Zitat von CaHeLiLa: . Entschieden ist nichts und ich werde mir def. die Zeit nehmen, die ich brauche, um zu entscheiden und zu verarbeiten.
Das ist doch ein klares Statement, wenn auch keine Entscheidung, aber die musst Du ja nicht jetzt treffen.
Du hast eine gute Sicht auf Eure Beziehung und auf seine Eigenschaften und Leiden. Aber Dein für ihn Dasein, Deine Unterstützung wurden nur allzu selbstverständlich. Zumal er ja auch unter Unzufriedenheit leidet. Ich denke, Unzufriedenheit mit dem Leben haben immer damit zu tun, dass man mit sich nicht klar kommt und sich selbst nicht mag. Man hat keine gute Beziehung zur eigenen Person, sieht immer nur das, was besser sein könnte, aber ist auch unfähig, das zu ändern.
Ich hatte des öfteren Phasen im Leben, wo ich nur Stillstand empfand. Die Beziehung, die irgendwie inhaltslos vor sich hindümpelte, kaum Freunde, die Arbeit, die mir auch nichts mehr gab. Ich empfand Leere und Aussichtslosigkeit. Aber ich fühlte auch, dass es jetzt nicht an der Zeit war, große Änderungen anzustossen. Einerseits fehlte mir die Kraft, andererseits aber auch die Ideen. Wie und wo sollte ich denn ansetzen, wenn das ganze Leben besch... ist?
Übrigens sind solche Lebenssituationen auch ein guter Nährboden für Affären. Und bei Deinem Exemplar ergab sich wohl ein Austasch mit der Ex. Denn die kennt er ja und sie ihn. Was liegt da näher, sich gegenseitig Trost zu spenden und allzu 'liebevolle Posts auszutauschen. Es ist zwar billig, aber kommt vor, denn da ist am anderen Ende ein vertrauter Mensch, dem man nur allzu gern das Herz ausschüttet, voller Selbstmitleid für die eigene Lebenssituation.
Ich fand aus diesen Phasen immer wieder raus, aber sie waren ein Indiz für tiefere Dinge. Ich konnte mich nicht annehmen wie ich war, ich schaute auf Andere und dachte immer, ja, die haben es gut und einfach, aber ich? Selbstakzeptanz ist eine schwierige Sache, wenn man sie nie gelernt hat und wohl der beste Nährboden für Unzufriedenheit. Wäre man ehrlich, müsste man sich sagen, ich bin am allermeisten mit mir selbst unzufrieden, mit der mangelnden Fähigkeit, das Gute zu sehen und der Unfähigkeit das Leben anzupacken und es dort zu ändern wo ich es ändern kann.
Bleibt man lange genug in solch einer Blockade hängen, verstetigt sich das und man steuert auf eine Depression zu, ohne es zu merken. Ich hatte Glück, ich fand vorher wieder raus, aber manche können es nicht. Und was Depressionen anrichten, wenn sie erst da sind, weiß man. Schwarzseherei, Aussichtslosgikeit, seelische Erschöpfung bis zur völligen Blockade sein Leben weiter zu leben.
Was mir damals half, war, dass ich meinen Blickwinkel änderte. Ich sah nicht mehr alles als grau oder schwarz an, sondern lenkte meinen Fokus auf das Positive und ich lernte vor allem, gut und pfleglich mit mir umzugehen. Ich war doch gar nicht so schlecht wie ich immer glaubte.
Und es stimmte was eine Freundin zu mir sagte. Du brauchst keine neue Stelle, keinen neuen Wohnort, keinen neuen Mann, denn es ist alles da was Du brauchst. Du bist derzeit nur blind und siehst es nicht. Aber der Weg daraus zu finden, ist lang und z äh und verlangt einem Außenstehenden wie Dir auch sehr viel ab.
Jetzt ist es umgekehrt, mein Mann ist leicht depressiv und es ist manchmal sehr mühsam und fordernd sich davon nicht anstecken zu lassen. Denn es gibt ja die emotionale Ansteckung. Da hilft nur Abgrenzung und den Fokus auf das eigene Leben zu lenken.
Die Beziehung zu mir selbst wurde viel besser, aber das gelingt nicht jedem und gerade Männer tun sich damit schwer. Nur wenn sie sich nicht helfen lassen und diese Hilfe kann nicht von der Partnerin kommen, dann bleiben sie im Loch sitzen und die Partnerin trägt die Folgen mit.
Vermutlich hat der Mann eine Identitätskrise und da holt man sich weil man mit sich ja gar nichts anfangen kann doch gern mal wo anders Trost und Hilfe.
Verständnis für so was habe ich nicht. Erst trennt man sich weil man nicht mehr miteinander kann, dann dockt man Jahre später wieder an und entdeckt die vergangene Liebe neu. Das sind alles Ablekungsmanöver um Problemen aus dem Weg zu gehen. Ob Du dafür Verständnis aufbringen kannst, weiß ich nicht. Das musst Du mit Dir selbst klären.
Ich an Deiner Stelle würde genau das tun, was du jetzt auch machst. Du wartest ab, lässt die Dinge und die Zeit wirken und wirst irgendwann wissen, wie und wohin Dein Weg führt. In Zeiten von Verunsicherung und Ratlosigkeit sollte man keine weitreichenden Entscheidungen treffen, das hat Zeit.
Aber auch Dein Nochpartner sollte darüber nachdenken, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen möchte. Entweder weiterhin in chronischer Unzufriedenheit zu leben oder zu beginnen über sich nachzudenken und sich evt. externe Hilfe zu holen. Selbstmitleid und Schuldumkehr sind Zeichen von Schwäche. Und bei der Ex. fühlte er sich wohl wieder angenommen und stark.
Ich glaube, Du bist stark genug, die Situation und Eure Beziehung einigermaßen nüchtern und klar zu sehen. Du scheinst der stärkere Part bei Euch zu sein. Nütze die innere Stärke für Dich, sie ist ein großer Gewinn. Man würde sie Deinem Mann auch wünschen. Vielleicht ist er für Dich auch ein wenig zu dumm?