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Meine erste Liebe verloren und es zerreißt mich!

H
Zitat:
Wir beide hatten zwar schon S.., aber nüchtern betrachtet war unsere Beziehung nicht viel weiter als in der Kennenlernphase. Vermutlich auch deswegen fühlte sich für mich alles so herrlich an.


Ich glaube jeder Mensch sehnt sich in seinem Leben nach Liebe und körperlicher Nähe. Da du recht lange ohne Freundin warst, kann es gut sein, dass sich diese Sehnsüchte und Wünsche in dir aufgestaut haben. Diese Wünsche haben nun mit deiner Ex das erste Mal ein Gesicht bekommen; sie sind real geworden. Dass man da auf Wolke 7 schwebt, ist wohl das Normalste auf der Welt.
Aber wie du schon sagst: Ihr wart in der Kennenlernphase. Auch deine Ex-Freundin hat natürlich ihre Ecken und Kanten, wie jeder andere Mensch auch. Die hast du (leider) nie zu Gesicht bekommen. Deswegen hast du in deiner Trauer auch nun viel Projektionsraum. Wie bereits erwähnt: Du projizierst deine Wünsche und Sehnsüchte auf deine Ex-Freundin, weil sie die erste war, die diese Wünsche verkörpert hat. Da ist sind aber auch eben ganz viele Wunschvorstellungen und Verherrlichungen dabei, die so nicht existent sind.

Zitat:
sagte sie mir ja immer (einfach ausgedrückt), dass sie bei mir geblieben wäre, wenn ich mich eben früh genug zu einer Beziehung zu ihr bekannt hätte
.

Solche Erklärungen unterliegen der Rationalisierung. Damit möchte man seine Gefühle rechtfertigen. Die kann man aber in dem Sinne nicht rechtfertigen. Auch deine Ex nicht. Der andere Mann hatte eine größer Anziehungskraft auf sie. Die wenigsten Verlasser bringen dieses Ich finde sie/ihn einfach besser/anziehender als dich! oder Du, ich habe mich einfach nicht verliebt! direkt über die Lippen. Da wird dann nach Erklärungen gesucht bzw. um den heißen Brei herumgeredet. Gerade Damen tun dies gerne.

Zitat:
Aber durch ihre Aussage, muss ich ja immer den Eindruck haben, dass all dies nicht passiert wäre, wenn ich eben richtig mit ihr gesprochen hätte.


Nein, den musst du nicht haben. Du kannst es niemals kategorisch ausschließen, dass ein anderer Mann um die Ecke kommt, den sie interessanter gefunden hätte. Und nochmal, ich glaube kaum, dass dieses Ja, wir sind jetzt in einer Beziehung! ausschlaggebend gewesen wäre, um sie zu halten. Das hätte deine Anziehungskraft auch nicht erhöht. Und genau darum geht es letztendliche zwischen Mann und Frau - Anziehungskraft. Und da hatte der andere Kerl die Nase vorne.

Zitat:
Wenn es zu lange dauert, kann es ja sogar sein, dass ich sie auf ihrer jetzigen Mailadresse oder Handynummer gar nicht mehr erreichen kann und dann ist sie weg.


Mal knallhart gesagt: Dann ist sie eben weg. Ich weiß, dass dich dieser Gedanke extrem schmerzt. Aber die Zeit wird kommen, in der dir das nicht mehr so wichtig ist. Ich frage mich auch noch gelegentlich, wie meine erste Liebe heute wohl aussieht und was sie so treibt. Ich denke auch manchmal dran, wie es wäre, sich jetzt nochmal zu begegnen - aber diese Gedanken bestimmen nicht mein Leben. Die kommen und gehen ganz schnell. Du wirst ihr - wenn du über sie hinweg bist - nicht mal annähernd diesen Wert beimessen, den du ihr jetzt beimisst. Der Wert wird realistischer und rationaler.
In Zeiten sozialer Netzwerke ist die Wahrscheinlichkeit jedoch recht groß, dass du sie - irgendwann - wieder finden könntest. Aber das steht jetzt erstmal nicht zur Debatte.

Zitat:
Hattest Du denn eigentlich mal gedanklich Altlasten in eine nachfolgende Beziehung mitgenommen? Also dass du über deine alte Beziehung noch nicht hinweg warst?


Nein, ich habe nie eine neue Beziehung begonnen, in der ich noch Gefühle für meine Ex hatte. Das konnte ich schlichtweg nicht, ich war da wie blockiert. Ich habe nach meiner ersten Trennung eine Art Verzweiflungsschiene gefahren: Habe auf Parties mit Mädchen rumgemacht, bin auch gelegentlich mit ihnen im Bett gelandet. Aber ich war nie glücklich dabei, teilweise hatte ich sogar direkt beim S. Bauschmerzen und ein Stechen im Brustkorb, weil ich an meine Ex denken musste. Aber keines dieser Mädchen war an einer festen Beziehung interessiert, von daher war es für beide Parteien einfach Mittel zum Zweck.
Das Mädchen, dass sich nach meiner ersten Trennung in mich verliebt hatte, habe ich abgewiesen - weil ich ständig meine Ex vor meinem innere Auge gesehen habe und mich null auf das andere Mädel einlassen konnte.
Die Beziehung, die ich dann zwei Jahre nach meine ersten großen Liebe hatte, hat dann auf extremer Verliebtheit basiert. Diese Freundin war dann das erste Mädchen, dass mich sofort in ihren Bann gezogen und begeistert hat - in der Kennenlernphase war die Ex wie aus meinem Kopf gelöscht. Gelegentlich habe ich natürlich meine Ex im Kopf gehabt - aber nicht, weil ich sie vermisst hätte, sondern einfach weil meine damalige Freundin ein ganz anderer Typ Mensch war als die Ex. Ich habe sie in dem Sinne verglichen, als dass ich sagen konnte, dass meine damalige Freundin bei weitem besser zu mir gepasst hat, als meine Ex.

Zitat:
Wenn ich daran denke, dass eine zukünftige Beziehung auf die selbe Art endet, wie diese, dann habe ich jetzt schon Angst davor. Das ist sicherlich keine gute Voraussetzung für eine neue Liebe (die ich mir jetzt auch noch nicht vorstellen kann)


Stimmt, Angst ist in dieser Hinsicht absolut kontraproduktiv. Aber du musst bedenken, dass diese Angst gerade durch deine extremen Emotionen geschürt wird. Wenn die Emotionen abklingen und du deine Lehren und Erfahrungswerte aus der Sache gezogen hast, siehst du dieses Ende nochmal aus einer anderen Perspektive.

Zitat:
Konntest du die, von dir beschriebenen, bitteren Beziehungsenden wirklich ausblenden ohne dass diese Erfahrungen sich negativ auf deine Beziehungen auswirkten?


Ja, konnte ich tatsächlich, wenn ich wirklich in des Mädel verliebt war - zumindest soweit, dass meine Ängste meine Beziehung nicht gefährdet haben. Im Gegenteil, ich habe vor allem die schlimmen Phasen und Enden meiner Beziehungen genutzt, um zu verhindern, dass die nächste Beziehung genau so endet. Ich habe durch meine erste Ex gelernt, dass ich mich nicht herumschubsen lassen darf, dass ich meine Grenzen ziehen und halten werde, dass ich Taten anstatt Worte sprechen lasse und mich generell auf keine Dramaqueen mehr einlassen werde. Die schmerzhafte Erfahrung des Ersetztwerdens oder des Betrugs werde ich natürlich nie vergessen. Allerdings sind mein Selbstwert und meine Selbstliebe mittlerweile so stabil und gefestigt, dass ich destruktive Beziehungen (freundschaftlich sowie romantisch) wirklich eigenständig beenden und mich schützen kann. Ich weiß, dass die Welt davon nicht wirklich (sondern nur metaphorisch, haha) untergeht. Es tut natürlich sehr weh und ich hätte am liebsten auch eine Garantie dafür, nie wieder enttäuscht und fallen gelassen zu werden ... aber die gibt es nicht. Niemals. Bei keinem Menschen. Wenn mich also eine Frau betrügen, belügen oder fallen lassen will, dann muss sie es wohl tun. Aber ich werde daran nicht zerbrechen, das weiß ich. Sicher, eine Narbe wird definitiv bleiben und ich werde wohl wieder eine Zeit mit dem Kummer zu kämpfen haben. Aber letztendlich bin ich soweit, dass ich mich selbst durch solch schwere Zeiten tragen und für mich sorgen kann.

17.03.2017 22:11 • x 1 #106


RegenWein
Zitat:
Du projizierst deine Wünsche und Sehnsüchte auf deine Ex-Freundin, weil sie die erste war, die diese Wünsche verkörpert hat.


Genau so ist es wohl! Sie war ja in allem was die Liebe angeht meine Erste. Ich hatte vor ihr noch nie eine Freundin, habe nie Händchen gehalten, nie geküsst, geschweige denn S. gehabt. Es kann auch sein, dass mein großer Verlustschmerz auch daher rührt, dass ich eigentlich ein recht geringes Selbstwertgefühl habe, gerade was Zwischenmenschliche Beziehungen angeht. Auch aus Schutz vor jedweder Verletzung und Zurückweisung durch andere, habe ich nach der Schulzeit nie versucht eine Beziehung mit einer Frau einzugehen. Es war auch nicht so, dass bei mir Frauen Schlange gestanden hätten. Also dachte ich, die Frauen kommen nicht zu mir, also gehe ich auch nicht zu ihnen... sie wollen mich nicht, ich will sie nicht, Fertig! (natürlich auch etwas unreif) Aber dann kam sie... wir haben uns durch einen großen Zufall in einem Dating-Portal (hab ich mich mehr aus Jux angemeldet) und sie schien hin und weg von mir zu sein. Solche Komplimente habe ich noch nie entgegen genommen. Es fühlte sich toll an, aber irgendwie dachte ich bei mir auch, das kann doch nicht sein, wie kann eine so gut aussehende Frau, wie sie, so verrückt nach mir sein?! Aber durch jedes Treffen durch jede Mail stieg mein Stolz, dass so jemand wie sie sich wirklich als meine Freundin bezeichnen würde. Deswegen hebe ich sie immer noch auf einen Thron. Aber ausgerechnet diese Frau, die mein Selbstwertgefühl ins scheinbar unermessliche anhob, lässt mich wegen eines anderen Typen sitzen! Er war besser, also habe ich sie verloren, ohne dass sie mir nochmal wirklich eine Chance gegeben hätte... zwar sagte sie auch nach dem Aus, dass ich ihr wichtig sei und mich sehr gern hätte, aber mein ganzes Selbstwertgefühl ist wieder in die Tiefe gestürzt. Das kann ich einfach immer noch nicht wahr haben!?!

Zitat:
Und nochmal, ich glaube kaum, dass dieses Ja, wir sind jetzt in einer Beziehung! ausschlaggebend gewesen wäre, um sie zu halten. Das hätte deine Anziehungskraft auch nicht erhöht. Und genau darum geht es letztendliche zwischen Mann und Frau - Anziehungskraft. Und da hatte der andere Kerl die Nase vorne.


Hm, dieser Tatsache muss ich wohl ins Auge sehen. Ich merkte ja durchaus ein wenig, dass die Mails die sie mir schrieb, in der Zeit in der sich die beiden kennenlernten irgendwie nicht mehr so liebevoll waren. Es veränderte sich was, aber ich erkannte nicht was da passierte. Ich denke jetzt auch, dass sie schon länger einer Beziehung mit ihm nicht abgeneigt war. Ich hatte anscheinend keine wirkliche Chance gegeben ihn... sie hat mir nachher zumindest keine mehr gegeben. Und jetzt kriegt dieser Typ all das was ich mir so wünsche... er darf ihre Liebe in vollen Zügen genießen... Mann, tut das weh...!

Zitat:
Du wirst ihr - wenn du über sie hinweg bist - nicht mal annähernd diesen Wert beimessen, den du ihr jetzt beimisst. Der Wert wird realistischer und rationaler


Das ist im Moment ein unmöglicher Gedanke für mich... Aber die Zeit wird kommen, in der ich dann weiß, dass diese Aussage richtig ist. Ich liebe sie und sie sagte bis zum Schluss (immerhin), dass sie mich mehr als lieb hat, mich vermissen würde und ganz oft an mich denken wird. Und all diese schönen Gefühle und Gedanken verschwinden mit der Zeit und dann wird sie mich nicht mehr vermissen, an mich denken oder mich lieb haben. Ich finde das so traurig . Deswegen lebt in mir die Fantasie, die KS nicht allzu lange aufrecht zu erhalten, damit ich sie nochmal kontaktieren kann, wenn sie mich noch nicht ganz vergessen hat und mich vielleicht immer noch ein wenig mag. Aber da ist auch viel Wunschdenken dabei, vielleicht vergisst sie mich auch schneller, als ich es mir jetzt vorstellen kann... Ob sie sich wirklich in ein paar Monaten noch freut, etwas von mir zu hören? Oder wird sie denken... Ach du Sch...., was will der Typ denn jetzt noch von mir?!.

Zitat:
Das Mädchen, dass sich nach meiner ersten Trennung in mich verliebt hatte, habe ich abgewiesen - weil ich ständig meine Ex vor meinem innere Auge gesehen habe und mich null auf das andere Mädel einlassen konnte.


Genau davor habe ich auch Angst, dass mir so etwas passiert!

Zitat:
Ich habe sie in dem Sinne verglichen, als dass ich sagen konnte, dass meine damalige Freundin bei weitem besser zu mir gepasst hat, als meine Ex.


Ah ja! Na, das macht einem ja zumindest Mut! Es gibt ja wirklich noch die Chance, dass ich jemanden kennenlerne mit der ich dann vielleicht noch lieber zusammen sein würde als mit meiner Ex. Ein Gedanke, der mir zwar im Moment schwer fällt, da meine Ex wirklich eine tolle Frau ist, aber wie gesagt, es macht Mut, das zu lesen.

Zitat:
Die schmerzhafte Erfahrung des Ersetztwerdens oder des Betrugs werde ich natürlich nie vergessen


Ja, dieses Gefühl des Ersetztwerdens kenne ich und ich werde diesen Schmerz auch nie vergessen. Da wird eine große Narbe auf meinem gebrochenen Herzen bleiben. Aber ich denke, bei dir war die Erfahrung wahrscheinlich noch dramatischer, da ich annehme, dass du mit der Betreffenden Frau eine intensivere Beziehung geführt hast, als dies bei mir und meiner Ex der Fall war, oder?

Zitat:
Aber letztendlich bin ich soweit, dass ich mich selbst durch solch schwere Zeiten tragen und für mich sorgen kann.


Ja, ich kämpfe gerade dafür, dass ich dies auch mal von mir sagen kann... Aber bevor ich dies auch mit Stolz von mir behaupten kann, kommt nun erstmal wieder die Nacht die ich nun überstehen muss... Phuuuu, ich hoffe, ich kann gut schlafen und träume nicht schon wieder von ihr. Das wäre zu schmerzhaft...

18.03.2017 01:49 • #107


A


Meine erste Liebe verloren und es zerreißt mich!

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RegenWein
Hallo Heath,

ich habe nochmal ein paar Fragen: Du hast ja schon mehrere Beziehungen mit einigen bitteren Enden hinter dir. Wie lange hat es in den einzelnen Fällen gedauert, bis du über diese Ereignisse hinweg warst? Also so darüber hinweg, dass du die ganze Sache möglichst nüchtern betrachten und ggf. die KS, ohne das Risiko alte Wunden zu öffnen, wieder beenden konntest? Bestand bei dir jemals das Interesse eine KS zu beenden, mal jetzt unabhängig ob in einer frühen oder späten Phase? Oder hattest Du nie Interesse eine freundschaftliche Beziehung mit einer Ex zu führen oder dieses zumindest in Erwägung zu ziehen? Würdest Du sagen, dass diese Idee einer Freundschaft wirklich Sinn macht (oder zumindest machen könnte)? Oder ist dies wohl nur ein gedanklicher Strohhalm an den man sich in meiner Situation klammert, weil ich diese Endgültigkeit, sie vielleicht nie wieder zu sehen oder sprechen, einfach nicht wahrhaben will?! Kennst du das vielleicht? Das kann ich bei mir irgendwie noch nicht so richtig einordnen...

18.03.2017 16:44 • #108


H
Zitat:
Er war besser, also habe ich sie verloren, ohne dass sie mir nochmal wirklich eine Chance gegeben hätte... zwar sagte sie auch nach dem Aus, dass ich ihr wichtig sei und mich sehr gern hätte, aber mein ganzes Selbstwertgefühl ist wieder in die Tiefe gestürzt. Das kann ich einfach immer noch nicht wahr haben!?!


Deswegen: Mache dich und dein Selbstwertgefühl nicht abhängig von anderen Menschen.

Du musst nun einen Weg finden, wie du aus eigener Kraft Selbstwertgefühl aufbauen und halten kannst - du musst beginnen, mit dir selbst zufrieden zu sein, dich selbst zu mögen und dir selbst denn Sinn im Leben zu geben. Denn du bist der einzige Mensch, der zu 100% immer in deinem Leben sein wird.

Ich war damals 17 als ich meine erste große Liebe kennengelernt habe. Ich war ein Spätzünder, was die Pubertät anging: Noch nicht weit fortgeschritten im Stimmbruch, keine breiten Schultern, keine kantigen Gesichtszüge, noch reichlich Babyspeck - eben alles andere als ein Adonis. Ich hatte nicht viele Freunde oder generell soziale Kontakte, bin blass und verpickelt zu Hause vor meinem PC gesessen. Dementsprechend war es natürlich für mich genau so krass, dass sich auf einmal ein Mädchen für mich interessierte und mir sagte, ich wäre ein toller und liebenswerter Kerl und mich sogar s.uell attraktiv fand - denn ich fand mich einfach nur hässlich und ekelhaft. Die Dinge nahmen seinen Lauf und ich machte mich emotional vollkommen von ihrem Lob und ihrer Zuneigung abhängig. Dementsprechend bin ich bei der Trennung 1 1/2 Jahre später in ein extrem tiefes Loch gefallen.

Zitat:
dass sie mich mehr als lieb hat, mich vermissen würde und ganz oft an mich denken wird. Und all diese schönen Gefühle und Gedanken verschwinden mit der Zeit und dann wird sie mich nicht mehr vermissen, an mich denken oder mich lieb haben. Ich finde das so traurig .


Okay - und was bringt es dir, dass sie dich mehr als lieb hat, dich vermisst und an dich denkt, aber gleichzeitig bei einem anderen Mann im Bett liegt und mit ihm ihr Leben lebt? Macht das die ganze Situation erträglicher für dich? Weil sie dich lieb hat? Lieb haben können dich auch Freunde, deine Familie und vor allem andere Frauen. Du möchtest Liebe von ihr, oder nicht? Eine Liebesbeziehung und nicht den Bankwärmer in der Friendzone spielen, oder nicht?

Zitat:
Da wird eine große Narbe auf meinem gebrochenen Herzen bleiben. Aber ich denke, bei dir war die Erfahrung wahrscheinlich noch dramatischer, da ich annehme, dass du mit der Betreffenden Frau eine intensivere Beziehung geführt hast, als dies bei mir und meiner Ex der Fall war, oder?


Meinst du meine erste Freundin?
Wir waren knapp 1 1/2 Jahre zusammen und diese Beziehung war nach den ersten vier Monaten krasser Verliebtheit von Hoch und Tiefs geprägt. Sie hatte psychische Probleme und nahezu kein Selbstwertgefühl (genau wie ich). Allerdings hat sie sich diese Bestätigung und die Zuneigung nicht nur bei mir geholt, sondern hat auch hinter meinem Rücken auf DatingApps mit anderen Kerlen kommuniziert - teilweise hat sie mir die Texte auch gezeigt, um mich eifersüchtig zu machen und somit wieder ihren Wert zu pushen. Ich weiß nicht, inwieweit sie sich mit diesen Kerlen getroffen oder geschrieben hat und ob sie mich wirklich betrogen hat - aber ich kam mir extrem hintergangen vor, weil ich quasi den roten Teppich für sie ausgerollt habe, sie unterstützt habe wo es nur ging und letztendlich weggeschmissen wurde wie ein benutztes Taschentuch. Sie hat oft geschwankt, war sich ihrer Gefühle nicht sicher, hat mich als Crashdummie für ihre Probleme und Aggressionen benutzt - und mich letztendlich verlassen, weil sie frei sein wollte. Tja, wenige Wochen später war der neue Typ am Start. Und diese Trennung in Kombination mit der ungesunden Beziehungsdynamik hat mich komplett aus den Latschen gehauen. Denn ich habe in diesem Mädchen meine erste große Liebe gesehen - sie in mir wohl etwas anderes. Und das hat höllisch weh getan. Zudem habe ich mich ganz lange von Schuldzuweisungen und Selbstvorwürfen zerfressen lassen und mich bestimmt ein Jahr nur im Kreis gedreht.

18.03.2017 18:11 • x 1 #109


H
Zitat:
Wie lange hat es in den einzelnen Fällen gedauert, bis du über diese Ereignisse hinweg warst?


Wie gesagt, die erste Trennung war bisher meine schlimmste. Ich habe gut 1 1/2 Jahre gebraucht, um psychisch wieder auf den Damm zu kommen. Allerdings war diese Beziehung ja geprägt von emotionaler Abhängigkeit und Spielchen, inklusive Depression der Freundin. Die Trennung an sich war ebenfalls voller Beleidigungen, Jojo-Spielchen und Provokationen meiner Ex, was mich auch noch mal sehr mitgenommen hat. Das kam neben dem Trennungsschmerz auch noch zur Aufarbeitung hinzu.

Bei der zweiten Beziehung hat es hingegen nur ein paar Monate gedauert - da die Trennung fair vollzogen wurde. Wir haben uns zusammengesetzt und sie hat mir mitgeteilt, dass sie mich nicht mehr lieben würde. War für mich natürlich auch brutal schlimm, weil das die erste gesunde Beziehung in meinem Leben und sie ein tolles Mädchen war; aber es blieb mir nichts anderes übrig als zu akzeptieren. Da ich aber bereits die Erfahrung einer schlimmen Trennung gemacht habe und durch die zweite Freundin gesehen habe, dass ich mich sehr wohl wieder verlieben kann und das Leben nicht zu Ende ist, wenn dich deine Frau verlässt, war ich nach gut einem halben Jahr wieder recht stabil.

Momentan habe ich auch etwas Kummer, da ich mich in ein tolles Mädel verliebt habe, die mich aber wohl nicht als potentiellen Partner sieht und eben meine Gefühle nicht erwidert; das nach gut 4 Monaten Kennenlernen. Sollte es jetzt wirklich auseinander gehen, werde ich das wohl auch wieder wie eine Art Trennung empfinden - unerwiderte Gefühle werden nie einfach zu ertragen sein.

Zitat:
die KS, ohne das Risiko alte Wunden zu öffnen, wieder beenden konntest? Bestand bei dir jemals das Interesse eine KS zu beenden, mal jetzt unabhängig ob in einer frühen oder späten Phase? Oder hattest Du nie Interesse eine freundschaftliche Beziehung mit einer Ex zu führen oder dieses zumindest in Erwägung zu ziehen?


Ich habe eine KS nie beendet in dem Sinne, dass ich aktiv auf eine Ex zugegangen bin. Die erste Freundin möchte ich tatsächlich nie wieder in meinem Leben haben - dafür sitzt der Dorn zu tief, auch wenn die Narbe verheilt ist. Die schlimme Zeit (Trennung, emotionale Erpressungen in der Beziehung) überwiegt in meinen Erinnerungen einfach über der schönen Zeit. Es würde mich durchaus triggern, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Ich wüsste nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich ihr ins Gesicht sehen müsste - wahrscheinlich nicht gut. Deswegen lass ich es bleiben und lebe mein Leben komplett ohne sie.

Der zweiten Freundin bin ich gelegentlich über den Weg gelaufen, man hat sich nett gegrüßt und auch mal Smalltalk gehalten. Aber wir beide hatten nach längerer Kontaktpause zu diesem Zeitpunkt bereits ein umstrukturiertes Leben, jeder seinen eigenen Freundeskreis und sie auch wieder einen neuen Freund. Von daher kam es nicht zu einer Freundschaft, da keiner von uns das Bedürfnis dazu hatte. Wir sind nun Bekannte, würde ich sagen.

Zitat:
Würdest Du sagen, dass diese Idee einer Freundschaft wirklich Sinn macht (oder zumindest machen könnte)?


Freundschaft mit einer Ex? Kann klappen - wenn keiner von beiden noch an der verflossenen Liebe hängt. Kumpels von mir sind mit ihren Ex-Freundinnen befreundet und das funktioniert.
Wie ich schon mal geschrieben habe: Eine Freundschaft sollte etwas tolles und bereicherndes sein, geprägt von Spaß und Lockerheit. Wenn ich mich für eine Freundschaft quälen muss und jeden Abend heulend im Bett liege, weil ich mehr von der anderen Person will, ist das für mich keine Freundschaft, sondern eine Tortur.

Zitat:
Oder ist dies wohl nur ein gedanklicher Strohhalm an den man sich in meiner Situation klammert, weil ich diese Endgültigkeit, sie vielleicht nie wieder zu sehen oder sprechen, einfach nicht wahrhaben will?!


Puh, ich weiß es nicht. Wie gesagt, ich hatte nie das Bedürfnis, mit einer Ex - die mir ja beide das Herz gebrochen haben - enger befreundet zu sein. Ich kann verstehen, dass dich der Verlust schmerzt - und Endgültigkeit kann damit einhergehen, ja - und du dich deshalb an jeden Strohhalm klammerst. Wieder Stichwort Dro.entzug: Man versucht, es für sich erträglicher zu machen, in dem man daran denkt und darauf hofft, nur eine gewisse Zeit bis zum nächsten Konsum überbrücken zu müssen. Weil Endgültigkeit oft eben ein für immer impliziert.
In deine jetzigen Situation halte ich es für kontraproduktiv, über eine Freundschaft mit der Ex nachzudenken. Denn das hält dich bei ihr und vom Loslassen ab.
Wenn ihr euch später wieder über den Weg lauft und du die Sache verdaut hast und ernsthaft an einer Freundschaft interessiert bist - warum nicht?

18.03.2017 18:31 • x 1 #110


RegenWein
Zitat:
Deswegen: Mache dich und dein Selbstwertgefühl nicht abhängig von anderen Menschen.


Ja, du hast Recht. Ich hätte aber auch nie gedacht, dass mein Selbstwertgefühl derart abhängig von ihren Komplimenten und ihrer Zuneigung war (ist). Wie ich sagte, ich habe mich immer sozial mehr oder weniger isoliert Da mein Selbstwertgefühl also keiner Prüfung unterlag, hatte ich immer den Eindruck emotional eben nicht von der Meinung oder Zuneigung anderer Menschen abhängig zu sein. Ich habe ihre Zuneigung während der Beziehung sehr genossen, aber auch aus irgendwelchen Gründen sehr schnell als selbstverständlich hingenommen. Aber jetzt wo sie mich halt nicht mehr liebt vermisse ich dieses Gefühl so unendlich. Ich muss anscheinend doch noch lernen mein Selbstwertgefühl aus eigener Kraft aufzubauen. Ich scheine erst am Anfang zu sein...(?)

Zitat:
eben alles andere als ein Adonis. Ich hatte nicht viele Freunde oder generell soziale Kontakte, bin blass und verpickelt zu Hause vor meinem PC gesessen.


Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Auch ich sah mich noch nie als Adonis. Ich bin eher klein, hab früh mit Haarausfall zu tun gehabt, keine markante Gesichtszüge... Also eben niemand Besonderes. Ein Normalo ... Und auch ich habe die Neigung mich sehr oft mit virtuellen Welten zu beschäftigen. Wie sollte jemand sich also in mich verlieben? Und dann kam sie! Ich habe im Grunde nichts anderes gemacht wie sonst, ich habe mir kaum Mühe gegeben und auf einmal hatte ich eine Freundin die aus optischer Hinsicht zwei Kategorien höher wie ich war. Die Frau fand mich wirklich attraktiv. Das war surreal für mich! Und so wie ich mein Glück nicht fassen konnte (ich dachte, ich würde als Jungfrau sterben), kann ich jetzt das Unglück einfach nicht fassen.

Zitat:
Okay - und was bringt es dir, dass sie dich mehr als lieb hat, dich vermisst und an dich denkt, aber gleichzeitig bei einem anderen Mann im Bett liegt und mit ihm ihr Leben lebt?


Hm, auch da hast du wieder Recht... Ich kann es ja selbst nicht so richtig erklären. Natürlich will ich richtig mit ihr zusammen sein. Aber das wird eben nicht passieren. Und so habe ich irgendwie den romantischen (oder verrückten?) Gedanken, dass durch diese Freundschaftsoption (an der sie ja auch erst mal interessiert sein müsste), mich die Frau, die im Moment noch Alles für mich ist, zumindest noch ein wenig lieb hat. Der Gedanke, das ich ihr einmal egal sein werde, trotz der schönen Zeit und all der süßen Worte, ist sehr schlimm für mich. Wie kann man sich mal so viel bedeutet haben und dann innerhalb kürzester Zeit den Kontakt zu 100% und für immer abbrechen?!? Das will mir irgendwie noch nicht in die Birne gehen! Daher will ich wohl zeigen, dass ich zumindest als guter Freund ein Teil ihres Lebens sein kann. Allerdings..., wie würde eine solche Freundschaft schon aussehen? Wenn sie irgendwann zu ihm zieht, dann wohnt sie 2 Stunden (Auto) weit weg von mir. Jetzt ist es nur eine Stunde, und das war schon schwierig. Selbst wenn sie einer Freundschaft zustimmen würde, würde sie sich sicherlich nicht mit mir treffen wollen. Der Kontakt würde also höchstwahrscheinlich nur aus Mailschreiben oder ein paar Telefonaten (wenn er nicht in der Nähe ist) bestehen. Und außerdem, selbst wenn ich über den Schmerz mal hinweg bin..., ob es mir dann wirklich gut tut, zu sehen, wie sie von ihm Schwanger ist oder sie mir von ihrer Verlobung mit ihm erzählt? Als guter Freund sollte ich mich dann eigentlich für sie freuen... aber ob ich das je kann ohne doch noch etwas wehmütig zu werden? Es ist bestimmt kindisch, aber ich kann dieses Endgültige noch nicht akzeptieren und mit dem Gedanken die KS mal zu beenden, glaube ich irgendwie noch einen gewissen Einfluss auf die Situation zu haben. Hier kann ich deiner Metapher zustimmen, dass ich mich gedanklich schon sehr mit dem Zielhafen beschäftige. Das habe ich kurz vor Ende der Beziehung auch schon getan. Auch da habe ich mir, in meinem Kopf schon eine rosarote Zukunft mit ihr zusammen gesponnen... ohne mich richtig mit dem Hier und Jetzt auseinander zu setzen. Was dabei rumgekommen ist, kann man ja jetzt sehen... Ich bin einfach so verwirrt und hilflos...

Das du dich trotz der ersten, schlimmen Trennung doch noch so richtig schön verlieben konntest und das sogar so, dass du nicht mehr (oder kaum) an deine Ex denken musstest, macht mir aber auch Mut für die Zukunft.

Es tut mir aber Leid zu hören, dass sich bei Dir nun auch eine Trennung anzubahnen scheint. Es ist schlimm, wenn man merkt wie sich der Kummer wieder andeutet, weil man irgendwie spürt was kommen wird (oder könnte). Aber ich drücke dir die Daumen, dass dies nicht passieren wird.

18.03.2017 20:30 • #111


RegenWein
Zitat:
Du musst nun einen Weg finden, wie du aus eigener Kraft Selbstwertgefühl aufbauen und halten kannst - du musst beginnen, mit dir selbst zufrieden zu sein, dich selbst zu mögen und dir selbst denn Sinn im Leben zu geben.


Hinzu kommt, dass dieses geringe Selbstwertgefühl an dem ich offenbar leide mir auch so große Angst vor der Zukunft beschert. Gerade weil unser Zusammenkommen ein solcher Zufall war, gerade weil ich mich selbst halt optisch nicht umwerfend finde und sozial sehr isoliert bin, habe ich diesen verfluchten Gedanken: Wie soll ich jemals wieder so jemanden finden? Das ich sie kennenlernte war ein extremes Glück. Es ist doch unmöglich, dass dies nochmal passiert (?), hat es doch 20 Jahre gedauert (der Zeitraum, seitdem ich mich für Frauen mehr oder weniger interessiere) bis sich so etwas ergeben hat. Ich habe ja schon nicht mehr ansatzweise daran geglaubt, dass ich je eine Freundin haben werde. Wird sie meine einzige Freundin bleiben, oder zumindest die einzige Frau, für die ich wirklich derartige Gefühle entwickeln konnte? Wie gesagt, es macht mir Mut, dass du dich auch nach der ersten Beziehung nochmal so richtig schön verlieben konntest. Aber in mir nagt der oben beschriebene Gedanke schon ziemlich.

Erlaube mir bitte noch einen Gesichtspunkt meiner Situation in folgender Metapher darzulegen (so etwas nieder zu schreiben hilft mir ein wenig):
Vor dieser Beziehung hat mein Verstand, bei meinem Herzen immer die Zügel ziemlich straff gehalten. Mein Verstand hatte die Kontrolle über mein Herz. Ich hatte zumindest das Gefühl, dass dies richtig sei und es fühlte sich auch ok an. So schien meine Seele vor Schaden bewahrt werden zu können. Als ich sie dann kennenlernte, war mein Verstand Anfangs noch misstrauisch und vorsichtig und hielt die Zügel immer noch fest. Daher ließ ich mich auch nur so träge auf sie ein. Aber so langsam schaffte es mein Herz, meinem Verstand einzubläuen, dass dies bestimmt die richtige Frau sei, bitte lass nur dieses eine mal die Zügel los. Mein Verstand ließ los... er glaubte meinem Herzen, es fühlte sich richtig an... Und in dieser Phase in der dann mein Herz die Kontrolle zu übernehmen schien, hat sie es mir gebrochen... Durch diesem Schlag hat nun alles in mir schweren Schaden genommen, meine Seele, mein Verstand und mein Herz. Meine Seele sagt nun meinen Verstand, fang das losgelassene, völlig verwirrte Herz wieder ein, sonst werden wir alle zu Grunde gehen! Und so befindet sich der Verstand nun in einem schweren Kampf mit meinem geschundenen Herzen, um es wieder einzufangen. Mein Herz gibt dem Verstand die Schuld an all dem, weil der die Zügel nicht früh genug gelöst hat. Und, Sollte nun irgendwann der Verstand mein Herz endlich niedergerungen haben, wird es ihm wieder die Zügel anlegen und meine vernarbte Seele wird zu ihm sagen, lass die Zügel ja nie wieder los!.

Zitat:
Dementsprechend bin ich bei der Trennung 1 1/2 Jahre später in ein extrem tiefes Loch gefallen.


Hatte dieses Loch auch die ganze Zeit negativen Einfluss auf dein übriges Leben (Probleme im Beruf oder Schule, völlige Lustlosigkeit, Verzweiflung) oder hat es nur verhindert, dass du dich in der Zeit in jemand anderen verlieben konntest? Es ist schlimm sich vorzustellen, dass dieser extreme Kummer einem nun Monate lang die Lust an wirklich Allem nimmt... Auch beruflich könnte man über einen solch langen Zeitraum Probleme bekommen. Es fällt mir nämlich im Moment schwer, gute Arbeit abzuliefern

Zitat:
Allerdings hat sie sich diese Bestätigung und die Zuneigung nicht nur bei mir geholt, sondern hat auch hinter meinem Rücken auf DatingApps mit anderen Kerlen kommuniziert - teilweise hat sie mir die Texte auch gezeigt, um mich eifersüchtig zu machen und somit wieder ihren Wert zu pushen.


Das ist natürlich sehr heftig! Das löste ja bestimmt häufig ein Kopfkino aus, oder? Wie kann jemand nur derart drauf sein? Hast du dich den damals auch oft mit ihr gestritten oder hast du dies geschehen lassen, weil du emotional abhängig von ihr warst? Hoffentlich gerate ich nicht mal an so Eine. Wenn meine Ex die scheinbar harmlosesten Geschichten von ihrem neuen erzählte, tat mir dies ja schon extrem weh. Und sie sagte das nicht einmal um mich eifersüchtig zu machen.

Zitat:
Ich kann verstehen, dass dich der Verlust schmerzt - und Endgültigkeit kann damit einhergehen, ja - und du dich deshalb an jeden Strohhalm klammerst.


Ich erwische mich sogar regelmäßig bei dem Gedanken, dass ich mir wünsche, dass sie sich vielleicht sogar nochmal meldet und mir so was wie ich vermisse dich so sehr. oder Er war doch nicht der Richtige. schreibt... (eigentlich lächerlich, ich denke eher würde der Teufel in der Hölle erfrieren). Ich schaffe es noch nicht einmal solch albernes Zeugs aus meinem Kopf zu verbannen. Man soll sich ja nicht selbst unter Druck setzen, aber ist es wirklich normal einen solchen unreifen Gedanken zu haben?

Phuuu, jetzt habe ich ja wieder einiges geschrieben. Aber wie gesagt, es tut mir gut, dies zu tun und auch zu posten. Daher nochmal Danke Heath, dass du dir all das auch durchließt und mir deine Einschätzungen (die mir wichtig sind) zu all den Gesichtspunkten darlegst.

Gruß
RW

19.03.2017 09:15 • #112


H
Zitat:
gerade weil ich mich selbst halt optisch nicht umwerfend finde und sozial sehr isoliert bin


Da musst du ansetzen. Was kannst du für deine Optik tun?
Ich bin auch gerade mal knapp 1,75 m. Hat mir auch lange zugesetzt, da ich gerne größer gewesen wäre. Aber das sind nun mal Dinge, die man in den Genen hat und die man nicht ändern kann. Je schneller man seine Makel (die oft von anderen eben gar nicht als solche wahrgenommen werden) akzeptiert und sich nicht für diese schämt, desto stabiler wird man in seinem Selbstwertgefühl. Mittlerweile kann ich auch gut darüber lachen, wenn Frauen in meiner Anwesenheit kleinere Männer als unattraktiv bezeichnen oder mich wegen meiner Körpergröße abweisen - das juckt mich absolut nicht mehr, denn ich bin nun mal so. Wünsche mir auch seit Jahren einen dichten Bartwuchs, der lässt allerdings auch auf sich warten. Demnach rasiere ich mich regelmäßig, da so ein Flickerlteppich im Gesicht einfach nicht schön aussieht. Bin halt einfach kein Bartträger und das muss ich akzeptieren.

Was ich sagen will: Es gibt Dinge an deinem Körper, die man einfach nicht ändern kann. Man wird eben mit seinen Genen geboren. Aber man kann aus dem Material, das man zu Verfügung hat, das Beste herausholen.

Was kannst du tun, um dich zu sozialisieren und deine Sozialkompetenz zu verbessern? Wie kannst du neue Kontakte knüpfen und dich am Leben außerhalb der virtuellen Welt beteiligen?
Raus gehen bedeutet ja nicht, dass du dich nun jeden Abend in Clubs und Diskos stürzen musst. Es bedeutet auch nicht, dass du dir jetzt 20 Freunde anschaffen musst und nie wieder alleine daheim sein kannst. Aber es ist wichtig, dass du mal raus kommst und unter Menschen gehst und mit denen kommunizierst und dich austauschst; mal Abwechslung in deinen Alltag bringst. Denn auch Freunde können dazu beitragen, dass du Spaß und Freude empfindest, dass du Wertschätzung und Anerkennung erfährst. So musst du dein Lebensglück auch nicht so krass abhängig von genau einer Person machen.
Es gibt für so ziemlich jeden Geschmack irgendetwas, was man unternehmen kann.
Wenn du dich für Videospiele oder allgemein IT interessierst, wäre es auch schon mal ein Schritt nach Gleichgesinnten zu suchen. Hier bei uns in der Stadt gibt es z.B. einen Gamerverein, der regelmäßig Spieleabende, Ausflüge (auf die Gamescom) und auch kleine Nerd-Parties veranstaltet.
Mach dich einfach mal schlau auf der Basis deiner Interessen, was es bei dir in der Umgebung an Möglichkeiten zur zwischenmenschlichen Interaktion gibt.

Weiterhin wäre das vielleicht auch ein Thema für deine Therapiesitzungen.

Zitat:
Und, Sollte nun irgendwann der Verstand mein Herz endlich niedergerungen haben, wird es ihm wieder die Zügel anlegen und meine vernarbte Seele wird zu ihm sagen, lass die Zügel ja nie wieder los!.


Ich glaube, so geht es fast jedem, der den ersten Herzschmerz erfährt. Nie wieder Liebe, nie wieder solche Schmerzen.
Aber ich kann dir eins sagen: Das wird verblassen, wenn Zeit ins Land kommt. Spätestens, wenn du dich wieder verliebst und wieder diese wunderbaren Endorphinschübe verspürst, wirst du diesen schmerzhaften Erfahrungen gar keine Dominanz mehr zusprechen. Weiterhin bist du in der nächsten Beziehung um eine Erfahrung reicher: Es geht weiter im Leben - auch wenn man mal Liebeskummer hat.



Zitat:
Hatte dieses Loch auch die ganze Zeit negativen Einfluss auf dein übriges Leben (Probleme im Beruf oder Schule, völlige Lustlosigkeit, Verzweiflung) oder hat es nur verhindert, dass du dich in der Zeit in jemand anderen verlieben konntest?


Ich hatte mich damals für mein erstes Semester an der Uni eingeschrieben und mein Studium begonnen. Im Oktober war die endgültige Trennung erfolgt und im Dezember hatte ich bereits Suizidgedanken. Ich bin in eine Depression verfallen, habe auch körperlich heftig auf die Trennung reagiert (Herzrasen, Kreislaufprobleme, Schüttelfrost, Unruhezustände) - und ja, ich habe einige Prüfungen in der Uni nicht mitschreiben können, weil ich kraftlos, lustlos und antriebslos war. Ich war eben in meinen Downphasen der Depression gefangen. Praktikum geschoben, schlechte Noten in Hausarbeiten geschrieben, die Lernphasen waren der Horror, oft konnte ich überhaupt nicht in die Uni gehen. Also ja, so ziemlich mein ganzes Leben ist aus den Fugen geraten.

Zitat:
Hast du dich den damals auch oft mit ihr gestritten oder hast du dies geschehen lassen, weil du emotional abhängig von ihr warst?


Einmal hatten wir gestritten deswegen - und in diesem Streit hat sie mich wirklich sehr fertig gemacht, mir die Worte um Mund umgedreht und es letztendlich so dastehen lassen, als wäre es absolut nichts verwerfliches und ich würde unnötig Drama machen. Sie war allgemein sehr gut darin, andere zu manipulieren. Sie wusste, welche Knöpfe sie bei mir zu drücken hatte (Stichwort Verlustangst). Sie konnte selbst keine Fehler einsehen und konstruktiv diskutieren. Alles endete in Streit. Ihre Streitkultur bestand aus Beleidigungen, Trotzreaktionen und Selbstmitleidsanfällen. Von daher, habe ich versucht sämtlichen Streits aus dem Weg zu gehen. Habe nach ihrer Pfeife getanzt, damit ja Ruhe ist und sie nicht stresst. Daraus ist dann die emotionale Abhängigkeit entstanden.

Zitat:
Ich erwische mich sogar regelmäßig bei dem Gedanken, dass ich mir wünsche, dass sie sich vielleicht sogar nochmal meldet und mir so was wie ich vermisse dich so sehr. oder Er war doch nicht der Richtige. schreibt... (eigentlich lächerlich, ich denke eher würde der Teufel in der Hölle erfrieren). Ich schaffe es noch nicht einmal solch albernes Zeugs aus meinem Kopf zu verbannen. Man soll sich ja nicht selbst unter Druck setzen, aber ist es wirklich normal einen solchen unreifen Gedanken zu haben?


Ja, ist in deinem Stadium des Liebeskummers normal. Du sehnst dich nach ihr und möchtest es noch nicht so richtig wahr haben, dass die Sache nun beendet ist. Das wird dich wohl auch noch eine Zeit begleiten, aber kein Grund zu Panik.
Wie gesagt, mach dir selbst nicht so viel Druck.

19.03.2017 13:53 • x 1 #113


RegenWein
Zitat:
Ich bin auch gerade mal knapp 1,75 m. Hat mir auch lange zugesetzt, da ich gerne größer gewesen wäre.


Das kann ich nachvollziehen. Ich selbst bin 1,73 m groß und in mir hatte sich der Glaube gefestigt, dass Kerle mindestens 1,80 cm groß sein müssen um attraktiv zu sein. Meine Ex war aber sogar 2 cm größer wie ich. Das fand ich auch unfassbar.
Grundsätzlich habe ich nun, auch dank ihr, deutlich mehr Selbstachtung. Ich rede mir jetzt nicht mehr ein, dass ich hässlich wäre. Das ist trotz des Ausgetauschtwerdens nicht verflogen. Ich glaube ihr immer noch, dass sie mich attraktiv fand und dass sie mich nicht hat sitzen lassen, weil der neue Typ vielleicht mehr Haare auf der Birne hat. Mein Selbstwertgefühl leidet eher deshalb weil ich so viele Fehler gemacht und so viele Dinge nicht erkannt habe. Wobei wir dies ja schon öfters besprochen haben, ich sehe meine Versäumnisse und Fehler ja schon deutlich differenzierter.

Mit den sozialen Kontakten wird es bei mir aber etwas schwieriger. Ich weiß, dass es besser wäre mal irgendetwas zu tun. Aber ich bin einfach nicht der Typ dafür auf andere Leute aktiv zuzugehen oder Clubs beizutreten. Aber vielleicht gibt sich das ja noch mal, wenn dieser Schmerz nachgelassen hat.

Zitat:
Ich glaube, so geht es fast jedem, der den ersten Herzschmerz erfährt. Nie wieder Liebe, nie wieder solche Schmerzen.


Ja, ich bin da ja nichts Besonderes. Ich habe es wohl etwas über dramatisiert. Es geht ja so vielen genau so, wie mir. Es hat wohl jeder mal gedacht, dass es besser wäre die Zügel nie wieder zu lockern und letzten Endes verlieben sich die Leute doch wieder neu.

Zitat:
Im Oktober war die endgültige Trennung erfolgt und im Dezember hatte ich bereits Suizidgedanken.


Das ist schrecklich. Gut, dass du da wieder rausgekommen bist. Da sind Probleme im Beruf oder beim neu verlieben ja noch harmlos. Es ist wirklich schlimm, wie aus dem schönsten Gefühl der Welt, ein Gefühl werden kann, was das ganze Leben aus den Fugen wirft.

Zitat:
Sie wusste, welche Knöpfe sie bei mir zu drücken hatte (Stichwort Verlustangst). Sie konnte selbst keine Fehler einsehen und konstruktiv diskutieren.


Wenn ich das so lese, weiß ich auch warum du keinerlei Interesse hast, sie je wieder zu sehen. Es ist schlimm, wenn eine Frau merkt womit sie einen verletzen kann und dies auch hemmungslos ausnutzt. Ich bin froh wenn ich solche Seiten bei einer Frau nie kennenlernen muss.

Ich mache mir leider immer noch so viele Gedanken darüber, was sie wohl denken könnte (wann ich dies wohl abstellen kann?) Würde sie mir wohl gerne schreiben? Vermisst sie mich wirklich? Bereut sie es vielleicht mich kennengelernt zu haben? Schließlich habe ich sie, als sie schon ihr neue Beziehung führte, zum S.. verführt. Ich habe also quasi einen kleinen Schatten auf ihre neue Beziehung geworfen... Hmm, der kleine Teufel in mir hätte es manchmal gern, wenn ihr Neuer davon erfahren würde, dann wüsste dieser Eumel wenigstens wie sich so etwas anfühlt... (Ups, das ist, glaube ich, etwas böse )

19.03.2017 17:01 • #114


RegenWein
Phuuu, es ist gerade ganz schön schwierig! Ich weiß, dass sie ab heute wieder zu Hause (also nicht mehr bei ihm) ist. Mensch, ich würde so gern Kontakt zu ihr aufnehmen... Aber ich muss stark bleiben! Argh....

19.03.2017 18:49 • #115


H
Inwiefern Kontakt aufnehmen? Zu welchem Zweck? Mit welchen Konsequenzen?

Versuch diesen Gedankengang mal zu Ende zu denken - hat mir oft geholfen, da man oft nur den ersten Impuls im Kopf hat, nämlich Will ihr schreiben! ohne weiter zu denken.

19.03.2017 19:42 • #116


RegenWein
Ja, ich weiß. Ich bleibe ja auch stark, weil mir klar ist, dass eine plumpe Mail absolut nichts bringt, im Gegenteil. Es wäre alles Unsinn. Aber ich habe gerade wieder eine Phase, in welcher es mir besonders schwer fällt, stark zu bleiben. Ich vermisse sie gerade wieder so sehr... Aber da muss ich durch! Es ist aber schrecklich.

19.03.2017 19:50 • #117


RegenWein
Zwischenstand

Die Kontaktsperre hält ja nun ein paar Wochen.

Ich muss sagen, dass dieser akute Schmerz, diese unglaubliche Hilflosigkeit zunächst mal überwunden zu sein scheint.

Allerdings weiß ich nicht so recht, ob ich wirklich sagen kann, dass sich die Situation deutlich gebessert hat. Die Verzweiflung hat zwar nachgelassen, aber dafür empfinde ich (vor allen wenn ich wieder ein Tief habe) Einsamkeit und Leere. Und irgendwie will das noch nicht so richtig verschwinden. Die Selbstvorwürfe sind nun auch nicht mehr so präsent, aber dafür ist ein solches Bedauern geblieben. Bedauern darüber, dass alles so kam, wie es gekommen ist.

Das Kopfkino hat leider noch nicht wirklich nachgelassen und es ist umfangreich. Ich denke über die schönen Momente mit ihr nach, ich denke darüber nach, was zwischen uns hätte sein können und ich denke darüber nach was sie nun mit ihm alles macht. Ich weiß, dass dies genau falsch ist, aber ich schaffe es noch nicht wirklich mich davon ablenken zu lassen.

Auf der Arbeit hänge ich auch noch völlig in den Seilen. Selbst bei wichtigen Betriebs - Sitzungen, welche mich ja eigentlich gut ablenken müssten, schweifen meine Gedanken immer wieder ab. Ich kann mich kaum konzentrieren. Ich kann nichts dagegen machen. Aber das kennen ja die meisten Mitglieder hier.

Es ist einfach immer noch schrecklich und ich sehne mich so sehr danach, dass dies alles mal aufhört. Dieses Selbstmitleid macht bestimmt auch meine Umgebung so langsam wahnsinnig. Nach vorne zu blicken ist manchmal so schwer. Im Moment macht das Leben echt keinen Spaß mehr

Na, ich wollte dies gern mal mitteilen. Ich bin froh, dass es dieses Forum gibt, und dass man hier ein offenes Ohr für derartige Probleme findet.

Lieben Gruß

06.04.2017 15:40 • x 1 #118


RegenWein
Ich habe aber auch noch eine Konkrete Frage.

Natürlich sollte ich im Moment nicht an die schöne Zeit mit ihr denken. Nicht daran denken, wie wir uns umarmt oder miteinander geschlafen haben. Diese Erinnerungen schmerzen im Moment einfach nur furchtbar.

Wird dies eigentlich immer so bleiben, auch wenn man den Liebeskummer irgendwann überwunden hat? Wird man an diese, eigentlich schönen Ereignisse, immer nur mit Wehmut zurück blicken und sich nicht darüber freuen, dass man dies miteinander erlebt hat? Wird über diese schöne Zeit ewig der Schatten des bitteren Endes liegen, sodass man immer ein wenig traurig wird, wenn man daran denkt? Es wäre eigentlich schade um die schönen Erinnerungen, wenn sie einem nur noch weh tun.

Wie ist da eure Erfahrung? Ich hoffe, ich konnte gut ausdrücken worauf ich hinaus will.

Danke schon mal im Voraus!

Gruß
RegenWein

06.04.2017 16:21 • #119


Emma14
Zitat:
Diese Erinnerungen schmerzen im Moment einfach nur furchtbar.

Wird dies eigentlich immer so bleiben, auch wenn man den Liebeskummer irgendwann überwunden hat?


Lieber RegenWein,
wenn der Liebeskummer überwunden ist, schmerzt nichts mehr. Solange es in irgendeiner Weise noch wehmütige Gefühle gibt, ist der LK noch nicht wirklich weg. Das kann unter Umständen allerdings sehr lange dauern. Im Extremfall bis zu mehreren Jahren. Ist bei jedem verschieden. Wenn der LK überwunden ist, denkt man eigentlich gar nicht mehr an den oder die Betreffende/n. Das ist meine Erfahrung.
Alles Gute!

07.04.2017 14:05 • #120


A


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