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Kränkungen heilen

Z
Zitat von Begonie:
Hmm, eine interessante Frage, die ich nicht auf Anhieb beantworten könnte.

Ich habe mir da auch Gedanken drüber gemacht.
Meine Definition ist: Eine Kränkung ist für mich eine Verletzung die gegen mein Ego oder gegen mich persönlich geht. Gegen meinen Charakter, gegen meine Art, gegen meine Meinung. Zum Beispiel Unterstellungen und Vorwürfe zählen für mich zu Kränkungen.

Verletzungen passieren für mich spontaner, manchmal im Reflex und gehen eher gegen das was ich getan, gesagt habe.


Zitat von Begonie:
Aber die beiden Begriffe überschneiden sich in vielem und lassen sich nicht leicht auseinander halten. Oft werden sie auch synonym gebraucht. Es ist wohl eine Frage der Sichtweise, was das eine und was das andere ist.

Ich denke auch, dass es eine sehr individuelle Sichtweise ist, wann man welches Wort benutzt.

29.11.2021 19:59 • x 2 #106


larissia
Zitat von Begonie:
Du hast das ausgedrückt, wofür ich die Worte nicht fand!

Für mich gehen auch unterschiedliche Folgen mit den beiden einher, Verletzung wird beim Erinnern oft durch Trauer begleitet, Kränkung eher durch Wut.

29.11.2021 20:59 • x 3 #107


A


Kränkungen heilen

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larissia
In den letzten Tagen habe ich noch einmal viel über Kränkungen gelesen, und das kann auch mal zur Verbitterung werden. So a la ich steh mit dem Rücken zur Wand, und wenn ich das den anderen nicht heimzahlen kann, dann mach ich mich eben selbst kaputt. Kann echt eine ziemlich vergiftende Emotion werden.
Ein sehr interessanter Autor, Linden heißt er, schrieb dazu: Manchmal wäre Hauen die menschlichere Variante, für das, was sich manche Menschen zwischenmenschlich antun. Eine Form der Rache nennt er: Selbstheilung. Er verordnet Selbstheilung als die einzig mögliche Rache.

Was man dann schult, ist Weisheit. Das ist das, was hilft, wenn nichts mehr hilft. Sprich, wir alle sind mit unlösbaren Situationen konfrontiert im Leben (zum Beispiel damit, dass das Leben endlich ist) und das ist unlösbar. Weisheit ist die Fähigkeit, mit unlösbaren Situationen umzugehen. Es gibt 11 Komponenten, die man erlernen kann. Ich glaube, Humor zählt dazu und es gibt noch viel weiteres, pragmatisch erlernbares.

Alles ganz spannende Ansätze.

Liebe Grüße

29.11.2021 21:06 • x 4 #108


H
Zitat von larissia:
Liebe Forengemeinde, ich habe eine Frage, da ich das Gefühl hab das Thema ist im Forum aktuell, es betrifft auch mich persönlich. Wie heilt man tiefe Kränkungen? Zum Beispiel gibt es ja manchmal Sätze, die wird man nie wieder los - und Wunden, von denen man denkt, die werden nicht besser - aber stimmt ...

Liebe TE,

im Laufe meines Lebens halfen mir folgende Einsichten und Erfahrungen:

- der Kränkende zeigt mir ein Verhalten wie ich nicht mit Menschen umgehen sollte. Er zeigt mir wie es nicht geht.

- der Kränkende ist in diesem Moment zu mehr nicht in der Lage.

- die Kränkung sagt mehr über den Kränkenden aus als über mich, auch, wenn in der Sache eine Wahrheit stecken könnte. Mit der kann ich mich beschäftigen, wenn ich das will.

- gekränkt zu sein ist für mich ncht hilfreich, etwas Neues zu lernen hingegen schon.

- sich bewusst zu werden, dass man selbst auch schon oft gekränkt hat. Letzteres ist am hilfreichsten.

30.11.2021 06:45 • x 5 #109


MissGeschick
Ich fahr ganz gut mit der Annahme, dass eine Kränkung mir dann besonders weg tut, wenn ich sie für wahr halte (manchmal auch unbewusst). Ich zerfledder das dann erstmal für mich und dann gibt es mehrere Möglichkeiten:
Ich finde es ist wahr, ich mag das selber nicht an mir. dann kann ich etwas verändern.

Ich finde es ist stimmt nicht, dann muss ich rausfinden warum es mir weh tut (Ego, Abweisung, Bedürfnis nicht erfüllt…)

Es ist etwas, was ich nicht mag, aber nicht ändern kann. Dann muss ich mich selber an der Stelle besser akzeptieren, mich annehmen. Und damit auch drüber stehen.

Ich sehe es immer als Lernaufgabe. Und muss aber auch sagen, ich bin sehr schwer zu kränken und nur von den wenigen Menschen, die ich wirklich zu 100% in mein Leben gelassen habe. Das tut dann auch richtig weh, aber das Gute ist, da geh ich auch davon aus, dass eine Kränkung nicht verletzten SOLLTE. Und dann kann man auch gut darüber reden.

30.11.2021 09:15 • x 2 #110


Elfe11
Kränkungen sind oft flapsige Bemerkungen, teilweise um sich über mich lustig zu machen, obwohl es da rein objektiv nichts gibt. Von Männern aufgezogen werden... Respektlos Bemerkungen. Oder wenn mich das Gegenüber nicht ernst nimmt! Obwohl ich gute Argumente habe. Und dann immer wieder absichtlich in die Kerbe haut mit verzogenem Gesicht. Lästern über mich. Spott. Üble Nachrede und schräge Beleidigungen finde ich ganz schlimm. In meiner Familie gab es so einen Umgangstob nicht. In meiner Arbeit auch nicht. Privat leider öfters. Ich will mich nicht daran gewöhnen. Und muss mich gut abgrenzen. Diesen Personenkreis komplett aus meinem Privatleben ausschließen. Und dann kann man heilen und hat Ruhe.

30.11.2021 21:29 • x 1 #111


DieSeherin
ich habe lange überlegt, ob es für mich einen unterschied gitb... und ich empfinde kränkung eher als etwas, was in mir passiert und verletzung als etwas, was von außen kommt. d.h. heißt zum beispiel, dass ich gekränkt sein kann, wenn mich jemand verletzt, das aber auch nicht an mich heranlassen kann.

ist aber ein sehr theoretisches konstrukt

01.12.2021 10:22 • x 3 #112


Hola15
Für mich bezieht sich Kränkung auf einen (zumindest subjektiv wahrgenommenen) Angriff auf den Selbstwert.
Verletzung ist für mich allumfassender. zB. haben mich die Verfehlungen meines Ex weniger in meinem Selbstwert angegriffen (weil ich ganz klar sagen kann, dass ich persönlich mit seinen Problemen wenig zu tun habe), als das es mich verletzt hat in meiner Fähigkeit zu vertrauen, Sicherheit zu empfinden und allgemein mein Gefühl Dinge richtig zu beurteilen erschüttert hat.

01.12.2021 10:50 • x 2 #113


G
Ich schließe mich den Vorredner/innen an:

Kränkungen sind spezielle Formen von Verletzungen, die sich vor allem auf den eigenen Selbstwert und das eigene Wertesystem beziehen. Dabei sind folgende Elemente wichtig:
1. Kränkungen sind immer destruktiv.
2. Sie sind nur wirksam, wenn sie individuell sensible Punkte treffen.
3. Sie erschüttern den Selbstwert und individuelle Werte.
4. Sie verletzen den Gerechtigkeitssinn
5. Sie rufen Enttäuschung hervor.
6. Sie werden individuell unterschiedlich wahrgenommen.
7. Sie wirken nachhaltig.

Im Extremfall (nach Reinhard Haller ist das die Demütigung) kann es soweit gehen, dass der Betroffene in den Folgen für mehr oder weniger lange Zeit regelrecht stecken bleibt und immer mehr in die Verbitterung abgleitet. Michael Linden nennt das die Posttraumatische Verbitterungsstörung.

Was den Umgang mit Kränkungen angeht (was auch immer mit der eigenen Persönlichkeitsstruktur zusammenhängt), kann ich vor allem die verschiedenen Bücher von Bärbel Wardetzki zu dieser Thematik empfehlen - auch wenn es dabei hauptsächlich um narzisstische Kränkungen geht.

01.12.2021 12:07 • x 2 #114


A


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