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Kontaktabbruch erwachsenes Kind

E-Claire
Zitat von kata_smiles:
Es gibt sicher immer Gründe, ja.

So wie Eltern sich nicht vornehmen, schlechte Eltern zu sein, ist ein Kontaktabbruch zu den eigenen Eltern in den allermeisten Fällen, das allerletzte Mittel.

Und der Kontaktabbruch führt in den überwiegenden Fällen nicht zur Heilung, sondern es geht darum sich vor weiteren Verletzungen zu schützen. Die meisten (erwachsenen) Kinder hoffen bis ganz zum Schluss auf Einsicht und Veränderung.

Zitat von kata_smiles:
Aber es gibt Gründe, die andere nachvollziehen können ( Gewalt, Missbrauch, Verwahrlosung, Lieblosigkeit...) und Gründe, die für andere nicht nachvollziehbar sind.

Meine klare Antwort darauf ist, nein. Denn es geht nicht um Nachvollziehbarkeit. Niemand kann nachvollziehen, daß mein Kind den Kontakt abgebrochen hat und weil niemand das kann, bin ich nicht schuld, ist ein Spiel was ganz, ganz oft gespielt wird und übersetzt heißt das nichts weiter, als ich bediene mich der (erzieherischen) Mittel, die ich ohnehin angewandt habe, so schlimm kann das ja nicht gewesen sein.

Wenn jemand den ich liebe, sehr verletzt und traurig ist, dann ist mein erster Gedanke nicht, hab Dich nicht so oder ich war das nicht sondern mein erste Gedanke ist den anderen zu trösten, zu schauen, was kann ich tun, damit es dem anderen besser geht.

Es geht nicht um Nachvollziehbarkeit, es geht darum anzuerkennen, daß der andere verletzt ist.

Zitat von kata_smiles:
Wenn sonst absolut niemand meine Gründe nachvollziehen kann, muss man vielleicht bei sich selbst nachschauen.

Alle sozialen Verhältnisse, Freundschaften, Bekanntschaften, romantische Beziehungen sind Austauschverhältnisse auf Augenhöhe. Davon gibt es zwei Ausnahmen: die Eltern-Kind-Beziehung und Lehrer-Schülersituationen.

Meiner Erfahrung nach brechen (erwachsene) Kinder den Kontakt zu ihren Elternteilen ab, weil sie endlich aufgrund erreichter Unabhängigkeit ihre Stimme erheben. Das ist für diese Elternteile ein sehr schmerzhafter und häufig sehr überraschender Moment. Denn diese erleben auf einmal eine Grenze, die sie jahrelang immer wieder überschreiten konnten und die auf einmal plötzlich gezogen wird. Daher das Unverständnis, daher auch die kolportierte Schuldlosigkeit. Gerade bei letzterem kann es ja nicht sein, daß etwas, was immer funktioniert hat, nie ein Problem war, man doch immer nur in allerbesten Absichten getan hat, man doch selbst nur ein Mensch ist, man das nie so gesagt, gemeint, getan hat, so plötzlich (!) auf einmal so große Konsequenzen haben soll.

Dann beginnt das Relativieren und das Aufrechnen. Wie oben beschrieben, ist das ja aber keine Entscheidung, welche irgendein Kind leichtfertig trifft, meistens im Übrigen mit mehreren Anläufen, so daß again aus Elternperspektive plötzlich (!) das Bagatellisieren, das Aufrechnen, nicht mehr funktionieren, das führt in die Ratlosigkeit und je nach Temperament in die Wut und in die Trauer, denn schließlich habe man ja alles für das Kind gegeben. (und so wird es einem gedankt). Danach werden dann die ganzen äußeren Faktoren hinzugezogen, keiner versteht den Kontaktabbruch, bevor er mit XYZ zusammen kam war es ganz anders, das Kind wird schon sehen, wenn es eigene Kinder hat.

All das ist aber nicht der Schlüssel, sondern der Schlüssel liegt in der dauerhaften Grenzüberschreitung, die das Kind hinnehmen musste, das erwachsene Kind aber nun nicht mehr.

Kinder brechen den Kontakt nicht einfach so ab, die Verletzungen müssen nicht nachvollziehbar sein, sondern sie gehören anerkannt und so sehr es für die betroffenen Eltern plötzlich ist, so wenig ist das tatsächlich der Fall.

20.07.2025 11:02 • x 4 #316


E-Claire
Zitat von Schnuddel74:
Manchmal befinden sich die Kinder auch in den Fängen von andern... ...wie evtl. zum Beispiel Sekten, oder auch ein schlimmer Partner, der Macht aus übt und den Kontaktabbruch forciert...

Möglich ist das natürlich, wobei sich dann auch die Frage stellen würde, was treibt denn einen Menschen in eine Sekte bzw in eine solche Partnerschaft, also welche Verletzungen sollen denn über diese Form der Zugehörigkeit geheilt werden?

Schau, alles ist möglich. Wenn wir dann aber zu lebensnahen Wahrscheinlichkeiten zurückkehren, dann ist es halt einfach so, daß in der überwiegenden Anzahl von Kontaktabbrüchen erwachsener Kinder eine Grenzziehung zu sehen ist, die womöglich für das betroffene Elternteil überraschend ist, aber selten für das erwachsene Kind.

20.07.2025 11:09 • x 3 #317


A


Kontaktabbruch erwachsenes Kind

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E-Claire
@niceman

Respekt. Respekt dafür, daß Du Deinen Leidensweg so offen hier beschrieben hast. Ich habe ein paar Gedanken dazu, es ist Deine Entscheidung, ob bzw was da für Dich hilfreich ist.

Zitat von niceman:
war es während der Ehe sogar eher so, dass die Kinder mit ihrer Meinung eher Furcht vor der Mutter hatten und deren Zustimmung grundsätzlich einfordern musste, um zu gefallen. Ich selbst habe mich in der Ehe eher konfliktscheu gezeigt, nachgegeben in fast devoter Art und Weise, ein Fehler, den die Kinder wahrscheinlich trotzdem wir sie immer raushalten wollten doch sehr gut mitbekommen haben und der sie geprägt hat.


Zitat von niceman:
Wahrscheinlich habe ich genau in dieser Art in der Erziehung versagt trotz eigenem guten Willens.

Das ist tatsächlich anzunehmen.

Zitat von niceman:
Selbst, wenn du den Raum verlässt, sie haben es mitbekommen. Genauso wie die körperlichen Angriffe auf mich (ja, so etwas soll es geben). Der Schlag ins Gesicht kam schnell und unerwartet und nein, ich habe mich nicht gewehrt.

Offensichtlich hast auch Du schweres in der Ehe mitgemacht. Das tut mir sehr leid. Es liest sich so, als hätte diese Ehe nur Opfer produziert. Ich weiß nicht, ob dir das möglich ist, aber versuch irgendwann mal, die Elternebene und die Kinderebene zu trennen. Auf der Elternebene bist Du Opfer des Verhaltens Deiner Frau geworden, aus Sicht Deiner Kinder aber hast Du diese nicht genug beschützt. Daß Du das nicht konntest, ändert nichts an der Verletzung. Es kann gut erklären, wie es zu Verletzung gekommen ist, es heilt diese nur nicht.

Zitat von niceman:
Jetzt sind beide erwachsen und ich bin tatsächlich der Meinung, dass sie jegliche Anschuldigung, die die Mutter je gegen mich vorgebracht hat, sei sie noch so obskur als Tatsache und Wahrheit sich eingeprägt haben, selbst, wenn sie objektiv doch genau von dem Gegenteil überzeugt sein müssten. Dass sich das selbst auf den Freundeskreis meiner Tochter ausgeweitet hat, der mich nicht kennt und gar dieselben Formulierungen reproduziert, wie ich sie von der Mutter kannte.
Und ja.... das kreide ich ihnen wirklich irgendwie an, nicht zu hinterfragen. Verstehen kann ich es umso weniger. Es macht natürlich traurig und auch verbittert....

Verbitterung, so gut ich diese verstehe, ist kein guter Ratgeber zur Wiederannäherung. Gibt es eine Möglichkeit für Dich, diese zu bearbeiten?
Was hindert Dich jetzt daran, Dich um Deine Kinder in kleinen Schritten aber eben dauerhaft zu bemühen?

Es klingt durchaus so, als hätte Deine Ex ganze Arbeit geleistet und eine Wiederannäherung ist immer eine Politik der kleinen Schritte. Nach jahrelanger Abwesenheit lässt sich nicht von jetzt auf gleich eine Beziehung hervorzaubern, sie lässt sich aber bauen, man kann zumindest versuchen sie zu bauen.

Dafür wünsche ich Dir viel Kraft und vor allem die notwendige Geduld.

20.07.2025 11:32 • x 2 #318


S
Zitat von E-Claire:
Möglich ist das natürlich, wobei sich dann auch die Frage stellen würde, was treibt denn einen Menschen in eine Sekte bzw in eine solche Partnerschaft, also welche Verletzungen sollen denn über diese Form der Zugehörigkeit geheilt werden?

Klar, kann man auch diese Motive hinterfragen, aber am Ende werden Kinder nicht nur durch die Eltern beeinflusst, sprich die Eltern sind nicht immer alles Schuld.


Zitat von E-Claire:
Wenn wir dann aber zu lebensnahen Wahrscheinlichkeiten zurückkehren, dann ist es halt einfach so, daß in der überwiegenden Anzahl von Kontaktabbrüchen erwachsener Kinder eine Grenzziehung zu sehen ist, die womöglich für das betroffene Elternteil überraschend ist, aber selten für das erwachsene Kind.

Ja, das stimmt.

20.07.2025 12:47 • #319


S
Zitat von RÜDIGER123:
niceman wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass im Falle von elterlicher Entfremdung bei Kindern in Trennungsfällen, Kinder, wenn sie gegen einen Elternteil manipuliert werden, normalerweise nicht nur den Kontakt zu dem anderen Elternteil abbrechen

Ohje, da kenne ich auch jemand wo das Grade passiert. Eine gute Freundin hat sich nach mehreren Jahren von ihren Mann getrennt... ...und jetzt ist sie bei ihren 10 Jähriger Sohn die böse, weil sie ja ausgezogen ist und damit anscheind die Familie zerstört hat - was natürlich Unsinn ist. Aber ihr Ex verstärkt das Gefühl noch, statt dagegen zu steuern.
Das hatte zu Folge, dass er einen Woche nicht kommen wollte... ...sie Steuer jetzt dagegen an, aber es ist sehr schwierig.
Oder er bringt so Dinger, wo er die Kindern am Brückentag einen tollen Ausflug verspricht und das, obwohl es nicht seine Woche war und nach dem die Kinder heiß gemacht hat, sagte alibimäßig fragt aber noch die Mama... ...was sollte sie denn dann noch sagen? Nein, damit sie den Zorn aufsicht zieht?

20.07.2025 12:56 • x 2 #320


Winza
Zitat von Schnuddel74:
aber am Ende werden Kinder nicht nur durch die Eltern beeinflusst, sprich die Eltern sind nicht immer alles Schuld.

20.07.2025 13:21 • x 1 #321


N
Zitat von E-Claire:
Verbitterung, so gut ich diese verstehe, ist kein guter Ratgeber zur Wiederannäherung. Gibt es eine Möglichkeit für Dich, diese zu bearbeiten?
Was hindert Dich jetzt daran, Dich um Deine Kinder in kleinen Schritten aber eben dauerhaft zu bemühen?

Es klingt durchaus so, als hätte Deine Ex ganze Arbeit geleistet und eine Wiederannäherung ist immer eine Politik der kleinen Schritte. Nach jahrelanger Abwesenheit lässt sich nicht von jetzt auf gleich eine Beziehung hervorzaubern, sie lässt sich aber bauen, man kann zumindest versuchen sie zu bauen.

Vielen Dank, dass du dir tatsächlich die Mühe gemacht hast, das zu verstehen und auch zu erklären.
Was mich daran hindert? Dass jegliche Kontaktaufnahme ins Leere läuft. Ich habe zig Briefe geschrieben an die Kinder, in denen ich das gar nicht thematisiert habe. Briefe zu Weihnachten, Glückwünsche zum Geburtstag. Es waren einfach Briefe, wie ich sie auch geschrieben hätte, wenn das Verhältnis gut gewesen wäre. Wie geht es euch, ich hoffe gut. Ich hab euch lieb, ich habe selbst dieses und jenes gemacht

Nahezu zero feedback. Ab und zu kam: ich wollte mich für die Geschenke bedanken, oftmals nur von der Älteren und dann auch im Namen der Jüngeren. Was heißt oftmals.... vielleicht 5 oder 6mal. Ich gehe tatsächlich davon aus, dass die Briefe nicht von der Mutter geschluckt wurden. Sie sind angekommen. Ebenso die der Verwandtschaft, die tatsächlich nur noch zu Geburtstagen und Weihnachten eine Karte geschickt haben.

Jetzt z.b. weiß ich nicht einmal mehr, wo meine jüngere Tochter wohnt. Sie sind umgezogen wer weiß wohin. Das letzte was ich von ihr gehört habe war eine Nachricht : Du brauchst keinen Unterhalt mehr zahlen, da die Voraussetzungen dafür nicht mehr gegeben sind.

Meine Nachricht, dass ich sie doch gerne weiter unterstütze und ihr alles Liebe für ihren neuen Lebensabschnitt wünsche (ich habe im nachhinein gegoogelt, dass sie eine Lehrstelle hat) wurde nicht beantwortet. Meine Zahlungen, die ich trotzdem geleistet habe kamen ein paar Wochen später wieder zurück.

22.07.2025 13:41 • x 3 #322


Nur-ein-Mensch
@niceman

Glaub mir,ich bin bei dir und deiner Geschichte.

Ich kann nur empfehlen, loszulassen auch wenn das übelst wehtut und schwer ist und den Glauben nicht zu verlieren,das ihr dochnoch zu einander findet.

Wünsche deinen Kindern das beste Leben was sie haben können, sei in Gedanken bei ihnen und sage dir in Gedanken jeden Tag,das du sie liebst.

22.07.2025 14:10 • x 1 #323


R
@niceman es tut verdammt weh. Es wird auch nie wirklich weggehen. Die Zeit macht es besser, aber auch nur ein wenig. Bleib stabil. Bleib Du selbst. Es ist wenigstens offen zu sagen ich nehme Dein Geld nicht. Wenn Sie ne Lehrstelle hat, dann besteht evtl. auch kein Anspruch mehr. Das ist transparent. Wenn Sie 18 ist, dann besteht rechtlich ja kein Informatiosanspruch mehr. Das musst Du akzeptieren. In Deinem Fall hat die EX halt volle Arbeit geleistet. Stelle dem Kind nicht nach. Das treibt sie weiter weg. Ich könnte jetzt noch viel schreiben, aber es ist bei mir lange her. Ein Kind war betroffen. Ähnlich wie bei Dir. Eines nicht. Das hat sich geweigert da mitzumachen. Ich hatte Unterstützung vom Gericht. Ein wenig vom JA. Man kann nicht viel machen. Unsere Familie ist durch die Trennung und zwar unmittelbar komplett dysfunktional geworden. Warum muss das so sein? Weil einer nen Trip hat? Der Trip hat 6 Jahre gedauert. Kein Einlenken. Klagen über Klagen. Lügen, Diffarmierungen etc. Heute ist eigentlich gar keine Famlienstruktur mehr da. Es ist ruhig geworden von Seiten der Mutter. Ihre Trigger sind aber wohl noch vorhanden. Es ist alles kaputt. Sorry für 2 Kinder deren Kindheit plötzlich ganz anders war. Deine Tochter will.in dem.Schaiz einfach nur überleben. Deshalb ist sie so zu Dir. Sie wird sich im.übrigen dafür schämen und meidet deshalb wahrscheinlich Dich um so mehr. Bleib stabil.

Sprichwort: The scars on my heart are not from my enemies, but from the people I loved.

Das können Partner, Eltern und auch Kinder sein.

26.07.2025 07:56 • #324


QueenA
Zitat von KeepSmile:
Das machen Kinder wenn viel vorgefallen ist. Der Kontaktabbruch ist die letzte Instanz.

@KeepSmile, danke für deine Erläuterung. Für mich stimmt sie mit dem überein was ich von KlientInnen berichtet bekommen habe, die letztlich den Kontakt abgebrochen haben.
Eltern und Lehrer-Ebene - stimmt absolut.

26.07.2025 08:35 • #325


alleswirdbesser
Zitat von Schnuddel74:
Ohje, da kenne ich auch jemand wo das Grade passiert. Eine gute Freundin hat sich nach mehreren Jahren von ihren Mann getrennt... ...und jetzt ist ...

Wenn die Trennung ganz frisch ist und man die Kinder ab sofort dann und dann weggeben muss, reagiert man in der Regel oft nicht nach dem Bilderbuch. Zumal ich bei uns die meiste Zeit für die Kinder zuständig war und er viel arbeiten war, auch an den Wochenenden. Für ihn war es nichts Neues die Kinder wenig zu sehen, für mich schon. Die ersten Monate waren für mich unerträglich, die plötzliche Trennung vom Ex und sein Auszug, schnell ohne etwas zu klären, bezüglich Kinder. Ich stand komplett alleine da, war berufstätig und es gab keine Betreuung für die Kinder - war mein Problem. Zusätzlich musste ich sie jedes zweite Wochenende abgeben, und da locker zu bleiben, funktionierte am Anfang einfach nicht. Später, als das Schlimmste überstanden war, schon. Und er war dann derjenige, der mal am Wochenende nicht konnte, oder in den Ferien keinen Urlaub hatte oder oder. Ich habe den Umgang nie verweigert, nur aufgrund Geburtstage oder sonstiger wichtigen Ereignisse mit ihm mal tauschen wollen. Tauschen von Seiner Seite gab es nicht, wenn er an einem WE nicht konnte, hat er es nicht nachgeholt und hat die Kinder nur einmal im Monat gesehen. Wenn du ihn heute fragst, wird er dir vielleicht auch eine Horrorgeschichte über mich erzählen. Aber ich stehe dazu, dass ich nur ein Mensch bin und am Anfang blöd reagiert habe. Ich habe nie geplant meine Kinder, die wir gemeinsam hatten, so großzuziehen. Ich habe mir bei ihm deshalb so viel Zeit gelassen mit Kinderkriege, weil ich absolut sicher sein wollte, dass wir es hinbekommen. Und bin erneut auf die Nase geflogen. Diesmal nach langer Zeit.

26.07.2025 10:05 • x 2 #326


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