Guten Morgen.
Ich klinke mich mal ein, weil ich auch länger mit durchaus schwierigen Jugendlichen gearbeitet habe.
Meine Empfehlung wäre: Scheindemokratie und Kompromisse.
Mit Druck und Zwang werdet ihr an der Stelle nichts erreichen.
Warum?
Weil sie ohnehin schon ein Ausweichverhalten in Bezug auf ihre Probleme zeigt. Sie verfügt nicht über die notwendigen Kompetenzen und Strategien, in einen Konflikt reinzugehen und den zu lösen.
Die fehlende Fähigkeit zu Kommunikation und Konfliktmanagement leben du und deine Exfrau dem Kind vor.
Daher wird es auch nichts bringen, sie in den Konflikt zu zwingen, den ihr als Erwachsene auch nicht löst.
2. Geborene haben häufiger mal ein Problem mit gering ausgeprägtem Selbstwertgefühl bzw. Selbstbewusstsein.
Warum?
Weil sie, anders als die 1., immer in scheinbarer Konkurrenz um die Liebe der Eltern stehen und sich von Beginn an an jemanden messen und jemanden nachahmen, der viele Dinge notwendigerweise einfach besser kann. Dass dies auf das Alter zurückzuführen ist, ist einem Kind nicht per se ersichtlich. Daher bleibt oft ein Gefühl der Minderwertigkeit.
Dies KANN sich in der Pubertät durchaus in a)Überangepasstheit oder b) einer ist eh alles egal- Haltung äußern.
Bei euch kommt nun erschwerend die Trennung hinzu. Sofern keine wirkuche Ausarbeitung und ehrliche Auseinandersetzung stattgefunden hat, ist es wahrscheinlich, dass dieses Ereignis eine durchaus traumatische Auswirkung hat.
Ihre Schwester ist weg. Die Familie ist auseinandergebrochen. Sie hat gefühlt (real?) niemanden mehr und ist alleine.
Daher lautet die Hauptaufgabe: Beziehungsarbeit.
Versuch, auf sie zuzugehen.
Du kannst ihr vermitteln, dass du dir Sorgen machst um sie. Sie kann ihre Freiheiten vorerst behalten, wenn du UND die Mutter gemeinsam mit z.B. einem Berater von Jugendamt o.Ä. mal EIN Gespräch geführt haben und ihr dann besprecht, wie es weitergeht.
Eins. Nicht Monate an Therapiesitzungen in Aussicht stellen. Damit legst du dich lang.
Und MIT ihr besprechen, wie es weiter gehen soll. Das Kind hat eine Stimme, die Ernst zu nehmen ist und die gehört werden soll. Die soll und darf mitentscheiden, auch wenn das deinen Bedürfnissen möglicherweise zuwider läuft (ein Kind ist schließlich nicht dafür da, dass die Eltern zufrieden sind).
Wenn die Mutter nicht mitzieht, versuch es alleine. Sei ehrlich. Kinder checken eine Versch.rung sofort. Sag ihr, dass du und deine Ex die Probleme nicht lösen könnt, du dir aber trotzdem Sorgen machst und gerne wieder mit ihr besser auskommen möchtest. Und dafür. Usw.
Scheindemokratie: gib ihr eine vorgegebene Auswahl an Optionen . Sie darf wählen. Das gibt ihr das Gefühl, erwachsene Entscheidungen treffen zu können und das ist enorm wichtig.
Geh Kompromisse ein. Ein bisschen gut ist besser als voll kacke.
Köder sie mit coolen Sachen, die ihr Selbstbewusstsein geben. Fahrunterricht auf dem Übungsgelände. Bungee. Tauchkurs. Bouldern, was weiß ich.
Und auch wenn es scheinbar banal klingt: denk dran: 10 mal loben für 1 mal meckern.
Und zuletzt : sag ihr ganz deutlich, dass du immer für sie da bist. Sie immer zu dir kommen kann (OHNE sie auszufragen). Manchmal brauchen auch große Kinder einfach eine Schulter und einen großen Papa, der nichts fragt sondern sie einfach tröstet und lieb hat.
Am zentralsten ist m.E. dass du die Klotten mit der Mutter regelst.
Informiere die Schule über deine Situation.
Verlange eine Attestpflicht (kann die Schule aussprechen bei Verdacht auf gefälschte Entschuldigungen).
Dann muss sie zumindest mal den Gang zum Arzt antreten.
Alles Gute!
13.03.2018 11:06 •
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