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Nach 11 Jahren Ehe - Trennung

N
Zitat von DieSeherin:
aber du kannst die kleine und den haushalt problemlos (bzw. einigermaßen gut) alleine versorgen, oder? hast du hobbies auf die du dich gerade stürzen kannst?


Ja, den Haushalt habe ich bisher ja gemacht. Hilfe benötige ich lediglich bei Einkäufen.

Auf Grund des Umzuges vor drei Jahren, dem Tod meines Vaters, eine fast daran kaputt gegangene Mutter, der Tochter bin ich kaum dazu gekommen. Gern mache ich Pliates/Yoga - auf meine Weiße und Nähe.
Außerdem bin ich viel mit der Kleinen draußen

18.11.2020 13:08 • x 1 #46


DieSeherin
wie lebt denn deine mutter und wie fit ist sie? wäre es nicht mal anzudenken, dass du sie zu dir holst und ihre hilfe erbittest? vielleicht hilft es ja auch ihr, dir zu helfen?

18.11.2020 13:10 • x 2 #47


A


Nach 11 Jahren Ehe - Trennung

x 3


N
Zitat von DieSeherin:
wie lebt denn deine mutter und wie fit ist sie? wäre es nicht mal anzudenken, dass du sie zu dir holst und ihre hilfe erbittest? vielleicht hilft es ja auch ihr, dir zu helfen?


Meine Mum hat in knapp 2 stündiger Autofahrt ein Haus. Nach dem Tod meines Vaters hat sie meine jüngere Schwester dort einziehen lassen und sich gerade die Garage (eher kleines Haus) umbauen lassen,um dort zu wohnen. Da meine Mum noch länger nicht in Rente geht und sie einen festen Arbeitsplatz hat, ist das eher ein Ding der Unmöglichkeit.

Ungern würde ich mit dem Kind wegziehen, zumindest solange sie noch in die Kita geht. Danach wäre es eine Option wieder in die Richtung zu ziehen.

Derzeit möchte der Papa aber auch gern, dass wir (er hat es tatsächlich so gesagt) in seiner Nähe bleiben. Deshalb will er (auch schriftlich festgehalten) uns finanziell mehr unterstützen als er müsste.

18.11.2020 13:30 • #48


P
Zitat von Nanny:
Warum hast du ein Händchen dafür/wofür?


Verzeih, irgendwie finde ich immer zu den Threads, wo es um die Bundeswehr geht. Oder ich werde hingeleitet.
Mein Ex Mann/ Noch Ehemann ist auch bei der BW. Deswegen...

Zitat von Nanny:
Aber ich werde ihn heut bitten sich eine Stube in der Einheit zu nehmen


Da wird er dir sagen, geht nicht, weil er zu alt ist. Aber trotzdem sollte er sich ein Zimmer nehmen, wenn es möglich ist. Hier nehmen aktuell Hotels/Motels keinen auf, wegen dem lockdown light.

Ich drücke die Daumen.

Er könnte genauso gut bei einem Kameraden aus der Couch schlafen, ich denke dass ginge eher.

Zitat von Nanny:
Ehrlich? Dass wusste ich nicht (nicht, dass ich es gegen ihn wenden würde) obwohl ich bis zum Unfall selbst Teil der Truppe war.


Jap, habe ich auch nicht gewusst. Erst nach Trennung. Was man nicht alles heraus findet, danach, sehr interessant.

Ich dachte damals auch darüber nach, dass ganze gegen ihn zu verwenden. Ich war eben wütend und verletzt.
Dass Forum redet allerdings gut aus mich ein, dass selbe sage ich dir. Mach es nicht!

Stell dir vor er würde degradiert werden. Ergo, kein Kindesunterhalt ( oder viel, viel weniger) und kein Ehegatten Unterhalt. Deswegen lieber nichts in die Richtung machen.

Zitat von Nanny:
Ungern würde ich mit dem Kind wegziehen, zumindest solange sie noch in die Kita geht. Danach wäre es eine Option wieder in die Richtung zu ziehen.


Anders herum, so lang deine Tochter noch in die Kita geht, wäre ein Umzug dass Beste noch bevor sie zur Schule geht.

Meine jüngste ist auch 4 Jahre jetzt. Meine Große ist 7. Damals war sie 4 als ihr Erzeuger weg ist, ich bin sofort umgezogen. Zurück zu meiner Familie. Und es war das Beste was ich tun konnte. Ich wollte raus aus meiner Ehelichen Wohnung, es waren einfach zu viele negative Erinnerungen.

Denk einfach drüber nach, vielleicht wäre es auch das richtige für dich.

Ja, ich weiß, du darfst theoretisch nicht umziehen mit deinem Kind, wenn dein Gatte nicht zustimmt. Aber vielleicht könnt ihr euch friedlich einigen.

18.11.2020 13:46 • #49


N
Zitat von PuMa:

Verzeih, irgendwie finde ich immer zu den Threads, wo es um die Bundeswehr geht. Oder ich werde hingeleitet.
Mein Ex Mann/ Noch Ehemann ist auch bei der BW. Deswegen...



Da wird er dir sagen, geht nicht, weil er zu alt ist. Aber trotzdem sollte er sich ein Zimmer nehmen, wenn es möglich ist. Hier nehmen aktuell Hotels/Motels keinen auf, wegen dem lockdown light.

Ich drücke die Daumen.

Er könnte genauso gut bei einem Kameraden aus der Couch schlafen, ich denke dass ginge eher.



Jap, habe ich auch nicht gewusst. Erst nach Trennung. Was man nicht alles heraus findet, danach, sehr interessant.

Ich dachte damals auch darüber nach, dass ganze gegen ihn zu verwenden. Ich war eben wütend und verletzt.
Dass Forum redet allerdings gut aus mich ein, dass selbe sage ich dir. Mach es nicht!

Stell dir vor er würde degradiert werden. Ergo, kein Kindesunterhalt ( oder viel, viel weniger) und kein Ehegatten Unterhalt. Deswegen lieber nichts in die Richtung machen.



Anders herum, so lang deine Tochter noch in die Kita geht, wäre ein Umzug dass Beste noch bevor sie zur Schule geht.

Meine jüngste ist auch 4 Jahre jetzt. Meine Große ist 7. Damals war sie 4 als ihr Erzeuger weg ist, ich bin sofort umgezogen. Zurück zu meiner Familie. Und es war das Beste was ich tun konnte. Ich wollte raus aus meiner Ehelichen Wohnung, es waren einfach zu viele negative Erinnerungen.

Denk einfach drüber nach, vielleicht wäre es auch das richtige für dich.

Ja, ich weiß, du darfst theoretisch nicht umziehen mit deinem Kind, wenn dein Gatte nicht zustimmt. Aber vielleicht könnt ihr euch friedlich einigen.


Zum Umzug: so, wie es gestern im Gespräch klang, würde er derzeit so ziemlich alles tun, wenn es nicht zurück gehen ist.
Aber eine Wohnung, die ich mit dem Handicap nutzen kann, findet sich sehr schwer. Besonders dort, wo meine Mum wohnt. Außerdem möchte ihr der Kleinen nicht auch noch die Freunde wegnehmen.
Mal sehen, wenn ich die Wohnung nicht halten kann, dann müssen wir ja sowieso weg.

Zur Stube: Hier gibt es eigentlich immer Offizierszimmer, die man mieten kann. So hatte ich ihn mal verstanden als wir uns vor dem Umzug hier her unterhalten haben, was wir machen, wenn der Umbau in der Küche und im Bad nicht fertig ist.

Darf ich fragen, wie lange es bei dir her ist? Wir können auch über PN weiter schreiben.

18.11.2020 14:06 • #50


DieSeherin
ich glaube, dass es in eurem fall tatsächlich erst einmal das beste ist, wenn du in der wohnung bleibst. es ist nämlich überall echt schwer wohnungen zu finden, die auf mobilitätseinschränkungen (sorry, ich weiß ja nicht, wie sehr du eingeschränkt bist!?) eingerichtet sind - und ein umbau wird zwar gefördert aber das dauert und kostet dann immer noch echt viel geld. da kann man echt froh sein, wenn m,an eine hat, in der man sich selber versorgen kann.

hach... und blöd, dass deine mama noch berufstätig ist. ich war ganz begeistert von meiner idee

18.11.2020 14:51 • x 2 #51


P
Zitat von Nanny:
Handicap


Verstehe ich gut. Da muss man natürlich abwegen.

Zitat von Nanny:
Außerdem möchte ihr der Kleinen nicht auch noch die Freunde wegnehmen.


Ja, aber gerade Kleinkinder finden unglaublich schnell den Anschluss. Ab der Schule sieht es anders aus. Klassenwechsel und Schulwechsel sieht es schwerer aus. Mach dich da nicht verrückt. Es ist eher anders herum.

Zitat von Nanny:
Hier gibt es eigentlich immer Offizierszimmer, die man mieten kann.


Na wenn das so ist. Noch besser für dich. Hoffentlich ist ein Zimmer frei. Damit du genug Raum bekommst, um das ganze zu verarbeiten.

Zitat von Nanny:
Darf ich fragen, wie lange es bei dir her ist? Wir können auch über PN weiter schreiben.


Klar. Ich bin nun seit Weihnachten 2017 getrennt. Scheidung ist eingereicht, aber zieht sich durch Corona. Termin wurde nun zwei mal zur ersten Anhörung verschoben. Nun ja, kommt Zeit...

Frag was immer du Fragen möchtest. Ich hab ein offenes Auge für deine Worte. Und wenn du per PN Dinge besprechen möchtest, nur zu. Fühl dich mal gedrückt, dass ist echt ne schwere Zeit für dich. Und du hast dabei schon soviel durch gemacht, in so kurzer Zeit.

Hast du eine Freundin in deiner Nähe die dir ein Taschentuch reicht? Dass ist wichtig.

Und denk dran, du bist nicht allein. Hier im Forum und auch draußen, gibt es so viele Frauen die deinen Schmerz teilen.

Aber ich verspreche dir, in einem Jahr, geht es dir besser als heute. Meine jüngste würde jetzt sagen, Mama Ehrenwort?
Ja, Mama Ehrenwort.

18.11.2020 14:52 • x 2 #52


N
Zitat von DieSeherin:
ich glaube, dass es in eurem fall tatsächlich erst einmal das beste ist, wenn du in der wohnung bleibst. es ist nämlich überall echt schwer wohnungen zu finden, die auf mobilitätseinschränkungen (sorry, ich weiß ja nicht, wie sehr du eingeschränkt bist!?) eingerichtet sind - und ein umbau wird zwar gefördert aber das dauert und kostet dann immer noch echt viel geld. da kann man echt froh sein, wenn m,an eine hat, in der man sich selber versorgen kann.

hach... und blöd, dass deine mama noch berufstätig ist. ich war ganz begeistert von meiner idee



Die Idee ist ja auch gut, nur eben gerade nicht umsetzbar.
Tja, dieses Handicap (Gehhilfen/Rolli) macht es noch schwerer. Vor allem, weil ich schon Angst habe, dass er deshalb geht

18.11.2020 15:59 • #53


N
Zitat von PuMa:

Verstehe ich gut. Da muss man natürlich abwegen.



Ja, aber gerade Kleinkinder finden unglaublich schnell den Anschluss. Ab der Schule sieht es anders aus. Klassenwechsel und Schulwechsel sieht es schwerer aus. Mach dich da nicht verrückt. Es ist eher anders herum.



Na wenn das so ist. Noch besser für dich. Hoffentlich ist ein Zimmer frei. Damit du genug Raum bekommst, um das ganze zu verarbeiten.



Klar. Ich bin nun seit Weihnachten 2017 getrennt. Scheidung ist eingereicht, aber zieht sich durch Corona. Termin wurde nun zwei mal zur ersten Anhörung verschoben. Nun ja, kommt Zeit...

Frag was immer du Fragen möchtest. Ich hab ein offenes Auge für deine Worte. Und wenn du per PN Dinge besprechen möchtest, nur zu. Fühl dich mal gedrückt, dass ist echt ne schwere Zeit für dich. Und du hast dabei schon soviel durch gemacht, in so kurzer Zeit.

Hast du eine Freundin in deiner Nähe die dir ein Taschentuch reicht? Dass ist wichtig.

Und denk dran, du bist nicht allein. Hier im Forum und auch draußen, gibt es so viele Frauen die deinen Schmerz teilen.

Aber ich verspreche dir, in einem Jahr, geht es dir besser als heute. Meine jüngste würde jetzt sagen, Mama Ehrenwort?
Ja, Mama Ehrenwort.



Ein Jahr hast du zu kämpfen gehabt? Das ist lang und wird schwer.

Ja, die Kleine hat ihre Freunde hier und ich auch. Deshalb würden wir die Kita-Zeit gern hier durchziehen. Sie musste schon einmal wechseln und das bekam ihr nicht sonderlich. Zwischen Kita-Ende und Schule wollten wir dann wegziehen. (Bei ihm ist noch immer nicht sicher gewesen ob er für immer hier stationiert bleibt.)

18.11.2020 16:01 • x 1 #54


DieSeherin
Zitat von Nanny:
Tja, dieses Handicap (Gehhilfen/Rolli) macht es noch schwerer. Vor allem, weil ich schon Angst habe, dass er deshalb geht


das kann ich mir nicht vorstellen! er ist bei dir geblieben, er hat die letzten jahre mit dir gelebt... was immer der endgültige auslöser ist, deine behinderung bestimmt nicht

18.11.2020 16:02 • x 2 #55


N
Für heut Abend habe ich, auch dank der Zuschriften, nun folgendes vor:
Ich werde ihm sagen, dass ich es so nicht aushalten (ob ich dazusage, dass es mir weh tut, weil ich nicht abschalten kann, weiß ich noch nicht) und er sich bitte eine Bleibe sucht.
Wahrscheinlich wird er dann froh sein,dass er einfach gehen kann.
Für mich macht es zwar schwer, dass die Unterkunft eben ganz nah bei der Dame ist. Aber ich habe eh keine Möglichkeiten mehr.

18.11.2020 18:21 • x 4 #56


DieSeherin
ich finde dich unglaublich tapfer

19.11.2020 11:15 • x 3 #57


N
Zitat von DieSeherin:
:trost: ich finde dich unglaublich tapfer

Dankeschön. Aber ich bin einfach nur traurig und muss mich geschlagen geben. Mehr ist es nicht. Meine Freundin meinte zwar es wäre eine Midlife-Crisis und so wie sie ihn kenne, bräuchte er nur Zeit aber diese Hoffnung trage ich inzwischen schon zu Grabe.
Die Beschreibung der Midlife-Crisis (musste da erstmal genau nachlesen) stimmt zwar zu 100% bei ihm. Dennoch glaube ich nicht, ganz was da steht. Dass Gefühle, die darin entstehen kurz sind, schnell verfliegen und gar nicht echt sind. Klingt zu schön in meinen Ohren. Deshalb kann es nicht wahr sein.
Aber selbst wenn. So gut das Gespräch gestern auch lief, so schön der Abend mit der Kleinen war (wir hatten alle drei wirklich Spaß), wir es ein Traum und Weihnachtswunsch bleiben.
Nun hat unsere Tochter heut weinend gemeint, dass Papa nicht wegziehen darf, weil er zu uns gehört und wir eine Familie sind. Macht dass alles nicht leichter.
Er meinte gestern, dass er alles tun würde für sie, damit es ihr gut geht. Fast, rutschte mir da raus. Alles was ich kann, antwortete er darauf. Das hat mir dann endgültig das Herz herausgerissen. Kurz danach schaute er sich an einem Foto von uns beiden fest und bekam feuchte Augen.
Da musste ich gehen

19.11.2020 11:25 • x 1 #58


Puschel8
Hallo Nanny,
es tut mir leid, dass auch Du das durchmachen musst! Ich befinde mich so ziemlich in derselben Situation. Vermutlich wie zig andere hier auch. Rede Dir bitte nicht ein, dass es an Deinem Handicap liegt. Ich habe keines, bin bestimmt nicht unattraktiv und mich hat es auch getroffen.
Auch mein Mann sagte, er wird mich gut absichern und ich darf hier alles behalten und er empfindet kaum noch was für mich. Ich glaube, das ist ganz klassisch.
Nimm das an und behalte die Wohnung vorerst. Sie zu, dass er auszieht. Erst, wenn er nicht mehr täglich um Dich herum ist, wirst Du durchatmen können.
Und dann lass erstmal alles auf Dich wirken. Überstürze nichts. Komm erstmal zu Dir.

19.11.2020 11:57 • x 2 #59


K
Zitat:
Dankeschön. Aber ich bin einfach nur traurig und muss mich geschlagen geben. Mehr ist es nicht. Meine Freundin meinte zwar es wäre eine Midlife-Crisis und so wie sie ihn kenne, bräuchte er nur Zeit aber diese Hoffnung trage ich inzwischen schon zu Grabe.
Die Beschreibung der Midlife-Crisis (musste da erstmal genau nachlesen) stimmt zwar zu 100% bei ihm. Dennoch glaube ich nicht, ganz was da steht. Dass Gefühle, die darin entstehen kurz sind, schnell verfliegen und gar nicht echt sind. Klingt zu schön in meinen Ohren. Deshalb kann es nicht wahr sein.
Aber selbst wenn. So gut das Gespräch gestern auch lief, so schön der Abend mit der Kleinen war (wir hatten alle drei wirklich Spaß), wir es ein Traum und Weihnachtswunsch bleiben.
Nun hat unsere Tochter heut weinend gemeint, dass Papa nicht wegziehen darf, weil er zu uns gehört und wir eine Familie sind. Macht dass alles nicht leichter.
Er meinte gestern, dass er alles tun würde für sie, damit es ihr gut geht. Fast, rutschte mir da raus. Alles was ich kann, antwortete er darauf. Das hat mir dann endgültig das Herz herausgerissen. Kurz danach schaute er sich an einem Foto von uns beiden fest und bekam feuchte Augen.
Da musste ich gehen


Ich sehe da zwei Menschen in einer sehr großen Zerrissenheit, die bisher alle Probleme, die auf sie zu kamen, als GEMEINSAMES Problem gesehen und gelöst haben. Und plötzlich scheint das unmöglich, weil etwas zutiefst Störendes und Verstörendes zwischen euch geraten ist. Das, was man ganz allgemein LIEBE nennt, ist ja nicht einfach weg. Bei dir und auch bei deinem Mann nicht. Es ist nur das weg, was man projektbezogene partnerschaftliche Liebe nennt. Euer einziges gemeinsames PROJEKT ist die Zukunft der Tochter. Und es ist beruhigend, dass ihr das beide so seht. Das muss unbedingt so bleiben.

Was aber vor allem geblieben zu sein scheint, ist die freundschaftliche Liebe, die sich vor allem darin äußert, dass man gern möchte, dass es dem anderen gut geht, auch wenn man sich völlig inakzeptabel verhalten hat, wie dein Mann. Und er möchte gern, dass es dir gut geht, das aber vor allem vor dem Hintergrund seiner immensen Schuldgefühle. Und auch bei dir steht zwischen den Zeilen, dass du ihm nichts Schlechtes wünschen möchtest. Denn er war ja bis vor kurzem einer der wichtigsten Menschen in deinem Leben.

Das Trennende ist also größer als das Gemeinsame. Und in dieser ambivalenten Situation sollten zwei Menschen sich nicht allzu lange aufhalten. Denn die Zerrissenheit wird größer, gemeinsame Lösungen werden nur unter größten Schmerzen geboren und die Konfrontation mit dem Leiden des jeweils anderen wird unerträglich. Das gilt für deinen Mann, der dieses Leiden ja selber verursacht hat, ebenso wie für dich, die ihn nachts weinen hören muss, weil er mit dem, was ihn umtreibt selbst überhaupt nicht umgehen kann.

Die Definition der midlife crisis ist nicht so wichtig. Wichtiger ist, was daraus zu entstehen scheint. Die Krise selber, so oft sie auch Menschen in der Mitte des Lebens erwischt, hat sehr unterschiedliche Auswirkungen. Die folgenreichste ist die Öffnung nach außen. Der aufkommende Gedanke, dass es das nun alles gewesen sein soll lässt sich eine Zeit lang zurückdrängen. Aber die Neugier nach dem, was vielleicht doch noch sein könnte, wenn man das wirklich will, drängt sich immer mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Dann kommt der Versuch, mit jemand anderem darüber zu reden. Wenn dieser andere dem anderen Geschlecht angehört beginnt eine unerwartete Dynamik, gegen die man sich mehr und mehr wehrlos fühlt. Es scheint so, als sei es die Kameradin, und das ist natürlich naheliegend.

Die These, die hier allgemein vertreten wird, dass ein Mann sich nicht trennt, ohne dass eine andere Frau im Spiel ist, muss ich leider unterstützen. Obwohl ich Hunderte Trennungen begleitet habe, kann ich mich ebenfalls kaum an einen Fall erinnern, in dem das nicht der Fall war.

Das macht es zwar logischer, aber nicht leichter. Für dich nicht und für ihn nicht. Du kannst dir seine Gefühlslage in etwa so vorstellen, dass er von seinen eigenen Schulgefühlen erschlagen wird, den frisch entstandenen Gefühlen aber so gut wie wehrlos gegenüber steht. Er fühlt sich als Opfer all dessen, wird aber permanent mit der Tatsache konfrontiert, dass er Täter ist. Das alles hat Folgen, diese Folgen erlebst du nun jeden Tag. Und das sollte sich unbedingt ändern.

Ja, sag ihm ruhig, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Entwickle Perspektiven, mache Pläne, suche nach Lösungen und konfrontiere ihn damit. Da es das WIR bei der Lösungssuche zur Zeit nicht geben kann, muss er dein ICH neu kennen lernen. Er darf erfahren, dass du nicht nur hilflos, überfordert und Opfer seiner Entscheidung bist, dazu noch gehandicapt; sondern er sollte damit konfrontiert werden, dass du auch ohne ihn leben kannst, dass du eigene Lösungen entwickeln kannst und dass du selbstbestimmt handeln kannst, wenn eine gemeinsame Zukunft sowieso ausgeschlossen zu sein scheint. Wenn nicht mit dir, dann ohne dich!

Ein Tipp: solche wichtigen Sätze (oder der Beginn eines Gespräches darüber) kann man vor einem Spiegel üben. Es kann hilfreich sein, sich dabei selber anzuschauen und festzustellen, dass man auch Selbstbewusstsein in sein Gesicht zurück zaubern kann, das anscheinend verschwunden war. Man kann durch bestimmte Atemtechniken sogar seiner Stimme mehr Überzeugungskraft verleihen. Und dann bietet sich bestenfalls die Gelegenheit, den Menschen, der einen verlassen will, damit zu konfrontieren, dass du nicht nur Opfer bist, sondern auch bereit, Täter zu werden und ihn mit bestimmten Entscheidungen zu konfrontieren. Dabei sollen keine Brücken abgebrochen werden, aber das willst du ja eh nicht.

Ich habe den Eindruck, dass bei euch noch einiges in Bewegung ist, das man noch nicht einschätzen kann.

19.11.2020 14:13 • x 6 #60


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