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Neuer Mann - Red Flags oder bin ich zu verkopft?

baieutli
Hallo ihr Lieben,

nun lese ich bereits seit fast zwei Jahren täglich hier im Forum. Es ist sozusagen mein Social Media Ersatz geworden. Langsam aber sicher denke ich, dass ich durch das ganze Lesen noch viel verkopfter geworden bin und so auch an meine Dates herangehe.

Nun gut, ich bin jetzt seit sieben Monaten getrennt und habe vor ein paar Wochen mit Onlinedating begonnen. Bisher hatte ich zehn Dates die zwar nett waren, bei denen ich mir jedoch aus irgendeinem Grund kein zweites Date vorstellen konnte. Eigentlich wollte ich das OD einstellen, weil ich langsam denke, dass es an mir liegen könnte, dass mir nie etwas passt. Dann habe ich ihn kennengelernt, war direkt von seinen Fotos begeistert und auch ein erstes Telefonat hat mein Gefühl bestätigt, dass wir ganz gut mit einander können.

Tja wie soll ich sagen, er ist ein sehr direkter Mensch. Das mag ich auch und so bin ich auch, nur manche Sachen würde ich nun nicht direkt am Anfang des Kennenlernens erzählen. Beim ersten Date sagte er mir, dass er ADHS hat. Wir kamen relativ schnell auf das Thema, da ich in meinem bisherigen Job mit Kindern und Jugendlichen mit ebendiesem Krankheitsbild gearbeitet habe. Er ist medikamentös eingestellt und macht auch eine Verhaltenstherapie und meint, dass er mittlerweile gut damit zurecht kommt (leider wurde das ADHS erst im Erwachsenenalter diagnostiziert). Meine erste Reaktion darauf war natürlich mich im Internet stundenlang über ADHS bei Erwachsenen zu belesen. Total doof, im Endeffekt zeigt es sich ja eh bei jedem anders.

Mittlerweile hatten wir ein zweites Date und heute Abend ist das dritte geplant. Ansonsten telefonieren wir jeden Abend und haben wirklich immer was zum quatschen, weshalb die Telefonate meist bis zum ins Bett gehen ausarten. Er hatte mir bereits berichtet, dass er derzeit im Job kürzer tritt. Dies war ihm äußerst peinlich. Auch ich musste Anfang des Jahres kürzer treten, da ich kurz vor einem Burnout stand, weshalb ich ihn in dieser Hinsicht total verstehen kann. Ja ich finde es sogar gut, dass er vorher die Notbremse gezogen hat und lieber weniger Stunden arbeitet als ganz aufzuhören.
Gestern erzählte er mir dann, dass er seit der Notbremse auch Antidepressiva nimmt. Auch damit habe ich Erfahrungen, da ich diese ebenfalls verschrieben bekommen habe als ich ausgefallen bin. Ich habe sie jedoch nur einige Tage genommen.

Tja und nun stehe ich da und überlege hin und her. Am meisten macht mich fast noch meine Doppelmoral fertig. Ich kenne das ja nun von mir selbst wenn alles zu viel wird und weiß, dass dies jeden erwischen kann. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass ich einen Mann möchte der nicht so einen Haufen Probleme mit sich rumschleppt. Dafür habe ich genug eigenen Probleme. Das macht mir ein schlechtes Gewissen. Ich habe ihm auch bereits gesagt, dass ich beim ersten Kennenlernen vielleicht nicht direkt so viel erzählen würde. Dabei bin ich auch irgendwie froh, so kann man immerhin abwägen bevor sich Gefühle entwickeln.

Im Endeffekt weiß ich jetzt auch gar nicht was ich von euch will. Natürlich hätte ich gerne Antworten wie, probier es oder lass es. Schlussendlich muss ich das aber selber entscheiden. Trotzdem würden mich vielleicht andere Sichtweisen interessieren. Bisher ist noch nichts passiert und ich werde auch wie vereinbart mit ihm heute auf ein Konzert gehen, aber diese Verkopftheit nervt mich so. Wäre er nicht so offen, könnte ich mich viel unbeschwerter auf das Dating einlassen.

04.06.2022 12:39 • #1


Kranich71
Nicht so viel denken, einfach Leben.

04.06.2022 12:44 • x 5 #2


A


Neuer Mann - Red Flags oder bin ich zu verkopft?

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K
Zitat von baieutli:
Wäre er nicht so offen, könnte ich mich viel unbeschwerter auf das Dating einlassen.

Bitte? Schieb ihm nicht die Schuld zu für das, was Du mit seinen Informationen anstellst..... Nicht böse gemeint, aber wärs Dir lieber, Du erfährst das alles, wenn Du schon voll im Hormonrausch bist und sowieso nicht mehr rational entscheiden kannst, ob Du Dich auf ihn einlassen willst.... Natürlich ist es ne Hausnummer.... ADHS und Fast-Burnout. Aber er scheint ja auch andererseits die Sache im Griff zu haben.

Ich als Außenstehender kanns einfach sagen.... Wenn es für Dich kriegsentscheidend ist, dass er jemand problemfreies sein muss, an den Du Dich emotional anlehnen kannst, die sprichwörtlich starke Schulter bietet, dann wäre er wohl nicht der richtige. Aber ich wäre an Deiner Stelle nicht so pessimistisch, denn er kann doch genau dieser sein. Er geht die Dinge ja an - lässt sich wg. ADHS medikamentös gut einstellen, zieht eher die Reißleine, als dass er den Burnout zuschlagen lässt. Klingt für mich nach einem reflektierten Menschen, der proaktiv an Probleme rangeht.

Du sagst es ja schon ganz richtig - Du musst es am Ende selbst entscheiden. Aber zu erwarten, dass der Gegenüber als Fels in der Brandung ohne Probleme dazustehen hat, ist nicht die richtige Vorstellung, finde ich. Würdest Du Dir einen Pflegefall ans Bein binden, würde ich Deinen Post voll und ganz nachvollziehen können. Aber so sehe zumindest ich ihn nicht (nach Deiner Schilderung, wohlgemerkt).

04.06.2022 12:49 • x 7 #3


baieutli
@RyanG
Ja du hast eh recht, natürlich ist es ihm hoch anzurechnen, dass er bereits zu Beginn über alles informiert. Das war auch nicht ganz ernst gemeint, ich wäre nur im Hormonrausch eben nicht mehr so verkopft .
In der ganzen Verkopftheit habe ich auch darüber nachgedacht, dass es ja eigentlich super ist, wenn jemand sich bezüglich seiner Probleme helfen lässt. Ein Therapeut würde so manchem unserer Mitmenschen sicher nicht schaden, sie werden diese Hilfe jedoch nie in Anspruch nehmen.

Genau auf solche Antworten hatte ich ehrlich gesagt gehofft. Ich danke dir sehr dafür!

04.06.2022 13:02 • x 1 #4


T
Also ich wäre dafür, dass man nur noch absolut perfekte, in sich ruhende und total gesellschaftskonforme Menschen kennenlernt. Angepasst, ohne Ecken und Kanten, ohne Offenheit und wahren Geschichten hinter dem Menschen.

Bitte alle so wie bei Momo und den Zeitdieben. Alle sind sie total Uniform und stehlen nur Lebenszeit.

//Dieser Beitrag konnte Spuren von Ironie enthalten inkl. wahren Kerns.

Ganz allgemein und nicht persönlich an dich gerichtet:
So sind nicht wenige Frauen auf OD Plattformen. Sie suchen das perfekte Männerabbild ihrer Phantasie und bieten genau was dafür an? Verkopfung und eigene Baustellen. Ist einer Frau schonmal in den Sinn gekommen, dass tolle Männer genug Frauen kennenlernen und eben nicht die Baustellenfrauen von OD Plattformen *nötig* haben? Meine Profile habe ich auch stillgelegt, da es echt gruselig ist, was dort an Frauen sucht, was sie für Vorstellungen haben und was sie bieten. Ich nenne das in vielen Fällen Größenwahn und Probleme bei der Selbstwahrnehmung.
Und bevor nun jemand glaubt, ich bin das gefrustete Männchen, dass da keine abbekommt: es fällt mir im echten Leben sehr viel leichter Frauen kennenzulernen und zumeist haben die keinen an der Waffel.

04.06.2022 13:02 • x 12 #5


Lebengehtweiter
@baieutli

Du, ich finde das du aufgrund seiner Probleme durchaus das Ganze beenden kannst. Ohne Reue.

Dafür sind ja OD da. Man lernt sich kennen, und wenn man merkt, der andere ist nix für mich, beendet man das.

Sollte auch jeder, der OD akzeptieren.

PS: Ich wollte auch keine Frau, die noch genug eigene Probleme hat. Hab dies dann auch offen und ehrlich gesagt.

04.06.2022 13:02 • x 1 #6


T
Zitat von Lebengehtweiter:
Dafür sind ja OD da. Man lernt sich kennen, und wenn man merkt, der andere ist nix für mich, beendet man das.

Sorry, aber so eine Einstellung ist (ja, leider auch verbreitet) einfach ekelhaft. Das nenne ich Menschenkonsum und genau deswegen bin ich da weg.

04.06.2022 13:11 • x 6 #7


baieutli
@Tin_
Vielen Dank Tin, ich mag deine Beiträge immer sehr. Du hast schon recht, ich weiß nicht woher das beim OD kommt? Vielleicht weil man da ja immer weiter wischen kann und vielleicht kommt doch noch einer bei dem alles perfekt ist? Ich spüre auch ganz stark meine eigene Doppelmoral was das Thema betrifft. Der Gedanke, dass sich beim OD in meinem Alter halt nur noch die übriggebliebenen beschädigten finden lassen. Dann denke ich wieder, he halt, ich fühle mich nicht als übrig geblieben oder beschädigt.
Zudem habe ich das Gefühl, dass ich in der Hinsicht mit dem älter werden auch schlimmer werde. Mein Kinderwunsch besteht nun mal immer noch und auch wenn ich es nicht wahrhaben will und vor allem versuche dies nicht im Außen zu zeigen, beeinflusst es mein Dating Verhalten enorm.

04.06.2022 13:11 • x 2 #8


Lebengehtweiter
Zitat von Tin_:
Sorry, aber so eine Einstellung ist (ja, leider auch verbreitet) einfach ekelhaft. Das nenne ich Menschenkonsum und genau deswegen bin ich da weg. ...


Wie machst du es im RL. Ansquatschen, treffen und wenn du merkst, dass sie nix für dich ist.... was dann?

Wo ist der Unterschied?

04.06.2022 13:13 • x 3 #9


baieutli
@Lebengehtweiter
Hmm das Ding ist halt, dass ich bisher nur von seinen Diagnosen gehört habe. Hätte er gar nichts erzählt, wäre es mir niemals bei den ersten zwei Dates aufgefallen, dass er überhaupt eine Diagnose hat.
Hätte ich bei den Dates Verhaltensweisen, mit denen ich überhaupt nicht kann festgestellt (sei es durch irgendeine Diagnose begründet oder auch so), hätte ich das kennenlernen eingestellt. Aber das war bisher noch nicht der Fall.

04.06.2022 13:14 • x 1 #10


T
Zitat von Lebengehtweiter:
Wie machst du es im RL. Ansquatschen, treffen und wenn du merkst, dass sie nix für dich ist.... was dann? Wo ist der Unterschied?


Dass man einen Menschen nicht nur auf Bildern erlebt und ich schon viel über diesen Menschen erfahre, bevor es zu einem verbalen Austausch kommt. Zumal ich nicht mit der Absicht rangehen eine Partnerin zu finden, sondern einen tollen Menschen.
Und meiner Erfahrung nach, ist die Zahl derer, die online SUCHEN, sehr viel öfter mit Menschen gespickt, die wirklich andere Probleme haben, als Partner. Damit meine ich nicht mal Erkrankungen, sondern eher die Erwartungshaltung und dieses Katalogwesen.

04.06.2022 13:18 • #11


Lebengehtweiter
Zitat von baieutli:
@Lebengehtweiter Hmm das Ding ist halt, dass ich bisher nur von seinen Diagnosen gehört habe. Hätte er gar nichts erzählt, wäre es mir niemals ...


Du, vielleicht hat er die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, am Anfang reinen Wein einzuschränken.

Frag ihn doch heute mal, warum er es dir beim ersten Treffen erzählt hat.

04.06.2022 13:19 • x 1 #12


N
Ich habe auch ADHS welches erst vor zwei Jahren diagnostiziert wurde.

ADHS ist teilweise schon sehr dominant im Verhalten, deswegen wird er das schnell erzählt haben damit du ihn nicht für seltsam hälst und in eine Schublade steckst.

Das man psychisch schneller angeschlagen ist und schwieriger Serotonin herstellen kann ist bei der Neurodivergenz normal. Was genau ist denn dein Problem? Das er ADHS hat, das er dir das so schnell erzählt hat oder das er Antidepressiva nimmt?

04.06.2022 13:22 • x 4 #13


Lebengehtweiter
Zitat von Tin_:
Dass man einen Menschen nicht nur auf Bildern erlebt und ich schon viel über diesen Menschen erfahre, bevor es zu einem verbalen Austausch kommt. ...


Wie schaffst du das, sehr viel über einen Menschen zu erfahren, bevor es zu einem verbalen Austausch kam?

Bist du..

a) Mentalist
b) Jürgen Trovato
c) Stalker

Sag mal. Die Fähigkeit hätte ich gerne.

04.06.2022 13:23 • #14


baieutli
@Nostraventjo
Puh, das ist echt eine sehr gute Frage. Die ich jetzt so auf die schnelle gar nicht beantworten kann.
Ich glaube mein eigentliches Problem ist mein eigenes Misstrauen. Umso mehr Gemeinsamkeiten und Dinge die ich an einem Menschen wirklich schätze ich entdecke, umso mehr beschleicht mich das Gefühl, dass da doch ein Haken sein muss. Und nach dem suche ich wohl gerade.

Das ADHS Thema kam so schnell auf den Tisch, weil er sich sehr dafür interessiert wie ich mit den Kindern und Jugendlichen arbeite.

04.06.2022 13:29 • x 1 #15


A


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