gut, ich fühle mich geliebt, so wie ich bin. Ohne wenn und aber. Ich liebe ihn auch so. Ohne wenn und aber. Das ist ein großes Geschenk. Daher, es kommt darauf an, was für eine Partnerschaft man hat. Manchmal ist es besser alleine glücklich zu sein als zu zweit unglücklich. Manchmal ist es schöner zu zweit glücklich zu sein als allein. Von einfach hat niemand gesprochen. Alles Gute für Dich.

Zitat von btlwe.:

Was denkt Ihr dazu? Habt Ihr auch manchmal dieses Gefühl?

Solltest Du wirklich Einzelgänger sein, werde alleine alt.
Solltest Du aber, was Beziehungen angeht durchaus dazu fähig sein?
Dann habe ich die Erfahrung gemacht, dass so eine Selbstfindungsphase nur eine Momentaufnahme darstellen kann.
Wenn man denn nicht ein Eigenbrödler, Soziopath wird.

Es kommt wie immer drauf an . Eine Beziehung wie sie sich die meisten vorstellen , ist sicher erstrebenswert .

Aber alleine finde ich es mittlerweile schöner - ich kann am Sonntag schlafen ohne dass ich mich rechtfertigen muss , weil ihr langweilig ist und kann eine Zukunftsplanung ohne Kinder , Hund und Ehe haben.

Für das zwischenmenschliche Bedürfnis reicht mir eine „ Affäre „ ansonsten sehe ich eine Beziehung als belastend .


Sehe es wie du, ist man einmal alleine glücklich , wird eine Beziehung eher schwer mit zunehmendem Alter .

Lässt einen eine Beziehung aufblühen, ist sie erstrebenswert.
Lässt sie einen verdorren, dann spricht das für sich selbst.
Die Böden und klimatischen Verhältnisse müssen halt zu den Pflänzchen passen.
Beziehung als reines Designerklischee eines geglückten Lebens ist halt einer der viele Humbuge, die den Menschen in die Irre und den sicheren Verdruss führen.

Zitat von Dark_Cloud:

Sehe es wie du, ist man einmal alleine glücklich , wird eine Beziehung eher schwer mit zunehmendem Alter .

Von zunehmendem Alter in Deinem Alter zu sprechen, amüsiert mich leicht.

Aber grundsätzlich sehe ich es auch ..... ich bin sehr glücklich, nur für mich verantwortlich zu sein und in jeder Lebenslage frei entscheiden zu können .....

Zitat von BrokenHeart:

Von zunehmendem Alter in Deinem Alter zu sprechen, amüsiert mich leicht. Aber grundsätzlich sehe ich es auch ..... ich bin ...

Waren das noch Zeiten als ich 20 war

Zitat von Dark_Cloud:

Waren das noch Zeiten als ich 20 war

ich möchte keine 20 mehr sein ......, auch, wenn es sehr aufregende Zeiten waren,
aber das ganze Gedöns noch mal leben zu müssen .... neeee,
lieber nicht.

Zitat von MULTIVERSUM:

Früher dachte ich immer eine Partnerschaft ist das Erstrebenswerteste überhaupt im Leben. In Liebe vereint, durch dick und dünn. Aneinandergekettet durch alle Schlachten hindurch bis in den Tod.

Ist ja zum Teil auch so...aber wie schon gesagt wurde, halt nur wenn man glücklich damit ist....und alle Schlachten bis in den Tod stimmt auch. Nur ist da wohl nicht der Moment gemeint wohl einer der Partner stirbt, sondern die Liebe.

Aber nicht jeder will das auch...so z.B. der TE und ich finde das vollkommen in Ordnung. Eine Partnerschaft bedeutet ja immer auch eine gewisse Kompromissbereitschaft weil niemals 2 Menschen exakt gleich ticken. Und eben auch ein gewissen Maß an Arbeit um alles am Leben zu halten. Das muss man natürlich auch wollen und darf das nicht als Last empfinden.

Am Ende kann, darf und soll doch jeder nach seiner fasson selig werden.