Also ich habe den Eindruck, daß Ihr beide Kopfmenschen seid und offenbar ja auch lange Zeit alles plan- und verstandesmäßig gelaufen ist, inklusive vieler schöner Dinge, von denen man meint, so müßten einen doch glücklich machen.
Du schreibst zwar, Du liebst ihn und er liebt Dich (freundschaftlich?) - aber, ehrlich gesagt, ich kann hier nichts erkennen, was nach Liebe aussieht. Sondern es wird halt - wie das öfter ist - einfach das Wort Liebe verwendet, weil das eben auch dazugehört in einem solchen Szenario. Daß dahinter aber auch echte tiefe Gefühle stecken, das bezweifle ich. Sondern es scheint eben mehr um die Gewohnheit zu gehen, um das, was man sich gemeinsam aufgebaut hat, um Angst vor Verlusten und Veränderungen usw. (das ist ja auch oft so und mehr der Normal- als der Ausnahmefall).
Und nun sind offenbar in Deinem Mann Gefühle ausgebrochen, die den Verstand überwältig haben und ihn zumindest zeitweise in den Hintergrund drängen, und dann gerät alles ins Wanken.
Die Frage ist halt, was letztlich überwiegt: der Verstand oder das Gefühl.
Wenn Dein Mann bisher so verstandesorientiert war, dann wird mit großer Wahrscheinlichkeit letztlich der Verstand die Oberhand behalten.
Die andere Frage ist, wie Du damit umgehst. Verstandesmäßig wäre es am besten, Du würdest dieser offenen Ehe zustimmen (wenn Du das eben verkraftest), denn es ist anzunehmen, daß dieser Gefühlsausbruch eher flüchtig sein wird. Auf der anderen Seite werden seine Gefühle für die andere Frau erst recht angestachelt und am Leben erhalten, je mehr Du ihn festhältst und einschränkst und ihm drohst. Denn die dauerhaftesten und reizvollsten Gefühle sind eben die, die man nicht auslebt (bzw. ausleben kann oder nur heimlich und immer kurzfristig).
Worauf es aber eben ankommt, ist, wie gesagt, ob Du mit einer solchen Lösung zurechtkommst.
LG
05.06.2015 19:16 •
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