Lange Wartezeit bis zum ersten Treffen

Zitat von Kekschen1:

Das mit der Zulassung usw. wird er schon machen... er wirkt alles andere als dumm..wenn er das machen möchte ,wird er das schon regeln

Auch das ist übrigens unrealistisch. Viele Abschlüsse werden gar nicht angerechnet. Und selbst wenn, dann kommen Studiengebühren, Wohnung, Lebensmittel etc noch dazu. Das wird er sich - sollte er nicht aus einem sehr reichen Hause sein - nicht leisten können, in dem er ein Jahr als Programmierer in einem Schwellen- oder Entwicklungsland arbeitet.

Stipendien gibt es, allerdings nicht viele (pro Studienjahr insgesamt in etwa 300, bei denen man sich mit Afrika, Asien, Lateinamerika und nicht zuletzt Osteuropa matched). Da muss man schon zum besten Drittel gehören (und da hat man meist gegen die Asiaten keine Chance) und über sehr gute Deutschkenntnisse verfügen (da hat man meist gegen die Osteuropäer keine Chance). Zudem trachtet die EU dazu, innerhalb der EU sowie die angrenzenden Staaten, wie zB jene Nordafrikas, zu fördern. Lateinamerikaner gehen deshalb meist in die USA oder Kanada. Und das Stipendium ist zuallermeist an die Bedingung geknüpft, dass man nach dem Semester oder max Jahr als Gaststudent wieder in die Heimat zurückkehrt, um eben die Schwellenländer von der Ausbildung profitieren zu lassen.

Wenn, dann hätte er nur mit einem Uni-Job eine realistische Chance. Aber da ist es schon für einen Inländer total schwer, reinzurutschen. Für ein Nicht-EU-Mitglied muss der einstellende Prof meist bürgen - wovor viele natürlich zurückschrecken. Also würde ich auf Das wird er dann schon machen eher nicht setzen. (Nochmal: Seine realistischste Chance wäre, eine Deutsche zu schwängern). Sondern mich damit abfinden, dass das eine nette Multi-Kulti-Brieffreundschaft ist, von der man etwas lernen kann. Mehr aber aller Wahrscheinlichkeit auch nicht.

Das Problem ist, dass du dir zu wenig Gedanken machst und dich nach einem Monat chatten deswegen schon auf einer Liebeskummer-Seite registrierst. Und jetzt schon Angst hast, dass es dir weh tun könnte, sollte es einfach auslaufen.

Du gehst von einem Treffen im Juni aus. Er wird sich das mit ziemlicher Sicherheit nicht leisten können. Das wäre umgekehrt für uns schon eine ziemlich teure Reise, und wir verdienen deutlich mehr. Du solltest umgekehrt nicht mit einem Quasi-Fremden allein durch Latein-Amerika stolpern. Mein Mann ist dort weit gereist und sagt, heute würde das so nicht mehr gehen. Viel gefährlicher geworden... Also bräuchtest du zumindest jemand mit, den du wirklich kennst und der sich das leisten kann und mag. Kennst du so jemand?

Du machst dir zudem keine Gedanken, ob das mit Zulassung und Visum dann überhaupt realistisch ist und damit überhaupt mal eine kleine Chance auf eine mögliche Zukunft. Ich sage dir aus meiner Uni-Erfahrung: Eher nicht.

Und trotzdem willst du am Latin-Lover-Cinderella-Traum festhalten. Kannst du ja machen. Aber wenn ich jemand beobachte, der auf die heiße Herdplatte greifen will, dann sage ich, Obacht! Wenn du dennoch hingreifen willst und mit einer fast schon kindlichen Naivität sagst, aber die Herdplatte leuchtet so schön rot und jetzt denk ich nicht über Verbrennungen nach, wird schon alles passen, schau ma dann, ist es ja auch ok. Sind ja deine Pfoten

Und btw: Arbeiten oder ein Jahr mal hier studieren wollen ist ein großer Unterschied.

Zitat von Ayaka:

Das mit dem fehlenden Urlaub würde ich eher als Ausrede einordnen und da noch mal nachhaken

Das würde ich überhaupt nicht als Ausrede abtun, sondern ist einfach Realität. Eine Schulfreundin von mir ist nach Santiago de Chile ausgewandert, dort auch mit einem Chilenen glücklich verheiratet - der Unterschied ist nur, sie haben sich über Job und gemeinsame Freunde kennengelernt und hatten eine gemeinsame Lebensrealität. Fakt ist aber, dass sie sich einen Besuch in der Heimat nur alle paar Jahre leisten kann, und das auch nur, weil sie dann bei ihrer Mutter wohnen (die vermutlich noch etwas drauflegt). In Chile bekommst du nicht mal Geld vom Arbeitgeber, wenn du im Krankenstand bist. Also bitte nicht unseren Sozialstaat mit Schwellenländern vergleichen. Und da kommt der wirklich springende Punkt ins Spiel: Gehen wir mal davon aus, dass sich da tatsächlich 2 Menschen über die Kontinente online gefunden haben und alles, was sie sagen, ehrlich gemeint ist. Dann pfuscht halt dennoch die Realität hinein.

Ich glaube ihm mal, dass er ganz gut verdient. Das bedeutet aber in Chile, wenn er zum oberen Drittel gehört, 500 Euro/Monat (70% verdienen weniger). Soo reich können seine Eltern nicht sein, sonst müsste er jetzt nicht bei den Großeltern leben, um zu sparen. Selbst wenn er sich alles zusammenspart, kommt er mit den 5-6000 Euro in DT nicht weit, wenn man die Ausgaben und Wirklichkeiten einer (zumindest temporären) Auswanderung nach DT bedenkt wie, Flug, Miete, ev. Kaution, Möbel, Lebensmittel, kein Einkommen, Kohle, die das Studium an sich frisst, bedenkt.

Wie groß ist da die Chance, dass er sein hartverdientes Geld, das für ihn ja lebensentscheidend ist, dafür ausgibt, dass er im Juni über den halben Kontinent fliegt, um eine Internet-Bekanntschaft kennenzulernen? Da die TE durchschnittlich 4mal so viel verdient wie er, wäre es ihre Aufgabe, wenn auch eine abenteuerliche. Aber sie sagt nichts dazu, ob sie dazu überhaupt bereit ist. Und die 2000 bugs zur Verfügung hat? Sonst wird das doch nichts anderes als die Geschichte der 2 Königskinder. Kann man schon machen. Oder sich vielleicht doch etwas mit der Wirklichkeit beschäftigen, dann eventuelle Lösungen suchen, oder einfach eine nette Freundschaft pflegen, ohne sich in etwas zu verrennen.