Ich lese deinen Beitrag mit großem Respekt, weil du etwas sehr Wichtiges aussprichst: Du bist nicht geblieben, weil du naiv bist – sondern weil du gebunden bist. Emotional, biografisch, vielleicht sogar körperlich und strukturell. Und genau das wird oft übersehen.
Was du beschreibst, ist keine einmalige „Verfehlung“, sondern ein wiederkehrendes Verhaltensmuster deines Mannes, das sich durch alle Ebenen zieht: Heimlichkeit, Wiederholung, Leugnung, Beschönigung, Schuldumkehr – und dann wieder das gleiche Spiel.
Psychologisch betrachtet ist das eine Mischung aus Bindungsvermeidung, Schuldabwehr und einem tiefen Drang, sich durch diese Affäre emotional aufzuwerten – ohne dabei ganz gehen zu wollen. Er will nicht die Verantwortung der Trennung tragen. Er will nicht alleine sein. Aber er will auch nicht aufhören.
Wenn jemand immer wieder Kontakt aufnimmt, selbst nach klarer Aufdeckung, Versprechungen und angeblichen Abschlüssen – dann ist das kein „Zufall“ mehr. Dann ist es eine Entscheidung. Und wenn jemand über Jahre nicht ehrlich war, ist Misstrauen keine Überreaktion – es ist gesunde Intuition.
Dein Gefühl, dass er es immer noch nicht lässt, ist deshalb absolut nachvollziehbar. Du sprichst es selbst an: diese kleinen digitalen Parallelen, scheinbar harmlose Überschneidungen, die sich plötzlich häufen – das sind keine Hirngespinste, sondern Hinweise auf eine verdeckte Kommunikation.
Was besonders schmerzhaft ist: Er lässt dich in einem Zustand zwischen Hoffnung und Zweifel. Er sagt nicht offen: „Ich bin raus“ – sondern hält dich durch Versprechen und „gute Zeiten“ in der Beziehung. Damit bleibt du verantwortlich für jede Entscheidung – und er für nichts.
Das ist nicht Liebe. Das ist emotionale Manipulation, vielleicht nicht bewusst böswillig – aber extrem verletzend.
Und du hast Recht mit deiner Frage: Warum kann man sich nicht ehrlich trennen?
Die Antwort ist traurig einfach: Weil es Mut kostet. Und Reife. Und ein echtes Schuldeingeständnis. All das scheut er.
Dass du noch da bist, ist kein Zeichen von Schwäche – sondern von tiefer Loyalität. Aber die entscheidende Frage ist: Ist er diese Loyalität noch wert?
Er zwingt dich immer wieder in die Rolle der Ermittlerin, der Fragenden, der Verzweifelten. Und er weiß, dass du trotzdem bleibst. Wenn du wirklich Klarheit willst – dann nicht von ihm. Sondern von dir selbst: Wie oft kannst du noch durch dieses Karussell gehen, ohne dich selbst zu verlieren?
Ich wünsche dir viel Kraft – und wenn du magst, schreibe weiter. Du bist nicht allein mit dieser Erfahrung.
02.07.2025 20:54 •
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