Guten Vorabend, Ysabellchen!
(Mir einen guten Morgen zu wünschen ist ja ein Euphemismus, wie ich ihn schon lange nicht gehört habe! Dennoch danke, sehr aufmerksam! )
Bei Euch scheint die Post derzeit ja sehr abzugehen .
Ich hatte gerade eine Vision: Keto liegt als von Dir und Contra zuschanden gerittenes Einhorn in einer rotlichtigen Ecke und Ricky sichtet eifrig seine befleckten MBR-Studien, die er dazu gemacht hat.
Da darf man ja schon gespannt sein, wenn er die auf den Tisch legt! Und darauf bestehe ich! Sonst glaube ich kein Wort!
Wie es scheint, sind ja lediglich Konrad und ich ungeschoren davongekommen (Computer steht ja zumindest, so wie Kaetzchen, in den samtweichen Startlöchern). Mir war ja von vornherein bewußt - aus intuitiven, nicht aus analytischen Gründen -, welches Bad der Verwüstung Ihr beiden Schönen da anrichtet werdet! Und ich frage mich, ob Keto und Ricky überhaupt jemals wieder auftauchen werden ... Manches überlebt man ja beim besten Willen nicht, abgelaicht bis zum völligen Ruin.
Aber dennoch mein theoretisches Interesse: Welche Rolle wäre denn mir zugedacht gewesen (falls mir eine zugedacht war)?
So eine Art Troubadix, der ganz umsonst seine sehnsuchtsvollen Liebeslieder in die Nacht zittert, ohne jede Aussicht auf eine auch nur kurze Erlösung?
Du brauchst es erst gar nicht zu verneinen - ich kenne die gnadenlose Grausamkeit beflügelter Frauen ...
Ich brauche mein Einhorn nicht mehr streicheln zu gehen. Ich reite auf ihm durch Nacht und Sturm und hole mir die Sterne vom schwarzflammigen Himmel. Das bereitet mit mehr Vergnügen als nur zu streicheln. Gestreichelt habe ich lange genug, auch tiefgründig genug, wie ich meine.
Ja, weißt Du - ich habe meine eigene Psychoanalyse gemacht (sehr empfehlenswert übrigens!).
Ich habe mich einfach vor den Spiegel gesetzt (sogar ein teuerer ist noch wesentlich günstiger als jeder fremde Psychoanalytiker) und habe mit mir selber geredet. Anfangs natürlich, wie üblich, etwas unsicher, verschlossen, alles oder doch das meiste verbergend wollend. Aber nach und nach immer offener, ja bisweilen richtig wütend. Ich habe mich beredet, beschrien, beweint - das volle Programm. Bis zur letzten Erkenntnis.
Seitdem mute ich mich auch niemandem mehr zu, gerade noch, mit knapper Not, mir selber .
Wahrscheinlich daher Dein Eindruck eines emotionslosen, kühl-analytischen Wesens. D. h. ich muß ja die Distanz waren, sonst tappt am Ende ein Engelchen wie Du auch noch in eine Falle, die ich nicht einmal aufgestellt habe.
Hätte ich noch ein Fenster, würde ich es nun glatt probehalber auftun, um einmal zu sehen, welche Vampireslust da hereingeweht kommt und ob die wirklich so unwiderstehlich wäre, daß man sein Köpfchen artig in den Nacken streckt und es erbebend zur Seite dreht. (Allerdings hätte ich Dich (und Contra, wenn sie mitgeflogen wäre) vorgewarnt: An alten Adern kann sich auch eine Vampira ihre Zähnchen ausbeißen (Verkalkung - Du verstehst?), und dann wäre es vorbei mit den nächtlich saugenden Umtrieben.)
Jedoch - mein Fenster, das einzige, das ich hatte, ist längst zugemauert (seit gut dreieinhalb Jahren). Und der Zement mit Knoblauchwasser abgemischt, zur endgültigen Sicherheit.
Sei getröstet: der Erfolg stellt sich automatisch ein. Die Sehnsucht ist dann doch immer größer als die Angst.
Von welcher Angst redest Du, Ysabellchen? Und vor allem - von welcher Sehnsucht?
Ach, Ysabell! Du irrst Dich wieder! (Ich glaube manchmal, Du verkennst mich ganz und gar.) Ich habe gar kein Hierarchiewesen, weder nach unten noch nach oben. Nicht einmal als Kind habe ich mich in diese sintflutlichen Rang- und Revierkämpfe hineingestürzt. Zumindest diese Dummheit ist mir von Natur aus erspart geblieben. Ich bin gewissermaßen ein Nomade, den es immer gerade dorthin zieht, wo nichts und niemand ist und vielleicht teilweise auch noch nie gewesen war.
Daher steige ich auch nicht auf Schultern, bin in keiner vereinsamten Höhe und bin eben gerade nicht umschwirrt (was meine Aussage ja nichts anderes als belegt, falls Deine stimmen sollte) - was auch besser ist für meine empfindlichen Fledermausohren.
Also die Apothekerin und den Hustentee überlasse ich einmal Deiner Phantasie. Jede Blamage, die es zu erringen gibt, muß man auch wieder nicht erringen . Stelle sie Dir jedenfalls als Prachtweib vor, dem man zu Füßen fällt, ob man will oder nicht!
Tja, es spricht nicht eben für Neddilein, daß er noch wenig um die Dinge weiß und er sich schon mit einer sportlich figurierten Frau zufrieden gibt.
Vermutlich weiß er in seiner Unschuld noch nicht um die Blume, die den einfältigen Schmetterling zu Tode küßt ...
Mit den Toren, die verschlossen bleiben, meinte ich nicht die Tore der Liebe, sondern andere. Und diese bleiben durchaus nicht immer verschlossen, wie man sieht. Manchmal reicht ein Tulpenstrauß, um sie zu öffnen.
Ja, Deine Motivation, ein Mann zu werden, habe ich offenbar nicht durchschaut. Denn eine gute Idee scheint mir das nicht zu sein. Vielleicht machst Du Dir darüber ein bißchen Illusionen.
Meine Beobachtung ist: So daneben kann eine Frau gar nicht sein, um nicht zumindest irgend etwas Mannartiges anzuangeln. Während ein Mann gar nicht so sehr nicht daneben sein kann, um nicht vor dem Feuerchen zu verhungern. Er könnte sich höchstens dümmer machen, als er ist. Aber wozu das alles? Eine feuchte Humplerei ist noch lange kein liebeswarmer Spaziergang im Regen.
Das Grundproblem scheint mir zu sein: Die Wege der Liebe führen zum Geschlecht (auch wenn alles bei den Lippen anfangen mag). Bei der Frau wie beim Mann. Nur daß der Weg des Mannes mehr ein Kriegspfad, jener der Frau mehr ein Kreuzweg ist. Aber alles mündet in derselben schrulligen Kapelle, auf deren Tor ein großes Umsonst genagelt ist, an das kein Mensch glauben will. Die Versuchung ist einfach zu groß.
@Kaetzchen
Wenn ich so unverschämt sein darf: Wie bist Du denn zu Deiner Hornhautumbra gekommen? Vielleicht solltest Du es einmal mit etwas anderem als einem Kater versuchen - nicht alles hat eine dermaßen rauhe Zunge! Und vielleicht bildet sich dann sogar wieder alles allmählich ins Weiche zurück
18.02.2017 02:58 •
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