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Liebeskummer virtuelle Affäre

T
Liebe Forumsgemeinschaft

Meine tiefe Verzweiflung hat ich in dieses Forum geführt.

Ich bin seit 10 Jahren mehr oder weniger glücklich in einer Beziehung. Die anfängliche Verliebtheitsphase hat sich in eine tiefe Verbundenheit und Vertrautheit gewandelt. Vor fast zwei Jahren habe ich dann im Urlaub eine attraktive Frau (fünf Jahre jünger und aus einem anderen Land) kennengelernt, mit welcher ich einen wunderschönen und lustigen Abend verbracht habe. Bei der Verabschiedung hat sie dann angemerkt, dass sie mich gerne näher kennenlernen möchte, was ich aufgrund meiner Beziehung aber ablehnte. Wir tauschten also keine Nummern oder Ähnliches aus.

Im Dezember letzten Jahres ist mir aus heiterem Himmel ihren Namen eingefallen. Aus purer Langeweile fand ich in der Folge die Frau auf Snapchat. Es begann, wie man wohl sagt, eine virtuelle Affäre. Wir schrieben uns täglich mehrmals, fragten wie es dem anderen geht und was er für Pläne hat. Auch tiefsinnigere Themen wurden diskutiert. Ich verbrachte manchmal mehrere Stunden täglich mit dem Schreiben, was natürlich auch meine Partnerin bemerkte, ich sie aber immer abwimmelte und beruhigte. Ich fing an, mich zu distanzieren und liess keine körperliche Nähe mehr zu.

In meinem Kopf malte ich mir aus, mit ihr einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Obwohl wir teilweise völlig unterschiedliche Ansichten haben und eine Beziehung nur schon aufgrund der Entfernung eine riesige Herausforderung wäre, spielte ich mit dem Gedanken, meine langjährige Beziehung zu opfern.

Der Knall folgte am letzten Wochenende. Sie offenbarte mir, dass eine Freundin sie verkuppeln möchte und hierfür ein Doppeldate stattfand. Mir kehrte sich der Magen um und ich teilte mit, dass ich mich somit zurückziehe, weil sie jetzt sicherlich Zeit für das Kennenlernen benötigt. Sie meinte, sie verstehe das nicht wirklich und sie wünsche das auch nicht, weil sie mich immer noch näher kennenlernen möchte aber meine Situation das ja verhindere.

Meine Stimmung war angeschlagen und ich hinterfragte meine Beziehung ernsthaft. Ich teilte nach einem Tag überlegen meiner virtuellen Affäre mit, dass ich um meine Beziehung kämpfen möchte. Sie reagierte kurz und knapp und meinte, es mache keinen Sinn mehr, sie aber nicht böse und unglücklich sei.

Der Kontakt ist nun eingestellt, aber es schmerzt so fest wie richtiger Liebeskummer, obwohl wir ja nie zusammen waren und uns nie getroffen haben. Der fehlende Austausch fühlt sich an wie ein Entzug. Ich kann fast nur noch an unseren Austausch denken, weil so viel schöne und lustige Momente dabei waren. Es war ein ständiges Kribbeln beim Schreiben und Antworten.

Wie beurteilt ihr als Aussenstehende die Situation?

Herzliche Grüsse

02.08.2023 08:43 • #1


Heffalump
Vielleicht bist du deiner jetzigen Beziehung entwachsen

02.08.2023 09:25 • x 1 #2


A


Liebeskummer virtuelle Affäre

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T
Zitat von Heffalump:
Vielleicht bist du deiner jetzigen Beziehung entwachsen


...aber ich kann mir irgendwie auch kein Leben ohne meine Partnerin vorstellen. Der Gedanken, dass wir jemals nicht mehr zusammen sind, zerreisst mir auch das Herz. Sie ist so ein toller Mensch und ist immer für mich da.

Und ja: Es mag zwar nichts Körperliches gelaufen sein, aber es war emotionaler Betrug. Ich komme mit diesen Gefühlen echt nicht klar.

02.08.2023 09:45 • x 2 #3


Heffalump
Zitat von theconfusedone:
aber es war emotionaler Betrug. Ich komme mit diesen Gefühlen echt nicht klar.

nun ja, was konnte deine AF dir geben, was deine Partnerin nicht kann oder konnte und bist du gewillt, sie mit einzubeziehen?

02.08.2023 10:06 • x 2 #4


T
Zitat von Heffalump:
nun ja, was konnte deine AF dir geben, was deine Partnerin nicht kann oder konnte und bist du gewillt, sie mit einzubeziehen?


Es war so ein humorvoller und doch teilweise auch tiefgründiger Austausch. Die AF empfand mich und meine Eigenschaften und Stories aus dem Alltag spannend, umgekehrt dasselbe.

Die Spannung und Ungeduld auf eine Nachricht zu warten ... genau solche Gefühle, diesen Rausch hatte ich, als ich meine Partnerin kennenlernte.

02.08.2023 10:16 • #5


Heffalump
Du tauscht also das *neue spannende gegen das *gewohnte bekannte.

Du brichst aus dem gelebtem Alltag aus und das fällt dir jetzt auf die Füße. Weil das Unbekannt lockt uns, wir sind Entdecker und kein Rätsel ist spannender bis es gelöst wird. Danach wird es irgendwann langweilig, berechenbar, fad. Der Zauber fehlt.

Wenn du mehr Zauber in deiner Beziehung willst, solltest du es auf den Weg bringen, wenn dir der Alltag zu gradlinig ist, bau Kurven ein

02.08.2023 10:22 • x 5 #6


T
Zitat von Heffalump:
Du tauscht also das *neue spannende gegen das *gewohnte bekannte. Du brichst aus dem gelebtem Alltag aus und das fällt dir jetzt auf die Füße. Weil das Unbekannt lockt uns, wir sind Entdecker und kein Rätsel ist spannender bis es gelöst wird. Danach wird es irgendwann langweilig, berechenbar, fad. Der Zauber ...

Absolut...und mir war gar nie bewusst, wie tief ich in dieser Onlinebeziehung drin bin.

Ich meine: Weshalb bin ich eifersüchtig, wenn sich eine Frau - mit welcher ich vor zwei Jahren während 6h Kontakt hatte - mit jemandem trifft? Zumal wir nicht zusammen sind, sie machen kann was sie will und vor allem: Ich in einer Beziehung bin, die es verdient hat, zu kämpfen.

02.08.2023 10:50 • x 2 #7


DieSeherin
Zitat von theconfusedone:
Ich in einer Beziehung bin, die es verdient hat, zu kämpfen.


dann hilft dir nur, den kontakt auch wirklich komplett einzustellen und sie auf allen kanälen zu entfernen.... dann fällt es dir leichter, dich ganz auf deine beziehung zu konzentrieren.

02.08.2023 11:44 • #8


T
Zitat von DieSeherin:
dann hilft dir nur, den kontakt auch wirklich komplett einzustellen und sie auf allen kanälen zu entfernen.... dann fällt es dir leichter, dich ganz auf deine beziehung zu konzentrieren.

Das habe ich mit einem respektvollem Abschiedsschreiben auf dem sozialen Meidenkanal gemacht. Sie hat mir daraufhin durch die Blume fehlenden Mut attesstiert.

Sei es drum:
Die Entscheidung ist gefällt. Was mich einfach stört ist die Art Liebeskummer. Ich bin ansonsten so rational denkend. Wie kann ich nur so leiden wegen einer Beziehung, die nur virtuell stattfand? Das geht mir einfach nicht in den Kopf. Wie kann das Lesen einer eingegangenen Nachricht soviel Glücksgefühl entfachen und jetzt im Umkehrschluss soviel Schmerz verursachen, weil das nicht mehr da ist?

02.08.2023 12:34 • #9


DieSeherin
weil das eine andere welt war, in der es keine außeneinflüsse gibt, nichts störendes.... ein virtuelles paradies.

02.08.2023 13:51 • x 5 #10


T
Zitat von DieSeherin:
weil das eine andere welt war, in der es keine außeneinflüsse gibt, nichts störendes.... ein virtuelles paradies.

Eine Scheinwelt, in welcher alles scheinbar nahezu perfekt ist, ja. Wahnsinnig, in welcher Blase ich da über Monate (!) unterwegs war. Es hat sich soooo toll und aufgehoben angefühlt.

Wie lange schätzt ihr meine Leidenszeit mit der Melancholie und Steinen im Magen ein?

02.08.2023 14:30 • #11


DieSeherin
Zitat von theconfusedone:
Wie lange schätzt ihr meine Leidenszeit mit der Melancholie und Steinen im Magen ein?


das kommt wohl ganz darauf an, wie aktiv du jetzt auf deine frau zugehst und die beziehung belebst.

02.08.2023 14:40 • x 1 #12


M
Zitat von theconfusedone:
Es war so ein humorvoller und doch teilweise auch tiefgründiger Austausch. Die AF empfand mich und meine Eigenschaften und Stories aus dem Alltag spannend, umgekehrt dasselbe.

Die Spannung und Ungeduld auf eine Nachricht zu warten ... genau solche Gefühle, diesen Rausch hatte ich, als ich meine Partnerin kennenlernte.

Es kommt immer wieder vor, dass sich Menschen in die Online-Welt flüchten, wenn die Realität zu wenig zu bieten hat. Am wenigsten Ideen, womit man seine Freizeit sinnvoll verbringen könnte. Da begibt man sich lieber hinter den PC, wel die Welt dort ja so einfach ist.

Es ist total easy, sich in so was zu verheddern. Es geht langsam an und steigert sich. Die nächste Message ist wichtiger als die reale Welt und sogleich muss man darauf antworten. Da wird dann hin - und hergeschrieben und es wird eine Schein-Nähe aufgebaut.
Weil den realen Menschen dahinter kennt man nicht oder allenfalls nur sehr wenig. Mit einer realen Alltagsbeziehung hat das Geschreibsel rein gar nichts zu tun, denn man lernt sich nur bruchstückhaft kennen.

Und dann kommen sehr schnell Gedanken wie die vom berühmten Seelenverwandten. Du hast Dich in eine Welt der Illusion begeben, übrigens ganz freiwillig und jetzt fällt Dir das alles vor die Füße.

Auch nett, mit der Anderen zu schreiben und ihr Alltagsgeschichten zu erzählen, und Deine Frau ist im anderen Zimmer und hat keine Ahnung davon, was Du da treibst und wie gierig Du auf die nächste Nachricht von der anderen wartest.

Und jetzt kommt der Entzug. Logische Konsequenz, denn Du hast Dich frewillig in eine Art Sucht begeben. Was hiflt gegen Sucht? Entzug, damit Du davon wegkommst.Und Entzug tut weh und er zeigt Dir wie sehr Du Dich hinein begeben hast.

Du lebst in zweierlei Welten. Hier die reale Welt mit Deiner Frau, ohne die Du Dir ein Leben nicht vorstellen kannst. Und dort die virtuelle mit einer Frau im Ausland mit der Du Dich über sehr persönliche Themen austauschst und in der Du Deine Bedürfnisse befriedigst, die Du in der realen Welt zwar spürst, aber nicht befriedigen kannst. In einer Traumwelt ist das Leben naturgemäß einfach, denn jede Nachricht bietet jede Menge Raum für Spekulationen. Jeder Satz kann so und so aufgefasst werden und wird dann so interpretiert, dass es in den eigenen Kram passt.

Du lebst in der realen Welt, aber nicht in der Scheinwelt in der Du Nähe und Übereinstimmung findest, die Dir abgehen.

Erstens:
Verbanne Deinen PC oder Dein Smartphone und schalte diese Geräte bewusst aus, vor allem am Abend, wenn die Leere kommt. Das ist anfangs schlimm, aber mit der Zeit wird es besser, auch wenn Du immer wieder die Gier empfindest, ich muss jetzt doch mal schnell .... Nein, musst Du nicht, Du bildest es Dir nur ein.

Zweitens:
Sorge für sinnvollere Freizeitbeschäftigungen. Ob das nun Sport ist oder Du soziale Kontakte im realen Leben pflegst, in einen Verein gehst, ein Instrument lernst oder Bogen schießen, ist Deine Wahl. Aber sorge für Beschäftigung, damit der Drang zur virtuellen Kommunikation allmählich nachlassen kann.
Je mehr Du rückfällig wirst, desto mehr wirst Du leiden. Du fütterst damit deine Gefühle wieder an und sie bekommen ständig neue Nahrung. Ach, wie schön ist Panama! So weit weg, aber dort ist es schön, dort fühle ich mich verstanden und angenommen, dort finde ich Zuwendung und Interesse an meiner Person.. Aber hier, in Dortmund oder Miesbach ist es nicht halb so schön, sondern irgenwie so ...langweilig, so armselig. so real. Nein, da gefällt es Dir nicht, aber dort fühlst Du Akzeptanz und Verständnis.

Aber meine Frau liebe ich trotzdem. Tatsächlich? Oder doch nicht so sehr, dass Du wenigstens im Interesse Deiner Ehe auf die virtuelle Welt verzichten kannst? Dann verbringe doch Zeit mit Deiner Frau anstatt mit einer Frau der Illusionen.

Du machst Dir Illusionen über diese Frau, Du träumst Dir was zusammen, was in der realen Welt keinen Bestand hätte. Und Du trittst damit Dein reales Leben wie Deine Ehe und auch Deine Zeit mit Füßen, da die Märchenwelt ja einfacher und schöner ist. So schön, bis Du erkannt hast, dass Du Dich verrannt hast.

Das Interesse dieser anderen Frau an Dir hat Dir geschmeichelt, Dir Bestätigung gegeben, hier am PC bist Du wer Und was bist Du, wenn Du klar bei Verstand bist? Ein gelangweilter Ehemann, der mit seiner Zeit nichts anfangen kann und sich lieber hinter ein Gerät verkriecht, weil ihm das suggeriert, dass er dort alles findet, was er vermisst.

Erkenne Deine Lücken. Hättest Du sie nicht, wärst Du nie so tief gesunken. Und dann fülle sie. Betrachte den Austausch mit dieser anderen Frau als eine Dro., die Dir Dein Leben nimmt. Dass Du dort etwas bekommst, ist nur Deine Einbildung und zeigt Deine Bedürftigkeit, die nicht aufgefüllt wird.
Damit auseinander setzen musst Du Dich selbst, da kann Dir keiner helfen. Keiner kann den Verzicht weniger schmerzhaft machen, keiner hier kann Deine inneren Sehnsüchte erfüllen und keiner kann Dir das ersetzen, was Du vermisst, wenn Du den Kontakt abbrichst.

Sei Dir mehr wert als das. Und erkenne, dass Deine Lebenszeit endlich ist und Du sie nicht verplempern solltest indem Du Illusionen nachjagst, die Du immer wieder von Neuem befeuerst. Und das ganz freiwillig und obendrein hinten rum. Hat Deine Frau so ein Verhalten verdient?

02.08.2023 15:20 • x 5 #13


M
Zitat von theconfusedone:
Wie lange schätzt ihr meine Leidenszeit mit der Melancholie und Steinen im Magen ein?

Das liegt zum Großteil in Deiner Verantwortung. Wenn Du konsequent davon die Finger lässt, geht es schneller. Jeder Rückfall verlängert Dein Leiden. Und je mehr Du Deine freie Zeit aktiv gestaltest und sie mit Dingen verbringst, die Dir Spaß machen, desto leichter wird es.

Es dauert seine Zeit, weil Dein Gefühlsgedächtnis sich sozusagen erst umprogrammieren muss und wieder andere Themen als wichtig anerkennt.

Wenigstens war der Kontakt nicht real. Daher würde ich annehmen, dass Du es in 3 oder 4 Monaten geschafft hast. Ein Verlust der Ehe wäre weitaus schmerzhafter und langwieriger.

02.08.2023 15:27 • #14


M
Zitat von theconfusedone:
Sie hat mir daraufhin durch die Blume fehlenden Mut attesstiert.

Ein Miststück!

02.08.2023 15:29 • x 2 #15


A


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